1 Lk 2, 1-20 Heiligabend 2007 Es begab sich aber zu der Zeit als ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzet würde.

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1 1 Lk 2, 1-20 Heiligabend 2007 Es begab sich aber zu der Zeit als ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzet würde. Der Anfang der Weihnachtsgeschichte des Lukas. Ein historischer Zeitpunkt wird genannt. Zu genau dieser Zeit kommt der Sohn Gottes in die Welt. Er kommt in eine Welt, in der Machthaber ein Land besetzt halten, in dem Fremde das Land beherrschen, in dem Macht über andere ausgeübt wird. Er kommt in eine Situation in der das Geld eine wichtige Rolle spielt, Steuern sollen eingetrieben werden, damit die Macht funktioniert. Und es macht sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war. Die Untertanen gehorchen, machen sich auf den Weg. Joseph einer aus dem Geschlechte Davids, des großen und machtvollen Königs vergangener Zeiten, geht in das Land und die Stadt, von der das alte Testament sagt, dass dort der Messias herkommen solle. In diesem kurzen Satz wird angedeutet, was das Leben des Kindes zeigen wird: seine Botschaft geschieht in der Welt, inmitten dieser Welt, wie sie ist. Aber seine Botschaft ist nicht von der Welt. Jesus ist kein Kind der Welt, sondern es kommt aus einem anderen Bereich, bringt ein anderes Denken und Handeln. Und er bringt es hinein in diese Welt, die von Macht

2 2 und Geld bestimmt ist, um sie zu verändern. Mein Reich ist nicht von dieser Welt, sagt Jesus als Erwachsener und macht damit genau dies deutlich, was schon in der Geburtsgeschichte angelegt ist: die wahre Macht der Welt liegt nicht in der Hand der Menschen, sie liegt in der Hand unseres Gottes, der andere Wege geht, als wir Menschen uns das so denken. Er geht seine Wege, er geht sie inmitten dieser Welt, auf dass sie ein anderes Gesicht erhält. Und mögen am Kreuz auch die Mächtigen ihren Sieg feiern, Gott behält das letzte Wort - in der Auferstehung. Da machte sich auf auch Joseph mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Ein Mann, ein Esel und eine Frau, die Mutter Gottes wie es in der katholischen Kirche heißt, so stellen es die Maler dar. Maria geht mit der Botschaft des Engels Gabriel, der da sprach: Fürchte dich nicht, Maria. Du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit und sein Reich wird kein Ende haben. In dieser Botschaft liegt der Kern des Evangeliums schon beschlossen. In dieser Botschaft an Maria ist alles gesagt, was die Person des Kindes ausmacht. Und sie, diese unbekannte, vorher ungenannte Frau, trägt es in sich. Gott geht ganz in die Menschlichkeit ein. Er bindet sich an das Menschliche in der

3 3 Geburt seines Sohnes, in dem Wirken hier auf Erden, ja er geht den Weg des Menschlichen, des Geschöpflichen bis ans Ende, bis in den Tod, ohne seine Herrlichkeit je aufzugeben, ohne sein ganz anderes Sein abzulegen. Darum sagen wir Herr und Bruder. Das Kind - ein Kind der Menschen Joseph und Maria. Das Kind ein Kind des Höchsten, empfangen durch den Heiligen Geist, durchdrungen von der Güte Gottes, erfüllt von der Herrlichkeit der Himmel. Unfassbar und doch wahr: Mensch und Gott, erschienen in der Armut des Stalles und umgeben von der Fülle Gottes, auf dass wir Menschen Anteil an dieser Fülle haben, auf dass wir inmitten der Menschen, inmitten aller Menschlichkeit das Reich unsers Gottes sehen und aufrichten können. Unsere Welt und unser Leben ist durchdrungen von der Wirklichkeit Gottes. Gott geht dabei nicht ein in die Machtverhältnisse diese Welt, auch wenn er inmitten bestimmter politischer und menschlicher Lebensverhältnisse in Jesus Christus Mensch wird. Sein Reich ist nicht der menschlichen Endlichkeit unterworfen, sein Reich wird kein Ende haben, seine Wahrheit bleibt in Ewigkeit trotz aller Menschlichkeit, in der der Weg beginnt und weiter geht. Denn sie hatten keinen Raum in der Herberge. Ein Halbsatz als Begründung dafür, dass Jesus in einer Krippe die ersten Stunden seines Lebens liegen musste.

4 4 Schon beim Hören dieses kurzen Satzes kommen uns die Krippenspiele in Erinnerung, die wir bisher gesehen haben. Die hochschwangere Maria, am Ende ihre Kräfte. Joseph, der an die Türen klopft doch keinen Einlass erhält. Bis sich am Schluss jemand erbarmt und seinen Stall als Unterkunft öffnet. Verschlossene Türen verschlossene Menschen. Würden wir heute diesen beiden die Türen öffnen? Haben wir gesellschaftlich wirklich offene Türen für die, die bei uns eine neue Lebenschance suchen? Das ist eine immer wiederkehrende Frage, die gerade an Weihnachten gestellt werden muss, zumal wenn wir an die zunehmende Fremdenfeindlichkeit denken. Aber davon möchte ich jetzt nicht sprechen, sondern eher unsere Gedanken auf uns selber lenken. Verschlossene Türen verschlossene Menschen. Wie oft standen wir schon vor verschlossenen Türen? Nicht nur vor denen, die wir mit Hilfe der Türklinke öffnen könnten. Es bleiben uns immer wieder Türen im Leben verschlossen, oder es werden Türen vor uns zugeschlagen. Andere nehmen meinen Platz ein, belegen den Raum, den ich für mich und die meinen gewünscht hätte. Sind sie wichtiger als ich? Es ereignen sich Dinge, die bestimmte Räume verschließen. Grenzen, die in mir selber begründet sind, Grenzen die andere aufstellen. Und plötzlich heißt es: hier ist kein Raum mehr für dich.

5 5 Wir stehen davor und wissen nicht, wie wir mit der Situation jetzt wirklich umgehen können. Da ist der Druck des Lebens, für Maria die Geburt ihres Kinder für uns das, was wir erreichen wollen, was wir uns erträumt haben, wovon wir uns bestimmen ließen. Und plötzlich geht eine ganz andere Tür auf, wird ein ganz anderer Raum geöffnet. Ein unvermuteter Weg liegt da offen. Nicht glanzvoll, eher mühsam, aber doch ein Weg, der gangbar ist, der nutzbar ist, den ich antreten möchte. Der Stall oder - wie manche meinen - die Felsengrotte ist der Anfang eines ganz neuen Lebens. Wie sahen unsere Endstationen aus, wie die Neuanfänge? Waren sie nur ein öder Stall oder hatten sie etwas von dem Glanz, den Maler in die Geburtsszene hineinlegen? Können wir ein Stück des Lichtes oder sogar des Heiles erspüren in diesen Neuanfängen unseres Lebens, die wir heute von ferne in unserem Innern betrachten. Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht Gott, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erden, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Bei den Hirten Das Kind ist da. Erleichterung und Freude unter den Eltern, trotz der Unterbringung in jener Nacht. Das Kind ist da der

6 6 ewige König hat das Licht der Welt erblickt. Die Welt soll es wissen. Doch es standen damals noch keine Journalisten vor der Tür, die eine Pressekonferenz erwarten, um die Botschaft des Kindes in die Welt zu tragen. Wer hört diese Botschaft zuerst? Auf jeden Fall nicht die Mächtigen, nicht die Großen dieser Welt, nicht die, die an großen Nachrichten verdienen. Es sind die Hirten auf dem Felde. Menschen, die ohne festen Wohnsitz sind, am Rande der Städte leben, die für andere arbeiten und selber nichts haben. Es sind Menschen, die schutzlos und ärmlich der Gefahr des Lebens draußen aussetzt sind. Fürchtet euch nicht. Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Ihr steht am Rande, ausgegliedert, ausgegrenzt, alleine, ohne Halt? Euch ist heute der Heiland geboren, der euch heilt und in die Mitte stellt, euch festen Stand gibt. Ihr gehört zu den Armen, zu den Verlierern dieser Welt? Euch ist heute der Heiland geboren, der euch anschaut, euch wahrnimmt, euch in den Mittelpunkt seiner Zuwendung stellt. Ihr gehört zu denen, die mitten in der Nacht leben, deren Dunkel nicht enden will? Euch ist heut der Heiland geboren, das Licht des Himmels gilt euch, es scheint euch. Ihr steht in der Mitte des Lichtes Gottes. Ihr gehört zu denen, die mittendrin sind, die gut aufgehoben leben und viele Standbeine haben? Euch ist heute der Heiland

7 7 geboren, der euren Blick auf die anderen lenkt, die auch dazu gehören, der euch das wirklich tragende Standbein zeigt. Ihr gehört zu denen, die gut leben können, die sich ein gutes Leben gönnen können? Euch ist heute der Heiland geboren, der die Armen und Verlierer an eure Seite stellt, der Heil für alle will. Ihr gehört zu denen, die im Licht stehen, entfernt von der Nacht leben? Euch ist heute der Heiland geboren, auf dass ihr euer Licht leuchten lasst, zur Ehre Gottes und zur Hilfe für die Menschen. Lebt vom Frieden und gebt den Frieden weiter, den Gott für uns alle bereit hat. Könige Sie gehören zu Weihnachten, wie die Hirten und die Engel, auch wenn sie in der Weihnachtsgeschichte des Lukas gar nicht auftauchen. Matthäus erzählt von ihnen, von den drei Sterndeutern, den Weisen oder Königen aus dem Morgenland. Wo ist der neugeborene König? fragen sie den König Herodes in Jerusalem. Wir haben einen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen ihn anzubeten. Freude, die allem Volk widerfahren wird, kündigten die Engel an. Jesus nicht nur ein Kind des Volkes Israel, sondern ein Kind für alle Welt. Auch die Menschen aus den nicht israelitischen Völkern, eben die Heiden, kommen zum Kind und beten es an.

8 8 Sie bringen mit: Gold, Weihrauch und Myrre, Kostbarkeiten damaliger Zeit, Ausdruck allerhöchster Wertschätzung. Sie haben einen Stern vor Augen, eine Vision, eine Hoffnung. Sie machen sich auf den Weg, wollen eine Begegnung haben, wollen sehen, was es mit diesem König auf sich hat. Welche Sterne leiten unseren Weg? Welchen Sternen folgen wir? Die Könige fragen danach: was Weihnachten für uns bedeutet? Und das ist eine schwere Frage. Zu selbstverständlich ist dieses Fest. Von Kindheit an, hören wir davon, feiern es ebenfalls mit Geschenken, die oftmals alles überdecken, was wirklich hinter dem Fest der Geburt des Gottessohnes steckt. Wir bringen uns Geschenke, auch wertvolle Geschenke. doch sie gelten uns Menschen, gelten denen, die uns ganz nahe sind. Die Männer aus dem Morgenland schenkten dem Kind, dem weit entfernten, einem Kind, von dessen Wirkung sie zumindest chronologisch gedacht nichts wissen konnten. Eigentlich ist Jesus doch auch uns weit entfernt, wir hätten nicht einmal die Möglichkeit ihm ein Geschenk zu bringen. Und doch ist er präsent: durch seine Worte, seine Botschaft, durch sein Wirken und den Heiligen Geist. Er ist der Stern der Gotteshuld, wie Jochen Klepper sagt, der Stern, der zeigt, dass das Leben auch anders sein kann.

9 9 Was können unsere Geschenke sein? Vielleicht: Glaube, Hoffnung und Liebe. Der Glaube als die feste Zuversicht, dass wir inmitten dieser Welt einer Macht unterstehen, die größer ist als alle Anfeindungen und alle Ehre. Die Hoffnung, als die Kraft, die allem vor Augen Liegenden Zukunft gibt, auch wenn sie noch so verschüttet ist. Die Liebe, die grenzenlos ist und die uns auch in Enttäuschungen noch gilt und wir deshalb auch unsere Liebe jedem schenken können. Glaube, Hoffnung und Liebe als die bewegenden Tugenden des Lebens, das wären gute Geschenke an Christus und die von ihm geliebten Menschen. Amen

10 Liturgischer Ablauf 10 Orgelvorspiel Lied: 24, 1-6 Vom Himmel hoch Psalm: 96 Eingangsliturgie Gebet Gütiger Vater im Himmel! In der Geburt deines Sohnes Jesus Christus, hast du den Himmel auf Erden gebracht. Deine Herrlichkeit und Güte ist sichtbar geworden, dein Licht leuchtet in der Nacht unseres Lebens. Dafür danken wir dir und bitten dich, lass uns an diesem Geburtsfest erkennen, was du einem jeden von uns darin getan hast, lass uns aus dem Frieden leben, den du deiner Welt damit geschenkt hast. Das bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn und Bruder, er mit dir und dem Heiligen Geist lebt und wirkt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Lesung Lk 2 Glaubensbekenntnis Lied: 36, 1-3,6+9 Fröhlich soll meine Herze springen Augustus Maria Lied: 8,1-6 Es kommt ein Schiff geladen Nazareth

11 Hirten 11 Lied: Herbei o ihr Gläubigen, 45,1-4 Könige Lied 544,1-4 Stern über Bethlehem Abkündigungen 46, 1-3 Stille Nacht Fürbittengebet Gelobt seist du, Gott des Himmels und der Erde! Wir danken dir für das Geheimnis dieser Nacht, in welcher sich der Himmel öffnet und du zu uns Menschen kommst. Du hast den Engel zu den Hirten auf dem Feld gesandt. Er hat das Licht des Himmels in ihre dunkle Welt getragen. Die Hirten haben begriffen, was in dieser Nacht geschah. In dem Kind von Bethlehem ist der umfassende Friede der Welt erschienen. Mit ihnen kommen wir zu dir in den Stall und zur Krippe. Dort empfangen wir das strahlende Licht, das Leben und Freude in unser Herz bringt. Wir wissen: noch manche dunkle Nacht wird über uns kommen, aber wir sind nicht mehr allein, denn der Stern von Bethlehem, dein Licht der Liebe wandert mit uns durch unser Leben. Gott, wir bitten dich für alle, die am heutigen Abend und in dieser Nacht unter den dunklen Schatten ihres Lebens leiden. Wo andere fröhlich feiern, werden sie von Schwermut überfallen und die Einsamkeit legt sich schwer auf ihre Seele.

12 12 Lass dein Licht über ihnen aufscheinen, erhelle ihr Leben durch deine Güte. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Gott, wir bitten dich für alle, die heute nichts von der Botschaft der Engel an die Hirten erfahren; die noch im Dunkeln wandern und auf das Licht des Lebens warten. Lass sie das Licht des Himmels erblicken und das Kind von Bethlehem entdecken. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Gott, wir bitten dich für die, die in Unfreiheit leben und unter den Folgen von Krieg und Not zu leiden haben. Und wir bitten dich für die, die in dieser Nacht vor Hunger sterben, weil sie nichts zu essen haben. Öffne du unsere Herzen und lass uns in Wort und Tat deinen Frieden weitertragen, den der Engel in dieser Nacht verkündet hat. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Gott, du bist das Licht der Welt und die Hoffnung unseres Lebens. Wir vertrauen dir alles an und verlassen uns auf Jesus Christus mit dessen Worten wir sprechen: Vaterunser Segen 44,1-3 Oh du fröhliche Jürgen Grote - Am Pfarrgarten Elbe