Durchbruch zur Modernität - Wissenschaft, Technik und Kultur in der 'zweiten' industriellen Revolution
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- Erika Koenig
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1 Durchbruch zur Modernität - Wissenschaft, Technik und Kultur in der 'zweiten' industriellen Revolution Literatur Werner v. Siemens, Das naturwissenschaftliche Zeitalter. Vortrag vor der Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte (1886) Kopiervorlage in der W-1 Kursmappe! Wolfgang Schivelbusch, Lichtblicke. Zur Geschichte der künstlichen Helligkeit im 19. Jahrhundert. Frankfurt/Main, 1986, Auszug Kopiervorlage in der W-1 Kursmappe! Anson Rabinbach, Ermüdung, Energie und der menschliche Motor. In: Philipp Sarasin und Jakob Tanner (Hrsg.), Physiologie und industrielle Gesellschaft. Frankfurt a.m. 1998, S Kopiervorlage in der Vorlesungsmappe!
2 I. Einleitung - Wissenschaft, Technik und Industrie im Industriezeitalter A. Eine oder mehrere 'Industrielle Revolutionen'? Die Industrialisierung als lang andauernder Prozess in mehreren Phasen, oder drei 'Industrielle Revolutionen (IR) (Reprise): Die erste IR (ca ): Verbindung von Technik (z.b. Dampfmaschine) und Fabriksystem (Arbeitsteilige + mechanisierte Produktion) Die zweite IR (ca ): Entstehung der science based industries (z.b. Elektrotechnik, Chemie- und Pharmaindustrien, Telekommunikation) und des WTI-Komplexes Die dritte IR: (seit ca. 1950): Informationstechnologien
3 II. Neue Verflechtungen von Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Staat A. Erstes Beispiel - die Entstehung der chemischen Industrie Die Schüler von Liebig u.a. Vom Laborunterricht zum Industrielabor bzw. zurück in die Universität
4 August Wilhelm Hofmann ( ) Royal College of Chemistry (1845) Magenta (1858) ab 1865 Professor für Chemie in Berlin
5 William Henry Perkin ( ) Pionier der Farbstoffchemie in England
6 BASF = Badische Anilin und Sodafabrikation (Ludwigshafen 1865) Teerstoff- und Anilin (Indigo) farben, bis 1900 größte Chemiefabrik der welt Industrielabor - Heinrich Caro (Leiter der Forschungsabteilung) Farbwerke Hoechst AG (1863) - Chemische Synthese von Farbstoffen Pharmazeutische Industrie, z.b. Bayer (Barmen 1863), zunächst auch Farbstoffe, ab 1888 auch Arzneimittel, z,b Aspirin
7 B. Zweites Beispiel Werner Siemens und die Entstehung der Elektroindustrie Hintergründe um welches Wissen ging es? Alessandro Volta ( ) Erfinder der elektrischen Batterie ( Voltaische Säule ) um (Maßeinheit für elektrische Spannung erst 1897 nach ihm genannt.) Galvanismus (nach Luigi Galvani) Michael Faraday ( ) (Experimente über elektromagnetische Induktion, ab 1834)
8 Bilder kleiner Eisenstücke, deren Verteilung um einen Magnet ein magnetisches Feld aufzeigt. Nach Michael Faraday
9 Erfinder, Unternehmer Firma Siemens und Halske (zunächst Telegraphie) Promotor einer naturwissenschaftlichen Technik Erfinder der Dynamo -elektrischen Maschine ( ) 1877 Mitglied der Preuß. Akademie der Wissenschaften Werner Siemens ( )
10 Dynamo im Kleinformat von Hermann v. Helmholtz im Unterricht verwendet
11 C. Neue Forschungsinstitutionen - staatliche (Meß)Labors z.b.: Physikalisch-Technische Reichsanstalt (PTR) in Charlottenburg (bei Berlin) Vorgeschlagen 1874 durch Werner Siemens, gegründet erst 1888, nachdem Siemens ein Grundstück dem preußischen Staat dafür schenkt! Finanzierungsmodell Mischfinanzierung durch Staat und Industrie National Bureau of Standards (USA) gegründet erst 1901
12 Hermann Helmholtz ( ) Vormals Professor für Physiologie in Heidelberg Ab 1871 Professor für Physik in Berlin Ab 1888 Präsident der PTR
13 Physikalisches Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin
14 PTR, Haupthaus
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16 PTR, Wohnhaus des Präsidenten
17 2. Beispiel: Aus den Biowissenschaften: eine andere Form der Zusammenarbeit mit der Industrie Robert Koch ( ) Begründer der modernen Bakteriologie Emil von Behring ( ) Mitarbeiter Kochs Paul Ehrlich ( ) Mitbegründer der modernen Immunologie und Chemotherapie Zusammenarbeit Ehrlichs und Behrings mit Hoechst im Rahmen des Instituts für Serumforschung und Serumprüfung (ab 1899 in Frankfurt a.m.)
18 2. Beispiel: Aus den Biowissenschaften: eine andere Form der Zusammenarbeit mit der Industrie Robert Koch ( ) Begründer der modernen Bakteriologie Emil von Behring ( ) Mitarbeiter Kochs Paul Ehrlich ( ) Mitbegründer der modernen Immunologie und Chemotherapie Zusammenarbeit Ehrlichs und Behrings mit der Firma Hoechst im Rahmen des Instituts für Serumforschung und Serumprüfung (ab 1899 in Frankfurt a.m.)
19 III. Industriekultur - Modernität Denken und Vorzeigen A. Energie und Entropie - Kulturoptimismus und pessimismus 1. Helmholtz, Marey und die Folgen - Physik der (Lebens- und) Arbeitskraft
20 Etienne Jules Marey ( ) La Machine Animale, 1873
21 Angelo Mosso ( ) Programm: direkte Bemessung der Arbeitskraft des menschlichen Körpers Ergograph, 1884 La Fatika, 1891
22 Der Ergograph in Aktion
23 Positionen des Mittelfingers während Der Hebung des Gewichtes des Ergografen
24 2. Clausius, Kelvin und die Folgen Rudolf Clausius ( ), seit 1855 Prof. f. Physik an der ETH Zürich, seit 1867 Würzburg, 1869 Bonn 2. Hauptsatz der Wärmelehre (Thermodynamik) dass Wärme nicht ohne Veränderung von einem kalten auf einem warmen Körper übergeht. Ab 1865 die Bezeichnung Entropie für das Maß dieser Veränderung eingeführt. William Thompson (Lord Kelvin) ( ) 'Wärmetod'? Thermodynamik und Kulturpessimismus
25 Sir William Thompson (Lord Kelvin) Karikatur aus Punch
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27 Quadrantelektrometer nach W. Thompson, 1872
28 Elektrostatischer Voltmeter nach W. Thompson 1887, zum Gebrauch in der Elektroindustrie bestimmt
29 B. Exhibitionismus des Fortschritts - Museen und Ausstellungen Great Exposition London 1851 (Crystal Palace)
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33 Dinosaurier! Nachbauten großer Reptilien, die vermutlich einmal auf dem Gelände der Ausstellung gewandert haben. Nach Sir Richard Owen
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35 Weltausstellungen Wien (1873) Philadelphia (1876) Paris (1878) et seq.
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38 Kanone der Firma Krupp, Maschinenhalle der Weltausstellung in Philadelphia 1876
39 C. Wege und Motive der Wissenschaftspopularisierung Bürgerliche Vereine Eduard Süß Geologe, später Vater der Wiener Hochquellwasserleitung Begründer des Vereins für die Verbreitung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse (Wien, 1863)
40 Schriften des Vereins für die Verbreitung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse Titelblatt
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43 Die Berliner Urania (1888) Gründer: Wilhelm Foerster Astronom
44 Die Wiener Urania (Gründung: 1888)
45 IV. Eine höhere Stufe des Daseins? Ambivalenzen des Fortschrittsglaubens A. Transformationen der Lebenswelt durch Technik das elektrisches Licht Oder: Aufhebung der Grenze zwischen Tag und Nacht
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47 Beleuchtung einer Fabrik durch Arcbeleuchtung
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49 Wissen und Machtdiskurs Das Wissen allein ist aber nicht Zweck des Menschen auf der Erde. Nur das Handeln gibt dem Manne (sic!) ein würdiges Dasein; also entweder die praktische Anwendung des Gewussten, oder die Vermehrung der Wissenschaft selbst muss sein Ziel sein. Denn auch das letztere ist ein Handeln für den Fortschritt der Menschheit. Wissen ist Macht. Hermann Helmholtz, Über das Verhältnis der Naturwissenschaften zur Gesamtheit der Wissenschaft (1862)
50 Wissen und Machtdiskurs (Forts.) In der Tat bilden die Männer (sic!) der Wissenschaft eine Art organisierte Armee. Sie suchen zum Besten der ganzen Nation, und fast immer in deren Auftrag und auf deren Kosten, die Kenntnisse zu mehren, welche zur Steigerung der Industrie, des Reichtums, der Schönheit des Lebens, zur Verbesserung der politischen Organisation und der moralischen Entwickelung der Individuen dienen können. Nicht nach dem unmittelbaren Nutzen freilich darf dabei gefragt werden, wie es der Ununterrichtete so oft tut. Alles was uns über die Naturkräfte oder die Kräfte des menschlichen Geistes Aufschluss gibt, ist wertvoll und kann zu seiner Zeit Nutzen bringen, gewöhnlich an einer Stelle, wo man es am allerwenigsten vermutet hätte. Hermann Helmholtz, Über das Verhältnis der Naturwissenschaften zur Gesamtheit der Wissenschaft (1862)
51 Wissen und Fortschrittsdiskurs Werner von Siemens, Das naturwissenschaftliche Zeitalter. Vortrag vor der Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte (1886). Zukunftsvision: durch eine naturwissenschaftliche Technik zu einer höheren Stufe des Daseins. Aufhebung der Fabrikarbeit und Rückkehr zur Heimarbeit bei erhöhter Produktivität
52 Folgen für die Autorität des Naturforschers: Heraus erwächst der heranwachsenden Generation von Forschern eine hohe Pflicht. Diese Pflicht besteht darin, dass sie an die Ethik ihrer eigenen persönlichen Lebensführung einen immer strengeren Maßstab anzulegen hat, damit bei der steigenden Einwirkung der Naturforschung auf alle gesellschaftliche und staatliche Leben auch der Naturforscher selbst sich mehr und mehr würdig fühle, teilzunehmen an der Führung der geistigen Menschheit. Eduard Süß, Erinnerungen. Leipzig, 1916, S. IV f.
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