Die Landesmessstellen des LAU zur Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt aktuelle radiologische Untersuchungen in Sachsen-Anhalt

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1 Die Landesmessstellen des LAU zur Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt aktuelle radiologische Untersuchungen in Sachsen-Anhalt Fotos: Herr Berndt; FG 14 1

2 HISTORISCHER HINTERGRUND 26. April 1986: Im ukrainischen "Lenin"-Kernkraftwerk Tschernobyl wird ein Experiment gestartet: Es soll geprüft werden, wie lange die Turbine mit der Restwärme des abgeschalteten Reaktors weiterläuft. 26. April, 1 Uhr, 23 Minuten, 40 Sekunden : Es kommt zum Turbinenstillstand. Der Kühlwasserzufluß ist eingeschränkt, die automatische Abschaltung unterbrochen, es entwickelt sich ein Hitzestau. Innerhalb von Sekunden steigt die Leistung des Meilers um ein Vielfaches an. 6 Sekunden nach der Notabschaltung ereignet sich der größte anzunehmende Unfall (GAU). Der Block 4 des Atomkraftwerkes Tschernobyl explodiert. 28. April 1986: In Schweden, Norwegen und Finnland wird erhöhte Radioaktivität gemessen. Die sowjetische Atomenergiebehörde bestreitet eine Reaktorkatastrophe. 28. April, 21 Uhr: Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS teilt mit, daß es im Kernkraftwerk Tschernobyl einen Unfall gegeben habe. 29. April 1986: In Deutschland erfolgt die erste offizielle Meldung darüber, daß sich in der Sowjetunion "offenbar ein ernster Atomunfall ereignet hat." Es soll eine 30-Kilometer-Sicherheitszone um das Kraftwerk gezogen werden. Mehrere zehntausend Menschen seien aus diesem Bereich zu evakuieren. 2

3 Gesetz zum vorsorgenden Schutz der Bevölkerung gegen Strahlenbelastung (Strahlenschutzvorsorgegesetz-StrVG) (19. Dezember 1986, BGBl. I S.2610, zuletzt geändert 31. August 2015, BGBl. I S. 1474) 3 Aufgaben der Länder: Die Länder ermitteln die Radioaktivität insbesondere in Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen sowie in Arzneimitteln und deren Ausgangsstoffen, in Futtermitteln, im Trinkwasser, Grundwasser und in oberirdischen Gewässern außer Bundeswasserstraßen, in Abwässern, im Klärschlamm und Abfällen im Boden und in Pflanzen. Die Länder übermitteln die gewonnenen Daten an die Zentralstelle des Bundes (ZdB) für die Überwachung der Umweltradioaktivität. 3

4 Die gesetzlichen Grundlagen werden derzeit neu geregelt. Am hat der Bundesrat zugestimmt zum: Gesetz zur Neuordnung des Rechts zum Schutz vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung Inhaltsübersicht (in Auszügen): Artikel 1 Gesetz zum Schutz vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung (Strahlenschutzgesetz StrlSchG) Artikel 2 Änderung des Strahlenschutzgesetzes Artikel 3 Änderung des Atomgesetzes Artikel 4 Aufhebung des Strahlenschutzvorsorgegesetzes StrlSchG Teil 5, Kapitel 1 Überwachung der Umweltradioaktivität 161 Aufgaben des Bundes 162 Aufgaben der Länder 163 Intergriertes Mess- und Informationssystem des Bundes (IMIS) 164 Bewertung der Daten, Unterrichtung des Deutschen Bundestages und des Bundesrates 165 Betretungsrecht und Probenahme Für das Inkrafttreten der gesetzlichen Änderungen, die Umweltradioaktivität betreffend, gibt es noch keine Termine. 4

5 IMIS- Integriertes Mess- und Informationssystem für die Überwachung der Umweltradioaktivität Bundesmessnetze Landesmesseinrichtungen Bundesländer... Sachsen-Anhalt DWD Messnetz BfS Messnetz BfG Messnetz BSH Messnetz Messstelle 1.1 Messstelle 1.m Messstelle Halle (1991) Messstelle Osterburg (1998) UBA Messnetz Landeszentrale 1... Landesadministrator Messstelle Halle DWD Zentrallabor BfS/IAR BfG PTB Zentrallabor Spurenanalyse BSH Zentrallabor EU IAEA ZdB (BfS) Leitstellen PTB Aktivitätsnormale Nukliddaten BfG = Bundesanstalt f. Gewässerkunde, Koblenz MRI = Max-Rubner-Institut, Kiel BfS = Bundesamt f. Strahlenschutz, Salzgitter BMUB = Bundesministerium f. Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit u. Bauwesen BSH = Bundesamt f. Seeschifffahrt und Hydrographie, Hamburg DWD = Deutscher Wetterdienst, Offenbach EU = Europäische Union IAEA = International Atomic Energy Agency, Wien IAR = Institut f. Atmosphärische Radioaktivität des BfS, Freiburg BMUB Öffentlichkeit 5

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7 Routinemessprogramm nach 3 StrVG (663 Messungen im Jahr ) Umweltbereiche: Nahrungsmittel pflanzlicher Herkunft Nahrungsmittel tierischer Herkunft Gesamtnahrung, Kleinkindernahrung Milch Pflanzen Futtermittel Boden Oberflächenwasser Sediment, Schwebstoffe Trinkwasser Grundwasser Fische Abwasser, Klärschlamm Deponien, Müllverbrennungsanlagen Kompost Importe 7

8 Berichtspflichtige Radionuklide im Routinemessprogramm Gammastrahler: K-40, Co-60, Cs-134, Cs-137, I-131, Ru-103, Ce-144 Betastrahler: Sr- 89/90, H-3 Alphastrahler: U-234, U-235, U-238, Pu-238, Pu-239/40 In-situ-Messungen im Boden: K-40, Co-60, Cs-134, Cs-137, I-131 8

9 Aktuelle Situation in Sachsen-Anhalt Medium Einheit Cs-137 K-40 Minimum Maximum Minimum Maximum Getreide Bq/kg FM 0,087 2, Gemüse Bq/kg FM 0,17 1, Obst Bq/kg FM NWG Kartoffeln Bq/kg FM 0,068 0, Fleisch Bq/kg FM 0, GSN Bq/PpT 0,06 5, KKN Bq/kg FM 0,062 0, Milch Bq/l 0,096 4, Buchenlaub Bq/kg TM 1, Nadeln Bq/kg TM 1, Gras Bq/kg TM 0, WWB Bq/kg FM 0, Mais Bq/kg TM 0, Fu-kart. Bq/kg TM 0,076 3, Fu-getreide Bq/kg TM 0,11 0, Boden Bq/kg TM 2, OW Bq/l 0,0088 0,094 0,01 1,4 Sediment Bq/kg TM 0, Schwebstoffe Bq/kg TM 2, Trinkwasser Bq/l NWG 0,076 0,39 Grundwasser Bq/l NWG 0,057 3,7 Fisch Bq/kg FM 0, Abwasser Bq/l 0,13 0,13 0,25 1,46 Klärschlamm Bq/kg TM 0,57 12, Sickerwasser Bq/l 0,016 0,09 0,11 0,21 Kompost Bq/kg TM 4, MVA-Filterstaub Bq/kg TM MVA-Schlacke Bq/kg TM 0,98 4, Käse Bq/kg FM 0,15 1, Pilze Bq/kg FM Wildfleisch Bq/kg FM 0, Bequerel = 1 Zerfall pro Sekunde 9

10 45 Cs-137 in Klärschlamm 1994 bis 2010 (Spezifische Aktivität in Bq/kg TM) Halle Gerwisch Wernigerode Dessau 10

11 Entwicklung der Cs-137 Belastung von Maronen aus Waldgebieten des Landes Sachsen-Anhalt im Zeitraum Herkunft Sachsen-Anhalt Proben Mittelwert Bq/kg FM Quelle: Martin Groß, ehemals Ministerium für Soziales Sachsen-Anhalt 11

12 Cs-137 Belastung (Bq/kg FM) von Maronen Havelberger Raum (Gebiete nordöstlich bis zur Landesgrenze und südlich von Havelberg ) Proben Mittelwert Minimum Maximum 2010 Kamern, Klietz, Schmetzdorf, Molkenberg, Schollene 2010 Waldgebiet zwischen Müggenbusch und Kümmernitz Waldgebiet zwischen Müggenbusch und Kümmernitz Quelle: Martin Groß, ehemals Ministerium für Soziales Sachsen-Anhalt 12

13 Übersicht Cs-137 Aktivitätskonzentrationen (Bq/kg Frischmasse) in Maronen im Raum Schollene keine Probe 2009 keine Probe keine Probe

14 Ziel: Intensivmessprogramm nach 3 StrVG Erfassung der radioaktiven Kontamination der Umwelt im Fall von Ereignissen mit möglichen nicht unerheblichen radiologischen Auswirkungen Ereignisse: Kerntechnischer Unfall im In- und Ausland Transportunfälle von Kernbrennstoffen Absturz eines Satelliten mit nuklearer Stromversorgung Nukleare Explosionen Gezielte Freisetzung radioaktiver Stoffe (Nuklearspezifische Gefahrenabwehr) 14

15 Maßnahmen der Länder Einsatzdokumentation zur Organisation und Planung des IMP Organisation der Probeentnahme durch andere Behörden Planung eines verdichteten Probeentnahmenetzes 24 h Betriebsbereitschaft aller Messgeräte Übungen 15

16 Radiologische Untersuchungen im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung nach 7 StrVG Akkreditierung nach DIN ISO EN durch die DAkkS besteht seit für die Landesmessstelle Halle Umweltmedien: Lebensmittel Trinkwasser Futtermittel Grundwasser Bewuchs Messmethoden: Gammaspektrometrie Sr-90 Alphastrahler (U-234, U-235, U- 238, Pu-238, Pu-239/240 16

17 Landesmessprogramme Pilz- und Wildfleischmessungen Überwachung von Radionuklidanwendern Gefahrenabwehr Cs-137-Bestimmungen im Nordosten Sachsen-Anhalts (Schollene) Unterstützung anderer Fachbereiche des LAU und Amtshilfe für andere Behörden (z. B. Gewerbeaufsichtsämter) 17

18 VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! Foto: Herr Berndt, FG 14 18