Der SC Hattersheim erhält einen neuen Namen!

Transkript

1 Der SC Hattersheim erhält einen neuen Namen! Hattersheim I Raunheim Gerstner, Wolfgang 2331 Kuckuk, Heinz Gerhard Knop, Jan Hanak, Matthias Fischer, Roger Dr. Zwack, Matthias 1788 Schmidt, Roland Rauschenbach, Rainer Makilla, Tobias Köcher, Martin Bernhardt, Michael Kronenburg, Bernd Arnold, Mark 1893 Landauer, Erik Busch, Malte 1727 Khani-Alemouti, Elias 1550 Nach einer erholsamen Weihnachtspause gastierte bei uns das Team aus Raunheim, welches im Mittelfeld der Tabelle angesiedelt war. Nach den vielen Zitterpartien der ersten drei Runden hatten wir uns vorgenommen, in nahezu Bestbesetzung eine nervenschonendere Vorstellung zu geben. Doch Absicht hin, Wunsch her, der geneigte Leser wird schnell erkennen, dass (in Anlehnung an ein Wort von Siegbert Tarrasch) die Götter vor das Endspiel die Taktik gesetzt haben, und in solchen Gemetzeln wie heuer spielen Spielstärkeunterschiede eben nur noch eine bedingte Rolle. Das Drama begann diesmal außerordentlich früh. An den meisten Brettern hatten sich noch kaum Mittelspielstrukturen gebildet, da packte der Gegner von Tobias im Königsgambit ein Figurenopfer aus Anderssens Zeiten aus, während Jan an dieser Stelle stolperte: Knop Hanak Ein ungenauer Zug hatte Schwarz schon gute Initiative verschafft. Mit 10.axb4 dxc3 11.Dxd5 Sxd5 12.bxc3 Lxe2 13.Kxe2 Sxc3+ 14.Kf3 konnte Jan einen Bauern opfern und im Läuferpaar ein akzeptables Äquivalent erhalten. Stattdessen folgte 10.Lg2? Lf3? 11.axb4 mit Remisangebot, was von seinem Gegner auch angenommen wurde. Nachdem Jan dxc3! 11.axb4 (Oder 11.Lxd5 c2+ bzw. 11.Dxd5 cxb2+ 12.axb4 bxa1d, jeweils mit Figurenverlust.) Dxd1+ 12.Kxd Ke1 Sxb4 mit glatter Verluststellung übersehen hatte, hatte er Sorgen ob seiner Tagesform und zog die Notbremse.

2 Nur wenig später erwischte es Roger: Dr. Zwack Fischer Mit den schwarzen Steinen hatte er guten Ausgleich erzielt, der mit Sbd7 gut festgehalten werden konnte. Stattdessen folgte jedoch Lxc4?! 12.Sxc4 Db5? (Übersieht ein taktisches Motiv. Notwendig war Dc7.) 13.Dg7! Tg8 14.Sxd6+ exd6 15.Dxf6 mit Mehrbauer und klarem Vorteil für Weiß. Ein denkbar kritischer Auftakt. Immerhin hatten Rainer und Malte mit Weiß gute Stellungen erzielt, während Wolfgang und Mark mit Schwarz bequemen Ausgleich besaßen. Auch Michael konnte eine leicht bessere Position vorwiesen, während bald ersichtlich wurde, dass Tobias Probleme mit der Verteidigung des Königsgambits bekam. Hier verdichtete ein sehenswerter Abtausch den weißen Vorteil: Köcher Makilla Trotz Minusfigur ist der folgende Damentausch dynamisch bestens motiviert: 12.Lh6! Dxg3 13.hxg3 Td8? (Danach kann sich Schwarz des weißen Angriffs nicht mehr erwehren. Notwendig war das Qualitätsopfer Sd7 14.Lxf8 Sxf8 15.Txf7 d5 16.Taf1 Le6 17.Txe7 dxc4 18.Txc7 mit vagen Überlebenschancen.) 14.Txf7 d5 15.Taf1 Sf5 16.T7xf5, und der Angriff geht bei jetzt schon ausgeglichenem Material munter weiter. Zu allem Überfluss kam dann auch noch Michael in die Bredouille. Seine etwas bessere

3 Stellung wollte er zu einem Bauerngewinn nutzen, stellte dabei jedoch seinen Monarchen in eine langfristig sehr unangenehme Fesselung. Für die Lösung dieses Problems investierte er viel Zeit, ohne den Druck wirklich abschütteln zu können. Immerhin konnte Malte seinen Raumvorteil nutzen und einen Angriff am Königsflügel starten. Bei Mark war weiterhin nichts Aufregendes passiert, alles blieb im Gleichgewicht. Die ersten Lichtblicke gab es in Wolfgangs Partie, der nach einem zu frühen Bauernvorstoß mit einem unerwarteten Damenschwenk dem Gegner die Wahl zwischen Passivität und Bauernopfer ließ. Er entschied sich für Letzteres, musste dabei aber auch dauerhaft einen Randspringer akzeptieren. Rainer wiederum hatte seinen Positionsvorteil in einen Bauerngewinn umgewandelt: Rauschenbach Schmidt Der Vorteil ist deutlich, aber nach Lb6 oder g5 muss Weiß noch gute Technik für die Verwertung demonstrieren. Nach dem Blackout Le6? 28.Txc5! folgte hingegen wegen der Grundlinienschwäche die sofortige Aufgabe. Damit schraubte Rainer seine Saisonbilanz auf satte 4.5/5 Zähler! Zu unserem Glück kippte wenig später Rogers Partie in eine glatte Remisstellung, nachdem sein Gegner den Mehrbauern im Sinne einer allerdings schnell verpuffenden Initiative zurück gegeben hatte. Hier wurde die Punkteteilung vereinbart. Als dann bei Wolfgang ein zweiter Bauer eingeheimst wurde, lagen wir plötzlich mit 3:1 in Front allerdings mit zwei hochgradigen Verluststellungen bei Tobias (der wenig später kapitulieren musste) und Michael, der in Zeitnot Material geopfert hatte, um der Fesselung zu entweichen. Das entstandene Endspiel mit Minusturm war jedoch hoffnungslos. Nun hatten wir schon mit viel Glück drei Zähler gesammelt, und immer noch hing der Mannschaftskampf am seidenen Faden. Als Mark um eine Einschätzung bat, meinte ich, er solle in seiner ausgeglichenen Position Risiken vermeiden und die Stellung im Gleichgewicht halten, bis klar war, ob Malte seinen Angriff würde siegreich gestalten können. Danach könne man sehen, ob Mark ins Remis abwickeln könne oder doch (im Sinne der 4,5 Punkte) auf Gewinn spielen müsse. So ganz setzte unser Recke diese taktische Vorgabe jedoch nicht um:

4 Landauer Arnold Von seinen verbliebenen 30 Minuten investierte Mark hier 20, um die Abwicklung 28...Txd4! 29.cxd4 Dxf3+! 30.Kxf3 Sxd4+ 31.Kg2 Sxc2 durchzurechnen, die genau dem Matchplan entsprochen hätte. Er war sich jedoch nicht sicher, ob die Kompensation für die Qualität wirklich ausreichend ist, aber schon die Post-Mortem-Analyse mit der Idee Sd4 nebst f6 und e5 gefiel ihm sehr gut keine Verlustgefahr und bei Bedarf Umschalten auf aktives Spiel. Stattdessen folgte bei inzwischen weniger als 2 Minuten Restbedenkzeit bis zur Zeitkontrolle ein ebenso überraschendes wie zweifelhaftes Figurenopfer, woraus diese Stellung resultierte: Die drei Bauern stellen hier kein ausreichendes Äquivalent für den aktiven Läufer dar. Da passive Züge auf Dauer hoffnungslos sind, wurde ein letzter Versuch entkorkt: Td5?! 38.De7?? (Ein fatales vis-a-vis der Damen bahnt sich an. Stattdessen hätte 38.Lxd5 Txd5 39.Dc3 Txg5+ 40.Tg3 den Tag für Weiß entschieden gehabt.) Txg5+ 39.Kf1 Tg Eine böse Überraschung für Weiß, der nun die Dame verliert. Damit war der vierte Punkt eingefahren (zwei davon aus drei deutlichen Verluststellungen heraus...), und bei Michaels verlorenem Endspiel hing nun alles von Maltes Angriffsspiel ab. Er agierte dabei äußerst souverän, und nachdem sein Gegner für die Abwehr der ersten Angriffswelle eine Figure für zwei Bauern geopfert hatte, um auf der offenen b-linie zu Gegenspiel zu kommen, kam es zu folgender Position:

5 Busch Khani Alemouti Alles ist für den finalen Einschlag vorbereitet: 32.Sxf6! gxf6 33.Tgxf6 Dxf6 (Auch 33...Le7 34.Txe6 Lxh4 35.Txb6 Txe1 36.Txe1 Lxe1 37.Txa6 ist hoffnungslos.) 34.Txf6, und wenig später überschritt Schwarz die Zeit. Damit hatten wir die benötigten Punkte für den Mannschaftssieg unter Dach und Fach. So richtig euphorisch zeigte sich jedoch niemand, denn nach dieser neuerlichen Zitterpartie ist jedem bewusst, dass in den nun anstehenden Duellen mit den Aufstiegskonkurrenten etwas mehr Solidität erforderlich ist. Immerhin entspann sich am Ende noch die Diskussion, ob eine Umfirmierung in "Fortuna Hattersheim" nicht dem bisherigen Saisonverlauf angemessen wäre und uns für die nächsten Kämpfe den erforderlichen Rückenwind verschaffen könnte.