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1 Sozial lebende Faltenwespen (Vespidae) Ihren Namen verdanken die Faltenwespen ihrer Eigenschaft, die Vorderflügel in Ruhelage längs zu falten. Anders als bei schon vorgestellten Bienen und Hummeln wirken die Tiere hierdurch deutlich schlanker. Die häufigsten Wespenarten lassen sich leicht an der Form und der Zeichnung ihres Kopfes unterschei. Kurze oder lange Köpfe Bei der Deutschen (Paravespula germanica) und Gemeinen Wespe (P. vulgaris) setzen die Gemeine Goldwespe mit längsgefalteten Flügeln Mandibeln direkt unter Facettenaugen an. Ihr [Foto: Jacobi] Kopf wirkt kürzer, etwas runder in der Form. Sie wer als Kurzkopfwespen Langkopfwespen gegenübergestellt. In diesee erste Gruppe gehört auch die Rote Wespe (Vespula rufa). Die Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica) besitzt einen mehrr oder weniger langen Abstand zwischen Augen und Mandibeln und zählt daher zu Langkopfwespen, zu en man noch die Waldwespe (Dolichovespula sylvestris), die Norwegischee Wespe (D. norwegica) und die Mittlere Wespe (D. media) rechnet. Die Hornisse (Vespaa crabro) hat mit Langkopfwespen die verlängerten Wangen gemein, nimmt jedoch eine Sonderstellung ein. Punkte oder Flecken auf dem Kopfschild Als weiteres Unterscheidungsmerkmal wird die Zeichnung des Kopfschildes herangezogen. Diee Deutsche Wespe besitzt hier drei schwarze Punkte, während die Gemeine Wespe durch einen schwarzen Fleck in Form eines Hammers gekennzeichnet ist. Die Sächsische Wespe trägt auf dem Kopfschild einen schmetterlingsförmigen schwarzen Fleck. Hornissen haben ein einheitlich gelb gefärbtes Kopfschild. Kopfschilder der vier häufigsten Wespen in Deutschland. Links oben: Gemeinee Wespe (Paravespula vulgaris), rechtss oben: Deutsche Wespe (P. germanica), links unten: Sächsische Wespee (Dolichovespula saxonica), rechts unten: Hornisse (Vespa crabro) [Fotos: Mühlen] Seite 1 von 5

2 Wespenarten Die Deutsche Wespe (Paravespula germanica) und die Gemeine Wespe (P. vulgaris) Im zeitigen Frühjahr, sobald es warm genug wird, verlassen die Jungköniginnen der Deutschen und der Gemeinen Wespe ihre Winterquartiere. Meist ist es ein kleiner Hohlraum oder eine Nische, wo sie vor Fraßfein geschützt überwintert haben. Auf diesem Bild ist es eine unbenutzte Nisthilfe für Wildbienen, die Winter über Schutz bot. Die junge Wespenkönigin muss nun ganz allein ihr Volk grün. Die Wahll eines geeigneten Nistplatzes sowie derr Nestbau und die Aufzucht der ersten Töchter sind zunächst allein ihre Aufgaben. Diese Phase der Nestgründung ist für die Wespenkönigin sehr riskant. Neben natürlichen Fressfein n Überwinternde Königin der Deutschen Wespee ist auch der Mensch eine große (Paravespula germanica) [Foto: Mühlen] Gefahrenquelle. Durch mutwilliges und unnötiges Zerstören der Nester wer viele Staatenneugründungen zunichte gemacht. Hat die junge Wespenkönigin eine erste kleine Wabe, bestehend aus weniger als zehn Zellen, umgeben von einer nach unten offenen, halbkugelförmigen Nesthülle, gebaut, wer die Zellen mit Eiern versehen. Die Wespenwabe besteht aus sechseckigen Zellen, die d sich imm Gegensatz zur Honigbienenwabe einseitswendig nur nachh unten öffnen. Die Larven hängen kopfüber in Zellen. Durch deutlich hörbares Kratzen an Zellwän fordern die nach wenigen Tagen schlüpfen Larven eiweißreiche Nahrung in Form von frisch erbeuteten Insekten.. Bei der Gemeinen und Deutschen Wespe wird auch Aas verfüttert. Quasi als Dank für die Nahrung geben die Larven Arbeiterinnen einen Flüssigkeitstropfen ab. Die Larven stellen lebende Vorratsbehälter dar, die in Zeiten der Not, zum Beispiel bei längeren Holzfasern als Baumaterial B Schlechtwetterperio, das Überleben des Je nach Wespenart wer Fasern von Volks sichern. verwittertem (ockergelbe Färbung) oder morschem Holz (graue Färbung), aber auch gesundes Holz Sind die ersten Arbeiterinnen geschlüpft, (zum Beispiel Pappeln), als Baumaterial genutzt. konzentriert sich die Königin nur noch auf diee Die Färbung der Nester ist daher für die jeweilige Eiablage. Wespenart charakteristisch. Die deutlich kleineren Arbeiterinnen erweiternn ständig das Nest. Die Kolonie wächst ganzen Sommer über und kann bei guter Futterversorgung erstaunliche Ausmaße erreichen. Bei der Deutschen und der Gemeinen Wespe wer Volksstärken von mehreren tausend Tieren beobachtet. Ihre Nester können Durchmesser von fünfzig Zentimetern erzielen. Wespe zernagt Holzfasern [Foto: Jacobi] ] Seite 2 von 5

3 Die mit Speichel zu einem Brei verarbeiteten Holzfasern wer mit d Mandibeln zu papierähnlichen Wän ausgezogen. So entstehen neue Zellen undd die isolierende Nesthülle. Das wachsende Wespennest unterliegt ständigenn Umbauarbeiten. An n Rändern der Wabenteller wer Brutzellen geformt. Die hierzu notwendige Vergrößerung des Innenraums geschiehtt durch Abtragen der mehrschichtigen Nesthülle und dem Aufbau neuer isolierender Wandschichten an der Nestoberfläche. Die Gemeine Wespe (Paravespulaa vulgaris) baut [Foto: Jacobi] Im Spätsommer, auf dem Höhepunkt der Entwicklung des Wespenstaates, wer Geschlechtstiere herangezogen. Die Paarung findet f außerhalb des Nestes statt. Die begatteten Töchter suchen einen sicheren ÜberwinterunÜ ngsplatz. Erst im nächsten Jahr grün sie als Jungköniginnen ihren eigenen neuen Staat. Wenn die ersten Nachtfröste einsetzen, geht das Wespenvolk zugrunde und das filigrane Papierkunstwerk zerfällt. Das alte Nest wird nicht wieder neu besiedelt. Wespenstaaten sind einjährig. In der Nähe des alten Nistplatzess wird manchmal ein neues Nest angelegt. Die Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica) ) Die Sächsische Wespe hat oft unter dem schlechten Ruf der Wespenn zu lei, doch ist sie eine der friedlichen Arten und nie an der Kaffeetafel zuu sehen. Da ihre Nester auf Dachbö oder inn Schuppen frei und gut sichtbar hängen, wer sie oft aus Unwissenheit zerstört. Die wirklichen Plagegeister unter Wespen, die Deutsche und Gemeine Wespe, legen ihre Nester oft unterirdisch an und entgehen so dieser Verfolgung. Durch das Vernichten der Sächsischen Wespe wer deren Nahrungskonkurrenten, die lästigen Arten, sogar gefördert. Die Sächsische Wespe baut freihängende, anfangs kugeligee Nester. Mit zunehmender Größe wird das Freihängendes Nest der Sächsischen Wespe (Dolichovespula saxonica) [Foto: Mühlen] Nest nach unten ausgezogen. Auffallend bei Nestern ist der seitliche Eingang an der Nestunterseite. Die Nestoberfläche ist nahezu glatt, wenig strukturiert undd einheitlich grau. Blick in die Wabe der Sächsischen Wespe [Foto: Mühlen] Seite 3 von 5

4 Die Hornissse (Vespa crabro) Hornissen sind die größten Vertreter der sozialen Faltenwespen. Durch ihre imposante Erscheinung haben sie sehr zur Legenbildung beigetragen. So hält sich noch immer die Mär von sieben Stichen, die ein Pferd und drei Stichen, die gar einen Menschenn töten sollen. Hornissen sind zwar doppelt so groß wie Wespen, ihr Stich ist jedoch in seiner Wirkung mit demjenigen anderer Wespen und Bienen vergleichbar. Hornissen stehen unterr Naturschutzz Die Bedeutung der Hornissen spiegelt sich darin wider, dass der Gesetzgeber sie neben Bienen unter Schutz gestellt hat. Auch bei Hornissen beginnt die Königin, nachdem sie etwa Anfang Mai ihr Winterquartier verlassen hat, mit dem Bau des Nestes. Vorjahresnester wer niemals wieder besiedelt, doch sucht die junge Hornissenkönigin in der näheren Erst mehr als Stiche gefähr einen Erwachsenenn Gemäß wissenschaftlichen Untersuchungen wären mehr als tausend Stiche notwendig, einen erwachsenen Menschen mit siebzig Kilogramm Körpergewichtt in Lebensgefahr zu bringen. In einem Hornissennest wird selbst bei sehr großen Nestern selten diesee Volksstärke erreicht. Hornisse (Vespa crabro) von vorne [Foto: Mühlen] Umgebung ihres Geburtsortes nach einem geeigneten Nistplatz.. So kann ess geschehen,, dass im folgen Jahr am gleichen Ort ein Hornissennest zu fin ist. Die zunächst kleine AnfangswabeA e wird mit einem kurzen Stiel an der Decke befestigt und mit einer halbkugelförmigen Hülle umgeben. Die Königin legt Eier inn die Zellen. Nach fünf bis acht Tagen schlüpfen die Larven. Die Hornissenkönigin versorgt ihre Brut zunächst mit m einem Drüsensekret. Nach einigen Tagen geht siee zu tierische Kost über und verfüttert v zu Fleischbrei verarbeitete Insekten. Hornisse an kleinem Nest [Foto: Fockenberg] Königin und übernehmen bald alle Tätigkeiten im Nest. Oft findet man sie in dieser Zeit um Stiel der Wabe W eingerollt ruhend. In dieser Stellung wärmt w die Hornisse ihre Brut. Die Fressphase der Larvenn dauert zwölf bis vierzehn Tage. T Nach einer etwa dreizehn bis fünfzehntägigen Puppenruhe schlüpfen die ersten Arbeiterinnen. Sie helfen der Die junge Hornissenkönigin sucht sich oft Vogelnistkästen als Behausung. Echte Vogelfreunde sollten sich als Naturfreunde auch über diesee Bewohner freuen. In unserer ausgeräumten Landschaft bleiben Hornissen wenig natürliche Hohlräume, n alte Bäume, in die Spechtee ihre Höhlen hämmern könnten, bleiben nur seltenn stehen. Wird ein Hohlraum zu klein, kommt es vor, dass ein sogenanntes Satellitennest an einer geeigneten Stelle Hornisse an a Vogelnistkasten [Foto: Mühlen] Seite 4 von 5

5 gebaut wird und das Volk im Laufe der Zeit umzieht. Zunächst wechselt die Königin in die neue Behausung. Solange noch Brut im alten Nestt ist, wird das alte Nest von einem Teil der Arbeiterinnen noch versorgt, bis schließlich alle Larven als erwachsenee Tiere in dass neue Nest umsiedeln. Feldwespen (Polistes) Infolge der Klimaerwärmung kommen zwei weitere Faltenwespenarten immer häufiger bei uns vor. Es handelt sich um zwei Feldwespenarten (Polistes), die Haus-Feldwespe (Polistes dominulus) und die Heide-Feldwespe (Polistes nimpha). Die bei Arten sind sehr leicht im Flug vonn anderen Wespen zu unterschei. Sie bewegen sich deutlich langsamer und lassen ihre langen Beine im Flug herabhängen. Beide Arten bauen ihre sehr kleinen Waben ohne Nestumhüllung. Die Haus-Feldwespee ist relativ leicht von ihrer Schwester zu unterschei, sie ist an Fühlern und Beinen deutlich orange-rot gefärbt. Ihr gelbes Kopfschild trägt oft einen schwarzen Punkt. Sie nistet in geschützten und warmen Feldwespen sind friedlich Selbst in direkter Nestnähe sind die Feldwespen sehr friedlich. Von ihnen geht nie Gefahr aus. Hohlräumen im Dachbo oderr unterhalb von Dachvorstänn oder Ziegeln. Im April/Mai grün oft mehrere überwinterte Feldwespe [Foto: thraniwen / pixelio.de] Weibchen ein gemeinsames Nest. Es bildet sich unter Königinnen eine Rangfolge aus. Wenn das dominante Weibchen stirbt, übernimmt ein untergeordnetes Weibchen diee Herrschaft. Die Wabe hat einen Durchmesser von kaum mehr als zehn Zentimeter und zum Höhepunkt der Volksentwicklung umfasst das Nest kaum mehr als dreißig Individuen, Die Nesterr wer selten gefun, meist sieht man nur die Arbeiterinnen bei der Beschaffung des Nestmaterials an verwittertem Holz von Palisa,, Holzverkleidungen oder Gartenmöbeln. Haus-Feldwespdominulus) (Polistes Heide-Feldwespe (Polistes nimpha) Die Heidewespe nistet an Pflanzenstängeln oder Steinenn am Bo. Ihre Wabe ist äußerst klein und mit nur einem Stiel man der Unterlage befestigt. Auch bei ihr beginnt die Nestgründung mit mehreren Weibchen im April/Mai. Wenn die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, wer diee untergeordneten Weibchen von der Wabe verdrängt. Autor: Dr. Werner Mühlen, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Seite 5 von 5