Heinz-Peter Bader (44)

Transkript

1 Macht der Bilder

2 Foto Petra Spiola Mehr als jeder andere politische Ort ist das Parlament als Zentrum der Demokratie öffentlich. Diese Öffentlichkeit wird wesentlich von Medien hergestellt, denen darum ungehinderte Berichterstattung möglich sein muss. 10. Juli 2009: Die erste gehörlose Nationalratsabgeordnete Helene Jarmer (Grüne) hält ihre Premierenrede in Gebärdensprache, die von einer Dolmetscherin übersetzt wird. Andererseits kommt in der repräsentativen Demokratie den Abgeordneten als den vom Volk gewählten RepräsentantInnen eine wichtige Funktion zu. Ihre Rechte sind ebenso zu wahren und auch sie dürfen in ihrer Tätigkeit nicht behindert werden. Dieses grundsätzliche Miteinander im Sinne der Demokratie kann zu Interessenskollisionen und Konflikten führen. Erstmals ist diesem permanenten Spannungsverhältnis eine Fotoausstellung im Parlament gewidmet. Pressefotografen eine Frau und zwölf Männer präsentieren zwei Monate lang eine kleine Auswahl ihrer besten Werke. Sie alle verbindet eine enge Beziehung zum Parlament, die sich zum Teil über lange Zeit aufgebaut hat, gepaart mit professioneller kritischer Distanz zum politischen Geschehen. Sie stellen mit ihren Bildern jedoch nicht bloß, reduzieren Politik nicht auf ein Spektakel, sondern dokumentieren den aus ihrer Sicht wesentlichen Moment, berichten, stellen Bezüge her, erzählen Bildgeschichten gelegentlich mit feiner Ironie. Ich freue mich über diese Premiere und wünsche dieser Fotoschau viel Interesse und viele erhellende Einblicke. Heinz-Peter Bader (44) Arbeitet seit 25 Jahren als selbstständiger Fotograf, die letzten 18 Jahre davon im Parlament Die ganze Woche, 1992 zu Reuters, dort seit 2000 fix angestellt. Bader sagt von sich selbst, er sei in einer Familie mit privater Fotografietradition fast in der Dunkelkammer aufgewachsen. Ein gutes Foto muss den Blick des Betrachters anziehen. Es ist spannend, aus scheinbar langweiligen oder immer wieder ähnlichen Situationen interessante Bilder zu machen. Mag. a Barbara Prammer Präsidentin des Nationalrates

3 9. Februar 2000: Bundespräsident Thomas Klestil (rechts) sowie seine beiden Amtsvorgänger Kurt Waldheim (links) und Rudolf Kirchschläger lauschen der Regierungserklärung von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. 28. Oktober 2008: Bundespräsident Heinz Fischer bei der konstituierenden Sitzung des neugewählten Nationalrats in der Präsidentenloge. Rudi Blaha (63) Der gelernte Textiltechniker gelangte eher zufällig in das Bildarchiv des Kurier, ein Jahr später, 1968, begann er als Fotograf bei der Presse. Ab 1990 Agenturfotograf bei AP, seit 2005 bei der APA. Berichtet seit 1968 aus dem Parlament, mit dem ihn ein spezielles Bild verbindet: der salutierende Jassir Arafat vor dem Sarg Bruno Kreiskys, als dieser aus dem Hohen Haus getragen wird, wurde weltweit abgedruckt. Er habe sich nie als reiner Fotograf verstanden, sagt Blaha, sondern als Journalist mit Kamera. In diesem Sinne machte er vor fünf Jahren den nächsten Entwicklungsschritt von der Fotografie zum Video. Zur Pressefotografie braucht es Einfühlungsvermögen in gewissen Situationen, blitzschnelle Reaktion, Hintergrundwissen und Bauchgefühl. Matthias Cremer (54) Seit 1984 als freier Pressefotograf tätig (u. a. für Falter, Wien Aktuell Magazin, Time Magazine), seit Gründung 1988 bei der Tageszeitung Der Standard angestellt. Aus dem Parlament fotografiert Cremer seit 8. Juli 1986, dem Tag der Angelobung von Kurt Waldheim als Bundespräsident. Vorbilder: Die Fotografen der Agentur Magnum, besonders Henri Cartier-Bresson und Erich Lessing. Auszeichnung: Österreichischer Preis für Pressefotographie 1992 Pressefotografie ist für mich eine wunderbare Möglichkeit, mit meiner Sicht der Dinge mein Leben zu leben.

4 1. Dezember 2010: Klubobmann Heinz-Christian Strache in der Debatte zum Budget März 2010: Abgeordneter Stefan Petzner (BZÖ) während der Aktuellen Stunde zum Thema Budget. Leonhard Foeger (45) Geboren in Ried im Innkreis/OÖ, Matura am dortigen Gymnasium. Anschließend Kolleg für Fotografie an der Höheren Graphischen Lehr und Versuchsanstalt in Wien. Seit 1993 Fotograf bei Reuters in Wien. Fotografiert seit 17 Jahren im Parlament. Pressefotografie bedeutet abwechslungsreiche Arbeit in Politik, Chronik, Kultur und Sport. Robert Jäger (48) Textil-Kaufmännischer Zweig der HTL Spengergasse in Wien, danach Fotografenlehre, anschließend freier Pressefotograf, 1985 Anstellung bei APA-Bild, seit 1992 stellvertretender Ressortleiter. Seit 1986 im Parlament tätig. 2007/2008/2009/2010 Fotograf des Jahres (Wahl der Zeitschrift Der Journalist ), 2009 Hauptpreisträger des APA/Canon-Fotopreises Objektiv 2009 und Gewinner des Sportjournalisten-Preises. Pressefotografie ist für mich: das Zeitgeschehen so darzustellen wie es wirklich ist

5 7. September 2010: Festveranstaltung 90 Jahre Bundesverfassung im Historischen Sitzungssaal. 20. Mai 2008: Fußball in der Säulenhalle des Parlaments als Lehrspiel für Fair Play und gegen Rassismus anlässlich der Euro Herbert Pfarrhofer (53) Industrie und Werbefotograf, Agentur Votava, Sportagentur Sündhofer, seit 1995 freier Fotograf der Austria Presse Agentur (APA). Fotografiert seit 15 Jahren im Parlament. Pressefotografie bedeutet für mich, im richtigen Augenblick mit dem Auslöser der Kamera eine BILD-Geschichte zu schreiben. Herwig Prammer (45) Seit 1992 bei Reuters. Ausbildung: 1999 Diplom für Landschaftsgestaltung an der Universität für Bodenkultur in Wien. Seit 2006 Studium Graphik, Malerei, Film bei Prof. Gunter Damisch an der Akademie der Bildenden Künste. Der grafische Aspekt im Bild sei ihm schon immer wichtig gewesen, sagt Prammer, viele seiner Bilder würden in diese Richtung gehen. Ich arbeite noch immer sehr gerne in dieser Branche und kann mir ein Leben ohne Fotografie nicht vorstellen. Hier verbinden sich einerseits Kreativität im bildnerischen Bereich mit Journalismus andererseits.

6 9. März 2009: Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde und Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei hält im Historischen Sitzungssaal eine Grundsatzrede zur Zukunft der IAEA. 20. Oktober 2008: Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Vizekanzler Wilhelm Molterer, BM Josef Pröll und BM Werner Faymann (von rechts) während der Sondersitzung des Nationalrats. Hans Punz (53) Beruflicher Werdegang: Vom Hobby- zum Pressefotografen ohne spezielle Ausbildung, sondern im Selbststudium und aus Interesse. Dann Bewerbungen bei Agenturen. Bisher tätig für Reuters, AP, Sportbildagentur GEPA und seit 2003 wieder für AP bzw. Nachfolgeagentur dapd nachrichten GmbH. Fotografiert im Parlament mit Unterbrechungen seit 1996, kontinuierlich seit Vorbilder: Jeder, der es versteht, ein aussagekräftiges Foto zum gegebenen Thema zu machen. Was ein gutes Foto können muss? Beeindrucken, einem ein,wow! entlocken. Roland Schlager (37) Freiberufliche Arbeit bei der APA während des Studiums der Publizistik und Geschichte, dieses in der Folge wegen der Fotografie abgebrochen. Seit 1997 fix bei der APA, ebenso lang im Parlament tätig. Pressefotos sind für Schlager eine eigenständige journalistische Leistung, die oft mehr Freiheiten habe als der Text, allerdings ständig Gefahr laufe, Stereotypen und Klischees aufzusitzen. Ein gutes Foto muss die vorgesetzte Inszenierung durchbrechen, umgehen oder aufzeigen.

7 10. Juli 2009: Nationalratspräsidentin Barbara Prammer beim ORF-Interview nach der Präsidialkonferenz. Als Zuhörer: Martin Graf (FPÖ), Ewald Stadler (BZÖ), Josef Cap (SPÖ), Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Karlheinz Kopf (ÖVP). 26. Oktober 2006: Ein Besucher des Tages der offenen Tür im Parlament fotografiert Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Georges Schneider (45) Geboren in Luxemburg, 1984 Abschluss des Lycée Technique, Ausbildung zum Verfahrenstechniker in der Stahlindustrie, Freelance bei diversen Tageszeitungen und Magazinen, 1991 Umzug von Luxemburg nach Wien, Bildredakteur/Fotograf bei der APA, seit 1998 Freelance Fotojournalist. Fotografiert seit 19 Jahren im Parlament Mitbegründer eines Fotolabors mit heute zwölf Angestellten. Seit 2003 eigene Bildagentur Pressefotografie ist die Herausforderung, mittels journalistischem Handwerk, Leidenschaft und Kreativität, gepaart mit modernem IT- und Fotoequipment sowie schneller Telekommunikation, unter allen vorstellbaren und unvorstellbaren Bedingungen und Umständen genau den Bruchteil einer Sekunde fest zu halten, in dem Geschichten erzählt oder gar Geschichte geschrieben wird und das ganz ohne Worte. Lilli Strauss (46) Matura, Ausbildung zur Fotografin, Lehrabschlussprüfung, Meisterprüfung. Mitarbeit Bundesdenkmalamt, AustroConcert Italartist (Künstlermanagement), Selbstständig (Portrait- Werbestudio), Associated Press (AP). Fotografiert seit fünf Jahren im Parlament. Fotografie ist für mich eine Möglichkeit der Kultivierung des Augenblicks.

8 21. Oktober 2008: Die Seniorenvertreter Andreas Khol (links) und Karl Blecha bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Parlament. 11. März 2010: StudentInnen demonstrieren vor dem Parlament anlässlich einer in der Hofburg stattfindenden Konferenz der Wissenschafts- bzw. Bildungsminister der 46 am Bologna-Prozess teilnehmenden europäischen Länder. Walter Wobrazek (61) HTL-Matura, während der Schule am Wochenende als Sportfotograf tätig. Ab 1971 hauptberuflich als Sportfotograf (Autodidakt) tätig, ab 1974 als Fotograf bei profil angestellt. Fotografiert seit 35 Jahren im Parlament. Pressefotografie bedeutet für mich: ein scharfes Auge für den Moment haben und diesen für die Nachwelt festhalten. Ronald Zak (47) Nach erfolgreich abgeschlossener Grafischer, einem langen, netten, aber unabgeschlossenem Studium der Kunst und Malerei durch Vermittlung meiner Verlobten zu Associated Press (AP) gelangt, dort auf den Reiz der Pressefotografie gestoßen und dieser bereits seit 22 Jahren begeistert ergeben. Fotografiert seit 22 Jahren im Parlament. Immer wieder Ausstellungen von Werken, in denen Malerei und Fotografie vereint sind. Was Pressefotografen beherrschen, immer wieder antreiben muss? Situationen und Augenblicke kreativ und aussagekräftig einzufangen, um stets neues, interessantes und mitreißendes Bildmaterial an Zeitungen, Magazine oder Presseagenturen zu liefern.

9 Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles/Mike Ranz Alle ausgestellten Fotografien Format 120 mal 80 Zentimeter und persönlich signiert können gegen eine Spende von je 650 an Reporter ohne Grenzen erworben werden. Die Fotoausstellung Die Macht der Bilder können interessierte Besucherinnen und Besucher bis zum 12. März 2011 jeweils am Samstag im Rahmen einer Führung besichtigen. Die kostenlosen Sonderführungen starten jeweils um Uhr und um Uhr im Besucherzentrum des Hohen Hauses. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: Parlamentsdirektion Redaktion: Gerhard Marschall Titelbild: Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles/Mike Ranz Grafische Gestaltung: Dieter Weisser Druck: Parlamentsdirektion Wien, im Jänner 2011