am Ersten Weihnachtstag

Transkript

1 Gottesdienst am Ersten Weihnachtstag

2 Psalmworte aus Psalm 95 Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm. Der Herr lässt sein Heil kundwerden; vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar. Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel, aller Welt Enden sehen das Heil unseres Gottes. Jauchzet dem Herrn, alle Welt, singet, rühmet und lobet! Lobet den Herrn mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel! Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König. Das Meer brause, und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. Die Ströme sollen frohlocken, und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn. Denn er kommt, das Erdreich zu richten Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

3 Gebet Spruch zum Tag: Johannes 1,14 Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Herr, unser Gott! Du hast deine unergründlichen Liebe sichtbar gemacht: Du bist in diese Welt gekommen als ein kleines Menschenkind, und du hast dich ganz an unsere Seite gestellt damit wir deine Kinder sein können, damit unser Leben neu und heil werden kann, damit diese Welt eine gute Zukunft hat. Lass uns nun wieder neu erkennen, was das bedeutet: dass du uns so nahe kommst! Lass uns wieder neu spüren, wie groß deine Liebe zu uns Menschen ist, dass du uns zu deinen Kindern machst! Lass in uns aufbrechen die weihnachtliche Freude über unsere Kindschaft im Glauben; uns lass aufleuchten die weihnachtliche Hoffnung des neuen Lebens in Fülle, damit wir als deine geliebten Kinder dir die Ehre geben, der du in der ewigen Gemeinschaft von himmlischem Vater, menschgewordenem Sohn und Heiligem Geist lebst und wirkst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

4 Wieland Bopp-Hartwig Predigt über 1.Johannesbrief 3,1-2 in Verbindung mit dem Lied Freuet euch, ihr Christen alle (EG 34) In dem Weihnachtlied Dies ist der Tag, den Gott gemacht, heißt es in der sechsten Strophe: Du unser Heil und höchster Gott, vereinest dich mit Fleisch und Blut, wirst unser Freund und Bruder hier, und Gottes Kinder werden wir. Christian Fürchtegott Gellert, der dieses Lied im Jahr 1757 gedichtet hat, nimmt an dieser Stelle seines Weihnachtsliedes einen Gedanken auf, der im 1.Johannesbrief im 3.Kapitel steht: dort in den beiden ersten Versen: 1.Johannesbrief 3,1-2 Seht doch, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir werden Kinder Gottes genannt, und wir sind es tatsächlich. Doch diese Welt weiß nicht, wer wir sind. Denn sie hat Gott nicht erkannt. Ihr Lieben, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir einmal sein werden, ist noch gar nicht sichtbar. Wir wissen jedoch: Wenn es offenbar wird, werden wir Gott ähnlich sein. Denn dann werden wir ihn sehen, wie er ist. Weihnachten, liebe Gemeinde, das ist das Fest der Geburt Jesu. Das wissen wir alle. Wir feiern an Weihnachten, dass Jesus Christus geboren wurde: vor über 2000 Jahren. Und wir feiern das mit einem großen Aufwand: mit vielen Gottesdiensten an drei Tagen, mit festlich geschmückten Wohnungen und Häusern, festlichem Essen, Geschenken usw.

5 Ja, dass wir die Geburt Jesu feiern, das ist klar. Aber: Warum feiern wir sie? Wir feiern doch Geburtstage anderer großer historischen Persönlichkeiten nicht auch so. Wenn wir die Geburt Jesu feiern, dann muss dieses Ereignis doch etwas mit uns zu tun haben, dann muss das eine Bedeutung für uns haben, auch für uns heute und hier ganz persönlich. Die Bibel wie auch die Weihnachtslieder wollen uns da auf die Spur bringen und erklären, was die Geburt Jesu und also was Weihnachten mit uns zu tun hat ganz persönlich. In besonders schöner Weise tut das das Lied Freuet euch, ihr Christen alle. Das Lied ist vielleicht nicht so bekannt wie andere Weihnachtslieder. Es lohnt sich aber, es zu kennen und zu singen. Die erste Strophe lautet so: Das Lied beginnt mit einem großen Aufruf zur Freude: Alle Christen sollen sich freuen - so heißt es da; wer immer nur überhaupt so etwas wie Freude empfinden kann, der muss sich jetzt einfach freuen und wird in Freudenjubel ausbrechen und wird seiner Freude mit großem Schall - also ganz laut - Ausdruck verleihen. So wie man das aus dem Fußballstadion kennt: wenn in der Schlussminute für die Lieblingsmannschaft, die man angefeuert und für die man gebibbert hat, das Siegestor fällt. So laut ist unser Weihnachtsjubel normalerweise nicht - Könnte er aber sein, meint zumindest das Lied. Warum? Darauf gibt es im Lied eine klare Antwort: Gott hat viel an uns getan.

6 Und die Freude kann deshalb wo groß sein, weil in Gottes Handeln dies zum Ausdruck kommt: Gott hat uns ganz hoch geachtet; in seinen Augen sind wir ganz wertvoll. Und dann wird es konkret: Gott hat sich mit uns befreund t gemacht - also: Er hat sich mit uns angefreundet, er ist unser Freund geworden. Wo jemand einen Anderen zum Freund hat, da ist ihm dieser wichtig, da ist ihm dieser nicht egal. Und so erkennen wir: Gott, der sich mit uns befreundet hat, dem sind wir nicht egal, im Gegenteil: Er möchte uns bei sich haben, er möchte mit uns verbunden sein in Freundschaft. Der Erste Johannesbrief spitzt das noch zu und überbietet das noch und sagt: Wir werden Gottes Kinder genannt - Gott hat uns zu seinen Kindern erklärt. In eine engere Beziehung zu Gott kann man gar nicht kommen, als sein Kind zu sein - wie die Vater-Kind-Beziehung (genau wie die Mutter-Kind- Beziehung) die engste Beziehung ist, die es gibt. Hören wir da aber ganz genau hin, wie es der Erste Johannesbrief sagt: Wir werden Kinder Gottes genannt, und wir sind es tatsächlich. Es ist nicht so, dass wir Gottes Kinder schon sind, und dann von Gott auch so genannt werden; nein, es ist umgekehrt: Wir werden Gottes Kinder genannt - von Gott so genannt und darum und dadurch sind wir es auch wirklich und in Wahrheit. Nur weil Gott uns dazu erklärt, darum sind wir es. Wir sind es nicht durch uns selbst und nicht einfach immer schon so. Wir sind es, weil Gott uns so nennt und so nennen möchte. Und weil er uns dadurch eine Zukunft und eine Lebensperspektive geben will, die jetzt noch nicht sichtbar ist, die von der Welt und in der Welt nicht erkannt wird, wo man von Gott nichts weiß; die aber alles, was in der irdischen Welt möglich wäre, weit übersteigt: weil sie in die unmittelbare Begegnung mit Gott führt, in die unmittelbare Begegnung mit der Quelle allen Lebens, und man dann Gott sehen und erkennen kann, wie er ist und wir dann - wie es der Erste Johannesbrief mit einer höchst gewagten Formulierung sagt Gott ähnlich werden, also zu unserer schöpfungsmäßigen Gottesebenbildlichkeit finden. Gott ähnlich werden das bedeutet es im Letzten und das ist das Ziel, wenn Gott uns zu seine Kindern erklärt und uns seine Kinder sein lässt durch das Kommen des Heilands in die Welt. Darum geht es Gott das will Gott für uns. Und warum tut Gott das und warum will er das? Er tut es allein aus Liebe: Seht doch, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat - so sagt es der Erste Johannesbrief. Von dieser großen Liebe spricht auch die zweite Strophe des Liedes Freuet euch, ihr Christen alle!

7 2. Siehe, siehe, meine Seele, wie dein Heiland kommt zu dir, brennt in Liebe für und für, dass er in der Krippen Höhle harte lieget dir zugut, dich zu lösen durch sein Blut. Freude, Freude über Freude: Christus wehret allem Leide. Wonne, Wonne über Wonne: Christus ist die Gnadensonne. Von einer brennenden Liebe spricht diese Strophe. Weihnachten ist das Fest der brennenden Liebe: Gottes brennende Liebe zu uns Menschen wird an Weihnachten spürbar- und die brennende Liebe des Heilands, der zu uns Menschen in diese Welt kommt. Es gibt ja auch kalte Liebe, erkaltete Liebe - wir wissen das: wenn da eigentlich keine Beziehung und Zuneigung mehr das ist. Liebe wahre Liebe - aber will heiß sein. Und so ist Gottes Liebe zu uns Menschen: sie ist eine brennende Liebe. Und woran zeigt sich, dass diese Liebe Gottes brennend ist? Das zeigt sich darin, was Gott bereit ist zu tun und was der von Gott kommende Heiland auf sich nimmt: In einer Krippenhöhle kommt er zur Welt, hart liegt er da, unbequem, erbärmlich. Und es ist schon angedeutet, dass er sein eigenes Blut hingeben wird, um Heil und Erlösung zu wirken. So etwas kann nur aus brennender Liebe geschehen, die ganz nach unten geht, die auch das Harte auf sich nimmt, ja sogar den Tod auf sich nimmt, um dadurch zu lösen und zu erlösen. Wie der Erste Johannesbrief seinen Gedanken über die sich zeigende und uns von Gott geschenkte große Liebe mit dem Aufruf Sehet! beginnt, so beginnt die Liedstrophe mit einem Siehe! Ja, das sollen wir sehen und erkennen, dass sollst du sehen und erkennen, das soll deine Seele sehen und erkennen! Die Augen des Glaubens sollen aufgehen - und sie sollen sehen und erkennen: Das, was Gott da tut und wie er handelt, das geschieht für dich! Siehe, siehe, meine Seele, wie dein Heiland kommt zu dir! Ja, er kommt für dich, er kommt deinetwegen, er kommt in größter Liebe zu dir, er ist darum dein Heiland - ganz persönlich. Und darum hat Weihnachten ganz persönlich mit uns zu tun: mit dir und mit mir. Darum ist Weihnachten ein ganz persönliches Fest mit einer ganz persönlichen Bedeutung: für dich und für mich als das Fest der heilvollen Offenbarung der Liebe Gottes für dich! Für dich der du diese Liebe nicht verdient hast durch das, was du selber von dir aus bist oder was du selber getan und geleistet hast, der du diese Liebe aber so notwendig brauchst für dein Leben.

8 Und wir, die wir dieses Fest der Offenbarung der Liebe Gottes feiern, können es darum nur in großer Dankbarkeit feiern. Ja, können wir Gott überhaupt je angemessen dafür danken? Können wir Jesus je angemessen dafür danken? Das fragt die dritte Strophe des Liedes. 3. Jesus, wie soll ich dir danken? Ich bekenne, dass von dir meine Seligkeit herrühr. So lass mich von dir nicht wanken. Nimm mich dir zu eigen hin, so empfindet Herz und Sinn Freude, Freude über Freude: Christus wehret allem Leide. Wonne, Wonne über Wonne: Christus ist die Gnadensonne. Ja, wie sollen wir Jesus nur danken: für seine Menschwerdung, für seine Zuwendung zu uns als Heiland für seine Hingabe für uns und dafür, dass er uns durch sein Blut erlöst? Diese Frage der dritten Strophe Jesus, wie soll ich dir danken? findet in dieser Strophe eine eigentümliche Antwort: Ich bekenne, dass von dir meine Seligkeit herrührt. Es sind also keine Taten, die man als Dank tun kann, keine irgendwie gearteten frommen Werke. Der Dank ist allein das Bekenntnis zu Jesus: das Bekenntnis, dass er allein die Quelle des Heils und der Seligkeit ist - ein Bekenntnis, das mutig bekannt wird und mutig bekannt werden will in einer Welt, die so oft von Gott nichts wissen will und von Gott nichts erkennt, die in eine Gottvergessenheit geraten ist und meint, dass sie ohne Gott leben kann und ohne Gott Glück und Seligkeit finden kann. Sollte das also nicht auch unser Dank gegenüber Gott sein an Weihnachten und angesichts dessen, was Weihnachten für uns persönlich bedeuten will. Ja, wo wir Weihnachten feiern als ein Ereignis, das uns und unser Leben ganz persönlich betrifft und wir uns dadurch als Kinder Gottes erfahren, sollte das nicht auch unser klares Bekenntnis sein: Von Jesus kommt mein Heil und meine Seligkeit! - dieses Bekenntnis als Zeichen unseres großen Dankes an Gott, der so viel an uns getan hat. Und sollten wir nicht zugleich auch so bitten, wie es im Lied heißt: Jesus, lass mich von dir nicht wanken! Lass mich nicht in die Versuchung geraten, Heil und Seligkeit anderswo zu suchen als bei dir, meinem Heiland. Und wo wir erkennen, dass wir Gottes Kinder genannt sind und es wirklich sind und so in einer unvergleichlichen Weise zu Gott und zu Jesus gehören, sollte die Freude darüber nicht unser Leben ganz neu prägen und sollten wir da nicht mit ganzem Herzen und aus voller Kehle einstimmen in das große weihnachtliche Halleluja.

9 Ja: Stimmen wir alle ein in das große weihnachtliche Halleluja, das dem Weihnachtslied Freuet euch, ihr Christen alle vorangestellt ist Ja: Halleluja: Gelobt sein Gott! Seht, wie groß die Liebe ist, die Gott, der Vater, uns geschenkt hat: dass wir Kinder Gottes genannt werden - und wir es tatsächlich sind. Frohe Weihnachten. Amen!