Erster Rundbrief. Fremont, 15. Feb Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Gemeine! Hallo an alle, die diesen Brief lesen!
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- Jacob Kerner
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1 Erster Rundbrief Fremont, 15. Feb Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Gemeine! Hallo an alle, die diesen Brief lesen! Nun bin ich schon über vier Monate in den USA und ich kann sagen, dass es eine gute Entscheidung war hierher zu kommen. Jeden Tag werde ich um viele Erfahrungen reicher. Am 25. September 2014 bin ich in den Flieger Richtung Maryland gestiegen. Der Abschied von meiner Familie und meinen Freunden war leichter als gedacht. Dank den neuen Medien kann man ja schnell und einfach in Kontakt bleiben. Von Berlin aus ging es dann erst einmal mit Verspätung nach Frankfurt, wo ich ziemliche Angst hatte meinen Flug zu verpassen und deshalb durch den ganzen Flughafen gerannt bin. Da mein Flug nach Washington (Dulles) dann aber auch Verspätung hatte, konnte ich im Flieger durchatmen. In Maryland habe ich dann fünf Stunden auf mein Visum warten müssen. Zum Glück war ich nicht alleine, denn ich konnte mit zwei deutschen Eirenies (also Menschen, die ebenfalls über EIRENE einen Freiwilligendienst machen), mit denen ich das gleiche Hotel gebucht hatte, die Zeit verbringen. Diese verging zwar langsam, aber am Ende hatten wir alle eine einjährige Aufenthaltsgenehmigung.
2 Zusammen sind wir ins Hotel. Nach deutscher Zeit wäre es auch schon 6 Uhr früh gewesen und so sind wir alle auf unsere Zimmer gegangen und ins Bett gefallen. Durch die sechs Stunden Zeitverschiebung bin ich dann aber auch schon sehr früh wieder wach geworden und habe mit den drei Jungs gefrühstückt. Gemeinsam sind wir nach Washington D.C. gefahren. Mein Fazit: DAS Weiße Haus ist das kleinste von den vielen großen weißen Gebäuden. Tags darauf wurden wir vom Chef des Brethren Volunteer Service (BVS), meiner amerikanischen Partnerorganisation, abgeholt, um an den Ort unseres Einführungsseminares, der Orientation, zu fahren. Für die erste Nacht waren nur wir Eirenies und die Organisatoren in dem ehemaligen Universitäts-gebäude untergebracht und abends sind wir zusammen essen gewesen. Am nächsten Tag kamen die restlichen BVS ler an und die eigentliche dreiwöchige Orientation begann. Von den drei Wochen gäbe es viel zu berichten, doch ich will mich auf ein besonderes Ereignis beschränken: Der beste Tag war der Drop-Off- Day. Wir wurden in Dreiergruppen ca. eine halbe Autostunde von
3 unserem Orientation-Ort ausgesetzt. Ohne Handys, ohne Karte, ohne Geld. Nur ein Brief von BVS und der Aufgabe, durch Hilfe für andere Menschen uns unsere Heimfahrt zu verdienen. So haben wir uns dann von Tür zu Tür geklingelt. Aber es war gar so einfach jemanden zu finden, der unsere Hilfe brauchte bzw. wollte! Mit zwei älteren Damen haben wir uns dann unterhalten. Eine hatte eine Spülmaschine voller Süßigkeiten, die sie uns auch angeboten hatte (also die Süßigkeiten, nicht die Spülmaschine!). Wir haben etwas zu trinken bekommen und sie hat uns erzählt, wie die Kinder in der Umgebung nach der Schule immer zu ihr kommen und sie für viele eine Ersatz-Oma ist. Nach diesem Besuch sind wir noch eine gute Weile rumgelaufen und konnten schließlich noch einem älteren Herrn beim Aufräumen seiner Garage helfen. Er hat uns danach zum Dank nach Hause gefahren. Ich habe viele neue Leute kennengelernt und wir haben uns alle sehr gut verstanden. Die Zeit verging wie im Flug und am Ende hatten wir alle ein Projekt und neue Freunde gefunden. Am 16.Oktober bin ich mit Hannah (einer BVS lerin aus Pennsylvania) nach San Francisco, Kalifornien, geflogen. Am Flughafen wurden wir von Carson, Adom und Janina abgeholt. Wir alle teilen uns ein Drei-Zimmer- Appartment und arbeiten im Obdachlosenheim von Abode Services, dem Sunrise Village Emergency Shelter, einem Projekt, das Hilfe für Obdachlose und Bedürftige bietet. Meine Aufgabe ist es am Front Desk zu sitzen. Dort beantworte ich unter anderem Telefonate, kümmere um die Anliegen unserer Residents, also der Bewohner, nehme Spenden entgegen und vieles mehr. Meine Arbeit bereitet mir viel Freude, da ich jeden Tag neue Menschen kennen lerne, interessante Geschichten höre und erlebe. Nach vier
4 Monaten habe ich auch schon viel gelernt, die wichtigsten Dinge sind vermutlich: Probleme offen anzusprechen, denn sonst kann sich nichts ändern! Und dass der erste Blick meistens täuscht! (Was nichts Schlechtes bedeuten muss.) Sonntag und Montag sind z.z. meine freien Tage und ich versuche so viel wie möglich zu unternehmen. Sonntags haben alle BVS ler von Abode frei und so waren wir schon mehrmals gemeinsam in San Francisco, einer Stadt mit vielen Facetten. Außerdem waren wir im Redwoods-Nationalpark, wo ich das erste Mal Mammutbäume gesehen habe und Hannah hat mich zu ihrer Familie mitgenommen, die drei Stunden von uns entfernt wohnt. Thanksgiving, das hier wesentlich mehr ist als nur ein Erntedankfest, habe ich auf der Arbeit verbracht, wo es mehr als genügend Truthahn
5 gab. Auch Weihnachten war ich arbeiten, aber hier in Kalifornien war das einfach nicht das gleiche wie zu Hause: Von Schnee konnte man bei 10 C nur träumen. Und nicht nur der Schnee hat gefehlt, sondern natürlich auch meine Familie und meine Freunde. So kam eher wenig Weihnachtsstimmung bei mir auf, aber mehr hatte ich auch nicht erwartet. An diesen Tagen habe ich auch den eigentlichen Sinn der Weihnacht in mich aufgenommen, als ich sah, wie schön es für die Menschen im Shelter war, jemanden zu haben, der ihnen eine Freude bereitet und mit dem sie reden können. Neujahr haben wir in San Francisco verbracht. Als wir alle um 0:00 Uhr gespannt auf die Golden Gate Bridge geschaut haben ist nichts passiert, denn das groß angekündigte Feuerwerk, fand an der Bay Bridge hinter uns statt, aber auch das war eher ernüchternd. Feuerwerk ist in Amerika eben nur am Nationalfeiertag, dem 4. Juli, eine große Sache. Ich lerne hier auch, dass nich immer alles peace, happyness and pancake, also Friede, Freude, Eierkuchen ist! Im Januar hatten wir viele Gespräche mit unseren Vorgesetzten, denn bei uns Volontären kam es zu einigen Frustrationen, da wir uns wenig gefordert fühlen. So sprachen wir darüber was uns hier gut gefällt und was wir gerne verbessern und verändern würden. Nun hoffen wir alle auf Verbesserungen, denn dieses Jahr soll ein gutes Jahr werden! Und ich glaube, dass wird es! Liebe Grüße und frohen Valentinstag (den feiert man hier nämlich auch größer als in Deutschland) sendet aus dem km entfernten Freemont Victoria Ebert
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