Predigt Was glaubst Du? 20. Januar 2012, Berthold Haerter, Oberrieden Heidelberger Katechismus Frage 21
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- Irma Bergmann
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1 Predigt 20. Januar 2012, Berthold Haerter, Oberrieden Heidelberger Katechismus Frage 21 Frage 21 Was ist wahrer Glaube? eine zuverlässige Erkenntnis, durch welche ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort geoffenbart hat, Jak 1, 6 sondern auch ein herzliches Vertrauen, Röm 4, 16-18; 5, 1 / 2. Kor 4, 13 welches der Heilige Geist Eph 2, 8, Mt 16, 17 / Phil 1, / Röm 1, 16; 10, 17 durchs Evangelium in mir wirkt, dass nicht allein anderen, sondern auch mir Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und Seligkeit von Gott geschenkt ist, Hebr 11,1-2 / Röm 1,17 aus lauter Gnade, Eph 2, 7-9 allein um des Verdienstes Christi willen. Röm 3,24-25 / Gal 2,16 Liebe Gemeinde 1. Waffen in Bürgerhand Bislang haben viele Menschen in den USA geglaubt, dass Waffen in Bürgerhand zu einer grösseren Sicherheit im Leben beitragen. Man kann sich selbst vor dem Bösen schützen das ist Freiheit. Dies ist ein geschichtlich bedingter Glaube. Wenn man einen Western schaut und annimmt, dies war einmal die Realität im Wilden Westen gewesen, so könnte man wirklich glauben, Waffen als Selbstverteidigung waren einmal notwendig. Dieser Glaube wird nach den Amokläufen in amerikanischen Schulen stark diskutiert und in Frage gestellt. 2. das ist das Thema des heutigen Gottesdienstes. war eine Frage, die man in der Reformationszeit, also im 16. und 17. Jahrhundert diskutierte, wie heute das Waffengesetz in den USA. Es wurde am Stammtisch genauso darüber gesprochen wie in der hohen Politik. In der Reformationszeit versuchte man herauszubekommen, was wahrer und damit richtiger Glaube sei. Man wollte Glaube definieren. Und es ging den Menschen, die sich mit dem neuen Glauben, dem evangelischen oder reformierten beschäftigten darum, sich vom alten Glauben abzugrenzen. Diese Definition zum Glauben versuchten nicht nur die Theologen an den Universitäten zu finden, sondern auch alle die lesen konnten. Seit der Bibelübersetzung ins Deutsche durch Martin Luther hatten sie dazu ein Mittel. So konnten und wollten sie alles in der Kirche Gehörte und Gelehrte selbst in der Bibel überprüfen. 1
2 Dabei stiessen sie auf Ungereimtheiten, denn in der Bibel steht nichts von Bann, nichts von Ablass, nichts von Fegefeuer etc.. Aber mit Hilfe der Bibel konnten sie nun Glauben neu definieren. Man spürte die grosse Freiheit des selber Denkens, das sich selbst mit der Quelle des christlichen Glauben Auseinandersetzens. Das war Morgenluft in einem muffig gewordenen Glauben. Und man sprach aus, was man entdeckte. Gut war und ist es noch heute, wenn man sich bei bestimmten Erkenntnissen einig wurde, man sich zusammen schliesse konnte dabei. So sammelten sich auch Theologen, die ähnliches dachten genau bei den Fürsten und Königen die ungefähr auf der gleichen Linie lagen. Zentren des neuen Glaubens waren Wittenberg, Zürich und Genf. Aber auch in Heidelberg sammelten sich Theologen unter einem Fürsten, der viel von Zwingli und Calvin hielt. Zusammen definierten sie, was reformierter Glauben damals bedeutete. So entstand der Heidelberger Katechismus, am 19. Januar 1563 unterzeichnet. Da der oberste Landesherr, in diesem Fall Friedrich III. der Pfalz bestimmte, was das Volk zu glauben hatte, wies man an, dass man die 129 Fragen und Antworten in den Schulen unterrichten und teilweise auswendig zu lernen habe. So verbreite sich der Heidelberger Katechismus. Er verbreitete sich weiter in alle reformierten Gebiete im Deutschen Reich, Niederlanden, der Schweiz, Amerika, Asien, Südafrika usw. 3. Die Frage 21 Der Heidelberger Katechismus stellt Fragen und gibt Antworten, natürlich auch zum Glauben. Aber der Heidelberger Katechismus, also das Glaubensbuch zum Unterrichten, fragt nicht: Er fragt in der Frage 21: Was ist wahrer Glaube? Die Antwort kann uns helfen, herauszufinden, was ich glaube. So lautet es bei Frage 21: Was ist wahrer Glaube? eine zuverlässige Erkenntnis, durch welche ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort geoffenbart hat, Jak 1, 6 sondern auch ein herzliches Vertrauen, Röm 4, 16-18; 5, 1 / 2. Kor 4, 13 welches der Heilige Geist Eph 2, 8, Mt 16, 17 / Phil 1, / Röm 1, 16; 10, 17 durchs Evangelium in mir wirkt, dass nicht allein anderen, sondern auch mir Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und Seligkeit von Gott geschenkt ist, Hebr 11,1-2 / Röm 1,17 aus lauter Gnade, Eph 2, 7-9 2
3 allein um des Verdienstes Christi willen. Röm 3,24-25 / Gal 2,16 Dieser Satz erschlägt einen fast. Deshalb habe ich ihnen diesen auch als Kopie abgegeben. Es ist die Sprache des 16. Jahrhunderts. Und doch stechen 2 Wörter aus dem Text heraus. Erkenntnis und Vertrauen. Zum Glauben gehört Erkenntnis und Vertrauen. 4. Erkenntnis Will ich herausfinden, was ich glaube, gehört Erkenntnis dazu. Wir würden heute sagen Wissen. Zu Recht weisst der Heidelberger Katechismus darauf hin, dass man mit Hilfe der Bibel, also was uns Gott in seinem Wort geoffenbart hat, dieses Wissen erlangen kann. Im Beschäftigen mit der Bibel erfahre ich was Glaube ist und wie Menschen aus Glauben gelebt haben. Ich lese, dass Gott einmal eine gute Welt geschaffen hatte, und der Mensch im Laufe der Zeit so einige Fehler machte. Ich lese von Abraham der Gott glaubte und so einen ganz aussergewöhnlichen Lebensweg ging. Ich lese von den 10 Geboten, die etwas aussagen zu Gott und wie Menschen miteinander glücklich werden können. Dann erfahre ich viel von Jesus der Menschen heilte, die ihm glaubten, wie wir es auch in der Geschichte von der Heilung des Blinden heute hörten. (Lesung Lukas 18, 35-42) Nachlesen kann ich aber auch, wie die ersten Christen versuchten nach dem Glauben zu leben und sich erklärten, was Jesus ihnen von Gott mitgeteilt hat. In der Bibel sind viele Glaubensweisheiten und Glaubenswissen. Wir sind Menschen, die einen grossen Wissensdurst haben. Die Schweiz ist ein Land mit einem ausgeprägten Kurssystem. Eine 90 jährige Frau erzählte mir, wie sie Nähen, Stricken, Kochen, Handarbeiten in Kursen immer mehr ausgebildet hatte, damit sie so die Familie unterstützen konnte. Wir besuchen heute Sprachkurse und Kochkurse, warum nicht auch Bibelkurse? Wenn eine Grundlage des Glaubens Erkenntnis sprich Wissen ist, dann ist es ideal, dieses Wissen sich alleine oder mit anderen zusammen anzueignen. Man hat nie ausgelernt. Ein Angebot sind die beiden Abende zum Heidelberger Katechismus: Was glaubst Du und was tröstet Dich. Nun werden viele von Ihnen sagen, ich habe meinen Glauben, das ist schon ok. Dafür habe ich genug gelernt. Wissen muss ich mir da nicht aneignen. Was man aber immer wieder neu lernen muss, ist das Vertrauen. 5. Vertrauen Der Heidelberger Katechismus sagt: 3
4 eine zuverlässige Erkenntnis, sondern auch ein herzliches Vertrauen Ich habe eine Frau kennen gelernt. Sie hatte Religionsunterricht im Gymnasium und fand es spannend, die Bibel auseinander zu nehmen, kritisch anzusehen, Erklärungen historisch zu suchen. So nahm sie im Studium neben ihrem Hauptfach noch Theologie als Nebenfach. Sie sammelte immer mehr Wissen, und es wurde zunehmend spannender. Dann fing sie an zu arbeiten, wurde Mutter und wurde aktiv in ihrer Kirchgemeinde. Auf einmal erfuhr sie in ihrem Leben Glauben als Kraftquelle. Das angelernte Wissen half ihr, einem Gott zu vertrauen. Sie erfuhr dessen Gegenwart in ihrem Alltag. Das ist ein Weg zum Glauben zu kommen. Andere haben andere. Aber es geht immer darum, sich auf dieses Thema, ja auf Gott einzulassen. Es geht darum Gott, zu vertrauen. Am Gemeindeabend vom letzten Mittwoch haben wir versucht Wörter zu finden, die Vertrauen ausdrücken und diese dann in Verbindung zu Gott zu bringen. Da kamen Glaubenssätze heraus. Ich mag mich nicht an alle erinnern aber z.b.: Vertrauen heisst geborgen sein bei Gott. Sich auf Gott verlassen. Vertrauen zu Gott heisst sich treiben lassen ohne gleich alles im Leben zu hinterfragen. Vertrauen zu Gott heisst loslassen, sich hineingeben, immer wieder hoffen. Glauben hat wohl mit Wissen zu tun, aber vor allem mit einem Vertrauen. Es ist ein sich Hineingeben, auf Gott einlassen und von Gott bewusst auch etwas erwarten. Und dann werde ich meine Erfahrungen machen. So, wie es mir die Frau erzählt hat, die plötzlich merkt, wie Glauben ihr im Leben hilft, weil sie auch Hilfe und Kraft und Freude von Gott erwartet und mit ihm in Verbindung bringt. Der Höhepunkt des Vertrauens ist wohl, wenn ich mich aufs Beten einlasse, wenn ich persönlich bete, mit Gott rede und mich versuche auszudrücken, wenn ich sage, was ich von Gott will und wo ich ihn erlebt habe und wofür ich danken kann. 6. Erkennen/Wissen und Vertrauen gehören zusammen Schon 1563 hat man erkannt, das Wissen und Vertrauen zum Glauben dazu gehören. Vertrauen allein läuft Gefahr schwärmerisch, unreflektiert weltfremd zu glauben. Wissen allein, dann wird Glaube ein intellektuelles kluges Gerede und ist auch weltfremd. Wissen und Vertrauen aber hilft mir, mich mit dem Glauben im Glauben auseinanderzusetzen und es in die jeweilige Situation meines Lebens hinein anzuwenden. Dann wird Glaube für mich zur Hilfe in dieser Welt. 7. 4
5 Die Frage ist immer noch nicht beantwortet. Ich kann sie nicht für Sie beantworten. Ich und keine denkender und glaubenden Christ wird sie verurteilen, wenn sie zu anderen Glaubensdefinitionen kommen, als es der Heidelberger Katechismus 1563 formulierte oder wie Glauben immer wieder formuliert wurde und wird. Auf der Innenseite des Blattes, welches Sie am Eingang bekamen, befinden sich zwei Angebote, wie man Glauben heute beantworten kann. Sie stammen vom Heidelberger Theologen Gerd Theissen. (Siehe Gerd Theissen: Glaubenssätze: Ein kritischer Katechismus, Gütersloh, 2. Auflage 2012, Frage 1 und 5, Seiten 15 und 19.) Diese Frage zu beantworten, dazu habe ich versucht, Möglichkeiten aufzuzeigen: Sich zu informieren, was die Bibel, vor allem das Neue Testament sagt, ist eine. Dann dies im Gespräch zu diskutieren und reflektieren, eine weitere. Aber man muss auch Vertrauen lernen. Es geht darum, sich auf das Experiment neu einzulassen, zu leben als ob es Gott gäbe. Und dann ist es gut, Beten zu üben.... In schwierigen Situationen, in Ängsten, Krisen oder schönen Erfahrungen in Kontakt zu Gott zu kommen. Ein Dankeschön, ein Stossseufzer, das Aussprechen einer verfahrenen Situation oder eine selbst formulierte Bitte bleiben nie ungehört. Wenn Sie einmal so beten, als ob Gott wäre, werden Sie bald erleben, ob dieses Verhalten für Sie ganz und gar nutzlos ist oder ob es Sie trägt und Ihnen neue Erfahrungen, Kräfte und Hoffnungen zukommen lässt. (Hinrich C. G. Westphal: Auf Gottes Spuren..., Seite 29, Hamburg 2010) AMEN 5
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