Polnische Gemeinde investiert in Kleinkläranlagen

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "Polnische Gemeinde investiert in Kleinkläranlagen"

Bella Roth
vor 7 Jahren
Abrufe

1 Polnische Gemeinde investiert in Kleinkläranlagen Europaweit eines der größten Projekte für dezentrale Entwässerung Nach der neuen Wasserrahmenrichtlinie muss die Abwasserentsorgung europaweit bis 2015 auf vollbiologische Reinigungsverfahren umgestellt werden. Das gilt auch für Polen. Bislang sind hier Sammel- oder Klärgruben weit verbreitet, lediglich in den größeren Städten gibt es Klärwerke. Die Gemeinde Pietrowice-Wielkie hat in diesem Jahr mit der Umstellung begonnen. Dort wird derzeit eines der größten Projekte für dezentrale Entwässerung in ganz Europa umgesetzt. Das Dorf Pietrowice-Wielkie im Süden Polens zählt rund Einwohner und ist Hauptort der gleichnamigen Landgemeinde, die insgesamt elf kleinere Gemeinden mit circa Einwohnern umfasst (Bild 1). Bild 1: Kleinkläranlagen werden in Pietrowice- Wielkie installiert europaweit eines der größten Projekte für dezentrale Entwässerung. Bild: Seit September 2012 werden in der Gemeinde insgesamt Kleinkläranlagen der Nenngröße EW 4 bis 20 des Lentinger Unternehmens KESSEL eingebaut. Der Grund: Bis zum nächsten Klärwerk in Racibórz (Ratibor) sind es 30 Kilometer. Für einen Anschluss an das Klärwerk hätte die Kommune Pietrowice-Wielkie insgesamt 55 Millionen Zloty, also etwa 13,4 Millionen Euro investieren müssen. Eine deutlich günstigere Lösung ist die dezentrale Abwasserentsorgung. Sie kostet die gesamte Gemeinde nur 24 Millionen Zloty, umgerechnet rund 5,8 Millionen Euro.

2 Abschluss des Projektes bis Ende 2013 Zwei Jahre lang hat die Gemeinde nach einem Hersteller gesucht. Über KESSEL Sp.z.o.o fanden die Vertreter von Pietrowice-Wielkie dann den Entwässerungsspezialisten aus dem bayerischen Lenting und nahmen Kontakt auf. Die Qualität der angebotenen Kleinkläranlagen überzeugte die Gemeinde und die Suche war damit beendet. Die Kleinkläranlagen werden vom polnischen Wirtschaftsministerium und der Gemeinde subventioniert. Pietrowice-Wielkies Einwohner zahlen lediglich einmalig Zloty (rund 730 Euro), dann gehört die Anlage ihnen. Um die Entsorgung und Wartung kümmern sich künftig drei gemeindliche Mitarbeiter im Innen- und Außendienst. Im September 2012 wurde der Startschuss für das Projekt gegeben, bis Ende 2013 soll es fertig sein. Die erste Demonstrations-Anlage am Rathaus in Pietrowice-Wielkie wurde bereits diesen September in Betrieb genommen und läuft reibungslos, erklärt Leszek Sobczyk, Geschäftsführer von KESSEL Sp. Z. o.o in Polen. Biologische Abwasserreinigung In Pietrowice-Wielkie werden InnoClean PLUS Anlagen in den Nenngrößen von 4 bis 50 EW eingebaut. Diese Kleinkläranlagen sind für den Abbau von Zehr- und Nährstoffen ausgelegt, zwei Stoffgruppen, die vorwiegend im häuslichen Abwasser enthalten sind. Nicht abgebaut werden Schadstoffe, wie Gifte und Schwermetalle, synthetische organische Substanzen, Bakterien, Pilze oder Viren. Die eingebauten Kleinkläranlagen arbeiten nach dem SBR-Funktionsprinzip (sequentielles biologisches Reinigungsverfahren). Von allen Kläranlagen, die mit technischer Abwasserbelüftung arbeiten, haben die SBR-Reaktoren eine besonders wirtschaftliche Reinigungsleistung mit einem Reinigungsgrad von 98 Prozent. Kleinkläranlagen wie die in Polen eingesetzte InnoClean PLUS arbeiten mit einer mechanischen sowie biologischen Reinigungsstufe und reinigen in sechs Phasen (Bild 2).

3 Bild 2: Eine Kleinkläranlage wie die in Pietrowice-Wielkie verbaute Inno-Clean PLUS wandelt Abwasser in acht Stunden in sauberes Wasser um. Bild:

4 Die Anlage besteht aus einer Steuereinheit, einem Verdichter, einem Schlammfang und einer Belebungskammer. Die Steuereinheit regelt den vollautomatischen Klärprozess. Während des Klärprozesses fließt das Abwasser zunächst in den Schlammfang. Dort sinken Schwer- und Grobstoffe zu Boden und bilden eine Schlammschicht. Dieser Schlamm wird je nach Bedarf, aber mindestens einmal jährlich, durch ein Entsorgungsunternehmen abgepumpt. Aus dem Schlammfang wird das Abwasser dann in die Belebungskammer befördert. Dort wird durch den Kompressor mit kurzen Lufstößen Sauerstoff eingetragen, der Belebtschlamm und Abwassercharge vermischt. Die Stoffwechselprozesse der Mikroorganismen reinigen das Abwasser von organischen Verbindungen. Die Behandlungsphase dauert etwa sechs Stunden. Danach setzt sich in circa zwei Stunden der Belebtschlamm am Boden ab. Die Abwasseraufbereitung erfolgt in drei Chargen pro Tag. Das gesäuberte Wasser wird automatisch abgepumpt und gelangt in den Sickerschacht. Anlagen, die mit diesem System arbeiten, sind äußerst wirtschaftlich. SBR-Reaktoren benötigen weder wartungsintensive Filteranlagen, noch chemische Substanzen. Ein weiterer Vorteil des Reinigungsverfahrens ist, dass nur zwei Klärkammern nötig sind: Nach der Vorklärung sind die biologische Reinigung sowie die Nachklärung in einem Schritt zusammengefasst. Eine gesonderte Nachklärung in einer dritten Kammer entfällt. Die InnoClean PLUS arbeitet durch ihre Lufthebertechnik sehr leise. Dadurch entsteht ein äußerst geringer Geräuschpegel von circa 37 Dezibel vergleichbar mit dem eines modernen Kühlschranks. Leichter Einbau dank Kunststoff Da die InnoClean PLUS aus Kunststoff besteht (Bild 3), ist sie im Gegensatz zu Kleinkläranlagen aus Beton verhältnismäßig leicht Bild 3: Seit September 2012 werden die Kleinkläranlagen eingebaut, das Projekt soll bis Ende 2013 abgeschlossen sein. Bild:

5 - ein Vorteil beim Einbau, denn so ist kein schweres Gerät zum Transport wie bei einer Anlage aus Beton nötig (Bild 4). Bild 4: Beim Einbau der Inno-Clean PLUS ist kein schweres Gerät zum Transport nötig, da sie dank Kunststoff verhältnismäßig leicht ist. Bild: Eine Besonderheit bei den Einbaumaßnahmen Pietrowice-Wielkie ist der Lehmboden. In einem solchen Untergrund kann das Wasser nicht oberflächennah versickern. Um das Abwasser versickern zu lassen, müssen daher bis in eine Tiefe von neun bis 11 Metern Löcher (Bild 5) gebohrt werden. Erst dann gelangt man in versickerungsfähige Bodenschichten, die eine Infiltration in den Untergrund ermöglichen, erklärt Marcin Mazurkiewicz, Projektbetreuer von KESSEL Sp. Z. o.o in Polen. Bild 5: Lehmboden ist typisch für Pietrowice: Damit das Wasser versickern kann, müssen bis zu 11 Meter tiefe Löcher gebohrt werden. Bild:

6 Insgesamt sind am Einbau der Kleinkläranlagen rund 18 Arbeiter beteiligt, die in vier Bau- Trupps aufgeteilt sind (Bild 6). Bild 6: Insgesamt sind 18 Arbeiter, aufgeteilt in vier Bau-Trupps, am Einbau der Kleinkläranlagen beteiligt. Bild: Um bis Ende nächsten Jahres fertig zu werden, müssen pro Tag sechs Anlagen verbaut werden. In den Wintermonaten muss aufgrund der klimatischen Bedingungen pausiert werden. Schaltgerät überträgt automatisch Störungen an einen Server Eine Besonderheit der Kleinkläranlagen in Polen: Die Anlagen verfügen über ein Schaltgerät, das automatisch Störungen über eine Datenfernübertragung an einen Server überträgt. Auf diese Weise kann die Kommune jederzeit die Funktion und den Betrieb der Anlagen überwachen. So kann die Abwasserentsorgung zentral überwacht und bei einer Störung schnellstmöglich reagiert werden.

7 DATEN UND FAKTEN DES PROJEKTS Bauherr Gemeinde Pietrowice-Wielkie Andrzej Wawrzynek (Bürgermeister) Verarbeiter LBF SR. ZO.O Geschäftsführerin Lidia Burdzik Verwendete Produkte Kleinkläranlage Inno-Clean PLUS Nenngröße EW 4 20 Zeitraum der Einbauarbeiten Beginn: September 2012 Voraussichtliches Ende: Ende 2013

Ähnliche Dokumente

Klar doch! KLEINKLÄRANLAGEN INNO-CLEAN

Wir präsentieren... Klar doch! KLEINKLÄRANLAGEN INNO-CLEAN Kleinkläranlagen Vollbiologische SBR-Kleinkläranlage nach DIN 4261 und Euronorm EN 12566- Teil 3 Behälter aus HDPE: hochstabil und dauerhaft dicht