Astronomie in Kindergarten, Hort und Grundschule
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- Hannah Thomas
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1 Pädagogik Peter Schreiber Astronomie in Kindergarten, Hort und Grundschule
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3 Peter Schreiber Astronomie in Kindergarten, Hort und Grundschule
4 Einleitung Die Sonne lehrt alle Lebewesen die Sehnsucht nach dem Licht. Doch es ist die Nacht, die uns alle zu den Sternen erhebt. Khalil Gibran, Sämtliche Werke Wer schon einmal in klaren Sommernächten den Sternenhimmel beobachtet oder wer in kalten Winternächten unter dem funkelnden Firmament ausgehalten hat, wird wissen, wie schön der Himmel ist. Geheimnisvoll leuchten uns die Sterne entgegen und wir stehen staunend da, manchmal sogar sprachlos angesichts dieser Schönheit. Zu besonderen Anlässen, zum Beispiel bei Sonnenfinsternissen, kann man Tausende Menschen beobachten, die ihren Blick zum Himmel richten. Diese besonderen Momente sind aber keineswegs nur uns Erwachsenen vorbehalten, sondern sollten vielmehr gerade Kindern zugänglich gemacht werden. Es gibt soviel zu entdecken, nicht nur am nächtlichen Himmelszelt, auch tagsüber locken verschieden Objekte. Dieses Buch möchte einen Einblick in die faszinierende Welt der Amateurastronomie mit Kindern geben, möchte Wege aufzeigen, verschiedene astronomische Themen kindgerecht anzugehen. Vor allem aber möchte es Begeisterung wecken. Begeisterung für die wunderschöne, oft geheimnisvolle, lehrreiche und spannende Welt der Sterne. Im Verlauf der Arbeit mit Kindern werden viele Fragen auftauchen, die ein breites Spektrum an Fachgebieten berühren; Warum nimmt der Mond ab und zu und wie beeinflusst er die Gezeiten? Wie entstanden die Mondkrater? Wie funktioniert eine Sonnenfinsternis? Wie sehen unsere Nachbarplaneten aus? Gibt es Leben auf ihnen? Aus wie vielen Planeten besteht unser Sonnensystem? Was sind Sternschnuppen? Was Kometen? Wodurch werden die verschiedenen Jahreszeiten verursacht? Welche Sternenbilder gibt es und woran erkennt man sie? Wie lassen sich astronomische Beobachtungen in der Einrichtung durchführen? Und viele weitere Fragen Astronomische Arbeit im Kindergarten und Hort ist dabei schwerlich als Einzelangebot durchführbar, sondern sollte vielmehr kontinuierlich als Projekt angeboten werden. Zum einen liegt das an der Breite der Themen, zum anderen daran, dass sich während der Arbeit weitere Fragen ergeben werden. Es wird sicher spannend sein, diesen dann im Rahmen weiterer Angebote nachzugehen. Durch meine Arbeit mit Kindern zu diesem Thema habe ich erfahren, wie so manches Mal von geplanten Angeboten abgesehen werden musste, weil es für den Moment viel lohnender war, einer Fragestellung nachzugehen, die sich für die Kinder aus vorherigen Angeboten ergab. So wird man sicher feststellen, dass astronomische Projekte in Kindergarten, Hort oder Grundschule zu einem Selbstläufer werden und sich immer weitere interessante Fragen finden. Die Astronomie ist glücklicherweise kein Gebiet, das nur einer Handvoll studierter Fachleute 2
5 zugänglich ist. Vielmehr ist es so, dass es eine große Amateurgemeinde in der ganzen Welt gibt, die untereinander Informationen, Bilder und Tipps austauscht. Oftmals werden neue Objekte, seien es Kometen oder Sterne, von Amateuren entdeckt. Die Wissenschaft ist somit auf diese begeisterten Astrofreunde angewiesen. Gut, wenn die Begeisterung für dieses spannende Hobby so früh wie möglich geweckt wird. Kindergarten und Hort sind in einer ganz besonderen Weise gefordert. Zum einen steht hier ein Themenfeld an, das umfangreicher und manchmal auch komplizierter kaum sein könnte. Es wird immer wieder eine Herausforderung sein, die Inhalte kindgerecht aufzubereiten. Zum anderen ist die Beobachtungszeit ein entscheidender Faktor. Ich werde im Verlauf dieses Buches aufzeigen, das Astronomie keineswegs ein dunkles Hobbie ist, eines, das nur des Nachts stattfindet. Viele Projekte, Aktivitäten und Beobachtungen können innerhalb der regulären Einrichtungsöffnungszeiten durchgeführt. Ein ganz besonderer Reiz aber ist die Beobachtungsnacht oder der Beobachtungsabend mit Kindern. Hier gibt es sicher viele Möglichkeiten, im Rahmen der Projektarbeit solche Abende oder Nächte zu organisieren. Ich werde im Laufe dieses Buches wieder darauf zurückkommen. Will man ernsthafte Beobachtungen in der Einrichtung ermöglichen wird früher oder später der Wunsch aufkommen, ein eigenes Fernglas oder Teleskop zu erstehen. Hier gibt es ein beinahe unüberschaubares Angebot an verschiedenen Modellen, Größen, Preisen und Klassen. Auch das dazugehörige Zubehör ist so vielfältig, dass eine vollständige Aufzählung den Rahmen dieses Buch sprengen würde. Ich werde daher eine in der Praxis bewährte Grundausrüstung vorstellen, die sich dann optional mit der Zeit ergänzen und aufrüsten lässt. Um erste Ziele am Tag - und Nachthimmel ansteuern zu können, wird sich ein Teil dieses Buches mit unserem Sonnensystem sowie mit weiter entfernt liegenden Sternen beschäftigen. Die Sternenbilder werden uns dabei als erste Orientierung dienen. Weiter werde ich kreative Umsetzungs und Dokumentationsmöglichkeiten vorstellen und Sie werden sehen, dass der Phantasie kaum Grenzen gesetzt sind. Von der Zeichnung zum Photo, von Knete zu Fingerfarben und Modellen gibt es beinahe unzählige Möglichkeiten. Ebenfalls werde ich einen Überblick über für Kinder geeignete Medien geben, um astronomische Themen zu vertiefen. Dabei ist auch hier zu beachten, dass dieser Überblick die breite Fülle an Publikationen allenfalls anschneiden kann und keineswegs vollständig ist. An Voraussetzungen müssen Sie als Pädagogen nur ein wenig Neugierde und Begeisterung mitbringen. Fachwissen ist nicht erforderlich, die Fragen, die im Laufe der Arbeit aufkommen, werden Sie zusammen mit den Kindern beantworten. Natürlich ist es von Vorteil, sich vorher thematisch zu informieren, deswegen stelle ich ebenfalls Medien vor, die sich an ein erwachsenes Publikum ohne (oder mit wenig) Vorwissen richten. Nicht alle Angebote in der Einrichtung werden geplant ablaufen, vieles wird sich relativ spontan aus der Situation heraus entwicklen, daher ist es ratsam, sich ein wenig in das jeweilige Thema eingelesen zu haben. Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Umsetzung, bei der Reise zu den Sternen! 3
6 Kapitel 1. Warum überhaupt Astronomie in Kindergarten, im Hort und in der Grundschule? Die Welt begann mit dem ( ) Urknall. Es kann natürlich kein Knall gewesen sein, ohne eine Atmosphäre, die die Schallwellen leitet und ohne Ohren. Es war etwas anderes, dass sich in der absoluten Stille vollzog. Es war das Große Licht. Lewis Thomas, Late night thoughts on listening to Mahler`s Ninth Symphony, 1983 Vor 13, 7 Milliarden Jahren begann etwas Unglaubliches. Etwas Großes, noch nie dagewesenes. Etwas, dass so geheimnisvoll ist, dass unsere größten Wissenschaftler, unsere ausgefeilteste Technik und selbst der genialste menschliche Verstand an eine Mauer stoßen. Es war Startschuss von Raum und Zeit, von all dem, was ist. Es war auch die Geburtsstunde unserer Welt, unserer Geschichte, jeden Lebens, von Ihnen und von mir. Niemand von uns wäre heute hier und würde genau das tun, was wir gerade tun, hätte es nicht diesen einen Moment vor Milliarden Jahren gegeben. In den kurzen Momenten nach dem Urknall wurde der Grundstein für alles gelegt was ist, was war und was werden wird. Vorher war nichts, und danach alles. Aus einem absoluten Nichts wurde nicht nur eine, sondern Milliarden von Welten geschaffen, wurden Sonnensysteme, Nebel, aber auch Atome, Quarks und das, was die wissenschaftlicher negative Materie nennen, in die Existenz geworfen. Ich sage geworfen, weil die explosionsartige Ausbreitung von Masse, Energie und Material etwas schwungvolles hat, etwas bewegtes, dynamisches. Ich habe Eingangs geschrieben, dieser Vorgang wäre noch nie dagewesen. Sicher wissen aber können wir das natürlich nicht. Der Physiker Marcus Chown beschreibt in seinem Buch Das Universum und das ewige Leben die Möglichkeit, dass es vor diesem Urknall unendlich viele andere gegeben haben könnte. Da die Zeit erst (unmittelbar) nach dem Urknall begonnen hat, so wie auch sämtliche Naturgesetze erst danach zu wirken begannen, ist es unmöglich zu sagen, was davor war. Wer kann wissen, was vor der Zeit gewesen ist? So ist es natürlich möglich, dass der Urknall viele Male vorkam, dass viele, ja unzählige, Universen entstanden, Welten sich bildeten, es sogar Leben gab. Wir werden es nie erfahren. Puh, ganz schön kompliziert, oder? Sicher ist: Dieses Universum ist real. Die Argumente, die für einen Urknall sprechen, sind beinahe unwiderlegbar. Wenn Sie es nicht glauben, schalten Sie einfach Ihren Fernseher ein. Suchen Sie einen Kanal, der frei ist und auf dem es schneit, auf dem also schwarze und weiße Punkte herum wimmeln. Ein Prozent von diesem Gewimmel sind Überreste der Strahlung, die beim Urknall entstand. Seitdem ist alles in Bewegung, das Universum bereitet sich offensichtlich aus. Erkennbar ist dies unter anderem daran, dass sich andere Galaxien (z.b. die Andromedagalaxie) von uns wegbewegen. Ebenfalls wird diese Tatsache durch die Rotverschiebung dokumentiert. Diese zeigt, vereinfacht gesagt, dass das Licht (Spektrum) eines Sternes sich immer weiter ins rötliche verschiebt, je weiter er von der Erde entfernt liegt und dabei proportional zur Entfernung ist. Daher gilt: Je weiter eine Galaxie von uns entfernt ist, desto schneller bewegt sich sich von unserer Galaxie weg. Wir wissen also; alles ist in Bewegung, weg von dem Punkt, an dem alles begann und seinen Anfang nahm. Man kann dies vereinfacht mit dem Ballonmodel erklären. Malen Sie auf einen unaufgeblasenen Ballon ein paar Sterne, Sternenhaufen, Galaxien. Nun blasen Sie den Ballon langsam auf; die vorher zusammenstehenden Punkte werden sich voneinander entfernen, die Abstände dazwischen werden größer. Dasselbe passiert ebenfalls im Universum. 4
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