Hans Dietrich Unger im Gespräch mit André Degand
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- Jörn Maus
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Hans Dietrich Unger im Gespräch mit André Degand Grüß Gott, Herr Degand, Sie sind ja ein viel beschäftigter Mann! Ich muss Sie an einem ih- rer vielen Beschäftigungsorte aufsuchen, um dieses Interview zu machen. So treffen wir uns heute im Musiksaal des Gymnasiums in Bad Brückenau. Grüß Gott, Herr Unger. Ja, ich gebe im Gymnasium sechs Stunden Unterricht in der fünf- ten und achten Jahrgangsstufe. Und es macht mir viel Spaß. Ja das glaube ich Ihnen gerne. Und an der Reaktion der Fünftklässler, die gerade den Mu- siksaal verlassen haben, habe ich gemerkt, dass sie gerne zu Ihnen in den Unterricht kom- men. Doch nun zu Ihrer Person. Eigentlich heiße ich Andreas Degand. Meine Eltern wollten mich André taufen, mit Ak- zent, aber der damalige Pfarrer hat gesagt, so einen Namen gibt es nicht. Er tauft mich nicht auf André sondern nur auf Andreas. Und wo sind Sie denn getauft wurde? In Bad Bocklet, wo ich aufgewachsen bin. Vor kurzem, bei unserem Trau- Gespräch, habe ich von unserem Pfarrer erfahren, dass das damals so in Ordnung war. Und wann war damals? Das war Und seit dem 2. August bin ich verheiratet. Und wie oft haben Sie seitdem Ihre Frau gesehen? Eher selten. Momentan geht s, weil sie selbst ihr Betriebswirt- Studium macht. Aber auf Dauer ist es natürlich so nichts. Wie viele Arbeitsstellen haben Sie denn zur Zeit? Da muss ich erst mal überlegen Am Montag bin ich in der Musikschule Sulzbach- Rosenberg. Das ist ja ganz schön weit weg! Ja, 190 km einfache Fahrt. Dienstags bin ich im Gymnasium und am Nachmittag in Wild- flecken, der Außenstelle der August- Kömpel- Musikschule, und am Abend bin ich in Burghausen, einer Außenstelle der Musikschule Münnerstadt. Mittwochs bin ich in Lohr am Main, am Donnerstag in Münnerstadt und am Freitag in Bad Brückenau, jeweils an der Musikschule. Von der August- Kömpel- Musikschule aus betreue ich nicht nur Wild- flecken, sondern auch die Außenstelle in Zeitlofs. Und wie viele Kilometer sind Sie dann unterwegs? Zur Zeit sind es ca km pro Jahr, aber es waren auch schon mal Wie kamen Sie zum Posaune- Spielen oder überhaupt zum Musik- Machen?
2 Musik hat mich eigentlich schon von Kindesbeinen an interessiert. Ganz zu Anfang woll- te ich eigentlich Schlagzeuger werden. Aus einem ganz banalen Grund hat das nicht funktioniert, weil ich am Dienstag Nachmittag immer Sport hatte und der Schlagzeugun- terricht im Jugendmusik- Corps Bad Kissingen auch nur am Dienstag angeboten wurde. Ich habe dann erst trotzig reagiert und gesagt: Dann mach ich eben gar nichts. Aber der damalige Leiter des Jugendmusikkurs hat dann meine Mutter und mich gefragt, wie es denn mit Posaune ausschaue, da man im tiefen Blech noch jemand gebrauchen könne. Damals war ich sieben oder acht Jahre alt, und es hat ein wenig gedauert, bis ich Spaß daran fand. Als ich elf oder zwölf Jahre alt war, hat es irgendwie Klick gemacht, und ich habe fleißiger geübt. Dann habe ich jeden Tag eine Stunde geübt und gemerkt, dass es jeden Tag besser wird. Es fing an mir Spaß zu machen und je größer der Erfolg wurde, desto mehr habe ich geübt. Dann habe ich in mehreren Musikvereinen gespielt, manch- mal in drei oder vier verschiedenen Formationen. Und mit 14 Jahren bin ich dann zur ersten semi- professionellen Band gekommen. Da ich mit 14 Jahren schon über 1,80 m groß war, fiel ich gar nicht auf, wenn ich zu späterer Stunde noch Tanzmusik machte. Und es war für mich ein tolles Erlebnis festzustellen, dass ich mit einer Sache, die mir soviel Spaß machte, auch noch Geld verdienen konnte. Wir hatten dann mit der Band um die 40 Auftritte pro Jahr. Wir haben recht erfolgreich Tanzmusik gemacht, auf Festen und auch in Bierzelten. Der Gedanke, Musik zum Beruf zu machen, der mir schon vor der Teilnahme an der Band gekommen war, hat sich in dieser Zeit verfestigt. Thomas Reuß, der Leiter der Musikschule Münnerstadt, hatte mich ja in die Band gebracht und war somit der Auslöser für meinen Berufswunsch. Außerdem hatte ich noch während mei- ner Realschulzeit mit mehreren Privatlehrern Kontakt. Nach dem Realschulabschluss habe ich dann durch eine Aufnahmeprüfung die Hochschulzugangsberechtigung erhal- ten. Die Prüfung musste ich ablegen im Hauptfach Posaune, aber auch in Theorie und im Klavier. Da ich in der Theorie aber noch zu schwach war, habe ich mich entschlossen an der Berufsfachschule in Sulzbach- Rosenberg noch ein Jahr zu lernen. Mit 17 Jahren bin ich dann an die Hochschule in Nürnberg gegangen. Dort habe ich 2001 meinen Diplom- Musiklehrer- Abschluss gemacht. Was war das Thema Ihrer Diplomarbeit? Die Situation der nordbayerischen Laienblasorchester in Bezug auf ihren pädagogi- schen Auftrag. Im Rahmen der Diplomarbeit habe ich herausgefunden, dass damals zwei Drittel der Schüler von nicht ausgebildeten Musikern unterrichtet wurden. Das ist mittlerweile besser geworden. Aber es gibt noch viel zu tun! Deshalb bin ich auch im nordbayerischen Musikbund sehr aktiv. Haben Sie denn eigentlich noch Zeit für irgendwelche andere Sachen, oder ist Musik Ihr Leben? Ja, das kann man so sagen, dass Musik mein Leben ist. Wenn ich etwas vorhabe, bin ich sehr ehrgeizig. Im Alter von Jahren verging kein Tag ohne Üben. Eigentlich gab es bis zum Ende meines Studiums in Nürnberg keinen Tag, an dem ich nicht geübt habe. Selbst wenn meine Eltern in Urlaub fuhren, bin ich zu Hause geblieben und habe geübt. Und durch mein konsequentes Üben bin ich zu dem geworden, was ich heute bin. Man kann also sagen, dass Sie weder Mühen noch Kosten gescheut haben, um Ihre Ausbil- dung so gut möglich abzuschließen.
3 Ja, das ist richtig. Während meines Studiums in Nürnberg bin ich fast jede Woche einmal nach Stuttgart gefahren, um bei dem späteren Professor Andreas Kraft Unterricht zu bekommen. Nach meinem Diplom in Nürnberg bin ich dann an die Musikhochschule nach Hannover gegangen, zu dem schwedischen Professor Jonas Bylund. Als dann Pro- fessor Kraft nach Würzburg kam, habe ich den Studienort gewechselt und bin auch nach Würzburg gegangen. Dort habe ich meine Abschlussprüfung als Diplom- Musiker ge- macht. Danach bin ich für zwei Jahre in die Konzertklasse gegangen und habe noch das Konzertexamen auf der Posaune gemacht. Das war ja wohl alles ziemlich anstrengend. Deshalb traue ich mich kaum zu fragen: was machen Sie als Hobby? Busfahren. Im Ernst: Busfahrer als Hobby? 2008 habe ich zunächst einmal den Lkw- Führerschein gemacht, weil ich mich schon immer für Motorfahrzeuge interessiert habe. Noch 2008 habe ich den Bus- Führerschein gemacht, womit ich schon die ganze Zeit geliebäugelt hatte. Und jetzt fahre ich an Wo- chenenden, wenn nicht allzu viel zu tun ist, oder in den Ferien, wenn es ruhiger ist, Bus. Oft sind es Tagesausflüge, und wenn die Fahrgäste etwas besichtigen, habe ich im Bus meine Posaune dabei und übe in der Zeit. Da wundern sich manchmal die anderen Bus- fahrer, die auch auf den Bus- Parkplatz stehen. Tja, wenn Sie so ehrgeizig sind und solche Ansprüche an sich selbst stellen, wie kommen Sie dann mit den Schülerinnen und Schülern zurecht, die oft nicht so ehrgeizig sind? Bei den Musikschülern gibt es tatsächlich nur sehr wenige, bei denen es mir weh tut, wenn sie sich nicht für das Instrument interessieren. Da kommt es auch schon mal vor, dass ich den Eltern rate mit dem Unterricht aufzuhören. Aber so etwas ist wirklich der Ausnahmefall. Für mich gibt es eigentlich nur eine Qual, wenn Schüler frech sind oder schlecht erzogen. Da gebe ich aber nicht nach. Und alleine durch meine Größe und mein Auftreten strahle ich wohl schon genügend Autorität aus. Und meine Schüler wissen, dass ich entgegenkommend bin, wenn sie die entsprechende Leistung bringen. Ja, natürlich. Dann meine immer gleiche Frage: Was wären Sie noch gerne los geworden? Ich spiele auch gerne im Theater- Orchester. In Meiningen bin ich öfters zur Aushilfe, manchmal auch in Coburg. Dort hatte ich nach meinem Abschluss als Orchestermusiker auch einen dreieinhalbjährigen Vertrag. Ich habe aber in dieser Zeit meine Tätigkeit an verschiedenen Musikschulen nicht aufgegeben, denn für einen Zeitvertrag macht man sowas ja nicht. Ich bin eben nicht nur als Musik- Pädagoge, sondern auch als Musiker gerne sehr aktiv. Ich war auch schon mit dem Windsbacher Knabenchor unterwegs, zweimal in Spanien. Für solche Auftritte verschiebe ich auch schon mal meinen Unter- richt oder lasse mich in Proben vertreten. Aber für solche Aktivitäten wie am Theater in Meiningen oder bei den Windsbachern müs- sen Sie ja sicherlich auch üben oder nicht?
4 Man muss als Musiker immer üben. Das nennt man Substanz erhalten. Natürlich ist das nicht mehr so wie früher. Als Student habe ich gelegentlich 8-9 Stunden täglich geübt. Zur Zeit bin ich froh, wenn ich eine oder zwei Stunden am Tag für mich üben kann. Aber aufgrund der Technik, die ich von Professor Kraft gelernt habe, kann ich sagen, dass dies absolut ausreichend ist. Nach wie vor spiele ich auch gerne Tanzmusik und Bigband. Es wird mir nie langweilig und wenn manche Leute sagen, dass ich zu viel arbeiten würde, kann ich nur entgegnen, dass es mir wahnsinnig viel Spaß macht Erfolg zu haben. Bei Ihren zahlreichen Tätigkeiten müssen Sie ja auch körperlich fit sein. Wie machen Sie das? Ich versuche mehrmals in der Woche früh zu laufen. In diesem Schuljahr schaffe ich es an den beiden Vormittagen, an denen ich zu Hause bin und am Wochenende. Dann stehe ich manchmal um 5:00 Uhr früh auf und dann laufe ich. Auch schwimmen gehe ich ganz gerne. Ins Fitnessstudio kann ich nicht gehen, weil die nicht so früh aufmachen. Ich bin jetzt nicht so der Sportlichste, wie man sieht, aber weil ich auch viel mit dem Auto un- terwegs bin, fahre ich zu Hause oft Fahrrad. Ja und den Musikern sagt man ja nach, dass sie auch viel trinken würden, aber das ist bei mir nicht der Fall. Nach einem Konzert gibt es schon mal ein Radler oder auch zwei, aber zu Hause trinken wir nur Wasser oder Saftschorle. Meine Freundin trinkt nur Wasser, überhaupt nichts anderes. Meine Freundin? Man merkt, dass Sie noch nicht so lange verheiratet sind! Wie lange haben Sie eigentlich geübt, beziehungsweise üben müssen, um dieses tolle David- Konzert bei der Namensgebungsfeier der Musikschule zu spielen? Ja, mit Unterbrechungen waren das circa vier Wochen. Ich habe mich dann ja auch mit Herrn Bamberger, dem Pianisten, in Würzburg getroffen. Ja, der Pianist hatte ja auch allerhand zu tun bei diesem Stück. Ja, es ist ja nicht umsonst das Probespiel- Stück. Es ist schon ein bisschen was drin. Es gibt zwar noch schwerere Stücke, keine Frage, aber es ist schon nicht ohne. Was haben Sie da demnächst für eine Prüfung oder Vorspiel, was ist das eigentlich? Das ist mein Master- Konzert zum Abschluss meines Studiums als Blasorchesterleiter, MA Blasorchesterleitung. Da ich das mit dem Bezirks- Jugendblasorchester Unterfran- ken zusammen mache, und die immer zwei Konzerte geben, habe ich eben ein Konzert in Bad Bocklet und dann tags darauf eines in Schonungen. Aber mein eigentliches Prü- fungs- Konzert ist das in Bad Bocklet. In diesem Bezirks- Jugendblasorchester spielen übrigens auch Schüler und ehemalige Schüler der Musikschule Bad Brückenau mit. Und Sie bleiben der Musikschule Bad Brückenau, August- Kömpel- Musikschule muss ich jetzt sagen, weiter erhalten? Ja, das habe ich vor!
5 Und was gefällt Ihnen an unserer Musikschule? Einfach, dass man in Ruhe arbeiten kann. Es ist ein entspanntes Arbeiten, mit der Schul- leitung, Daniela Wagner, mit der ganzen Organisation, alles ist so unkompliziert. Es funktioniert einfach alles problemlos: So haben zum Beispiel alle Lehrkräfte einen Schlüssel für das komplette Haus. Das ist nicht in allen Musikschulen so. Aber es erleich- tert das Arbeiten. Und die kurzen Wege, die schnellen unkomplizierten Entscheidungen von Daniela Wagner sind ganz wichtig für ein positives Arbeiten. Das ist ja ein sehr schönes Schlusswort! Ich danke Ihnen sehr für das Gespräch und wün- sche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Prüfungs- Konzert. Herzlichen Dank!
B: bei mir war es ja die X, die hat schon lange probiert mich dahin zu kriegen, aber es hat eine Weile gedauert.
A: Ja, guten Tag und vielen Dank, dass du dich bereit erklärt hast, das Interview mit mir zu machen. Es geht darum, dass viele schwerhörige Menschen die Tendenz haben sich zurück zu ziehen und es für uns
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