Törnbericht: Wilfried Lohn Peloponnes

Transkript

1 Törnbericht: Wilfried Lohn Peloponnes Die Crew bestand aus 5 Personen: Familie May: Vater, Mutter, Sohn (17) und Tochter (13) und mir als Skipper (SSS, SRC). Vater May und Sohn sind beide interessierte und erfahrene Motorbootfahrer und Inhaber von SpBinnnen, SpSee und LRC/SRC. Das Revier im Süden des Peloponnes (Messenischer, Lakonischer und Argolischer Golf) ist im Juli wegen der leichten Winde ein eher ruhiges Gewässer. Winde mit 0-3 Bft. meist aus SW stellten keine besondere Herausforderung dar; dagegen die hohen Temperaturen von Grad Celsius schon. Nach dem Törn sind die Buchten auf der Ostseite des Messenischen Golfes weniger empfehlenswert, da der Schwell aus westlicher Richtung das Boots nachts vor Anker ziemlich durchschaukelt. Der Folgecrew kann ich deshalb empfehlen, den Messenischen Golf schnell zu passieren und dafür längere Aufenthalte im Argolischen Golf und auf Kitheria einzuplanen. Von Landseite her besuchten wir im Anschluss an den Törn im Argolischen Golf noch die Orte Nafplion, Porto Heli und Ermioni. Bei meiner Abreise mit dem Flying Dolphin von Porto Heli aus, konnte ich noch Spetses, Hydra und Poros sehen. Diese Orte sind absolut empfehlenswert. Trotzdem muss ich sagen, dass der Törn zu schönen und sehenswerten Zielen führte. Die Anreise nach Kalamata ist aber mühselig und aufwändig. Ich reiste mit einem Flug von Germanwings von Stuttgart nach Athen. Mit dem Linienbus X93 fährt man direkt hinter der Ankunftshalle ab zum Busbahnhof in der Stadt (Fahrzeit ca. 50 Minuten, Preis 5 ). Mit einem Überlandbus (KTEL) fährt man dann direkt nach Kalamata (Fahrzeit ca. 3 Stunden Express oder 4 Stunden mit einigen Stopps, Preis 31,50 ). In Kalamata ist man ca. 3 km vom Hafen entfernt. KTEL Bus Fahrplan ATHEN-KALAMATA-ATHEN Ab Kalamata Ab Athen 4:45+ 6:15 Seite 1 von 7

2 * Nicht Sa./So. + Express # bis Agios Nikolaos ** nur Sa. *** bis Koroni **** bis Pylos - Methoni 6:30* 7:30*** 8:00+ 9:00**** 9:30 10:30+ 10:30* 11:45 12:00+ 13:00+ 13:30+ 14:15# 15:00 15:30**** 16:30+ 16:30+ 17:30 17:30 19:30+ 19:30+ 22:00 21:30 22:00 Imposant ist bei der Fahrt die Überquerung des Kanals in Korinth. Man muss schnell hinschauen in die ca. 80m tiefe Schlucht, denn der Kanal ist gerade mal 24m breit. Für die Grundversorgung des Törns bietet Kalamata gute Einkaufsmöglichkeiten. In der Nähe sind ein Carrefour und ein Lidl. 1. Tag (Kalamata Ormos Limenis 33,5 sm) Unser Segeltörn führte uns am ersten Tag hinaus in den Messenischen Golf bei ca. 2 Bft unter Segel und nach Abflauen unter Motor. Abends ankerten wir in der Ormos Limeni. Der Ankergrund war gut, allerdings ist die Bucht nach W offen und der Schwell lässt die Nacht unruhig werden. Der einsetzende Landwind beruhigt das Schiff beim Liegen wieder Wir fuhren mit dem Dinghi an Land und waren in der südlichen der beiden Tavernen. Das Essen war gut und die Preise günstig. Die Wirte Seite 2 von 7

3 waren sehr nett und gaben und Eis. Eine Mitseglerin hatte beim Einsteigen ins Dinghi das Knie verdreht und direkt kühlen. 2. Tag (Ormos Limeni Porto Kagio 26,5 sm) Nach einem ausgiebigen Brunch gingen wir mittags am zweiten Tag Anker auf und setzten Kurs auf die Spitze des Messenischen Golf. Gegen Uhr sichteten wir ein merkwürdig treibendes Gebilde. Beim näheren Hinfahren sahen wir eine tote Kuh, die auf dem Wasser trieb. Die steilen Klippen des Peloponnes waren wohl ihr Schicksal. Wir machten keine Benachrichtigung an die Küstenwache. Am späten Nachmittag rundeten wir unter Motor das Kap Tainaro. Gegen 19 Uhr liefen wir in die Bucht Porto Kagio, eine ehemalige Piratenbucht. Die große und gut geschützte Bucht hat guten Ankergrund und an Land sind 3-4 Tavernen zur Auswahl. Eine Untiefe mitten in der Bucht (3 m) haben wir umfahren, obwohl sie uns hätte kaum gefährlich sein können. In dieser Bucht ankern viele Schiffe, da sie der einzige geeignete Ziel- bzw. Ausgangspunkt an der Spitze Messeniens ist. Angesagte Fallböen von den hohen Bergen hielten sich in Grenzen. Wir lagen nachts sehr ruhig. 3. Tag (Porto Kagio Githion 24 sm) Am dritten Tag ging es weitestgehend unter Motor nach Githion. Dort machten wir an der Kaimauer fest vor Buganker. Unser Platz (Knick in der Mole) war ideal, denn direkt am Platz war ein Stromkasten und Wasser. Hier füllten wir unsere Wassertanks. Wasser ist kostenlos. Allerdings bemerkten wir erst nach dem Fallen des Ankers beim rückwärts fahren, dass wir auch eine Moring hätten holen können. Githion ist eine nette Kleinstadt und bietet genügend Einkaufsmöglichkeiten. Ich habe hier im Hafenbüro die Aurelia an und am Folgetag abgemeldet. Wir waren den Hafenbehörden regelrecht lästig, da dies offensichtlich keiner tut und das Ganze mit enormen bürokratischem Aufwand betrieben wird (Schiffspapier, Versicherungen, Crew-Listen, ). Am Folgetag wurde dann nur noch die Gebühr in Höhe 12,90 entrichtet. Das Ankeraufgehen bereitete etwas Mühe, da der wirklich hervorragend gehaltene Anker die im Hafenbecken liegende Mooring-Kette gefasst hatte. Wir konnten sie anheben und mit Bootshaken eine Hilfsleine unterziehen und dann den Anker befreien. Wir waren stolz auf ein gut gelungenes kritisches Hafenmanöver. 4. Tag (Githion Palaiokastro 34,7 sm) Am vierten Tag ging es dann unter Segel über den Lakonischen Golf. Wir rundeten die Insel Elefanisos und ankerten abends hinter der Hafenmole in der Bucht von Palaiokastro. Der Ankerplatz war gut, allerdings gibt es keine Tavernen an Land. Man hätte stattdessen den nahe gelegenen Hafen Neapolis nutzen können. Wir taten dies wegen der hohen Frequenz der an- und ablegenden Fähren nicht. Also Selbstverpflegung an Bord. Beim Tauchen konnten wir die Schraube der Aurelia von einer aufgefangenen Plastiktüte befreien. 5. Tag (Palaiokastro Kitheria 22 sm) Am fünften Tag ging es von Palaiokastro in Richtung Süden zu Insel Kitheria. Wir ankerten in der Bucht Ag. Nikolao, ein Teil der Ormos Avlemanos. Der Ort ist sehr bezaubernd und die malerischen Häuser und kleine Buchten sind traumhaft. Unser Anker hielt gut. Damit das Schiff nicht schwojen Seite 3 von 7

4 sollte, brachten wir an Land eine Heckleine aus, gekennzeichnet durch zwei Fender, damit keiner dagegen fährt. Die Taverne im Hafen war sehr empfehlenswert. 6. Tag (Kitheria Monemvasia 34 sm) Am sechsten Tag hatten wir wieder Probleme beim Lichten des Ankers. Der Anker hing unter einer Felsnase fest. Ein Mitsegler tauchte und befestigte eine Leine und mit Hilfe des Dinghis konnten wir den Anker unter der Felsnase seitlich vorziehen und dann aufnehmen. Ziel an diesem Tag war die Stadt Monemvasia im Argolischen Golf. Gegen 14 Uhr passierten wir das Kap Maleas. Gegen 18 Uhr machten wir fest im Hafen vor Buganker. Das Hafenbecken ist gut hinter einer hohen Mole geschützt. Am Kai konnten wir wegen des sehr langen Kabels von der Wurzel der Mole her Strom legen. Ebenso konnten wir in Kooperation mit den Schläuchen der italienischen Nachbarn einen ca. 50m langen Wasserschlauch legen und auffüllen. Auch hier keine Hafengebühren und keine Gebühren für Wasser. Nur der Strom wurde von der Besatzung des auch im Hafen liegenden SAR-Bootes abgezogen, da sie befürchteten, dass eine Überlast zum Ausfall führen könnte und dann die Klimaanlage auf dem SAR- Boot ausfällt. Bis sie es bemerkten, hatten wir aber schon die Batterien wieder geladen. Seite 4 von 7

5 7. Tag (Monemvasia Gerakas 11 sm) Am Folgetag besichtigten wir die Altstadt und das Kastell von Monemvasia. Die auf einer Halbinsel gelegene Stadt kann mit einem Linienbus erreicht werden. Die engen Gassen und Häuser sind absolut sehenswert und ein unbedingtes Muss (Weltkulturerbe). Die unterschiedlichen Herren in Monemvasia (Byzantiner, Venezianer, Türken, etc.) haben alle ihre Bauten hinterlassen. Die Besteigung des Kastells ist eine sportliche Herausforderung bzw. ein willkommene Abwechslung für die lauffaulen Segler. Die Vorräte wurden aufgefrischt und am späten Nachmittag liefen wir aus in Richtung Norden in die Bucht von Gerakas. In Gerakas lagen wir gegenüber der Pier sicher vor Anker. Die sehr gut geschützte und verwinkelte Bucht eignet sich sehr gut. Die Crew besuchte mit dem Dinghi eine in die Felswand gehende Grotte (Taschenlampen nicht vergessen!). Abends fuhren wir mit dem Dinghi in eine der Tavernen an der Pier. Die Restaurants hier sind empfehlenswert, da sie eine gute Auswahl an frisch gefangenem Fisch hatten. 8. Tag (Gerakas Limin Avlemonas (Kitheria) 32 sm) Am achten Tag dann lichteten wir am späten Vormittag den Anker und segelten bei leichtem Wind (3 Bft.) wieder nach Süden vorbei an Monemvasia wieder in die Bucht Avlemanos auf Kithira. Die Bucht hatte uns so gut gefallen und war einen zweiten Besuch wert. Diesmal suchten wir uns einen besseren Ankerplatz (Sandfläche), der nicht Gefahr hatte, dass sich der Ankern wieder hinter einem Felsvorsprung verhaken konnte. Seite 5 von 7

6 9. Tag (Limin Avlemonas Kapsalion Porto Kagio 41 sm) Am Folgetag gingen wir ca. 10 Uhr Anker auf. An diesem Tag bemerkten wir wieder das Phänomen, dass der Vorwärtsgang nicht gleich griff. Das war aber in der offenen Bucht kein Problem. Es ging bei ca. 4 Bft. Wind aus NO in Richtung S. Ziel war der Hafen von Kapsalion. Am Kap Kapello (Südspitze der Insel Kitheria) frischte der Wind auf bis zu 22 Kn auf. Die Aurelia schoss mit fast 8 kn Geschwindigkeit bei raumen Wind dahin. Um 12 Uhr erreichten wir den Hafen von Kapsalion. An der Pier machten wir seitwärts fest an Stb. An der Pier gab es wieder kostenlos Wasser, sodass wir unseren Tank füllen konnten. Nach dem Füllen legten wir wieder ab. Ziel war die Querung des Lakonischen Golfes. Ca. ein Drittel der Strecke konnten wir unter Segel zurücklegen. Dann schlief der wind ein Dieselwind war angesagt. Gegen 20 Uhr erreichten wir bei stark aufgefrischtem Wind (20 Kn) die uns bekannte Bucht Porto Kagio. Dort gingen wir wieder vor Ankern (auf ca. 6m WT 45m Kette wegen des stärkeren Windes). 10. Tag (Porto Kagio Ormos Mezappos 19 sm) Am zehnten Seetag dann verließen wir Porto Kagio, rundeten Kap Tainaro und fuhren nordwärts unter Motor. Wegen des unangenehmen Schwells von W suchten wir gleich die südlichste Bucht auf der Ostseite des Messenischen Golfes auf Ormos Mezappos. Die Bucht bietet nur schlechten Ankergrund und hat keine geeigneten Tavernen. Mit eingeschaltetem Ankeralarm schaukelten wir uns durch die Nacht. 11. Tag (Ormos Mezappos Ormos Dyras Koroni 30 sm) Am Folgetag verließen wir die Bucht recht früh und fuhren unter Motor in de nördlichere Ormos Dyros. Dort ankerten wir ruhig auf 4m WT, frühstückten gemütlich und besuchten anschließend die Tropfsteinhöhlen, deren Eingang sich gleich in der Bucht befindet. Die angenehmen Temperaturen in der Höhle (16-17 Grad Celsius) sind eine willkommene Abkühlung in dem sonst in diesem Monat ca Grad heißem Griechenland. Mit Booten wird man 1200 m durch die Höhlen gerudert. Es sind wohl die größten zusammenhängenden Höhlen dieser Art in Europa. Der Eintritt kostet 12 pro Person. Der Besuch hat sich wirklich gelohnt. Seite 6 von 7

7 12. Tag (Koroni Kalamata 18 sm) Ca. 14 Uhr gingen wir Anker, setzten Segel und kreuzten den Messenischen Golf in Richtung Koroni. In der großen Bucht dieses malerischen Städtchens ankerten wir auf 3m WT sicher. Abends fuhren wir wieder mit dem Dinghi zum Abendessen an Land. Der Ort bietet ein reichhaltiges Angebot an Restaurants und Bars. Dafür war es dann nachts etwas lauter wegen der auf die Bucht hinaus drängenden Musik. Die Möglichkeit Wasser aufzunehmen hatten wir leider nicht, da der Tiefgang der Aurelia eine Annäherung an den Kai (wo es Wasser gegeben hätte) nicht erlaubte. Am folgenden Vormittag besuchte die Crew die Burg über der Stadt mit dem Kloster. Die schönen Aussichten von dem Berg sind die Belohnung für den Aufstieg. Am späten Nachmittag gingen wir Anker auf und fuhren unter Motor zurück mach Kalamata. Das ursprüngliche Ziel Ormos Petalidi wurde verworfen, nachdem der Kartenplotter ringsum eine 2m- Wasserlinie zeigte. Die Bucht sah laut Törnführer und Hafenhandbuch mit 3-4 m WT zunächst problemlos auf. Aus Sicherheitsgründen verzichteten wir und waren somit einen Tag eher zurück als geplant. Seite 7 von 7