Dagmara Jajeśniak-Quast Stahlgiganten in der sozialistischen Transformation

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1 Dagmara Jajeśniak-Quast Stahlgiganten in der sozialistischen Transformation

2 Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Ostmitteleuropas Herausgegeben von Werner Benecke, Christoph Boyer, Uwe Müller, Alexander Nützenadel und Philipp Ther Band Harrassowitz Verlag. Wiesbaden

3 Dagmara Jajeśniak-Quast Stahlgiganten in der sozialistischen Transformation Nowa Huta in Krakau, EKO in Eisenhüttenstadt und Kunčice in Ostrava 2010 Harrassowitz Verlag. Wiesbaden

4 Die Serie setzt die Reihe»Frankfurter Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleuropas«fort, deren Bände 1 16 im Berliner Wissenschaftsverlag erschienen sind. Wissenschaftlicher Beirat: Stefan Kowal, Torsten Lorenz, Karl Schlögel, Helga Schultz, Holm Sundhaussen, Hans-Jürgen Wagener. Umschlagabbildungen: links: Hochofen Nr. 1 in der Lenin-Hütte in Krakau vom , im Besitz des Historischen Museums der Stadt Krakau, Sign. MHK 264/Xif rechts: Hochofen Nr. 1 in der Lenin-Hütte in Krakau vom , im Besitz des Historischen Museums der Stadt Krakau, Sign. MHK 272/Xif Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available in the internet at Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2010 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Satz und Layout: Andrea Stolz Druck und Verarbeitung: Hubert & Co., Göttingen Printed in Germany ISSN ISBN

5 Für Helga Schultz

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7 Inhalt Vorwort I Einführung Fragestellung, Gegenstand und Methode Forschungsstand und Quellenlage II Strukturwandel auf dem Eisernen Weg Das sowjetische Modell Ziele der Industrialisierung nach sowjetischem Vorbild Das stalinistische Modell der Industrialisierung 41 Eine neue alte Industrie 43 Militärische Stärkung 46 Embargopolitik und Autarkiestreben 49 3 Ausbau der Hüttenindustrie Investitionspolitik 54 Polen 60 DDR 63 Tschechoslowakei 67 Ländervergleich 69 4 Standortentscheidungen Nowa Huta 74 Kunčice 88 Eisenhüttenstadt 92 5 Fazit III Arbeitskräfte und Beschäftigung Ressourcen Nowa Huta 102 Kunčice 105 Eisenhüttenstadt Zuwanderung Nowa Huta 110 Eisenhüttenstadt Qualifizierung Nowa Huta 119 Eisenhüttenstadt Förderung der Frauen Fluktuation Eisenhüttenstadt 129 Nowa Huta Abwesenheit und Arbeitsschutz Fazit IV Massenmobilisierung Planagitation am Beispiel des EKO Politische Propaganda im Betrieb 144 Agitation in den Patengemeinden (auf dem Land) 146 Freiwillige Arbeitseinsätze Aktivistenbewegung und sozialistischer Wettbewerb Arbeiterbrigaden und Wettbewerb in Nowa Huta 154 Brigaden der sozialistischen Arbeit im EKO 156 Wettbewerbe im EKO Jugendorganisationen Polnische SP 163 FDJ und andere Massenorganisationen im EKO 164 Das Problem der Jugendweihe in der DDR 166 Jugendorganisationen der Tschechoslowakei Fazit

8 8 Inhalt V Konflikte zwischen Akzeptanz und Widerstand Alltägliche Konflikte und Arbeitsniederlegungen Missstände vor Ort Widerspruch zwischen Rhetorik und Realität 173 Konflikt mit den Einheimischen 173 Das Verhältnis zwischen neuen und alten Werken und Arbeitern 175 Wohnprobleme 176 Kulturelle und soziale Einrichtungen 178 Versorgungsprobleme und Lebensstandard 181 Gerechtigkeitsprobleme und Systemkritik Aufstände und Unruhen Belastung durch Investitionen 187 Arbeitskampf kein Problem der Gewerkschaften in der DDR 193 Polnischer Oktober Vorboten des Jahres 1968 in der Tschechoslowakei Fazit VI Investitionen und Kosten Investitionen Akteure 210 Stadt und Werk 215 Weiche Budgetbeschränkungen 220 Weitere Investitionen im EKO und in Nowa Huta Kosten Enteignungen 230 Soziale Kosten 237 Personalkosten 241 Weitere nicht produktive Kosten 248 Umweltkosten 250 Gesamtkosten 251 Gründe für die hohen Kosten Fazit VII Außenwirtschaftsbeziehungen Zusammenarbeit im Ostblock Zusammenarbeit auf der Ebene des RGW 261 Bilaterale Kooperationen 266 Die Kooperation der Werke 270 Der Fall von Intermetall Technologietransfer Sowjetische Technologie 277 Die USA eine Brücke zur westlichen Technologie in Nowa Huta 286 Österreich im Technologietransfer 288 Deutsch-deutscher Technologietransfer 290 Lieferungen innerhalb des RGW und die Lizenzfrage Rohstoffe und Vorprodukte Erz der wichtigste Rohstoff 293 Probleme mit den Erzlieferungen 299 Koks der wichtigste Brennstoff 303 Warmband das wichtigste Vorprodukt Fazit VIII Schlusswort Anhang Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Quellen und Literatur Abkürzungen

9 Vorwort Nowa Huta, Eisenhüttenstadt und Kunčice faszinieren und polarisieren zugleich. Unter Berück sichtigung der familiären Biographien, die mehr oder weniger mit dem Stahl und dem Wiederaufbauwerk zu tun haben, ist eine wissenschaftliche Arbeit mehr als eine Herausforderung. Ich wurde in Krakau geboren und habe eher eine ablehnende und distanzierte Position eingenommen. Unbewusst hatte ich wie die meisten Menschen viele Vorurteile verinnerlicht, ohne näher nach dem Grund dieser größten Investition des Sechsjahrplans in Polen zu fragen. In der Zeit des großen Transformationsprozesses Anfang der 1990er Jahre trat Nowa Huta noch mals in den Mittelpunkt. Der Übergang zur Marktwirtschaft zeigte, wie komplex das Phä nomen dieser Mammutinvestition aus den 1950er Jahren ist. Nicht nur die betroffenen Stahlarbeiter, sondern auch die Politiker und Ökonomen waren mit der Transformation und den damit verbundenen Folgen überfordert. Von Anfang an hat sich die nationale Bedeutung des Werkes eingeprägt. Die Propaganda hatte, wie sich später zeigen sollte, nicht übertrieben, denn in dem Motto die ganze Nation baut Nowa Huta steckte viel Wahrheit. Als ich nach Frankfurt (Oder) und damit an die neu gegründete Europa-Universität Viadrina (EUV) zum Wirtschaftsstudium kam, wurde ich in und außerhalb der Hochschule ein weiteres Mal mit einem Hüttenwerk und einer sozialistischen Stadt konfrontiert. Das EKO in Eisenhüttenstadt kämpfte Anfang der 1990er Jahre um seine Existenz. Anders als in Krakau wurden das Kombinat und die neue Stadt nicht in der Nähe eines bürgerlich geprägten Kulturund Wissenschaftszentrums, sondern in der brandenburgischen Peripherie, an der neuen deutsch-polnischen Grenze errichtet. Der Existenzkampf hielt nicht nur die Region, sondern das gesamte Bundesland Brandenburg in Atem. Im Kern waren die Probleme von Eisenhüttenstadt und Krakau in vielerlei Hinsicht identisch. Mit dem Abstand zum heimatlichen Nowa Huta und der Neugier auf das EKO wurde mir bewusst, dass die Transformation der 1990er Jahre mit dem größten Umgestaltungsprozess der Nachkriegszeit der sozialistischen Transformation sehr eng verbunden ist. Daraus resultierten ähnliche Probleme nicht nur in Nowa Huta und Eisenhüttenstadt, sondern auch in Kunčice-Ostrava und Ždár nad Sázavou in Tschechien, in Dunaúvjáros in Ungarn, in Pernik in Bulgarien und vielen anderen Orten Ostmitteleuropas. Das vorliegende Buch ist eine stark bearbeitete und gekürzte Version meiner Dissertation, die an der Europa-Universität Viadrina im Mai 2005 verteidigt wurde. Ich möchte mich vor allem bei meiner Betreuerin Frau Prof. Dr. Helga Schultz bedanken. Schon während des Studiums begeisterte sie mich für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte und zeigte mit ausgesprochen großem Engagement die vielen Strömungen dieses spannenden Faches auf. Während der Dissertation unterstützte Helga Schultz nicht nur diese Arbeit, sondern förderte meinen wissenschaftlichen Werdegang in vielerlei Hinsicht. Der Zugang zu den deutschen und internationalen Fach debatten hat mich nicht nur gefordert, sondern auch in meiner Forschungsarbeit bestärkt. Die Forschungsstelle für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleuropas, die sich an der Viadrina etabliert hat, wurde mein wissenschaftliches Zuhause. Die zahlreichen Diskussionen mit den Kollegen des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Neuzeit, insbesondere sind an dieser Stelle Herr Dr. Uwe Müller und Herr Dr. Torsten Lorenz, Frau Dr. Katarzyna

10 10 Vorwort Stokłosa, Frau Dr. Angela Harre zu nennen, und den Doktoranden im Rahmen der Kolloquien von Frau Prof. Schultz sowie am Frankfurter Institut für Transformationsstudien (FIT) förderten zudem die eigene Auseinandersetzung mit der Arbeit. Meinem Zweitgutachter Herrn Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener danke ich für die zahlreichen kritischen Hinweise. Die Ergebnisse und Ansätze seiner Transformationsforschung und die inhaltliche Ausrichtung des von ihm gegründeten Instituts bestärkten mich, dieses Thema wissenschaftlich zu untersuchen. Der Ansatz von Hans-Jürgen Wagener, die heutige Transformation als ein historisches Phänomen zu sehen, ist auch der Ausgangspunkt dieser Arbeit. Ausführliche Hinweise bekam ich von Herrn Prof. Dr. Christoph Boyer einem der Heraus geber der Studien zur Sozial- und Wirschaftsgeschichte Ost mitteleuropas wofür ich sehr dankbar bin. Bedanken möchte ich mich auch bei meinen finanziellen und geistigen Förderern. Hier ist an erster Stelle die Friedrich-Naumann-Stiftung zu nennen. Sowohl während meiner letzten Semester im Studium als auch mit dem dreijährigen Promotionsstipendium genoss ich nicht nur finanzielle Unabhängigkeit, sondern auch eine großartige ideelle Förderung. Ohne die Unterstützung der Hauptakteure dieser Studie der drei Werke wäre dieses Buch nie zustande gekommen. Ein großer Dank gilt an dieser Stelle den Unternehmen, die ihre Fir men archive für meine Forschung öffneten. Allen voran möchte ich dem EKO danken. Dem ehemaligen Arbeitsdirektor Herrn Rainer Barcikowski danke ich für die Unterstützung meines Vorhabens und die Zeit für Gespräche. Dem Direktor des Unternehmensarchivs im EKO Herrn Dr. Herbert Nicolaus danke ich für die große Hilfe und den fachlichen Rat während meiner Recherchen. Gleichzeitig danke ich auch den Mitarbeitern Frau Krüger und Herrn Otto, die mir immer zur Seite standen. Dem Leiter des Dokumentationszentrums für Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt Herrn Dr. Andreas Ludwig danke ich für die wichtigen Hinweise und Ratschläge. Schwieriger gestaltete sich am Anfang der Zugang zur Krakauer Hütte, daher gilt mein beson derer Dank dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Sendzimir-Hütte Herrn Mgr. Ing. Piotr Janeczek und dem Chef des Verteidigungsbüros Herrn Leszek Jasiewicz sowie den weiteren Vorstandsmitgliedern, Herrn Mgr. Ing. Tomasz Pyrć und Herrn Mgr. Ing. Stanisław Sendorek, ohne deren Zustimmung meine Recherchen im Werk unmöglich gewesen wären. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei Dr. Michael Sendzimir, Sohn des Namensgebers der Hütte Tadeusz Sendzimir, für das Interview und bei Prof. Dr. Stanisław Juchnowicz, dem Archi tekten der Stadt Nowa Huta, für das Gespräch bedanken. Am schwierigsten war der Zugang zum Werksarchiv der Nová Hut a. s. in Kunčice. Wegen des damaligen Restrukturierungs- und Privatisierungsprozesses verwies mich die Werkleitung auf die Vertraulichkeit und Geheimhaltung der Archivmaterialien. Daher gilt mein großer Dank Frau Ing. Helena Vlčková, Direktorin für Strategie und Personaladministration, und Herrn Ing. Milan Tomáš, Chef der Abteilung Arbeitschutz und Sicherheit, dafür dass ich doch meine Recherchen im Unternehmensarchiv durchführen konnte. Ein großes Dankeschön gebührt vor allem Frau Hanna Sojková. Bedanken möchte ich mich auch bei Ing. Jan Kypast, Abteilung Strategisches Marketing, und Vladimír Raszka, Pressesprecher des Unternehmens, dass sie trotz der Ungewissheit und der bewegten Zeit während der Privatisierung des Werkes Zeit für Gespräche fanden. Ein besonderer Dank gebührt auch den Mitarbeitern der staatlichen Archive für Ihre Unterstützung, insbesondere möchte ich mich bei Herrn Szczepan Świątek vom Staatsarchiv in

11 Vorwort 11 Krakau, Frau Vašahlíková vom Staatlichen Zentralarchiv in Prag sowie bei allen Mitarbeitern des Archivs der Neuen Akten in Warschau bedanken. Ganz besonders möchte ich mich bei Annett Zingler, Cornelius Gröschel, Peter Dietze und Stefanie Taeger für das Korrekturlesen des Manuskripts bedanken. Kathrin Göritz stand mir immer mit technischen Hinweisen zur Seite. Zahlreiche Freunde unterstützten mein Vorhaben, halfen mir und hatten Verständnis für meine häufige Abwesenheit, wofür ich mich ganz herz lich bedanken will. Schließlich wäre dieses Buch ohne die große Unterstützung und das Verständnis meiner Familie nicht möglich. Dafür danke ich von ganzem Herzen. Frankfurt (Oder), im Februar 2010 Dagmara Jajeśniak-Quast