Hallo Deutschland, Hallo liebe Unterstützer, Hallo alle Interessierten

Transkript

1 Hallo Deutschland, Hallo liebe Unterstützer, Hallo alle Interessierten So nun ist es soweit. Unglaublich. Beängstigend. Aufregend. Mein Jahr hier in Corrymeela neigt sich dem Ende entgegen. 12 Monate sind wie im Flug vorbeigezogen. Ich werde in fünf Tagen Zuhause sein und endlich wieder meine Familie und Freunde sehen. Ich kann es kaum erwarten nach 6 Monaten endgültig wieder in das Glottertal hinein zu fahren. Die Dorfluft zu schnuppern, die familiären Gesichter zu sehen und die Veränderungen zu entdecken. Es ist jedoch nicht einfach mich von diesem wundervollen Ort zu verabschieden. Es ist ein trauriges Gefühl, wenn man sich nicht sicher ist, ob man Menschen die einem sehr ans Herz gewachsen sind für lange Zeit oder vielleicht überhaupt nicht mehr sehen wird. Jeder einzelne von unserem Team muss nun in die reale Welt zurück kehren und sich dem Alltag stellen. Rausfinden was als nächstes kommt, Pläne schmieden und Veränderungen ins Auge blicken. Nicht unbedingt eine einfache Sache, aber durchaus machbar. Corrymeela hat uns oder mit Sicherheit mich geprägt und eventuell auch ein bisschen verändert. Durchaus aber auch auf die Zukunft vorbereitet. Viele meiner Ansichten haben sich geändert oder auch verstärkt. Die letzten Monate waren auch diejenigen in denen ich mich hier wirklich wohl und auch auf gewisse Art und Weise zu Hause gefühlt habe. Das lag wohl vor allem daran, dass das Wetter besser wurde, die Nächte kürzer, die Tage länger und ich mich einfach endgültig als ein Teil Corrymeelas gesehen habe.

2 Als dann auch unsere Summer-Jumbo-Programme startet war auch nicht mehr viel Zeit um über Anderes nachzudenken. Wir haben über den Sommer Gruppen in denen bis zu 150 Gäste kommen und diese dann auch für eine Woche oder länger hier sind. Es ist wirklich viel Arbeit und es kostete jeden von uns eine Menge Energie aber es hat sich gelohnt. Ich habe vor allem mit Jugend- und Familiengruppen zusammen gearbeitet. Vor allem drei Gruppen haben mich geprägt und ich bin mir sicher, dass ich diese Erfahrungen die ich mit diesen verschiedenen Menschen sammeln konnte nicht so schnell vergessen werde. Eine Gruppe bestehend aus 60 Jugendlichen von den verschiedensten Vierteln Belfast kamen zu Corrymeela um Verbindungen zwischen den verschiedenen Gemeinschaften zu bilden. Diese jungen Menschen kannten nur Jugendliche aus ihrem eigenen Viertel und nun mussten sie vier Tage zusammen mit anderen aus verschiedenen Teilen Belfasts verbringen. Es war nicht einfach für diese Jugendlichen sich in einer großen Gruppe zu öffnen und sich gegen die Erziehung ihrer Eltern, den Einfluss der Freunde oder den Gesetzen der eigenen Gemeinschaft zu stellen und sich mit den Anderen zu unterhalten oder gar anzufreunden. Wir die Gruppenleiter und die Freiwilligen von Corrymeela hatten ein super Programm auf die Beine gestellt. Von Sessions die mit viel Diskussion und Gefühlsausbrüchen endeten oder ein Tag voll mit Spaß und Klippenspringen. Es war sehr gut bedachtes und ideenreiches Programm, aber den Unterschied haben die Jugendlichen gemacht. Wir waren uns sicher, dass es ein paar harte Tage mit viel Konflikt und Stress geben wird aber die Jungendlichen haben uns das Gegenteil bewiesen. Selbstverständlich gab es anfängliche Schwierigkeiten, aber im Großen und Ganzen wurden wir überrascht. Die Jugendlichen sind nach dieses fünf Tagen mit neuen Freunden nach Hause gegangen und mit einer anderer Sicht auf gewisse Dinge. Es war auf einmal kein Problem mehr sich mit den Anderen zu unterhalten und auszutauschen. Sie haben bemerkt, dass jeder den gleichen Alltag hat, manche die gleichen Hobbies haben oder dieselben Filme mögen. Es tat gut zum Ende meines Jahres noch einmal so klar und deutlich zu sehen, was meine Arbeit hier in Corrymeela bewirken kann. Nämlich Versöhnung und Frieden. Eine total verschiedene Gruppe waren 30 Menschen mit Behinderungen. Diese verbrachten ihren Jahresurlaub hier bei uns. Sie wollten einfach Spaß haben und sich ausruhen. Ich habe es sehr genossen zu sehen wie wohl diese Menschen sich hier gefühlt haben. Diese Menschen sind mittlerweile in einem Alter angekommen, in dem die Menschen, meistens Eltern oder Geschwister zu alt sind um sich weiterhin Zuhause um sie zu

3 kümmern. Daher werden viele nun in Pflege kommen, was ein sehr großer und auch schwieriger Schritt ist. Es war für sie das erste Mal, dass sie sich auf fremde Menschen einstellen mussten und an eine andere Umgebung gewöhnen. Wir hatten jeden Abend eine Disko für sie vorbereitet und den Tag über unternahmen wir Ausflüge oder waren kreativ mit verschiedenen Artprojekten. Sie haben sich sofort an uns gewöhnt und jede einzelne Kleinigkeit so sehr geschätzt, was uns ein Gefühl des Wichtig seins gab. Es war sehr einfach und angenehm mit diesen Menschen zu arbeiten aber es gab mir das Gefühl, dass Corrymeela nicht nur ein Ort der Versöhnung sondern auch ein Ort der Ruhe, Gelassenheit und Veränderung sein kann. Die nächste Gruppe die bei mir einen großen Eindruck hinterlassen hat war VISIONS 4 2morrow. Die Vorbereitungen für diese Gruppe begannen bereits im Januar und wir redeten die letzten sieben Monate über dieses Projekt. Ihr müsst euch vorstellen. Eine Gruppe mit 120 Jugendlichen die hier für fünf Tage ihr Abschlussprogramm vollführt haben. Wir organisierten acht verschiedene Workshops über zwei Tage. Diese Workshops handelten von Rassismus, Sexualität, Internetsicherheit, verschiedene Kulturen, Sicherheitstraining, Graffiti, Musik, Drama, Schauspiel und Kunst. Es gab jeden Abend ein Programm und eine Disko. Es wurde eine Menge Energie von uns verlangt und es war sehr viel Arbeit aber es war mit sehr viel Spaß verbunden. Dieses Jungendlichen kamen von ganz Irland und Nordirland. Wir waren überrascht, dass es keinerlei Probleme unter den Jugendlichen gab sondern einfach alle ihre Zeit zusammen genossen haben. Es war die letzte große Gruppe für das One Year Volunteer Team aber dadurch haben wir gesehen, wie gut wir als Team zusammen gewachsen sind und wie gut wir uns verstehen. Jeder wusste, was er zu tun hatte und man konnte sich auf jeden Einzelnen verlassen.

4 Auch persönlich ist in den letzten Monaten bei mir einiges passiert. Ich hatte Besuch von meiner Schwester und Freunden im März. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen. Wir haben ein Auto gemietet und sind ein bisschen durch Nordirland gefahren. Wir sind von Dublin nach Corrymeela, über Galway, Donegal und `Derry gefahren und haben jeweils einen Nacht in einer dieser Städte verbracht. Es tat sehr gut eine Auszeit zu nehmen und selbst mal der Reiseführer zu sein. Dann über Ostern kamen meine zwei besten Freundinnen zu Besuch. Es war sehr schön ihnen zu zeige, was ich hier mache, wo ich lebe und wie schön Nordirland ist. Wir haben uns in Dublin getroffen und sind nach über Belfast hoch nach Corrymeela gefahren. Es war ein gutes Gefühl die Beiden wieder zu sehen und zu bemerken, dass wir trotz der Entfernung immer noch so sind, als ob ich nie weggewesen wäre. Auch ich und meine Zimmermitbewohnerin sind immer stärker zusammen gewachsen und haben uns zu sehr engen Freunden entwickelt. So gut, dass sie mich sogar gefragt hat ob ich ihre Trauzeugin sein möchte. Sie wird im Januar auf Hawaii heiraten und ja, ich werde wohl auch da sein. Von dem her wird der Abschied von ihr hoffentlich nicht ganz so schwer, da wir wissen, dass wir uns im Januar schon wieder sehen werden. Hätte mir das jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich so eine gute Freundin finden werde und diese mir einen so großen Freundschaftsbeweis gibt und frägt ob ich ihre Trauzeugin sein möchte, hätte ich das niemals geglaubt. Aber dadurch sieht man mal, was so ein Jahr in der Ferne für Überraschungen bringen kann. Der letzte große Teil, auf den ich mich das ganze Jahr gefreut habe, war

5 als im Juni meine Eltern zu Besuch kamen. Es war eine super Zeit. Es tat gut einfach mit meinen Eltern die Insel zu erkunden und sich wieder ein bisschen, wie das Kind zu fühlen. Es war schön ihnen die Insel und Corrymeela zu zeigen. So konnten sie sich schlussendlich ein Bild machen und besser verstehen von was ich die ganze Zeit erzähle. Sie haben so gut wie alle meine Freunde kennengelernt und den wundschönen Ort zu sehen bekommen, wo sich Corrymeela befindet. Wir haben in einem kleinen Häuschen direkt am Meer gewohnt und so konnte ich auch noch mal tief durchatmen und Ruhe finden, bevor der Sommer begann. Und nun ist der Sommer für mich so gut wie vorbei. Um ehrlich zu sein, ich hatte nie richtig das Gefühl, dass Sommer ist, da das Wetter leider nicht immer mitgespielt hat. Aber ich habe es immerhin geschafft mir zweimal einen Sonnenbrand zu holen, was für Nordirland gar nicht mal so schlecht ist. Ich hatte am Sonntag meinen letzten offiziellen Arbeitstag. Die nächste Woche haben wir Zeit zu packen und die Zeit zusammen nochmal zu genießen. Darüber hinaus haben wir auch unsere Abschlussgespräche und müssen ein schriftliches Feedback geben, was auch einige Zeit beansprucht. Nun realisieren wir auch, dass es wirklich bald Zeit ist um Auf Wiedersehen zu sagen. Es wird bestimmt nicht einfach, aber ich bin sehr dankbar für jede einzelne Person die ich kennen lernen durfte. Diese Menschen haben mein Jahr zu dem gemacht, was es war und es war unbeschreiblich. Zum Schluss möchte ich auch nochmal allen danken, die mir es durch finanzielle oder persönliche Unterstützung ermöglicht haben, dieses Jahr hier in Nordirland zu verbringen. Ich habe so vieles erlebt und gelernt was ich niemals vergessen werde. DANKE! So und nun ist es wirklich so, dass ich sagen kann bis bald! Eure Annika Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.