Hochkonjunktur für Schimmelpilze in ungedämmten Häusern
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- Claus Frei
- vor 8 Jahren
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1 Veröffentlicht in der Nordwest-Zeitung am Sachverständigen-Sonderseite Hochkonjunktur für Schimmelpilze in ungedämmten Häusern In jedem Winter haben Schimmelpilze in vielen Wohnungen Hochkonjunktur. Je kälter es draußen ist, desto größer ist die Gefahr der Ausbreitung von Schimmelpilzen. Obwohl der diesjährige Winter ungewöhnlich mild ist, treten trotzdem in vielen Wohnungen vor allem in ungedämmten Altbauten Schimmelprobleme auf. Schimmelpilze sind für den Abbau organischer Stoffe zuständig. Ihre Sporen sind praktisch immer und überall vorhanden. Zum Wachsen brauchen sie Nährstoffe wie Staub, Tapeten, Putz, Holz usw. Außerdem benötigen sie über einen Zeitraum von mehreren Tagen Wasser oder eine sehr hohe Luftfeuchte. Wasser aus der Raumluft stellt die Hauptursache für Schimmelprobleme in Wohnungen dar. In einem 4-Personen-Haushalt werden durch Duschen, Baden, Kochen und Atmung etwa 10 Liter Wasser pro Tag an die Raumluft abgegeben. Dieses Wasser muss durch regelmäßiges Lüften nach draußen transportiert werden. Trifft die feuchtwarme Luft auf kalte Flächen, entsteht Kondenswasser. Diesen Effekt kann man z.b. auch an einer Bierflasche beobachten, die aus dem Kühlschrank geholt wird: Sie beschlägt, und zwar umso mehr, je kälter sie ist. Richtiges Heizen und Lüften Winterhalbjahr: In der Heizsaison sollten die Fenster und Türen etwa zweimal täglich für kurze Zeit möglichst weit geöffnet werden. Die Raumluft sollte komplett ausgetauscht werden, was per Durchzug am schnellsten erfolgt. Die Wände und Möbel sollen dabei nicht auskühlen. Die Öffnungszeit hängt vom Wetter ab. An kalten windigen Tagen kann eine Öffnungszeit von 15 min schon zu lang sein. Ansonsten sollten die Fenster vollständig geschlossen bleiben. Bleibt ein Fenster lange Zeit in Kippstellung, so kühlen die Oberflächen um das Fenster herum zu stark aus. Dies verstärkt das Schimmelproblem und führt zu hohem Energieverlust. In der Heizsaison sollte die Heizung bei Abwesenheit nicht zu stark gedrosselt werden, damit die Wohnung nicht unter C auskühlt. Schimmel fördernd ist es, wenn während der Anwesenheit nur kurz geheizt wird, ansonsten die Heizung abgeschaltet ist. Dadurch wird
2 zwar die Luft erwärmt, nicht aber die trägen Außenbauteile. Die warme Luft nimmt viel Feuchtigkeit auf, die sich verstärkt an den kalten Oberflächen niederschlägt. Deshalb ist ein gleichmäßiges Heizen sinnvoller! Türen zu unbeheizten Räumen (Schlafzimmer, Treppenhaus) sollten geschlossen bleiben, da sonst ständig mit Feuchtigkeit beladene warme Luft in die kalten Räume strömt. Die in der Wohnung produzierte Feuchtigkeit wird in den ausgekühlten Räumen abgeladen! Sommerhalbjahr: Ist die Außentemperatur etwa gleich der Innentemperatur, findet nur noch ein geringer oder kein Feuchtigkeitstransport nach außen statt. In der heizfreien Zeit können die Fenster geöffnet bleiben, sofern die Außentemperatur nicht wesentlich höher als die Innentemperatur ist. Ist die Außentemperatur höher als die Innentemperatur, kann kein oder kaum noch Wasserdampf durch Lüftung nach draußen transportiert werden. An heißen Tagen ist der Feuchtigkeitstransport sogar umgekehrt, da warme Luft von außen sehr viel Feuchtigkeit mitbringt. Trifft die warme Luft auf die relativ kühlen Bauteile und Möbel, so kann es auch dann wieder Wasserdampfkondensation geben. An heißen Tagen sollten die Türen und Fenster deshalb geschlossen bleiben. Das gilt besonders für Kellerräume: Die warme Sommerluft trifft auf die kalten Außenwände, kühlt ab und hinterlässt große Mengen Wasser. In der heißen Zeit gibt es nur nachts oder in den kühlen frühen Morgenstunden die Möglichkeit, Feuchtigkeit nach draußen zu transportieren. Nachts können die Fenster in Kippstellung verbleiben. Zu empfehlen ist, die Raumluftfeuchte und Temperatur mit einem Hygrometer (Kosten: ab ca. 10 ) zu beobachten. Die Raumluft gilt als behaglich, wenn die Relative Feuchte zwischen 40 und 60 % und die Lufttemperatur zwischen 20 und 22 C liegt. Bei mehr als 60 % Luftfeuchte besteht erhöhte Schimmelgefahr, und es vermehren sich verstärkt Staubmilben. Geht die Feuchte an sehr kalten Tagen unter 40 %, so wird zu viel gelüftet oder das Haus ist zu undicht. An warmen feuchten Spätsommertagen, wenn auch nachts die Temperatur nicht unter 20 C absinkt, ist es allerdings kaum möglich, die Feuchte unter 70 % abzusenken. Werte über 80 % über längere Zeit sollten unbedingt vermieden werden, da Schimmelpilze ab 80 % Feuchte günstige Bedingungen zum Wachsen vorfinden.
3 Wem das richtige Heizen und Lüften zu kompliziert ist, kann sich stattdessen eine Lüftungsanlage mit oder ohne Wärmerückgewinnung installieren lassen. Voraussetzung dafür ist ein luftdichtes Haus. Schimmelvermeidung durch Wärmedämmung In Altbauten mit unzureichendem Wärmeschutz sind die Außenbauteile allerdings an kalten Tagen so kalt, dass auch bei richtigem Heizen und Lüften Wasserdampfkondensation kaum zu vermeiden ist. Bei frostigem Wetter liegen die Oberflächentemperaturen ungedämmter Wände in den Raumecken nur bei etwa 10 C (vgl. Tabelle 1). Tabelle 1: Wärmedurchgangszahlen und Oberflächentemperaturen Bauteil U-Wert (k-wert) W/m²K Oberflächen- Temperatur C Außenwandecke ohne Dämmung 1,5 + 9,7 Außenwandecke mit 6 cm Kerndämmung 0,5 + 14,0 Außenwandecke mit 12 cm Dämmung 0,3 + 16,2 Einfachverglasung 5,8-2,0 Isolierverglasung 2,8 + 8,0 Wärmeschutzverglasung 1,1 + 15,0 ( bei -10 C Außen- und 20 C Innentemperatur) Hinter Gardinen, Schränken und anderen Möbeln an der Außenwand sind die Temperaturen sogar noch weitaus niedriger, so dass sich hier verstärkt Tauwasser niederschlägt. Schimmelpilze beginnen aber nicht erst zu wachsen, wenn flüssiges Wasser vorhanden ist, sondern bereits ab einer relativen Luftfeuchte von 80 %. Das wird schon erreicht, wenn die Tapetentemperaturen einige Tage unter 12,6 C liegen. Die Schimmelgefahr in Wohnräumen ist umso größer, je schlechter die Außenbauteile gedämmt sind. Die Wärmedurchgangszahl (Tabelle 1) beschreibt, wie viel Wärme pro m² Wandfläche verloren geht. Schimmelgefahr nach Fenstertausch Die Schimmelgefahr steigt erheblich, wenn in einem Altbau die Fenster erneuert werden, die Wände aber noch im alten Zustand bleiben. Die Scheiben waren vorher mit Abstand die kältesten Flächen im Raum (Tab. 1), so dass sich dort das Kondenswasser niedergeschlagen hat. Die undichten Fenster haben außerdem für eine ständige Abfuhr der Feuchtigkeit gesorgt. Durch den Einbau neuer Fenster findet der Luftaustausch nicht mehr statt, und die Außen-
4 wandecken sind jetzt kälter als die Scheiben. Die Wandecken sind somit stark schimmelgefährdet! Vielfach ist es eine Überforderung, darauf durch verstärktes Heizen und Lüften richtig zu reagieren, zumal auch noch berechtigte Angst vor zu hohen Heizkosten besteht. Um Kondenswasser auf den kalten Wänden zu vermeiden, muss die Temperatur der Wandoberflächen durch Wärmedämmung angehoben werden. In Norddeutschland haben die meisten Altbauten zwischen Außen- und Innenwand eine Hohlschicht von 5-7 cm Stärke, die mit einem hydrophobierten Material vollgeblasen werden kann. Falls das nicht möglich ist oder noch ein besserer Wärmeschutz gewünscht wird, kann man (zusätzlich) ein Wärmedämmverbundsystem mit mindestens 12 cm Dämmstoff an den Außenwänden anbringen. Je besser die Wand wärmegedämmt wird, desto höher ist die Oberflächentemperatur (vgl. Tab. 1) und desto geringer ist die Schimmelgefahr! Optimal ist es, wenn das gesamte beheizte Volumen des Gebäudes lückenlos mit einer dicken Dämmschicht umhüllt wird. Durch eine Wärmedämmung der Gebäudeaußenhülle wird die Oberflächentemperatur der Wände und Decken angehoben, so dass auch bei nicht optimalen Heiz- und Lüftungsgewohnheiten mit hoher Wahrscheinlichkeit Schimmelpilze nicht mehr existieren können. Höhere Oberflächentemperaturen wirken sich außerdem positiv auf das Raumklima aus und steigern die Wohnqualität. Durch diese Art der "Schimmelbekämpfung" sinkt der Energieverbrauch des Hauses um bis zu 50 %. Wird zusätzlich eine moderne Heizungsanlage eingebaut, sind sogar bis zu 75 % Einsparung erreichbar (Ideal-Zustand; vgl. Abbildung 1), und das Haus verbraucht weniger Energie als in einem Neubau maximal zugelassen ist (Neubau-Niveau). Primärenergieverbrauch (MWh/a) Ist-Zustand Fenster, Türen Wände Bodenplatte Neues Dach Brennwertkessel +Solaranlage Ideal-Zustand Westkämper, Elsfleth Abbildung 1: Verminderung des Energieverbrauchs im Altbau durch Sparmaßnahmen.
5 Fördermittel Hausbesitzer und Hausbesitzerinnen können für Energiesparmaßnahmen zinsverbilligte Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) von zurzeit ca. 2,5 % Effektivzins in Anspruch nehmen. Erreicht das Haus nach der Sanierung Neubau-Niveau, muss nur 95 % des Darlehens zurückgezahlt werden. Pro Wohneinheit erhält man quasi einen Zuschuss von bis zu Eine Totalsanierung amortisiert sich meist schon in 10 bis 15 Jahren (Tabelle 2). Die Emissionen des Klimaschadstoffs Kohlendioxid vermindern sich im Einfamilienhaus um 11,5 Tonnen und mit Solarstromanlage sogar um rund 13,5 Tonnen pro Jahr! Tabelle 2: Vom Altbau zum Niedrigenergiehaus Gaseinsparunsparuntion Einsparung Kostenein- Amortisa- CO Investition 2 - % /Jahr Euro Jahre kg/jahr Fenster, Türen tauschen 10, , Wände Kerndämmung 19, , Bodenplatte dämmen 9, ,5 932 Neues Dach 15, , Brennwertkessel+Solaranlage 30, , Ideal-Zustand 70, , Solarstromanlage 5kW p , (Außenwände: 6 cm Kerndämmung, Bodenplatte/Kellerdecke: 10 cm, Dach 20 cm Dämmung, Fenster/Türen mit 2-fach Wärmeschutzglas, Erdgas-Brennwertkessel, Thermische Solaranlage mit 12 m² Kollektorfläche) Weitere Informationen gibt es in den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Niedersachsen und bei Beratern und Beraterinnen, die auf der Liste beim Bundesamt für Wirtschaft ( stehen. Der Autor bietet im Auftrag der Verbraucherzentrale kostenlose telefonische Beratungen an (Tel ). Hubert Westkämper, Dipl.-Physiker Energieberater der Verbraucherzentrale Niedersachsen Von der IHK Oldenburg öff. best. u. ver. Sachverständiger für: - Energiesparendes Bauen - Thermische Bauphysik - Solarenergienutzung in Gebäuden
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