Gott vollendet durch Gemeinschaft

Transkript

1 Gott vollendet durch Gemeinschaft Predigttext: 2. Korinther 13, Anlass: Trinitatis Datum: 16. Juni 2014 Autor: Ort: Übersicht: Robert Augustin St. Michael Hammelburg Kurzfassung für Probst-Heim 2. Korinther 13, Zuletzt, liebe Brüder, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. 12 Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Heiligen. 13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Predigt Liebe Gemeinde, Letzthin traf ich ein junges Paar. Sie wirkten sehr Seite 1

2 anhänglich und einträchtig. Wie lang seid ihr denn jetzt schon zusammen? - fragte ich. Ein gutes Jahr, war die Antwort. Und habt ihr euch in dieser Zeit auch schon einmal gestritten? - Zwei Sekunden Nachdenken. Dann die Antwort: Nö. In meinem Kopf kreisen zwei Gedanken: Der Erste: Die beiden passen offensichtlich erstaunlich gut zusammen. So 'was kann's geben. Und der Zweite: Werden sie damit umgehen können, wenn es früher oder später doch mal zum Streit kommt? Wie ist das mit unserem Zusammensein: mit dem Verschieden-Sein und doch Eine-Einheit-Bilden? Nicht nur in der Partnerschaft. Sondern auch in der Familie, in der Gemeinde, in der Nachbarschaft, in einem Verein, in einer Fußballmannschaft? - Der heutige Predigtabschnitt regt mich an, darüber nachzudenken. Im Grunde setze ich dort wieder an, wo ich am Pfingstmontag in meiner Predigt in St. Johannes aufgehört habe: Bei der Trinität Gottes, die wir heute an Trinitatis feiern: Auf deutsch: Bei der Drei-Einigkeit Gottes. Die logische Seite der Dreieinigkeit möchte ich heute nicht mehr so sehr behandeln sie erinnern sich an den Würfel mit den drei Seiten -, sondern ich möchte vertieft über das mit Ihnen nachdenken, was ich ökumenischen Aspekt der Dreieinigkeit: Dass Gott in sich selbst schon Gemeinschaft ist: Vater Sohn und Heiliger Geist. Und zwar seit Ewigkeit. Also schon vor der Schöp Seite 2

3 fung der Welt. Und dass diese Gemeinschaft Gottes in sich selbst Urbild aller gelungener Gemeinschaft unter uns Menschen sein muss. Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Wir sind sein Abbild. Sein Ebenbild. Und wenn Gott selbst in sich Gemeinschaft ist, dann kann es gar nicht anders sein, dass auch wir, seine Ebenbilder auf Gemeinschaft hin angelegt sind. Gemeinschaft ist kein Zufall. Homo animal sociale - der Mensch ist ein auf Gemeinschaft hin angelegtes Wesen: das ist nicht nur eine humanwissenschaftlich zutreffende Beobachtung. Es ist eine göttliche Berufung. Schön kommt das in dem Satz zum Ausdruck, mit dem unser Predigtabschnitt abschließt und der manchmal zu Beginn einer Predigt zitiert wird: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Da ist die Dreieinigkeit benannt: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Und an die Dreieinigkeit wird nicht ein Appell drangehängt, etwa: Schneidet euch eine Scheibe von dieser vollkommenen Einheit ab. Strebt dem nach. Sondern es hängt ein Segenswunsch daran: Die Gnade und die Liebe und die Gemeinschaft dieses Gottes sei mit euch allen. Dieser Gott berühre euer Leben. Was er hat, das fließe zu euch herüber: das erfülle euer Leben. Seite 3

4 Und wie sehen unsere menschlichen Gemeinschaften wirklich aus? Schauen Sie auf Ihre Partnerschaft, Ihre Familie, Ihre Verwandtschaft, Ihren Verein, Ihre Gemeinde: Oft sieht das doch sehr durchwachsen aus. Manchmal auch frustrierend. Manchmal zum Verzweifeln. Wer auf all diesen Lebensfeldern nichts Ärgerliches, keine Probleme wahrnimmt: weder in seiner Partnerschaft, noch in seiner Familie, noch in seiner Verwandtschaft, noch in seinen Vereinen, noch in seiner Gemeinde: der hebe doch mal kurz die Hand. [Keiner meldet sich] Der Apostel Paulus wusste das. Und gerade an die Gemeinde in Korinth, der Paulus diesen schönen Segenswunsch zuspricht: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! - Gerade diese Gemeinde war problembeladen, zerstritten. Sie war das Sorgenkind des Apostels und bereitete ihm schlaflose Nächte. So schreibt er in unserem Brief im zweiten Kapitel: Denn ich schrieb euch aus großer Trübsal und Angst des Herzens unter vielen Tränen; nicht damit ihr betrübt werden sollt, sondern damit ihr die Liebe erkennt, die ich habe besonders zu euch. - Die Liebe Gottes, die uns gemeinschaftsfähig macht, die hat in dem Apostel damals gearbeitet. Die hat ihn dazu gebracht, dass er um das Sorgen Seite 4

5 kind Korinth ringt: um sein Wohlbefinden kämpft. Er hätte ja auch sagen können: Ich schmeiß hin. Macht, was ihr wollt. Mit euch verplempere ich nicht weiterhin meine Energie. Ich habe noch andere Gemeinden, die mich brauchen, und für die einzusetzen es sich lohnt! Nein Paulus kämpft. Er ringt um Einheit. Ich frage: Wie ist das eigentlich bei der Dreieinigkeit? Gab es zwischen Vater Sohn und Heiligem Geist auch schon einmal Streit? - Was ist das denn für eine Frage, werden Sie sagen. Natürlich nicht! Überraschender Weise ist uns mindestens eine handfeste Meinungsverschiedenheit zwischen Vater und Sohn überliefert. Wie war das gleich im Garten Gethsemane, unmittelbar bevor Jesus gefangen genommen wurde? Da rang Jesus im Gebet mit seinem Vater: Ich will nicht leiden. Bitte, erspare mir das Kreuz! Führe mich so, dass all das Schreckliche nicht geschehen muss! - Nach wohl längerem, intensiven Gebet kamen die beiden dann schließlich über ein: Ja, Vater - sagte Jesus schließlich - wenn es unbedingt sein muss, dann nehme ich es auf mich! Wenn die Gnade und Liebe Gottes in unsere zerstrittene Welt hineinfließt, wenn sie, wie der Predigtabschnitt sagt mit und ist - bei uns ist - in uns ist, dann werden wir auch unsere Meinungsverschiedenheiten austragen, im Gespräch miteinander ringen: Und wir werden das in der Liebe Got Seite 5

6 tes tun und mit dem Ziel der Einheit. In der Bibel ist immer wieder von der Herrlichkeit Gottes die Rede: Das ist eine Würde, eine Erhabenheit. Mose versteckt sich in der Felsspalte, als diese Herrlichkeit Gottes an ihm vorüber zieht. Jesaja ruft spontan aus Weh mir, ich vergehe! - Wir halten uns die Augen zu, wir fallen nieder, wir staunen, wir beten an, wir sind überwältigt das ist die angemessene Reaktion auf die Herrlichkeit Gottes. Denken wir daran, dass diese Herrlichkeit in ihrem Wesen vollendete Gemeinschaft ist. Und denken wir daran, dass der Mensch, der die Krone der Schöpfung ist, sich dann als Abglanz und Ebenbild von Gottes Herrlichkeit erweist, wenn er ja sagt zur Gemeinschaft, darum ringt und darin den Segen Gottes erfährt. Manchmal sind wir versucht, Gemeinschaft nur als etwas Negatives zu sehen: Wie schön wäre das Leben als Arzt, wenn die Patienten nicht so nerven würden! Wie schön wäre es, Mutter zu sein, wenn die Kinder nur nicht dauernd quengeln! Und wie schön wäre es als Pfarrer, wenn die Gemeinde nicht ständig mit irgend welchen Problemen käme! Aber, liebe Gemeinde, es ist umgekehrt: In der Gemeinschaft, und nur in ihr will Gott uns vollenden. Und auf dem Weg zu solcher Gemeinschaft sind die Ratschläge des Apostels in unserem Predigtabschnitt wertvoll. Hören wir sie uns noch einmal an: Zuletzt, liebe Brüder, freut euch, lasst euch zu Seite 6

7 rechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Heiligen. Wir müssen uns fragen lassen: Bin ich bereit, mir auch Kritik anzuhören? [Sich zurechtbringen lassen, sich mahnen lassen.] Möchte ich Einheit und Frieden? Ist das mein Ziel, mein Wunsch und meine Sehnsucht? [Habt einerlei Sinn. Haltet Frieden!] Gibt es kleine sichtbare Gesten der Gemeinschaft? [Heiliger Kuss] Den Heiligen Kuss werde ich nicht einführen. Aber wenn wir beim Heiligen Abendmahl uns an den Händen reichen als Zeichen des Friedens mit Gott und der Versöhnung unter einander: Das ist so ein Zeichen. Ich möchte mich bei allen bedanken, die sich mit dieser Geste schwer tun, und trotzdem mitmachen. Oder: Manchmal umarmen sich Christen zum Abschied spontan. Eine schöne Geste. Im Himmel, liebe Gemeinde, wird es keine Einzelzimmer geben, da bin ich mir sicher. Sondern es wird einen großen Gemeinschaftsraum geben: mit allen Engeln und allen Erlösten. Und in diesem Raum wird vollkommene Einheit herrschen und vollkommener Friede. Und alle werden gemeinsam, wie mit einem Munde Gott loben und preisen. Aller Streit wird für immer überwunden sein. Amen. Seite 7

8 Predigt Fassung für das Probstheim Liebe Gemeinde, Letzthin traf ich ein junges Paar. Sie wirkten sehr anhänglich und einträchtig. Wie lang seid ihr denn jetzt schon zusammen? - fragte ich. Ein gutes Jahr, war die Antwort. Und habt ihr euch in dieser Zeit auch schon einmal gestritten? - Zwei Sekunden Nachdenken. Dann die Antwort: Nö. In meinem Kopf kreisen zwei Gedanken: Der Erste: Die beiden passen offensichtlich erstaunlich gut zusammen. So 'was kann's geben. Und der Zweite: Werden sie damit umgehen können, wenn es früher oder später doch mal zum Streit kommt? Sie, liebe Gemeinde, können bestimmt auf die eine oder andere handfeste Auseinandersetzung zurückblicken, auf den ein oder anderen Streit, den es in einem langen Leben gab. Sie können wahrscheinlich aber auch bezeugen, dass es sich lohnt, um die Gemeinschaft zu ringen, die Einheit und den Frieden anzustreben: und am Ende wieder ein Herz und eine Seele zu sein. Ist es nicht zuletzt die Gemeinschaft, die unser Leben wertvoll macht und die trägt? Wenn Sie Besuch von einem lieben Freund oder einem Angehörigen bekommen, ist das nicht ein Fest? Und wer sich einsam fühlt, der kennt oft nur eine große Sehnsucht: nämlich die nach einem Menschen, mit dem er Gemeinschaft haben kann. Seite 8

9 Heute, an Trinitatis, am Fest der Dreieinigkeit Gottes, feiern wir, dass Gott von Anfang an und in sich vollkommene Gemeinschaft ist. Vater, Sohn und Heiliger Geist stehen in einer Beziehung zu einander. Sie sind verschieden, aber sie sind auch eins. Und der Apostel Paulus wünscht in unserem Predigtabschnitt seiner übrigens sehr zerstrittenen Gemeinde in Korinth und auch uns, dass von der vollkommenen Gemeinschaft Gottes etwas in unser Leben hinüber fließen möge. Er schreibt: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Ich glaube, diese Liebe Gottes ist das Vorbild für unser Miteinander. Ich glaube, es ist der Brunnen, aus dem wir schöpfen können und sollen. Fallen Ihnen in Ihrer Gemeinschaft hier im Probst- Heim menschliche Baustellen ein? Und haben Sie schon einmal daran gedacht, die Hände zu falten und Gott darum zu bitten: dass er seine Gnade und Liebe gerade dorthin fließen lässt, wo es schwierig ist? Manchmal sind wir versucht, Gemeinschaft nur als etwas Negatives zu sehen: Aber, liebe Gemeinde, es ist umgekehrt: In der Gemeinschaft, und nur in ihr will Gott uns vollenden. Wir sind zur Gemeinschaft berufen: zu Gott und zu einander. Seite 9

10 Übrigens: Im Himmel wird es keine Einzelzimmer geben, da bin ich mir sicher. Sondern es wird einen großen Gemeinschaftsraum geben: mit allen Engeln und allen Erlösten. Und in diesem Raum wird vollkommene Einheit herrschen und vollkommener Friede. Und alle werden gemeinsam, wie mit einem Munde Gott loben und preisen. Aller Streit wird für immer überwunden sein. Amen. Seite 10

11 Ablauf des Gottesdienstes Musik zum Eingang Begrüßung Eingangslied Sonntagsglocken Vorbereitungsgebet Eingangspsalm EG Kyrie + Gloria Glorialied Ehr sei dem Herrn Gebet der Tages Lesung Röm. 11, Lied der Woche EG 243, 1-3 Evangelium Joh 3, 1-8 Glaubensbekenntnis Lied EG 243, 6 Predigt zu 2. Kor 13, Stille / Meditative Musik Abkündigungen Predigtlied EG 503, Fürbittengebet + Vaterunser Sendung und Segen Schlusslied EG 503, 15 Musik zum Ausgang Kleines Musikteam + Beamer Kleines Musikteam + Beamer Halleluja Lob Gott getrost... Ehre sei dir Herr... Geh aus... Seite 11