Musik zum Ende der Zeit - Die Welt im Kaleidoskop von Olivier Messiaens. Ein Gesprächskonzert

Transkript

1 Musik zum Ende der Zeit - Die Welt im Kaleidoskop von Olivier Messiaens Quartett für das Ende der Zeit für Violine, Klarinette, Violoncello und Klavier Ein Gesprächskonzert mit Robert Beck Klarinette Mirjana Miteva Violine Franziska Lüdicke Violoncello Barno Akhmedjanova Klavier

2 Hintergrund / Programmformat Und ich sah einen starken Engel vom Himmel herabkommen, mit einer Wolke bekleidet, der Regenbogen auf seinem Haupt und sein Antlitz wie die Sonne, seine Füße wie Feuersäulen. Er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde. Und der Engel, den ich stehen sah auf dem Meer und auf der Erde, hob seine rechte Hand auf zum Himmel und schwor bei dem, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit: Es soll hinfort keine Zeit mehr sein, sondern in den Tagen, wenn der siebente Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis Gottes... Offenbarung des Johannes, Kap. X Olivier Messiaens Quartett für das Ende der Zeit für Violine, Klarinette, Violoncello und Klavier zählt zu den vielschichtigsten und faszinierendsten Kammermusikwerken des 20. Jahrhunderts in deutscher Kriegsgefangenschaft unter schwierigsten Bedingungen komponiert und uraufgeführt, markiert das Quartett einen Wendepunkt im Schaffen des Komponisten und stellt zugleich ein Thema vor, das bereits in früheren Werken anklingt: Die Auflösung der Zeit als ordnendes Element und die daraus hervorgehende Ewigkeit als Sinnbild der Vollendung der Welt. Inspiriert durch die christliche Darstellung der Apokalypse in der Offenbarung des Johannes des Alten Testaments nähert sich der tief im katholischen Glauben verwurzelte Messiaen diesem Thema an, lotet Möglichkeiten der musikalischen Darstellung aus und schafft so einen Rahmen für das 8 sätzige, rund 50 Minuten dauernde Werk. Unbestritten ist Messiaens Religiosität ein prägendes Merkmal des Quartettes. Hinzu kommen weitere Aspekte, die ihn zeit seines Lebens beschäftigt haben, beispielsweise seine Studien über Vogelgesänge, die es ihm ermöglichten über fünzig verschiedene Vogelstimmen zu erkennen und voneinander zu unterscheiden oder auch seine Fähigkeit als Synästhetiker, Klänge nicht nur über das Ohr wahrzunehmen, sondern diese auch in Farbspektren zu visualisieren.

3 Wie klingen Akkorde in blau und orange? Wie lässt sich ein Gewirr von Regenbögen darstellen? Was haben Vogelgesänge mit dem Ende der Zeit zu tun? Und wie gelingt es dem Komponisten die absolute Herrschaft der Zeit, welche in der damaligen Musiksprache vordergründig noch durch Takt und ebenes Zeitmaß allgegenwärtig war, zu durchbrechen? Welche neuen kompositorischen Mittel findet er? Antworten auf diese Fragen bietet unser Gesprächskonzert, in dem das Publikum eingeladen ist, einige Elemente und Strukturen in Messiaens Klangsprache und Kompositionsweise näher kennenzulernen. In einer kurzen Werkeinführung stellen wir zentrale Aspekte vor, machen einzelne Bilder und Strukturen anhand von Klangbeispielen hörbar und geben dem Zuhörer so einen roten Faden in die Hand, welcher Orientierung und Inspiration sein kann aber nicht muss. Messiaens Musik steht für sich und hat auch ohne zusätzliche Erklärungen bzw. Fachwissen eine starke und unmittelbare Wirkung. Dennoch glauben wir, dass sich die Tiefe und Vielgestaltigkeit seiner Musik mit all seinen Farben und Verknüpfungen viel eindrücklicher mitteilt, wenn der Hörer darum weiß und darauf aufbauend seine ganz eigene Sicht auf das Werk und seine Fragen entwickeln kann. Sie sind neugierig geworden? Dann und hören Sie sich unseren Audio Trailer an! Sie können sich vorstellen, dieses Konzertformat für Ihre Konzertreihe zu buchen? Dann senden Sie uns eine Nachricht! Vielen Dank!

4 Die Musiker / Lebensläufe Mirjana Miteva (Violine) erhielt im Alter von sechs Jahren ihren ersten Violinunterricht an der Spezialschule für Musik in ihrer Heimatstadt Varna/ Bulgarien. Anschließend folgten Studien an der Staatlichen Musikakademie und an der Hochschule für Musik Saarbrücken bei Prof. Ulrike Dierick. An der HfM Saarbrücken erhielt sie auch Kammermusikunterricht bei Prof. Eduard Brunner und Prof. Gustav Rivinius, sowie an der Barockgeige bei Mechthild Blaumer wurde sie Stipendiatin des DAAD. Es folgte ein Aufbaustudium an der Hochschule für Musik Mannheim bei Prof. Dora Bratchkova und ein Studium für Ensemble Neue Musik an der Hochschule für Musik Köln. Sie war Mitgleid im Klaviertrio elles und im Helix Ensemble. Als Kammermusikerin und Solistin trat sie auf beim Krakauer Musikfestival, Heidelberger Frühling, Donau Eschinger Musiktage, Klangspuren Schwaz, Varna Summer, Warschauer Herbst und bei der Musiktriennale Köln. Sie belegte Meisterkurse bei Rosa Fain, Ifrah Neamann, Sashko Gawriloff, Pinchas Zukerman, Roman Nodel, Gotfried von der Goltz und Kurse beim Ensemble Intercontemporain, Ensemble modern, Arditti Quartett, Pelegrini Quartett. Bis 2007 war sie Mitglied im Luzern Festival Acadamy Orchestra. Sie ist seit 2008 festes Mitglied der Essener Philharmoniker. Vorher spielte sie beim RSO Saarbrücken sowie als Aushilfe beim RSO Berlin, WRO Köln, Deutsche Radio Philharmonie, Orchestre Philharmonique du Luxembourg, Stuttgarter Kammerorchester. Neben ihrer Orchestertätigkeit ist sie der zeitgenössischen Musik sowie der historischen Aufführungspraxis sehr verbunden. Robert Beck (Klarinette) wurde 1984 in Achern im Schwarzwald geboren und erhielt seinen ersten Klarinettenunterricht im Alter von zehn Jahren. Er gewann bereits als Schüler mehrere Bundespreise bei Jugend Musiziert, war Mitglied des Sinfonischen Jugendblasorchesters Baden-Württemberg und wirkte im Bundesjugendorchester mit. Von 2004 bis 2009 studierte er Klarinette bei Prof. Manfred Lindner an der Folkwang Universität der Künste Essen und setzte von 2009 bis 2012 sein Aufbaustudium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin bei Ralf Forster und Wenzel Fuchs fort. Er besuchte u.a. Meisterkurse bei Jörg Widmann, dem Ensemble modern und Charles Neidich und wird seit 2006 vom Live Music Now Verein gefördert. Robert Beck war in der Spielzeit 2007/08 Praktikant bei den Duisburger Philharmonikern, ist Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie und nahm an der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein-Musikfestivals teil gewann er den Folkwangpreis in der Kategorie Musik und des Folkwang Copetition Von 2009 bis 2011 war er stellvertretender Soloklarinettist am Staatstheater Mainz und von 2012 bis 2014 Bassklarinettist am Theater Münster. Weitere Erfahrungen sammelte er mit dem Orchester des Bayerischen Rundfunks und dem Mahler Chamber Orchestra. Neben seiner Tätigkeit im Orchester beschäftigt er sich vor allem mit Kammermusik in verschiedenen Besetzungen (z.b. mit dem Trio Lafroyg) und legt einen besonderen Fokus auf zeitgenössische Musik, Improvisation und dem Experimentieren mit neuen Konzertformen, beispielsweise im Projekt Stationen Ensemble NRW oder im Ensemble Fire Rain and Espresso. Robert Beck ist außerdem an der HfK Bremen als Dozent für Klarinette, Methodik und Neue Musik tätig.

5 Franziska Lüdicke (Violoncello) geb stammt aus einer Musikerfamilie und begann mit sechs Jahren ihre Ausbildung am Konservatorium Schwerin. Nach vorbereitenden Studien bei Prof. Gert von Bülow (HfM Rostock) studierte sie zwischen 1999 und 2004 an der Folkwang Universität der Künste Essen bei Prof. Christoph Richter und schloss 2004 bis 2007 ein Aufbaustudium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin bei Prof. Stephan Forck an. Meisterkurse bei Siegfried Palm, Rudolph Gleisner, Young Chang Cho und Wolfgang Boettcher gaben weitere Impulse. Franziska Lüdicke ist Bundespreisträgerin des Wettbewerbs 'Jugend Musiziert', wirkte im Bundesjugendorchester mit und war vier Jahre festes Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie erhielt sie ein Stipendium für die Orchesterakademie der Essener Philharmoniker, dem sich ein Zeitvertrag in der Spielzeit 2009/10 anschloss. Darüber hinaus war und ist sie in verschiedenen Orchestern tätig, so z.b. bei den Hamburger Symphonikern, am Konzerthaus Berlin, beim Staatsorchester Stuttgart, den Essener Philharmonikern, den Bochumer Symphonikern, am Theater Gelsenkirchen u.a. Franziska Lüdicke ist Mitbegründerin des Ensembles Anthemion für Neue Musik Berlin sowie des Streichtrios 3Cordes, mit dem sie regelmäßig Projekte realisiert. Sie war zu Gast bei diversen Festivals, u.a. dem Ohrid Summer Festival Macedonien (2003), dem Festival Intersonanzen für Neue Musik Potsdam (2008) und der Ruhrtriennale Duisburg (2007/ 2014). Auch solistisch ist Franziska Lüdicke in Erscheinung getreten, u.a. an der Berliner Kammeroper und mit der Kammerphilharmonie Köln, mit der sie als Solistin eine Tournee durch ganz Deutschland unternahm. Franziska Lüdicke hat sich intensiv mit der Musik verfolgter Komponisten im 2. Weltkrieg beschäftigt und reiste in diesem Zusammenhang mehrmals für Konzerte und Austausch nach Israel. Barno Akhmedjanova (Klavier) wurde in Usbekistan geboren, erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von sechs Jahren und absolvierte eine spezielle Ausblidung für hochbegabte Kinder bei Alla Kim. Sie setzte ihre Ausbildung am Staatlichen Konservatorium in Taschkent bei Anatoliy Gekkelmann und Ofelija Jusupowa fort. Als DAAD-Stipendiatin studierte sie von 1998 bis 2000 an der Folkwang Universität der Künste Essen Klavier bei Prof. Till Engel, Kammermusik bei Prof. Boris Bloch und Prof. Michael Roll. Sowohl ihr Diplom als auch das Konzertexamen am Staatlichen Konservatorium Taschkent bestand sie mit Auszeichnung. Von 2001 bis 2011 unterrichtete sie Hauptfach Klavier am Staatlichen Konservatorium in Taschkent. Mehrere ihrer Studenten gewannen Preise bei internatioanlen Wettbewerben und sie wurde wiederholt zum Jury Mitglied diverser Wettbewerbe berufen. Im Jahr 2009 erhielt sie erneut ein DAAD-Stipendium im Rahmen eines Didaktik Programms für Hochschullehrer. Sie ist Preisträgerin zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe, u.a. des Allessandro Casagrande Wettbewerbs in Terni, des Classica Nova Wettberwerbs in Hannover, des Nueva Acropolis Wettbewerbs in Madrid sowei des Kammermusik Wettbewerbs in Trapani. Als Solistin trat sie vielfach mit dem Nationalen Symphonischen Orchester Usbekistan und mit verschiedenen Kammerorchestern auf; seit ihrer Kindheit war sie zahlreiche Male im Fernsehen und Radio zu hören. Einer ihrer künstlerischen Schwerpunkte ist die Kammermusik: so begleitete sie Cellisten beim Tchaikowsky Wettbewerb in Moskau, beim Streichinstrumente Wettbewerb in Kazan, nahm an verschiedenen Festivals teil und geht einer regen Konzerttätigkeit als Solistin und Kammermusikerin nach. Außerdem veröffentlichte sie Beiträge zur Methodik des Klavierspiels.