Die Malerzeitschrift 05/2013. MAPPE Technik: Oberflächen Schritt für Schritt veredeln. und Fassade

Transkript

1 Die Malerzeitschrift /23 Wissen wie s geht wissen was kommt im Brennpunkt Maler Suche Wie das Internet helfen kann Kreatives Gold MAPPE Technik: Oberflächen Schritt für Schritt veredeln Fassadengestaltung Mut zur Farbe Wichtige Gestaltungsregeln zur Wahl des passenden Farbtons Messe Farbe Ausbau und Fassade Die Nachlese zur Messe mit Informationen und farbigen Eindrücken Trends und Chancen Schneller, höher, effizienter Profitieren Sie vom Boom des schnellen Bauens

2 Blattgold in der kreativen Anwendung VERGOLDUNG Mit der reinen Vergoldung von Oberflächen ist für den kreativen Maler noch lange nicht Schluss. Wir zeigen zwei Techniken in ihren einzelnen Arbeitsschritten, die zeigen, welche exklusiven Oberflächen man aus Blattgold erstellen kann. Wünscht sich Ihr Kunde exklusive Oberflächen, so werden Sie sicher die Möglichkeit einer Blattvergoldung mit in Erwägung ziehen. In Kombination mit dekorativen Wand-, Mal- oder Lacktechniken entstehen damit ganz besondere Wirkungen, die jeden in ihren Bann ziehen. Nicht so bekannt sind dagegen die Möglichkeiten einer formalen und dekorativen Gestaltung mit Vergoldungstechniken. Besonders viel Potential bietet die klassische Ölvergoldung. Dabei sind zwei Grundprinzipien zu unterscheiden. Erstens, die Gestaltung wird vor der Vergoldung mit der Lackierung ausgeführt und dann mit Blattgold überzogen. Dazu gehören alle Relieftechniken und die Glanz-Matt-Ölvergoldung. Zweitens, die Gestaltung wird nach der Blattvergoldung aufgebracht. Dies kann durch farbige Überzüge, der Lüstertechnik, oder durch abtragen der Blattvergoldung geschehen. Hierzu gehören die Goldradierung und das Durchreiben. Heute möchte ich Ihnen die Relieftechnik und die Goldradierung in einzelnen Arbeitsschritten näher vorstellen. Relieftechnik als schmückendes Element Wir möchten eine hochwertige Tapete mit einzelnen vergoldeten Dekorelementen zum individuellen Schmuckstück anlegemilch vorbereiten Acrylanlegemilch wird auch als Schnellmixtion oder Vergoldermilch bezeichnet. Dieses milchig aussehende Klebemittel besteht aus einer Acrylsuspension mit speziellen Weichmachern. Es kann mit allen handelsüblichen, wässrigen Volltonsystemen eingefärbt werden und ist nur für Vergoldungen in Innenräumen einsetzbar. Die Verarbeitung erfolgt im Streich- oder Spritzverfahren. Das wird benötigt: Anlegemilch, Streichgefäß, Abtönpaste und Streichgeräte bzw. Spritzpistole In ein separates Gefäß gefüllt, lässt sich Anlegemilch bei Bedarf verdünnen Mit Abtönpaste kann man den Grundton für die Vergoldung beeinflussen Die Anlegemilch wird durch Umrühren verarbeitungsfertig eingestellt 26 Mappe /13 Mappe /13 27

3 machen. Dafür eignen sich strukturierte Untergründe besonders gut. In diesem Fall ist es ein regelmäßig wiederkehrendes Prägemotiv. Für die Vergoldung kommt Anlegemilch zum Einsatz, das mit losem Blattgold vergoldet wird. Transfergold eignet sich bei strukturierten Untergründen meistens nicht. Der Zuschnitt der vergoldeten Fläche nach der Motivvorlage einer Tapete ist der nächste Schritt. Die Zuschnitte verklebt man anschließend auf den dafür vorgesehenen Abschnitten der Tapete. Goldradierung in Ölvergoldung Mit Goldradierung oder Goldsgraffito bezeichnet der Maler- und Lackie- Anlegemilch auftragen Der Untergrund für Acrylanlegemilch kann nicht- bis leichtsaugend sein. So kann z. B. Papier ohne Vorbehandlung damit vergoldet werden. Lackuntergründe müssen nicht hochglänzend vorbereitet sein, denn das Ergebnis einer Vergoldung mit diesem Klebemittel ist immer eine Mattvergoldung. Es kann mit einem weichen Haarpinsel oder mit einer Spritzpistole aufgetragen werden. Für den Auftrag mit einem Haarpinsel wird die Acrylanlegemilch mit 5 bis % Wasser verdünnt. Dann wird sie im Abstand von dreißig Minuten für die Zwischentrocknung, zweimal zügig aufgetragen. Für den Auftrag mit einem Haarpinsel wird die Acrylanlegemilch mit 5 bis % Wasser verdünnt Die einzelnen Schichten müssen dünn aufgetragen und gleichmäßig verteilt werden Papier lässt sich ohne Vorbehandlung mit Anlegemilch für die Vergoldung vorbereiten Beim ersten Auftrag der Anlegemilch scheint der Untergrund noch durch rer eine Technik, die ursprünglich der Imitation von wertvollen Einlegearbeiten aus Edelhölzern, Schildpatt, Perlmutt und verschiedenen Metallen diente. Heute wird sie vor allem als dekorative Möglichkeit eingesetzt, um mit Goldflächen und Formen zu spielen. Die Radierung auf Ölvergoldungen ist eine Abwandlung und kann besonders gut bei Möbelgestaltungen eingesetzt werden. Da sie zu den zeitaufwendigen Techniken zählt, kann man sie vorzüglich für kleinformatige Dekore einsetzen. Bei der Motivauswahl gibt es aus technischer Sicht kaum Einschränkungen. Es können einfache geometrische Teilungen, historische oder moderne Ornamente Der zweite Materialauftrag kann nach 30 Minuten Trocknungszeit ausgeführt werden Durch die Einfärbung erzielt man einen gleichmäßigen Untergrund für die anstehende Vergoldung Vergolden Wir verarbeiten loses Blattgold, das auf dem Vergolderkissen vorbereitet und mit dem statisch aufgeladenen Anschießer aufgenommen wird (1). Das Goldblatt wird auf die zu vergoldende Fläche übertragen und angelegt (2). Mit dem Anschießer lassen sich auch tiefe Bereich vergolden (3). Sind alle Flächen mit Blattgold belegt, wird die gesamte Fläche mit einem weichen Vergolderpinsel angedrückt und gegen die»anschussrichtung«eingekehrt (4). Nach dem Entfernen aller Blattgoldflocken, wird die vergoldete Fläche mit dem Vergolderpinsel sorgfältig geglättet (5). Sorgfältig angerieben, sind alle Vertiefungen korrekt mit Gold abgedeckt (6) Gut eigenen sich für den Überzug transparente, wasserverdünnbare Acrylemulsionslacke Vorbereitung für den zuschnitt Aufpolieren mit Watte, wie bei der Ölvergoldung, ist wegen der starken Klebekraft und der Weichheit der Klebeschicht nicht möglich. Diese speziellen Eigenschaften der Acrylanlegemilch erfordern auch, dass fertige Vergoldungen mit einer Schutzschicht überzogen werden sollten. Der Auftrag erfolgt in dünnen und gleichmäßigen Schichten So vorbereitet, kann die vergoldete Fläche nach der Trocknung in Segmente geschnitten werden 28 Mappe /13 Mappe /13 29

4 Zuschnitt und aufkleben Das Tapetenmotiv der zu veredelnden Tapete wird auf Pergamentpapier übertragen (1). Die Zeichnung legen wir auf die vergoldete Reliefstruktur, schneiden beide Materialien mit einem Schneidemesser durch (2) und heben unser Relief vorsichtig Stück für Stück heraus (3). Führen Sie die Schnitte exakt aus (4). Nun klebt man die einzelnen Zuschnitte sorgältig auf die vorgesehenen Flächen der Tapete (5). Mit einer auf diese Weise vergoldeten Tapete erhält der Kunde ein Unikat (6). Die Methode funktioniert auch auf anderen Untergründen. 4 5 DER PROFITIPP Jakob Thalmayr Vergoldermeister und Restaurator im Vergolderhandwerk»Tragen Sie Handschuhe, um empfindliche Untergründe bei Ihrer Arbeit zu schützen«trägt man bei der Arbeit Handschuhe, kann das unangenehm sein oder sogar die Arbeit behindern. Der Arbeitsschutz für den Mitarbeiter steht hier allerdings im Fokus. Die Bauberufsgenossenschaft stellt Empfehlungen für den Einsatz der verschiedenen Handschuhtypen zur Verfügung. Übrigens: Wer Handschuhe trägt, schützt auch den Untergrund vor Schäden. Für die Radierung empfehlen sich dünne Baumwollhandschuhe. 6 DER EXPERTE Beim Radieren auf der Goldfläche muss auf peinlichste Sauberkeit geachtet werden Ölvergoldung mit weissgold Für die Radierung setzt man Anlegöl ein, das direkt nach dem Auftragen mit einem weichen Wischpapier und anschließend mit einem fusselfreien Kunstfensterleder mehrfach abgezogen wird. Als Werkzeug für eine Ölvergoldung mit Transfergold wird eine gut schneidende Papierschere, ein weicher Haarpinsel zum Einkehren und Watte zum Glätten benötigt. Für ein attraktives Radierergebnis ist im Beispiel der Untergrund rot getönt und wir verarbeiten Weißgold. und sogar Zeichnungen ausgeführt werden. Einzig die Übung und das Können des Handwerkers weisen in Schranken, denn diese Technik muss mit einemmal gelungen sein, da Korrekturen nicht möglich sind! Weil bei dieser Technik der Lackuntergrund partiell wieder sichtbargemacht wird, kann schon beim Lackieren in den Farbtönen variiert werden. Durch das Changieren der Lackoberfläche in zwei oder mehr Farbtönen wird die Radierung noch individueller und interessanter. Je nach Motiv und Übung braucht man mehr oder weniger Zeit, so dass eine Kalkulation für die Goldradierung nur auf Stundenbasis abgegeben werden kann. Tipps zur Goldradierung Bevor man mit dem Radieren beginnt, legt man in einer Zeichnung fest, welche Teile des Motivs herausgenommen werden und somit dort die farbige Lackierung des Untergrunds sichtbar wird und wel- Das Transferpapier erleichtert das Anschießen. Drücken Sie das Material sorgfältig an che im Goldton stehen bleiben. Einzelne Motivteile können auch strukturiert werden. Als Werkzeug für die Radierung benötigt man ein spitzes Rundholz aus Buchenholz, Rosenholz oder Buchsbaum. Dieses kann selbst hergestellt werden. Der Durchmesser soll zwischen sechs und zwölf Millimeter liegen. Sogenannte Dübelhölzer aus Buchenholz können als preisgünstiger Ersatz auch verwendet werden. Bei anderen Das nächste Goldblatt setzt man direkt daneben mit schmaler Überlappung an Die große Auswahl an Farbtönen für Blattgold ergibt sich aus den verschiedenen Blattgoldsorten 30 Mappe /13 Mappe /13 31

5 Vorlagen und Durchzeichnen Bevor man mit dem Radieren beginnt, muss in einer Zeichnung festgelegt werden, welche Teile des Motivs herausgenommen werden und somit farbig zu sehen sind und welche im Goldton stehen bleiben. Es können z. B. geometrische Teilungen, historische oder moderne Ornamente und Zeichnungen ausgeführt werden. Einzelne Motivteile lassen sich auch strukturieren. Auf die fertiggestellte Ölvergoldung wird das Motiv mit einem spitzen Holzstäbchen oder einem Kugelschreiber genau und sorgfältig übertragen. Der Übertrag zeigt sich in der Blattgoldfläche als dünne, matte Linie. Die Vorlage wird auf der vergoldeten Platte aufgelegt und gegen Verrutschen gesichert Motive lassen sich aus Vorlagenbüchern entnehmen oder selbst gestalten Mit einem harten Stift zeichnet man Stück für Stück die Konturen nach Das ausgewählte Motiv ist erstellt. Geeignet ist robustes Pergamentpapier Diese Arbeit kann je nach Motiv zeitaufwändig sein Hölzern muss darauf geachtet werden, dass sie nicht zu weich und fasrig beziehungsweise zu porig sind. Die Länge der Hölzchen kann individuell gewählt werden. Praxistipp: Als gutes Hilfsmittel zum Radieren und als Ablage für die Hand dient ein Lineal, das mit Streifen aus Kunstfensterleder präpariert ist. Mit einem doppelseitig klebenden Teppichband befestigt man das Kunstfensterleder auf der Unterseite des Lineals. So kann das Lineal ohne den vergoldeten Untergrund zu verletzten aufgelegt und sogar verschoben werden. Allerdings müssen Sie darauf achten, dass das aufgeklebte Kunstfensterleder immer sauber, trocken und staubfrei bleibt. Beim Radieren auf der Goldfläche muss auf peinlichste Sauberkeit geachtet werden. Staubkörner können zu Kratzer und ungeschützte Berührungen mit den Fingern zu Abdrücken führen. Daher ist es ratsam mit dünnen Baumwollhandschuhen zu arbeiten. Chancen für den Maler Blattvergoldungen beeindrucken durch ihre Wirkung und kommen daher beim Kunden immer gut an. Dafür eignen sich die Techniken aus unseren Beispielen sehr gut. Durch zunehmende Übung kann so jeder Maler- und Lackiererbetrieb effektvolle Kombinationen mit anderen Blattmetallen oder andern dekorativen Techniken herstellen und anbieten. Jakob Thalmayr Der Autor ist Vergoldermeister und u. a. Fachlehrer an der Städtischen Meisterschule für das Maler- und Lackiererhandwerk in München. Das Endergebnis Filigran und individuell sieht eine Radierung auf Gold aus. Jedes Motiv ist möglich. Der Zeitaufwand ist allerdings nicht zu unterschätzen. Die fertige Radierung kann so belassen werden oder, wenn mechanische Belastungen anzunehmen sind, mit Klarlack überzogen werden. Radieren Während des Arbeitens schleift man die Spitze immer wieder nach, damit sie nicht stumpf und somit der Radierstrich breiter wird So sieht die Fläche nach dem Anzeichnen aus. Die zu radierenden Elemente sind gut erkennbar Für das Radieren verwendet man Radierhölzchen. Zum Anspitzen eignet sich ein herkömmlicher Spitzer. Die Spitze wird dann mit Schleifpapier P 400 fein zugeschliffen. Damit das Radierhölzchen gut in der Hand liegt wird es mit Kreppband so bandagiert, dass es gut gegriffen und leicht gedreht werden kann. Es ist von Vorteil wenn für eine größere Arbeit gleich drei oder viert Radierhölzchen vorbereitet sind, so dass man diese wechseln und damit längere Zeit arbeiten kann. Beim Anspitzen entfernt man auch das sich anlagernde Material, die Arbeit wird genauer Stück für Stück entfernt man mit dem Radierhölzchen Gold an den markierten Stellen. Der farbige Untergrund wird wieder sichtbar Das Tragen von Handschuhen vermeidet ungeschützte Berührungen und Abdrücke auf der Vergoldung Beim Verwenden von Hilfsmitteln wie Linealen sollte die Unterseite z. B. mit einem Leder geschützt sein Fotos: Bernd Ducke Bei der Radierung wirken neben der filigranen Arbeit das Zusammenspiel der Farbtöne des Golds und der darunter befindlichen Lackierung Die Goldradierung ist fertig. Die Methode eignet sich besonders für kleinere Schmuckflächen. Hier wurde auf eine Schutzbeschichtung verzichtet 32 Mappe /13 Mappe /13 33