Mesner, Joseph Antoni. * Hohentengen, Saulgau

Transkript

1 Messmer, Joseph Anton, Weihnachtsbild, um 1811, Gewölbemalerei, Pfarrkirche, Gersau Bearbeitungstiefe Name Namensvariante/n Messmer, Joseph Anton Mesmer, Joseph Anton Mesner, Joseph Antoni Lebensdaten Staatszugehörigkeit Vitazeile Tätigkeitsbereiche Lexikonartikel * Hohentengen, Saulgau D Deutscher Freskant, Kirchenmaler und Porträtist aus Saulgau. Tätig in Oberschwaben, in der Inner- und Ostschweiz. Sohn von Johann Georg Messmer Ölmalerei, Malerei, Fresko, Wandmalerei, Deckenmalerei Sohn des Kirchenmalers Johann Georg Messmer. Studium an der Wiener (Schüler von Jakob Christoph Schletterer [ ]) und an der Augsburger Akademie Rückkehr nach und Niederlassung in Saulgau, damals zu Vorderösterreich gehörend. Heirat mit Maria Ursula Bleicher. Reformen unter Kaiser Joseph II. ( ) im Geiste der Aufklärung wirken sich lähmend auf die sakrale Kunst- und Bautätigkeit Seite 1/5,

2 in Süddeutschland aus. Joseph Anton Messmer verlagert ab 1783 sein Wirken grösstenteils in die Inner- und in die Ostschweiz, wo die Nachfrage nach spätbarocker Ausstattung, insbesondere für Landkirchen, unvermindert anhält. Es sind um die vierzig Kirchen und ein Profanbau (Sursee, Murihof, 1792) in der Schweiz, für die er Werke schafft. Darunter zahlreiche Deckenbilder: die letzten 1821 für die Pfarrkirchen von Isenthal und Kaltbrunn. Bei den Freskenzyklen hat Messmer in der Regel ein Bild signiert und datiert. Sein Vater und sein Bruder Johann Nepomuk ( ) arbeiten in einigen Kirchen unter seiner Leitung. Auch werden Deckenbilder nach seinen Entwürfen ausgeführt (Schüpfheim, Pfarrkirche, 1807, Ausführung durch Xaver Hecht). In kleinerem Umfang hat er auch Porträts von seinen Verwandten und Bekannten gemalt. In der barocken «di-sotto-in-su»-perspektive sind die grösseren Deckenbilder gemalt worden. Sie werden von Rokoko- oder klassizistischen Stuckaturen eingefasst. Gelegentlich durchbricht eine gemalte Figur den plastischen Rahmen. Messmers Deckenbilder sind unbeeinflusst vom aufkommenden Klassizismus und durch den Spätbarock sowie das Rokoko geprägt, doch sind die einzelnen Bilder im Geiste der Aufklärung übersichtlich und inhaltlich klar verständlich dargestellt. Zahlreiche Themen finden sich mehrmals in Messmers Werk, am häufigsten sind es die Epiphanie und das Abendmahl. Die Epiphanie-Darstellungen variieren stark und können auch in grösseren Bildfeldern um zusätzliche Szenen erweitert werden (Gersau, Pfarrkirche, 1811). Die Bilder reichen von der beinahe mittelaxialen Darstellung (Mosnang, Pfarrkirche, 1798) bis zu zwei sich kreuzende Diagonalen, auf denen sich die Handlung (Cham, Pfarrkirche, 1785) abspielt. Eine steile Treppe führt zum Stall, der mit antiken Architekturzitaten angereichert ist. Nicht minder variantenreich sind die Darstellungen des Abendmahls. Sie reichen formal von der auf Leonardo basierenden Szene mit dem zentralen Christus an einem langen Tisch (Wollerau, Pfarrkirche, 1783) bis zum übereck gestellten Tisch, an dem zuvorderst Christus sitzt (Ruswil, Pfarrkirche, 1784). Das Abendmahl findet in einem Zentralraum unter einer hohen Kuppel nach dem Vorbild des Architekturmaler Andrea Pozzo ( ) (Sins, Pfarrkirche, 1795; Mosnang) statt, doch ist der Kirchenraum im Gegensatz zur Vorlage nie illusionistisch erweitert. Einfacher komponiert sind die Altarbilder, die meist in tonigem Kolorit ohne genauere Raumangaben durch die Figuren und die von ihnen benutzten Objekte gebildet werden. Seite 2/5,

3 Messmers Deckenbilder zeichnen sich mal durch lichtdurchtränkte Rokokofiguren, mal durch kompaktere Barockfiguren aus, die mit den dunkleren Gruppierungen an den Rändern kontrastieren. Eine Chronologie aufgrund stilistischer Kriterien lässt sich aber bis zum 2. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts (Bauen, Pfarrkirche, 1812) nicht herstellen, ja an der barocken Illusion hat Messmer uneingeschränkt festgehalten. Bei den letzten Arbeiten in der Schweiz (Kaltbrunn, Isenthal) macht sich dann aber der Klassizismus doch bemerkbar: Bei der Übernahme von Raffaels Verklärung für das Deckenbild in Kaltbrunn verzichtet er auf die «di-sotto-in-su»-perspektive und weitere barocke Zutaten. Werke: Bauen, Pfarrkirche St. Ida; Cham, Pfarrkirche St. Jakob; Gersau, Pfarrkirche St. Marcellus; Kaltbrunn, Pfarrkirche St. Georg; Ludwigsburg, Barockgalerie im Schloss; Ruswil, Pfarrkirche St. Mauritius; Ulm, Sammlung Mesmer-Hermann (Nachlass). Rolf E. Keller, 2007 Literaturauswahl - Meisterwerke im Kanton Schwyz. Band II: vom Barock bis zur Gegenwart. Hrsg.: Markus Riek und Markus Bamert. Bern und Zürich: Benteli, Josef Grünenfelder: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug. Neue Ausgabe Band II. Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug. Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, 2006 (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 108) - August B. Rave: Staatsgalerie Stuttgart. Barockgalerie im Schloss Ludwigsburg. Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, Helmi Gasser: Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri. Band II. Die Seegemeinden. Basel: Birkhäuser, 1986 (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 78) - Elsbet Zumsteg-Bruegel: «Sammlung Mesmer-Hermann. Bewahrtes Erbe aus zwei süddeutschen Malerfamilien als Quelle zur Kunst- und Kulturgeschichte vom Barock bis zur Gegenwart». In: Ulm und Oberschwaben. Zeitschrift für Geschichte und Kunst, 42/43, 1978, S Bernhard Anderes: Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen. Band V. Der Bezirk Gaster. Basel: Birkhäuser, 1970 (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 59) Seite 3/5,

4 - Sammlung Mesmer-Hermann, bewahrtes Erbe aus zwei Malerfamilien. Kunstverein Ulm, [Texte:] Elsbet Zumsteg und Maria Mesmer. Ulm, 1969 Nachschlagewerke - E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris: Gründ, 1999, 14 vol. - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begr. von Ulrich Thieme und Felix Becker, 37 Bde., Leipzig: Seemann, Schweizerisches Künstler-Lexikon, hrsg. vom Schweizerischen Kunstverein; red. unter Mitw. von Fachgenossen von Carl Brun, 4 Bde., Frauenfeld: Huber, Direktlink Normdaten GND Deutsche Biographie Letzte Änderung Disclaimer Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. Copyright Das Copyright für den redaktionellen Teil, die Daten und die Datenbank von SIKART liegt allein beim Herausgeber (SIK-ISEA). Eine Vervielfältigung oder Verwendung von Dateien oder deren Bestandteilen in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung von SIK-ISEA nicht gestattet. Seite 4/5,

5 Seite 5/5, Empfohlene Zitierweise AutorIn: Titel [Datum der Publikation], Quellenangabe, <URL>, Datum des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008, 2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, Zugriff vom