Jesus begegnet dem Hass der Welt (Johannes 15,18-27) Predigt von Martin Pöhler in Altheim/Alb am 04. September 2016

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1 Jesus begegnet dem Hass der Welt (Johannes 15,18-27) Predigt von Martin Pöhler in Altheim/Alb am 04. September 2016 Weit über 100 Millionen Menschen werden weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt. Open Doors leistet hier wertvolle Arbeit, um einerseits das Thema Christenverfolgung zu thematisieren und andererseits den verfolgten Christen zu helfen. Inzwischen haben sie sogar eine Erhebung vorgelegt, nach der es auch in Deutschland zahlreiche religiös motivierte Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge gibt. Besonders in den Massenunterkünften erleben sie teils massiven und auch handgreiflichen Hass. Das Thema Christenhass ist also nicht weit weg, sondern schon längst auch in Deutschland präsent auch wenn wir deutschen Christen davon bisher oft nur recht harmlose Varianten zu spüren bekommen. Aber wieso ist das so? Wieso dieser Hass gegen Christen, die den anderen meist doch nichts angetan haben? Eine Antwort darauf gibt uns Jesus selbst. In unserer Predigtreihe Jesus begegnet zu Texten aus dem Johannesevangelium geht es heute um genau dieses Thema. Wir sind in Johannes 15 und dieses Kapitel hat es mehr als in sich. Es geht darin um drei zentrale Beziehungen, in denen wir leben. Zu Beginn des Kapitels spricht Jesus zunächst von der kompletten Abhängigkeit von ihm, in der wir Christen leben sollen. Das heißt: die zentralste und wichtigste Beziehung in unserem Leben ist unsere Verbindung mit unserem Herrn. Nichts ist in unserem Leben wichtiger, als mit ihm verbunden zu sein. Gleichwie es für eine wachsende Frucht nichts Wichtigeres gibt, als an der sie nährenden Pflanze zu hängen. Als Zweites zeigt Jesus auf, wie elementar wichtig es ist, dass wir als Christen miteinander in Liebe unterwegs sind. Das ist kein Bonus, sondern eins seiner zentralen Anliegen Johannes 15,12: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe; das ist mein Gebot. In der westlichen Welt sind wir Christen viel zu oft als Individualisten unterwegs. Das hebräisch-jüdische Denken ist ganz anders. Für einen semitisch denkenden Menschen ist es nicht möglich, nur in den Kategorien Du und ich zu denken für ihn ist der Gedanke der kollektiven Gemeinschaft, also des wir unheimlich wichtig und zentral. In meinem Glauben an Christus ist es mir nicht egal, wie es den anderen geht. Ich bin auf die Gemeinschaft mit ihnen angewiesen. Gemeinsam treten wir vor Gott nicht ich allein. Ich glaube, gerade hier brauchen wir auch im Blick auf den dritten Punkt eine Neuausrichtung. Viel zu oft haben wir als westliche Christenheit diesen Punkt nicht ausreichend im Blick. Wir brauchen einander sind existentiell aufeinander angewiesen. Wer meint, er könne seinen Glauben allein mit Gott und sich ausmachen, irrt. Genau deshalb gibt es die Gemeinde und genau deshalb hat uns Gott in diese Gemeinschaft mit anderen Christen hineingestellt wir sind aufeinander angewiesen. Und wo wir diese Liebe einander schuldig bleiben oder selbst gar außerhalb christlicher Gemeinschaft leben, wird es unmöglich werden, das auszuhalten, was Jesus als Drittes in den Blick nimmt: Nach unserer Beziehung zu Gott und unserem Miteinander richtet Jesus unseren Blick auf die Welt. Und was wir dort sehen, ist alles andere als harmlos Vers 18: Wenn die Welt euch hasst, [NGÜ] Mit diesen Worten leitet Jesus den dritten Punkt dieses Kapitels und unseren heutigen Bibeltext ein Chrischona-Gemeinde Altheim/Alb Joh 15,18-27 S. 1/5

2 Es geht um den Hass der Welt. Im Griechischen steht hier das Wort Kosmos. Ich habe es schon öfters erklärt und mache es auch heute, damit wir uns da nicht falsch verstehen: Mit Kosmos ist die Welt gemeint, die ohne Gott lebt, nicht an Christus glaubt und vom Teufel regiert wird. Gemeint sind also nicht einzelne Menschen, sondern auch hier geht es um einen kollektives Verständnis: Jesus meint die Welt, in die Jesus hineingeboren wurde, um sie zu retten und die ihn und seinen Herrschaftsanspruch ablehnt. Und wenn wir diesen Hass der Welt volle Breitseite erleben, werden wir das nur überleben, wenn wir als Gemeinschaft miteinander gut unterwegs sind. Wir können uns nicht gegenseitig unterstützen, wenn wir unversöhnt sind. Denn dann wird uns der Hass der Welt niederreißen. Deshalb lasst uns uns heute drei Blicke in den Text werfen: Woher kommt er eigentlich, dieser Hass? Das ist unser erster Blick in den Text: 1) EINBLICK Warum die Welt Christen hasst Die Antwort auf dieser Frage ist recht simpel in Johannes 15,18-21 gibt Jesus uns einen Einblick:»Wenn die Welt euch hasst, dann denkt daran, dass sie mich schon vor euch gehasst hat. Sie würde euch lieben, wenn ihr zu ihr gehören würdet, denn die Welt liebt ihresgleichen. Doch ihr gehört nicht zur Welt; ich habe euch aus der Welt heraus er-wählt. Das ist der Grund, warum sie euch hasst. Denkt an das, was ich euch gesagt habe: Ein Diener ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Wenn sie sich nach meinem Wort gerichtet haben, werden sie sich auch nach eurem Wort richten. Doch alles, was sie gegen euch unternehmen, ist gegen meinen Namen gerichtet; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat. Wieso werden Christen gehasst? Ist es, weil sie nicht fromm genug sind? Liegt es an den Fehlern der Jünger? An ihrem Versagen? Nein! Die Welt hasst die Nachfolger Jesu, weil Christus uns aus der Welt heraus erwählt hat. Wir gehören nicht mehr dazu. Der Mensch hasst schnell, was er nicht versteht. Ist es nicht oft so? So auch hier: Wer nicht mit Christus unterwegs ist, versteht uns Christen nicht. Denn wir sind eine neue Kreatur wir sind neu durch Christus. Und diesem Neuen steht das Alte ablehnend gegenüber. Ja mehr noch, es verabscheut das Neue und will es nicht ertragen. Werner de Boor weißt darauf hin, dass der Hass der Welt ja zugleich auch ein starker Beweis für die Wahrheit der christlichen Botschaft ist, da man bloße Träumer und Märchenerzähler in der Regel nicht hasst. Er schreibt: Wenn wir wenig vom Haß der Welt erfahren, dann ist das ein Zeichen für den Mangel an Liebe und Ernst in unserem Christenstand. [Wuppertaler Studienbibel, S. 133] Harte Worte! Durch unsere Entscheidung für Jesus Christus wurden wir zu einem Fremdkörper. Und je mehr wir dementsprechend leben, desto stärker wird der Welt auffallen, dass wir nicht mehr dazu gehören. Wer schon mal einen Holz-Spreisel in den Fingern hatte, weiß, was dann passiert. Es eitert und der Organismus versucht diesen Fremdkörper los zu werden. Durch Christus sind wir Christen ein Fremdkörper in der vom Teufel besetzten Welt. Daher der Hass. Jesus Chrischona-Gemeinde Altheim/Alb Joh 15,18-27 S. 2/5

3 hatte das schon damals im Blick. Das Wort hassen meint hier mit Hass verfolgen. Erinnert ihr Euch an Saulus, den eifrigen Christenverfolger des 1. Jahrhunderts? Dass er Christen verfolgte war keine Rache. Es war auch kein politisches Kalkül oder Auftragsarbeit. Sein innerer Antrieb war, das auszumerzen, was seines Erachtens nach falsch war. Er tat es mit großem Eifer und viele andere Christenverfolger haben es ihm inzwischen nach getan. Doch dann ist Christus diesem Saulus begegnet. Er wurde vom Verfolger zum Nachfolger und damit selbst zum Verfolgten. Seine früheren Mitstreiter wurden nun zu seinen Feinden. Was hatte sich bei Saulus denn geändert? Er wurde verändert vom Saulus zum Paulus. Er wurde ein neuer Mensch durch die Gnade Gottes und plötzlich wurde er von der Welt gehasst. Da sind wir wieder bei den christlichen Flüchtlingen in Deutschland: Etliche von ihnen sind Konvertiten. Also Menschen, die ihren alten Glauben verlassen haben und nun Christus nachfolgen. Das allein reicht schon aus, dass sie gehasst und verfolgt werden. So schnell kann es gehen. Aber Jesus erklärt es uns: Schaut her, es hat nichts mit Euch zu tun. Es geht darum, zu wem ihr gehört. Die Welt untereinander hat nichts gegeneinander und an sich auch nichts gegen Euch sie hat etwas gegen mich. Es geht um mich! Ganz klar die Welt, die unter dem Einfluss des Teufels steht, kann gar nicht anders. Nachdem Christus uns aus der Welt erwählt hat, steht sie gegen uns. Wieso sollte es uns besser gehen als unserem Herrn? Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. alles, was sie gegen euch unternehmen, ist gegen meinen Namen gerichtet; Es geht also um Jesus! Das ist wie bei den Fußball-Hooligans: Wir haben sie bei der EM wieder einmal erlebt. Es geht nicht um die einzelnen Fans der gegnerischen Mannschaft die sind egal, man kennt sich ja nicht einmal. Es geht um den Verein, zu dem sie gehören. Und weil man gegen den ist, ist man auch gegen seine Anhänger. Dasselbe Muster ist es bei uns: Weil die vom Teufel durchdrungene Welt Jesus Christus hasst, hasst sie auch uns und versucht mit allen Mitteln gegen uns vorzugehen, da sie gegen ihn nichts ausrichten kann. Es ist wichtig, dass wir darüber reden. Wenn Du Christ bist, musst Du davon wissen. Und wenn Du überlegst, Christ zu werden, dann musst Du auch davon gehört haben. Wir erleben Ablehnung, weil wir nicht mehr dazu gehören. Denn, wer an Jesus Christus glaubt, gehört zu Christus. Wir Christen leben noch in der Welt, aber sind nicht mehr von der Welt. Genau deshalb ist Jesus ja in diese Welt hineingekommen. Mit seinem ganzen Leben verwies er auf seinen Vater im Himmel, der ihn gesandt hatte. Doch die Welt kennt ihn nicht bzw. will ihn nicht kennen und Jesus nicht als Sohn Gottes anerkennen. Das führt uns zu dem zweiten Blick auf den heutigen Text: 2) RÜCKBLICK die Worte und Wunder Jesu Durch den Rückblick Jesu auf seine bisherige Verkündigung und sein Wirken wird es deutlich Johannes 15,22-24: Chrischona-Gemeinde Altheim/Alb Joh 15,18-27 S. 3/5

4 Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen gesprochen hätte, hätten sie keine Schuld. So aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde. Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater. Wenn ich nicht Dinge unter ihnen getan hätte, die kein anderer je getan hat, hätten sie keine Schuld. Nun haben sie diese Dinge aber gesehen, und trotzdem hassen sie sowohl mich als auch meinen Vater. Bei diesen Versen lohnt es sich, genau auf die Grammatik zu achten: Wenn ich nicht gekommen wäre, gesprochen und getan hätte, hätten sie keine Schuld, aber so [wie die Dinge jetzt liegen, nachdem ich gekommen, gesprochen und getan habe] Jesus ist gekommen! Wovon Jesus hier redet, ist also keine reale Option mehr. So haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde. Sie sind schuldig. Denn Jesus, der Sohn Gottes, ist in die Welt gekommen. Er hat es verkündigt und er hat seine Verkündigung und seine Autorität mit Wundern belegt. Die Welt hat keine Ausrede. Der zentrale Grund der Sünde ist die Ablehnung und das sich aktiv gegen Gott stellen, obwohl er sich uns gezeigt hat. In Johannes 8 und 14 spricht Jesus davon, dass wer ihn kennt, auch den Vater kennt. Die beiden sind untrennbar miteinander verbunden. Und deshalb auch die Schwere der Sünde Vers 23: Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater. Und das, wie Jesus in Vers 25 sagt, grundlos: Es musste so kommen, weil sich erfüllen sollte, was in ihrem Gesetz steht: Sie haben mich ohne Grund gehasst. Sie hassen uns, weil wir Nachfolger Jesu sind und sie hassen ihn, weil er der Sohn Gottes ist mehr Grund gibt es nicht. Das bedeutet: Es ist kein rationaler Hass, dem wir etwas entgegenzusetzen hätten. Wir können nichts tun, damit uns die Welt nicht mehr hasst außer Jesus den Rücken zu kehren und wieder ganz Teil der Welt zu werden. Doch Jesus stellt uns Hilfe zur Seite: Er spricht von dem Paraklet, dem Tröster, den er senden wird. Für die Jünger damals war es noch Zukunftsmusik, doch inzwischen ist der Heilige Geist gekommen. Und er wohnt in einem jeden einzelnen Christen. Das dritte, was Jesus hier gibt, ist ein Ausblick auf das, was kommen wird: 3) AUSBLICK Wenn der Heilige Geist kommt Schauen wir uns die beiden letzten Verse dieses Kapitels noch etwas an: Wenn der Helfer kommen wird, wird er mein Zeuge sein der Geist der Wahrheit, der vom Vater kommt und den ich zu euch senden werde, wenn ich beim Vater bin. Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen. Vier Dinge können wir hier über den Heiligen Geist lernen: er ist ein Helfer das heißt, er hilft uns, gerade auch in solchen Situationen, über die wir heute gesprochen haben er bezeugt Jesus Christus das heißt, er bezeugt, dass Jesus der ist, der er behauptet zu sein: Der Sohn Gottes er ist der Geist er Wahrheit das heißt, wir können uns auf ihn verlassen, von ihm geht Wahrheit aus er wird vom Sohn gesandt und geht vom Vater aus das heißt, er ist ganz eng mit diesen beiden Chrischona-Gemeinde Altheim/Alb Joh 15,18-27 S. 4/5

5 verbunden. Wir erleben hier also einen kleinen Einblick in das Wesen des drei-einen Gottes, der als Vater, Sohn und Heiliger Geist miteinander agiert und gemeinsam handelt. Da es in einer der nächsten Predigten um das gehen wird, was Jesus sonst noch so über den Heiligen Geist gesagt hat, habe ich auch nur noch eine Bemerkung zu diesem dritten Punkt: Nicht nur der Heilige Geist ist ein Zeuge für Jesus, sondern auch die Jünger sind es. Sie sind von Anfang an dabei gewesen. Das bedeutet, dass was sie über Jesus sagen, auch wahr ist. Ist das nicht wunderbar zu wissen?! Wir können uns darauf verlassen, dass es wirklich so war und dass es stimmt, was wir über Jesus wissen. Die Jünger haben es alles selbst erlebt und gehört, was in den vier Evangelien niedergeschrieben ist. Und der Heilige Geist in unseren Herzen bestätigt es auch nochmals, dass es wirklich wahr ist. Auf ihn können wir uns verlassen, denn er ist der Geist der Wahrheit. Bleibt die Frage an Dich und mich, ob wir uns nachdem wir die Wahrheit erkannt haben und sie uns frei gemacht hat, wie Jesus in Johannes 8,32 gesagt hat ob wir uns jetzt auch in diesen Dienst stellen lassen und Zeugen werden. Wo Christen verfolgt werden und ihrem Herrn treu bleiben, da werden sie automatisch zu Zeugen für ihn. Jeder Christ, der Verfolgung erduldet oder sogar aufgrund seines Glaubens an Christus stirbt, bezeugt schon allein dadurch, dass Jesus der Sohn Gottes ist und dass es wahr ist, was in der Bibel steht. Aber auch ohne Bedrohung für Leib und Leben kann man ein Zeugnis sein für Jesus indem wir den Mund aufmachen und anderen erzählen, was Jesus getan hat und was er heute noch tut. Lasst mich Euch am Ende jetzt nochmal kurz ins Gedächtnis rufen, dass es im 15. Kapitel des Johannes- Evangeliums um folgende drei Beziehungen geht: 1) um die Beziehung mit Jesus als die wichtigste Beziehung unseres Lebens überhaupt 2) um die notwendige Liebe zu unsren Glaubensgenossen 3) und um die Beziehung zur Welt, zu der wir nicht mehr gehören und die uns deswegen hasst, da sie Christus hasst. Momentan erleben wir oft noch nicht viel Hass. Aber das wird sich vermutlich mal wieder ändern und in vielen anderen Ländern ist es bereits so. Doch dieser Hass braucht uns nicht zu verunsichern. Denn schlussendlich geht es hier nicht um uns, sondern um den, dem wir mit unserem Leben gehören Jesu Christus, dem Sohn Gottes. Wenn wir also dem Hass der Welt begegnen, lasst uns mutig auf Christus schauen wir werden gehasst, weil wir zu ihm gehören. Doch Gott lässt uns in solch schweren Situationen nicht allein: Durch Christus hat er uns mit dem Heiligen Geist einen Helfer geschickt, der uns dieser Wahrheit vergewissert. Also, auch wenn Gegenwind kommen wird: Haltet fest an Christus, dem Sohn Gottes. Bleibt in enger Verbindung mit ihm es ist die wichtigste Beziehung unseres Lebens. Amen Chrischona-Gemeinde Altheim/Alb Joh 15,18-27 S. 5/5