Kirchenführer_080124a :54 Uhr Seite 1. Willkommen! Eine Orientierungshilfe im. katholischen Gotteshaus
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1 Kirchenführer_080124a :54 Uhr Seite 1 Willkommen! Eine Orientierungshilfe im katholischen Gotteshaus
2 Kirchenführer_080124a :54 Uhr Seite 2 Willkommen! Eine Orientierungshilfe im katholischen Gotteshaus Sie sind herzlich willkommen in Gottes Haus gleich, wer und was Sie sind und wo immer Sie herkommen! Dies ist ein Ort des Gebetes. Wenn Sie glauben können, beten Sie. Herausgeber: Erzbistum Köln Hauptabteilung Seelsorge Köln Verantwortlich: Msgr. Robert Kleine Köln Gestaltung & Illustration: Birgit Jäger Gedruckt auf Recyclingpapier A Wenn Sie Gott suchen, werden Sie still. Wenn Sie an Gott zweifeln, sagen Sie ihm Ihre Zweifel. Wenn Sie nicht an Gott glauben, erfreuen Sie sich an der Schönheit des Raumes, den Menschen zur Ehre Gottes geschaffen haben.
3 Kirchenführer_080124a :54 Uhr Seite 4 Meist sieht man, bevor man die ganze Gemeinschaft, um in Gebet und Gesang Kirche sieht, den Kirchturm. Gott zu ehren, sein Wort zu hören und Im Turm hängen Glocken. Sie rufen die seine grenzenlose Liebe dankbar zu fei- Gläubigen zusammen und laden ein ern. Diese Feiern werden Gottesdienst zum Gottesdienst in die Kirche oder genannt. zum privaten Gebet morgens, mittags Gottes Haus hat wie jedes Haus Türen. und abends. Auch der Beginn des Oft gibt es ein ganz besonders gestal- Sonntags oder eines Feiertages wird tetes Portal mit hohen Türen, künstle- eingeläutet. In kleineren Orten kann risch gestaltet mit Symbolen oder bild- das Läuten einzelner Glocken auch lichen Darstellungen biblischer Szenen 4 noch besondere Ereignisse anzeigen (Todesfall, Feuer). oder von Heiligen. Diese Türen sind eine Einladung an jeden Menschen und 5 Die Kirche ist Gottes Haus, sie an die christliche Gemeinde, vor Gott zu ist zur Ehre Gottes erbaut und treten. ist schon durch ihre besonde- Wer durch die Tür geht, kommt vorbei re Bauweise und Ausstattung an einem kleinen Becken, in dem sich ein Bekenntnis zu Gott als geweihtes Was- dem Schöpfer und Bewah- ser befindet. rer des Lebens. Die Kirche ist gleichzeitig die Heimat der Gläubigen, dort versammeln sie sich als
4 Kirchenführer_080124a :54 Uhr Seite 6 In dieses Weihwasser tau- Im Blickpunkt des großen Versamm- chen die Katholiken ihre lungsraums stehen ein Tisch und ein Fingerspitzen, um sich da- Lesepult. mit zu segnen, indem sie Das Lesepult wird Ambo nacheinander Stirn, Brust und dann lin- genannt. Dort wird in je- ke und rechte Schulter berühren und dem Gottesdienst aus der Bi- dabei sprechen oder denken: Im Na- bel vorgelesen, den Heiligen men des Vaters, des Sohnes und des Schriften des Alten und Neu- Heiligen Geistes. So zeichnen sie ein en Testamentes. So stellen Kreuz. sich die Gläubigen in die 6 Eine künstlerische Kreuzesdarstellung findet sich in den meisten Kirchen an Kontinuität der Geschichte Gottes mit den Menschen. Früher wur- 7 gut sichtbarer, oft an zentraler Stelle. de die Predigt, die die Bedeutung der Jesus Christus ist an einem Kreuz un- gehörten Botschaft für das Leben er- schuldig hingerichtet worden. schließt, von der erhöhten Kanzel ge- Das Folterinstrument Kreuz halten, die man in alten Kirchen noch wird für die Chris- sieht; heutzutage steht der Prediger am tenheit zu dem Zei- Ambo. chen für das Leben, weil Je- Der Tisch wird Altar genannt. su Tod am Kreuz nicht sein An diesem Tisch wird die Ende bedeutete, sondern Eucharistie vielmehr durch die Auferste- (=Danksa- hung überwunden wurde. gung)
5 Kirchenführer_080124a :54 Uhr Seite 8 gefeiert zur Erinnerung an Tod und Auf- (lateinisch für Hütte oder Zelt). erstehung Jesu. In der Nacht vor seinem Wenn sich die Heilige Kommu- Tod hatte er ein letztes Mal mit seinen nion im Tabernakel befindet, Jüngern gegessen und getrunken und brennt in der Nähe immer, Tag dabei über Brot und Wein die Worte ge- und Nacht, eine Kerze oder ei- sprochen: Das ist mein Leib - das ist mein ne Öllampe, das so genannte Blut. Wenn der Priester als Vorsteher Ewige Licht. Als Zeichen der der Versammlung Jesu Worte über Brot Verehrung und Anbetung und Wein spricht, so erfüllt sich nach Gottes beugen Katholiken dem Glauben der katholischen Kirche et- vor dem Tabernakel die Knie 8 was, das für menschliche Sinne nicht wahrnehmbar ist: Gottes Heiliger Geist oft schon unmittelbar nach dem Betreten des Gotteshauses 9 verwandelt Brot und Wein, sie werden oder bevor sie sich in eine Kirchenbank Leib und Blut Christi. Dieses gewandel- setzen. Die meisten katholischen Kir- te Brot wird auch als Leib Christi oder chen sind mit solchen Bänken ausge- als Heilige Kommunion bezeichnet. Es stattet. Darin kann man während der Fei- wird aufbewahrt, damit es den er des Gottesdienstes sitzen, knien und Kranken gebracht und der in stehen. Im Stehen kommt der Respekt ihm gegenwärtige Christus vor Gott und seiner guten Nachricht verehrt werden kann. Für die (Evangelium) zum Ausdruck, im Knien Aufbewahrung gibt es einen Ehrfurcht vor dem anwesenden Gott, aber kostbar gestalteten kleinen auch Vertrauen auf ihn. Im Sitzen hören Tresor, Tabernakel genannt die Gläubigen Lesungen und Predigt.
6 Kirchenführer_080124a :54 Uhr Seite Das Taufbecken ist der besonderen Ort für die Taufe, durch die Menschen in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen werden. Das Wasser, mit dem sie bei der Taufe übergossen oder in das sie untergetaucht werden, ist Zeichen des Lebens. Symbolisch wird der neue Christ in den Tod Christi eingetaucht, und mit ihm ersteht er zu neuem Leben. An die eigene Taufe erinnern sich Chris- ten übrigens auch durch das Bekreuzigen mit den Fingern, die sie vorher in das Weihwasserbecken getaucht haben. Eine große Rolle spielt das Licht in Kirchenräumen. Außer dem Ewigen Licht brennen während des Gottesdienstes mehrere Kerzen auf dem Altar. Sie spenden Licht und Wärme und ver- anschaulichen, dass Gottes Liebe das Leben erhellt. Besonders groß ist deshalb die Osterkerze, sie erinnert mit ihren Verzierungen an den Kreuzestod Jesu Christi und seine Auferstehung von den Toten. Der Gottessohn ist nach christlicher Überzeugung der Anfang und das Ende der Schöpfung (Α = Alpha und Ω = Omega - der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets). Ein Zeichen für das 11 private, stille, oft wortlose Gebet der Gläubigen im Kirchenraum sind die kleinen Opferlichter. In ihrer Flamme bleibt das Gebet auch für andere Besucher der Kirche gegenwärtig. Eine ähnliche Funktion hat das Fürbittbuch, das in manchen Kirchen ausliegt und in das Gläubige ihren
7 Kirchenführer_080124a :54 Uhr Seite Dank und ihre Bitten an Gott eintragen. Tageslicht kommt durch die Fenster in den Kirchenraum. Oft sind diese Fenster als Glasbilder gestaltet, die allein schon in ihrer Farbigkeit Gottes Herrlichkeit und Größe verkünden. Die Glasbilder und viele Gemälde an den Wänden und manchmal auch an der Decke des Kirchenraums erzählen Geschichten aus der Bibel oder dem Leben von vorbildlichen Christen, den so genannten Heiligen. Eine besondere Bilderfolge, der Kreuzweg, zeigt 14 Situationen vom Lebensende Jesu: von seiner Verurteilung zum Tod in Jerusalem über den Weg zur Kreuzigungsstätte Golgatha bis zur Abnahme des Leichnams vom Kreuz und der Grablegung. Auch figürliche Darstellungen erinnern an das Leben und Wirken Jesu und zahlreicher Heiliger, die den Gläubigen als Vorbild dienen. In kaum einer katholischen Kirche fehlt eine Darstellung der Mutter Jesu Maria. Sie wird wegen der besonderen Gnade, die Gott ihr geschenkt hat, und ihrer Treue von vielen Katholiken besonders verehrt. Ein altes Sprichwort sagt: Wer singt, betet doppelt. Deshalb gehört zu jedem Gottesdienst Gesang. Die Lieder dazu finden sich im Bet- und Gesangbuch 13 Gotteslob, das in vielen Kirchen zum Gebrauch ausliegt. Meist wird der Gesang durch die Orgel angeführt und unterstützt. Mit ihren hunderten von Pfeifen sind die unterschiedlichsten Klangfarben möglich. Deswegen wurden für diese Königin der Instrumente auch unzählige bedeutende geistliche Musikstücke geschrieben.
8 Kirchenführer_080124a :54 Uhr Seite Katholische Kirchen könnte man auch an ihrem Geruch erkennen, weil zu besonderen Feiertagen im Gottesdienst Weihrauch (Räucherharz) verbrannt wird. Durch den Wohlgeruch wird an die Gegenwart des gütigen und barmherzigen Gottes erinnert. Der Beichtstuhl oder ein Beichtzimmer bieten den Katholiken Raum, ihre Sünden, also ihr Fehlverhalten gegen Gott und die Mitmenschen, zu bekennen sowie Reue, Umkehr und Wiedergutmachung zu versprechen. Der Priester gewährt im Namen Gottes die Vergebung von Schuld und Sünde. Unter dem Kirchenraum befindet sich 15 besonders in sehr alten Kirchen oft eine Krypta (griechisch: die Verborgene), eine begehbare Grabstätte. Sie erinnert an die Zeit der frühen Christen, die unterirdischen Grabstätten, z.b. in Rom die so genannten Katakomben, aufsuchten, um dort ihrer Toten im Gebet zu gedenken.
9 Kirchenführer_080124a :54 Uhr Seite 16 Dieser Rundgang vermittelt einen ersten Eindruck, was Katholiken glauben und wie sie ihren Glauben im Gottesdienst in dieser Kirche feiern. Doch entscheidend ist nicht das Gebäude der Kirche, sondern die Gemeinschaft der Gläubigen, die ja ebenfalls Kirche genannt wird. Der Apostel Paulus schreibt: Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr zu einer Wohnung Gottes erbaut. (Epheserbrief 2,20-22) So spiegelt das Gebäude aus Stein die Gemeinde aus lebendigen Steinen wider, für die es zugleich der Versammlungsraum ist.
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