Porträt oder conditio humana? Das Menschenbild im Werk von Wilhelm Lehmbruck
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- Uwe Martin
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1 LEHMBRUCK SYMPOSION Porträt oder conditio humana? Das Menschenbild im Werk von Wilhelm Lehmbruck 18. April 2015
2 Porträt oder conditio humana? Das Menschenbild im Werk Wilhelm Lehmbrucks Wilhelm Lehmbruck ist der wohl bedeutendste deutsche Bildhauer der Klassischen Moderne. Seit dem Heidelberger Lehmbruck-Symposion im Jahr 2007 hat es keine wissenschaftliche Tagung mehr gegeben, die speziell dem Werk Wilhelm Lehmbrucks gewidmet war. Im Rahmen des Duisburger Symposions erläutern renommierte Experten zentrale Aspekte des Werks Wilhelm Lehmbrucks. Im Zentrum steht dabei die Frage nach dem zugrundeliegenden Menschenbild, die bis heute in der Forschung virulent ist. Zu unterscheiden sind Arbeiten mit Porträtcharakter von solchen, die ein spezifisches, allgemeingültiges Menschenbild zum Ausdruck bringen. Nach welchen Kriterien können diese Unterscheidungen getroffen werden? Können Lehmbrucks Werke auch beide Funktionen gleichzeitig erfüllen? Und wie unterscheiden sich Lehmbrucks Arbeiten gegebenenfalls von denjenigen seiner Künstlerkollegen?
3 Programm Uhr Thomas Krützberg / Kulturdezernent der Stadt Duisburg Begrüßung Dr. Jürgen Pech / Wiss. Leiter, Max Ernst Museum Brühl des LVR Grußwort Dr. Söke Dinkla / Direktorin, Lehmbruck Museum, Duisburg Einführung Uhr Dr. Marion Bornscheuer / Kustodin für Alte Kunst und Klassische Moderne, Lehmbruck Museum, Duisburg Zur Rolle und Funktion des Porträts in Wilhelm Lehmbrucks Plastik Uhr Dr. Arie Hartog / Direktor, Gerhard-Marcks-Haus, Bremen Wie der Geist die Moderne infiltrierte. Lehmbruck als kunsthistorisches Missverständnis Uhr Mittagspause Uhr Dr. Ursel Berger / ehem. Direktorin, Georg-Kolbe-Museum, Berlin Menschenbild mit Architektur. Lehmbrucks Projekte für Bauwerke von Joseph Maria Olbrich, Wilhelm Kreis und Ludwig Mies van der Rohe Uhr Dr. Jürgen Pech / Wiss. Leiter, Max Ernst Museum Brühl des LVR Conditio humana Der Tod und das Leben im plastischen Werk von Max Ernst ca Uhr Podiumsdiskussion mit den Referenten Moderation: Anja Reinhardt (WDR)
4 Zur Rolle und Funktion des Porträts in Wilhelm Lehmbrucks Plastik Dr. Marion Bornscheuer, Kustodin für Alte Kunst und Klassische Moderne, Lehmbruck Museum, Duisburg 1973 in München geboren, sammelte sie erste berufliche Erfahrungen im Musée du Louvre und im Centre national dʼart et de culture Georges Pompidou in Paris. Von 2005 bis 2007 war sie wissenschaftliche Volontärin an der Staatsgalerie Stuttgart. Seit 2008 ist sie Kustodin am Lehmbruck Museum, zunächst für Malerei und Grafik, seit 2011 für Alte Kunst und Klassische Moderne inklusive der Lehmbruck-Sammlung. Wilhelm Lehmbrucks plastisches Werk umfasst eine große Anzahl an Köpfen und Büsten, deren Identifikation und deren Rolle und Funktion in Lehmbrucks Gesamtwerk bis heute oftmals nicht geklärt ist. Einige Arbeiten sind eindeutig identifiziert, bei anderen ist sich die Forschung unklar. Eine analytische Auseinandersetzung mit einzelnen Werken und ihren Besonderheiten führt schließlich zur Frage nach dem zugrundeliegenden Menschenbild. Zu unterscheiden sind Arbeiten mit Porträtcharakter von solchen, die ein spezifisches, allgemeingültiges Menschenbild zum Ausdruck bringen. Nach welchen Kriterien können diese Unterscheidungen getroffen werden? Können Lehmbrucks Arbeiten auch beide Funktionen erfüllen? Und wie ordnen sich diese Arbeiten in Lehmbrucks Gesamtwerk ein?
5 Wie der Geist die Moderne infiltrierte. Lehmbruck als kunsthistorisches Missverständnis Dr. Arie Hartog, Direktor, Gerhard-Marcks-Haus, Bremen 1963 in Maastricht geboren. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte der Bildhauerei im 20. Jahrhundert. Seit 2013 Vorsitzender der AG Bildhauermuseen und Skulpturensammlungen e.v. Das Lehmbruck Museum war von Anfang an ein dualistisches Institut. Symbolisiert wird das in den beiden Anfangsbauten von 1964: Lehmbruck-Trakt und Glashalle. Links ein semisakraler Bau, in dem die Kunst die Betrachter spirituell erheben soll, rechts eine funktional daherkommende Architektur für die Kunst der Moderne. Die Geschichte des Museums lässt sich als eine Reihe von mehr oder weniger geglückten Versuchen beschreiben, diesen Spagat zu lösen. Oder muss man ihn aushalten?
6 Menschenbild mit Architektur. Lehmbrucks Projekte für Bauwerke von Joseph Maria Olbrich, Wilhelm Kreis und Ludwig Mies van der Rohe Dr. Ursel Berger, ehem. Direktorin, Georg-Kolbe-Museum, Berlin Studium in München, Volontariat an den Staatlichen Museen in Berlin. Von 1978 bis 2012 war sie Direktorin des Georg-Kolbe-Museums Berlin. Zahlreiche Ausstellungen und Publikation zur Bildhauerei des 19. bis 21. Jahrhunderts mit dem Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Die traditionelle Aufgabe der Bauplastik war um die Jahrhundertwende in die Krise geraten. Dennoch interessierten sich Bildhauer weiterhin für diese Möglichkeit, mit ihren Werken in den öffentlichen Raum zu treten. Den entsprechenden Projekten Lehmbrucks wurde bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sie demonstrieren nicht nur, dass sich der Künstler öffentlichen Aufgaben stellte, sondern zeigen auch den Wandel in der Zusammenarbeit von Architekt und Bildhauer zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese Entwicklung ging mit einem Zuwachs an Bedeutung für die Plastik einher.
7 Conditio humana Der Tod und das Leben im plastischen Werk von Max Ernst Dr. Jürgen Pech, Wiss. Leiter, Max Ernst Museum Brühl des LVR 1956 in Gießen geboren. Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Klass. Archäologie in Gießen und Bonn Promotion. Seit 1981 Ausstellungen und Veröffentlichungen über Max Ernst. Seit 1986 ist er Leiter des Max Ernst Kabinetts der Stadt Brühl, seit 2006 wissenschaftlicher Leiter des Max Ernst Museums Brühl des LVR. Ausgehend von der letzten Plastik, die Max Ernst 1974 zwei Jahre vor seinen Tod schuf und der er den Titel»Portrait d un ancêtre«(porträt eines Ahnen) gab, erläutert der Vortrag nicht nur den indirekten, auf alltägliche Gegenstände zurückgreifenden Entstehungsprozess, sondern behandelt vor allem die Frage, inwieweit der Künstler das Motiv des Auges und die Gestaltung des Sockels als Bedeutungsträger nutzt.»augenlust«,»lieblingsbeschäftigung: Sehen«,»Seine Augen trinken alles was in den Sehkreis kommt«, so beschrieb Max Ernst in seinen biographischen Notizen oder in anderen Texten die zentrale Konstante seines Lebens und seiner künstlerischen Tätigkeit. Hineinsehen und Ausdeuten, indirekte Arbeitsweise und umdeutende Sichtweise bilden die methodischen Grundlagen seiner Kunst. Dem inspirationsanregenden Blick ins Innere, der Revolte und Traum im Dadaismus und Surrealismus begleitet, wird nun ein Sehen ohne Resonanz, ein totes Sehen diametral gegenübergestellt. Bereits in der amerikanischen Exilzeit von Max Ernst ist diese negativ besetzte Form des Sehens zu finden, denn mit seiner Zementplastik»Capricorne«(Steinbock), die 1948 in Sedona, Arizona, entstand, präsentiert er den Fluss des Lebens von der Geburt bis zum Tode als anspielungsreiches Hoheitszeichen. Die Sexualität als eine weitere Grundbedingung der menschlichen Existenz ist Thema einer dritten Plastik. In demselben Jahr wie»portrait d un ancêtre«gestaltete der 83-jährige Max Ernst auch»janus«, mit der er die klassische Form der griechischen Herme aufgreift und ironisch-witzig erweitert.
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