Die richtige Säge für Stahl und Eisen

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1 WERKSTATT- AUSRÜSTUNG Die richtige Säge für Stahl und Eisen Wer in der Werkstatt aktiv ist und häufig schweißt, braucht eine professionelle Eisensäge. Fotos: Heil Wichtige Tipps zum Thema hat uns Berend Kuipers gegeben. Der Nebenerwerbslandwirt aus Nordhorn arbeitet hauptberuflich in einer Metallwerkstatt und ist Spezialist für gebrauchte Werkzeugmaschinen. 118 top agrar 4/2004 Zum Schneiden von Stahlprofilen und Flacheisen brauchen Sie eine Metallsäge. Mit etwas Glück finden Sie gute Maschinen am Gebrauchtmarkt. Hier die wichtigsten Tipps zur Auswahl der richtigen Säge. Wenn Sie Tore, Gitter oder sogar Stalleinrichtungen selbst bauen, brauchen Sie eine Metallsäge! Mit einem Winkelschleifer mögen Sie zwar einzelne Schnitte durchaus exakt hinbekommen. Wenn Sie aber mehrere Stücke gleicher Länge schneiden müssen, macht das Arbeiten mit der Flex nicht wirklich Spaß. Metallsägen gibt es in verschiedenen Ausführungen und Größen. Wichtig sind

2 vor allem die unterschiedlichen Sägesysteme. Heute sind diese Sägen gängig: Bügelsägen Kreissägen Metallbandsägen Wählen Sie die Säge sorgfältig und vor allem nicht zu klein aus. Vorsicht bei sehr preisgünstigen Neumaschinen. Diese Geräte sind meistens nicht sehr stabil und die Schnitte unpräzise. Außerdem ist der nutzbare Sägebereich sehr klein. Wenn Sie größere Querschnitte zuschneiden 1 Bügelsägen: Einfache Technik mit Nachteilen Metallbügelsägen sind weit verbreitet. Einfache Neumaschinen kosten ab rund 1000 E. Unsere Angaben für Neumaschinen beziehen sich übrigens auf durchschnittliche Preisangaben für Werkzeugmaschinen deutlich über Heimwerkerniveau, nicht aber auf Maschinen für die industrielle Produktion. Das Preisniveau bei den gebrauchten Hub- oder Bügelsägen richtet sich natürlich nach Größe, Zustand und Ausstattung. Brauchbare Maschinen dürften ab 400 bis 500 E zu haben sein. Das Funktionsprinzip ist einfach: Von einem Exzenter wird ein Sägeblatt hinund herbewegt. Der Vorschub des Sägeblatts wird dabei über den Anpressdruck des Bügels oder bei aufwändigeren Modellen über ein mechanisches oder hydraulisches System eingestellt. Bei den einfacheren Sägen muss der Bügel beim Einspannen der Werkstücke auch von Hand angehoben werden. Wollen Sie die Säge genau einstellen, kann das ziemlich lästig sein. Alle Bügelsägen können alleine sägen. Durch einen einfachen Endabschalter stoppt der Motor automatisch. Wenn Sie eine Reihe gleicher Abschnitte sägen wollen, ist außerdem ein Längenanschlag an der Säge sinnvoll. Weil sich so ein Anschlag aber leicht selbst bauen lässt, möchten, müssen Sie wieder mit dem Winkelschleifer ran. Besser kommen Sie mit gebrauchten Handwerker- und Industriemaschinen klar. Allerdings sind diese Maschinen sehr gefragt und nicht leicht zu finden. Sie müssen also schon etwas Geduld mitbringen, um die richtige Gebrauchtmaschine zu finden. Oft sind größere Sägen übrigens preiswerter, weil in vielen Hobbywerkstätten einfach der Platz fehlt und damit die Nachfrage geringer ist. Am Markt gibt es ein großes Angebot an gebrauchten Bügelsägen. sollte er aber nicht kaufentscheidend sein. Das Sägeblatt der Bügelsäge sägt nur in der Vorwärtsbewegung. Deshalb ist die Bügelsäge langsamer als Kreis- oder Bandsägen, wo das Blatt immer im Eingriff ist. Gute Bügelsägen heben das Blatt übrigens beim Rückwärtshub an. Das schont die Zahnung und verringert die Erwärmung im Schnitt. Achten Sie darauf, wie einfach sich die Werkstücke einspannen lassen. Der Schraubstock muss für einen sicheren Sitz des Werkstücks sorgen. Wichtig ist auch die Winkelverstellung: Die Werkstückauflage sollte sich zumindest in einer Richtung um 45 verstellen lassen, besser um einige Grad mehr. Leider ist das Umstellen des Schraubstocks auf Gehrungsschnitte meist mit aufwändiger Schrauberei verbunden. Das macht den Richtungswechsel z. B. beim Zuschneiden von Rahmenprofilen fast unmöglich. Auch eine präzise Gradskala ist bei den meisten Maschinen Fehlanzeige. Winkelschnitte begrenzen den nutzbaren Materialquerschnitt. Prüfen Sie also, ob sich die Stahlprofile, mit denen Sie häufig arbeiten, auch auf Gehrung sägen lassen. Wenn Sie nachmessen, muss sich der Sägebügel am vorderen Totpunkt befinden. Wir meinen: Ein 80 x 80 mm Quadratrohr sollte sich schon mit Ihrer neuen Säge auf 45 zuschneiden lassen. Im Normalfall sägen Sie Flachstahl und Rohre zu seltener dickere Profile oder ausgewachsene Träger. Nachteil: Durch die geringe Materialbandbreite arbeitet das Sägeblatt immer im selben Bereich und verschleißt ungleichmäßig. Besser können Sie das Sägeblatt nutzen, wenn sich bei der Säge auch die hintere Werkstückanlage verschieben lässt. Unser Tipp: Geht das nicht, legen Sie ein stabiles U-Eisen oder Rechteckrohr als Vorlage mit in den Schraubstock der Säge und Sie nutzen so auch den vorderen Sägeblattbereich. Sägeblätter gibt es in verschiedenen Für die meisten Arbeiten reichen einfache Sägen aus. Für Gehrungsschnitte bei größeren Profilen ist aber das Blatt oft zu kurz. Die großen Kaliber sind am Gebrauchtmarkt oft günstiger. Das genaue Einstellen von Gehrungsschnitten ist oft sehr aufwändig. top agrar 4/

3 Ausführungen und Längen. Weil diese Sägen im Stahlbau noch recht verbreitet sind, finden Sie die Blätter bei den meisten Fachhändlern. In den gängigen Längen von 400 bis 500 mm liegt der Preis für HHS-Blätter bei rund 5 bis 10 E pro Stück. Bei den größeren Ausführungen bis 650 mm steigt der Preis deutlich und kann über 25 E klettern. Für die meisten Fälle reichen HSS- Blätter vollkommen aus. Reißt sich das Werkstück aber los, können die harten HSS-Blätter brechen. Bi-Metall-Blätter sind da robuster, weil sie aus zwei Metallen aufgebaut sind. Sie haben außerdem eine höhere Standzeit, die sich aber in einem doppelten Preis niederschlägt. Wichtig ist die Zahnteilung, die in Zähnen pro Zoll angegeben wird (gängig: 4; 6; 8). Je geringer die Zahnzahl, desto höher die Sägeleistung. Eine grobe Zahnung ist deshalb für sehr starkes Material und lange Schnittfugen geeignet. Vorsicht bei dünnwandigen Profilen: Hier können sich die Zähne im Material verhaken, was zu Bruch führt. Blätter mit feinerer Zahnteilung sind für Stähle mit höherer Festigkeit, dünnwandiges Material und kürzere Schnitte gedacht. Weil das Blatt kaum gewechselt wird, kommen Sie am besten mit einer mittleren Zahnung aus. Ein Kühlsystem erhöht die Lebensleistung des Sägeblatts. Wenn Sie die Wärme mit Kühlflüssigkeit ableiten, können Sie auch den Anpressdruck erhöhen, und die Sägeleistung steigt. Bei Edelstahl ist eine Kühlung wegen der schlechten Wärmeableitung fast schon Pflicht. Die Kühlung liegt unter der Säge und sollte eine Staustufe zum Absetzen der Späne haben. Die Pumpe (meistens Zahnradoder Kreiselpumpen) werden entweder direkt über den Sägemotor oder separat angetrieben. Der Antrieb über den Sägemotor ist oft robuster. Kühlanlagen an den Sägen sind natürlich auch frostgefährdet. 2 Kreissägen: Eine feine Sache bei kleineren Schnitten In vielen Stahlbaubetrieben sind Metallkreissägen heute Standardausstattung. Hierbei geht es fast nur um so genannte Langsamläufer mit 50 bis 100 Umdrehungen pro Minute (teilweise auch weniger). Günstig sind zwei Drehzahlen, eine höhere für Baustahl und eine langsamere z. B. für Edelstahl. Weil das Blatt immer im Eingriff ist, sägen die Kreissägen deutlich schneller als Ein wichtiger Kostenpunkt bei den Kreissägen sind die Blätter, die sich allerdings schärfen lassen. Gebrauchte Kreissägen sind gefragt. Vor allem professionelle Maschinen sind recht teuer. Bügelsägen. Es gibt preiswertere Kappsägen und stabilere Kreissägen, die in vertikalen Rund- oder Schwalbenschwanzführungen laufen. Weil die bezahlbaren Modelle keinen automatischen Vorschub haben, sägen die Kappsägen nicht alleine. Vorteil der Kappsägen ist die einfache Winkelverstellung, meistens in beide Richtungen. Dafür vibrieren die Kappsä- Für kurze, schnelle Schnitte sind Kreissägen sehr gut geeignet. Bei größeren Profilen müssen die Sägen oft passen. gen mehr als Sägen mit aufwändigerer Führung. Gängig sind Sägeblattdurchmesser von 250 bis 350 mm. Die Sägen sind prima zum Zuschneiden von Flacheisen und dünneren Stahlprofilen geeignet. So wird eine Säge mit 250er Blatt maximal mit 80 mm Rohren im rechtwinkligen Schnitt fertig. Bei 45 können nur noch 65 mm Rundrohr oder 45 x 45 mm Vierkantrohr durchtrennt werden. Das ist in der landwirtschaftlichen Praxis schon mager. Besser sind die Maschinen mit 350er Blatt: Hier sind bei 45 immerhin noch Rundrohre bis ca. 100 mm und Quadratrohre bis 85 x 85 mm drin. Also im Zweifelsfall lieber für eine Nummer größer entscheiden. Neumaschinen der unteren brauchbaren Kategorie kosten um 800 E. Für größere Maschinen mit etwas besserer Ausstattung können Sie mit Preisen ab 1500 E rechnen. Regelrechte Profimaschinen sind für die Hofwerkstatt aber fast unbezahlbar. Auf dem Gebrauchtmarkt sind gute Maschinen gefragt und deshalb recht teuer. Vorsicht: Bei sehr günstigen Angeboten kann es sich um Schnellläufer handeln, die für die Hofwerkstatt nur schlecht geeignet sind. Einfache Kappsägen sind gebraucht ab 500 E zu haben, Sägen mit aufwändigerer Führung kosten ab E. Ein weiterer Kostenfaktor, den Sie nicht unterschätzen sollten, sind die Sägeblätter. Die Preise starten bei mindestens 50 E, größere Blätter aus höherwertigem Material kosten deutlich über 100 E. Leider währt auch das Leben dieser Blätter nicht ewig. Vor allem, wenn Sie das Werkstück nicht sorgfältig eingespannt haben, kann das Blatt verkanten und brechen. Aller- 120 top agrar 4/2004

4 dings können die Blätter auch geschärft werden (Kosten ca. 25 E). Bei segmentierten Blättern lassen sich übrigens auch Teile der Zahnung austauschen. Allerdings sind diese Blätter ziemlich teuer. Wichtig ist natürlich auch die Zahnteilung. Die Zahnteilung wird entweder als Gesamtzahnzahl für das Blatt oder als Abstand der Zähne angegeben. Gängig ist ebenfalls die Einteilung in fein, mittel, grob. Wir empfehlen: Entscheiden Sie sich für ein Blatt mit mittlerer Zahnung, und sägen Sie sehr dünnwandige Profile besser mit der Handsäge zu. Beim Gebrauchtkauf gibt es noch eine weitere Falle: Die Blätter haben unterschiedliche Bohrungsdurchmesser. Und oft gibt es neben der Hauptbohrung noch weitere Mitnehmerlöcher, die zur Säge passen müssen. Wenn Ihnen also ein Exot angeboten wird, prüfen Sie, ob es bei Ihrem Händler überhaupt Blätter für dieses Modell gibt. Die Schnittfuge bei einer Kreissäge ist übrigens deutlich breiter als z. B. bei einer Bandsäge. Wobei das aber eher bei regelrechter Serienproduktion eine Rolle spielt. Eine Kühlanlage ist auch bei den langsamlaufenden Sägen sinnvoll. Sie ist eine echte Lebensversicherung für das Sägeblatt. 3 Bandsäge: Dünne, schnelle Schnitte Metallbandsägen liegen bei Handwerk und Industrie im Trend: Weil das Band immer im Eingriff ist, ist die Schnittgeschwindigkeit hoch. Außerdem ist die Schnittfuge sehr schmal. Metallbandsägen liegen im Trend. Mittlerweile werden die Sägen in vielen verschiedenen Größenklassen angeboten. Das Sägeband ist immer im Eingriff und verschleißt dadurch gleichmäßig. Deshalb arbeiten die Sägen schnell und hinterlassen eine dünne Schnittfuge. Gängige Bänder sind nur 0,9 mm stark. Wichtig ist eine exakte Führung des Sägeblatts. Sonst verläuft der Schnitt eine Krankheit, an der vor allem Billigsägen leiden. Gute Führungen arbeiten mit mehreren Lagern und lassen sich auf die Werkstückbreite einstellen. Bei vielen Sägen wird Kühlmittel an den Führungsrollen des auslaufenden Ban- 122 top agrar 4/2004

5 des dosiert. Vor allem beim Sägen größerer Querschnitte raten wir in jedem Fall zum Einsatz von Kühlmittel. Meistens wird bei Bandsägen mit speziellen Kühlmitteln gearbeitet, die nur in geringen Mengen auf das Band dosiert werden. Bandsägen werden entweder als leichtere Kappsägen angeboten oder als stationäre Sägen. Der Sägebereich der Kappsägen ist mit den Metallkreissägen vergleichbar: Prima bei Flacheisen und dünneren Profilen, weniger geeignet bei großen Quadratrohren oder Trägern. Die Kappsägen arbeiten nicht automatisch, Sie müssen den Schnitt auch hier begleiten. Vorteil ist der schnelle Richtungswechsel bei verschiedenen Gehrungsschnitten. Die Kappsägen sind in einfacher, aber brauchbarer Ausführung ab rund 1200 E zu haben. Die größeren Bandsägen können wie eine Bügelsäge alleine arbeiten. Hier reicht ein einfacher Endabschalter aus. Vor allem bei den großen Bandsägen gibt es eine große Modellvielfalt bis hin zu Halb- und Vollautomaten. Der Einstiegspreis für eine vernünftige Bandsäge in dieser Klasse dürfte bei E liegen. Bandsägen sind noch nicht so lange im Stahlbaugeschäft wie die Bügelsägen. Dementsprechend ist auch das Gebrauchtangebot relativ mager. Gute Gebrauchtmaschinen gibt es ab ca. 800 E. Bei den besseren Bandsägen lässt sich die Schnittgeschwindigkeit verstellen. Gängig sind zwei Bandgeschwindigkeiten: 1. Stufe 30 m/min (bis 40); 2. Stufe 60 m/min (bis max. 80). Wenn Sie eine gebrauchte Bandsäge ausfindig machen, achten Sie wie bei den Kreissägen auf gängige Bandabmessungen. Standard bei größeren Maschinen sind 0,9 mm starke und 27 mm hohe Bänder. Sehr viel Unterschiede gibt es bei den Bandlängen. Viele Bandlängen von Importsägen sind in Deutschland nur schwer zu bekommen. Gute Werkzeughändler bieten für solche Fälle allerdings einen Service an: Die Bänder können als Meterware bezogen und nach bestellter Länge verschweißt werden. Das Ganze hat natürlich seinen Preis, ist mit einer Lieferzeit und meistens auch mit einer Mindestbestellmenge gekoppelt. Der Preis für ein Sägeband liegt nach Länge im Bereich von 20 bis 50 E. Der Bandwechsel ist nicht einfach. Das gilt vor allem für die richtige Bandspannung. Vor allem neue Bänder dürfen nicht sofort voll belastet werden, sie müssen Wichtig für die Lebensdauer des Bandes ist die richtige Spannung. eingefahren werden. Zu Anfang sollte nur mit 70 % der Schnittgeschwindigkeit und maximal 50 % des Vorschubs gesägt werden. Erst nach den ersten Schnitten nähert man sich der maximalen Leistung. Natürlich gibt es auch Bänder mit unterschiedlichen Zahnungen. Für die Hofwerkstatt sind am besten Bänder mit Combi-Zahnung geeignet. Durch die variable Zahnteilung decken diese Blätter einen großen Querschnittsbereich ab und laufen deutlich schwingungsärmer. Die Bänder mit Combi-Zahnung kosten unwesentlich mehr als die herkömmlichen Blätter. G. Höner top agrar 4/