Prüfung von Kunststoffmantelrohrverbindungen

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1 Qualitätsprüfung von KMR-Systembauteilen Prüfung von Kunststoffmantelrohrverbindungen Mit Qualitätsprüfungen des AGFW werden die Qualitäten der auf die Baustellen gelieferten KMR-Systembauteile und die ausge führten Rohrverbindungen überprüft. Die Ergebnisse der untersuchten Rohrverbindungen ermöglichen Rückschlüsse auf die allgemeinen Ausführungsqualitäten. Die Beteiligten haben vereinbart, aus den Ergebnissen Verbesserungen in den technischen Regelwerken, den Bedingungen für die Typprüfungen und den Produkt- und Verarbeitungsanweisungen abzuleiten. Mit dem Beschluss des AGFW, Prüfungen der auf den Baustellen angelieferten bzw. ausgeführten Qualitäten durchzuführen, wurden 2006/2007 gerade Kunststoffmantelrohre (KMR), in 2007/2008 deren Verbundrohrbögen und Verbund-T-Abzweige und 2009 bis 2011 auf der Baustelle hergestellte Rohrverbindungen an KMR geprüft [1;2;3;4;5]. Die Prüfungen an den zufällig ausgewählten Rohrverbindungen sind als Einzelergebnisse zu werten; eine Aussage über die Qualitäten aus anderen Chargen, Produktionsstandorten u. Ä. ist nicht möglich. Dabei wurde für das Gewerk»Produkt und dessen Montage«das verfügbare Regelwerk zugrunde gelegt, in dem an 218 Stellen Anforderungen aufgeführt sind. Die Prüfungen wurden im Auftrag des AGFW-Fachausschusses»«durch den AGFW- Arbeitskreis»Netzbautechnik«begleitet. Ziel war die Beantwortung der Frage: Welche Qualität wird auf der Baustelle verbaut? Im September 2011 trafen sich die in die Untersuchung einbezogenen Hersteller sowie Versorgungsunternehmen und die Verfasser dieses Rolf Besier, AGFW Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V., Frankfurt (Main), Armin Böhm, Vattenfall Europe Wärme AG, Berlin, Thomas Grage und Jens Tödter, Fernwärme-Forschungsinstitut in Hannover e. V. (FFI), Hemmingen, Hans-Otto Meyer, Stadtwerke Hannover AG, Peter Rührer, Fernwärme Wien GmbH, Alexander Wagner, Eon Bayern Wärme GmbH, München Aufsatzes zu einer Diskus sionsrunde im Fernwärme-Forschungsinstitut in Hannover e. V. (FFI). Dabei wurden die Ergebnisse, deren Bewertung und geeignete Lösungsansätze erörtert. Das Gespräch unterstützte das Ziel, gemeinsam die Voraussetzungen für eine langfristig sichere und wirtschaftliche Fernwärmeversorgung zu schaffen. Die wesentlichen Ergebnisse sind im Folgenden zusammenfassend dargestellt. Es wurde bewusst darauf verzichtet, die einzelnen Prüfanforderungen zu gewichten. In die Prüfungen einbezogene Rohrverbindungen Im Auftrag des AGFW wurden die Prüfungen an acht Rohrverbindungen (Muffensysteme und Mediumrohrschweißnähte) im FFI durchgeführt, die von sieben Versorgungsunternehmen zur Verfügung gestellt wurden. Die Rohrverbindungen decken den Größenbereich DN 65/140 bis DN 250/400 ab. Diese wurden unter Baustellenbedingungen im Rohrgraben hergestellt, ohne dass vorher eine Prüfung angekündigt wurde, anschließend vom Betreiber über einer Länge von rd. 2 m herausgetrennt und an das FFI versandt. Der prinzipielle Aufbau einer KMR-Rohrverbindung ist in Bild 1 dargestellt. Geprüft wurden sechs Muffensysteme mit wärmeschrumpfenden Schmelzkleberabdichtungen und zwei Muffensysteme mit PE- Schweißverbindungen. Alle Rohrverbindungen waren mit einem Überwachungssystem ausgestattet. Durchführung der Prüfungen Für die Prüfungen wurde nicht das Verfahren zur Typprüfung nach EN 489:2009 herangezogen, da das Ziel verfolgt wurde, die Ausführungsqualität des gesamten Gewerkes Produkt plus Montage unter Baustellenbedingungen zu erfassen. Dazu gehört auch, Voraussetzungen zur erfolgreichen Muffenmontage zu schaffen. Die in die Prüfungen einbezogenen Muffensysteme sollten typgeprüft sein und jeweils spezifische Produktbeschreibungen (Wiedererkennung) und Montageanleitungen der Anbieter vorliegen. Die Prüfungen orientierten sich an denen, die im Forschung- und Entwicklungs-Vorhaben»Alterung von KMR«[6] durchgeführt wurden, um weitere Ergebnisse und Erkenntnisse zu erhalten. Für eine Reihe von Anforderungen sind keine wertmäßigen Unzulässigkeiten festgelegt, so dass nur vergleichende Beurteilungen möglich sind. Anhand der Eigenschaften der Rohrverbindungen sollten Rückschlüsse auf die ordnungsgemäße Herstellung und Ursachen möglicher Schadensfälle oder Schwachstellen gezogen werden, um Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Eingangsprüfung Die Bedingungen während der Montage der Muffen wurden mit vorgegebenen Protokollen erfragt. Im Abgleich mit den Informationen der Hersteller (Kataloge, Homepage o. Ä.) sollte nachvollzogen werden, ob die ausgeführte Muffe nach EN 489:2009 geprüft wurde. Anhand zugänglicher Informationen wurde die Beschreibung der technischen Aspekte beurteilt. Von besonderer Bedeutung für die Qualität der Montageausführung ist es auch, sowohl die Reihenfolge und Durchführung der einzelnen Arbeitsschritte als auch die Prüfmöglichkeiten für den Muffenmonteur und die Qualitätssicherung nach EN 489:2009 sowie AGFW FW 401:2007 korrekt und detailliert vorzugeben. Mindestkennzeichnung der Muffenverbindung nach EN 489:2009: 38 EuroHeat&Power 41. Jg (2012), Heft 5, S

2 Stahlmediumrohr Abstandshalter Rohrverbindung PE-Muffenrohr mit/ohne Schäumlöcher (werkmäßige Herstellung) PE-Mantelrohr Überwachungsadern (bauseitige Ausschäumung) Bild 1. Schematischer Aufbau einer Rohrverbindung an Kunststoffmantelrohren Name des Herstellers, Produktbezeichnung (soweit vorhanden), Jahr und Woche der Herstellung (wenn codiert, muss der Schlüssel verfügbar sein), Name, Kennnummer oder Typ des Abdichtmaterials, Kennzeichnung der Stopfen mit dem Namen des Herstellers, Name und/oder Produktbezeichnung des Wärmedämm systems auf der Muffe nach der Montage durch den Muffenmonteur. Zusätzliche Angaben nach AGFW FW :2007: Tag der Montage, Name des verantwortlichen Muffenmonteurs, Name des Muffenmontageunternehmens für das der Muffenmonteur gearbeitet hat. Bei Anlieferung der Probanden in der Prüfstelle wurde der visuelle Zustand in Augenschein genommen (Bild 2). Von jeder Muffe wurden Fotos zur Dokumentation des äußeren Zustands angefertigt und mögliche Beschädigungen oder andere Auffälligkeiten erfasst: Beschädigungen z. B. bei Entnahme oder Transport, sonstige Beschädigungen an der Muffe, z. B. Risse, Teilablösungen, andere Auffälligkeiten, z. B. zusätzliche Schweißnähte, Manschetten, EN 489:2009 und AGFW FW 401: 2007 fordern, dass die Muffenmonteure für die auszuführenden Tätigkeiten nachweislich qualifiziert sind; dies ist üblicherweise durch personenbezogene Ausweise der Muffenmonteure nach AGFW FW 603:2007 bzw. der PE-Schweißer nach DVS und für die ausführenden Montageunternehmen nach AGFW FW 605:2003 nachzuweisen. Die Überwachungsadern einschließlich der Aderverbindungen müssen den funktionellen Anforderungen der EN 14419:2009 genügen und entsprechend geprüft sein. Wasserraumprüfung Die Prüfung der Wasserundurchlässigkeit von außen nach innen wurde nach EN 489:2009 mit eingefärbtem Wasser durchgeführt. Für die Prüfungsdurchführung wurden die Probanden separat in einen Druckbehälter eingebaut. Die Dichtigkeit wurde mit dem späteren Öffnen der Muffe festgestellt. Die Dichtigkeit ist nicht gegeben, wenn im Inneren der Muffe Wasser sichtbar ist. Luftdruckprüfung Mit einer Luftdruckprüfung war die Dichtigkeit von innen nach außen festzustellen: Die Muffendichtigkeit mit Luftdruck wurde nach AGFW FW :2007 vor dem Öffnen der Muffen geprüft. Die Muffen waren als undicht zu bewerten, wenn in der aufgebrachten schaumbildenden Flüssigkeit Bläschenbildung zu erkennen war. Bei den Muffen mit wärmeschrumpfenden Abdichtungen wurde jeweils eine Seite geprüft, um die zweite Seite für die Prüfung der wärmeschrumpfenden Abdichtungen nicht vorzuschädigen. Bei den Schweißmuffen wurden beide Seiten separat geprüft. Schrumpfband bei wärmeschrumpfenden Abdichtungen Vor dem Abzug der Schrumpfbänder an den Seiten, an denen keine Luftdruckprüfung durchgeführt wurde, wurde eine visuelle Prüfung der Abdichtungen an den Schrumpfbandkanten (ganzflächig anliegend, Austritt von Schmelzkleber und/ oder Dichtmaterialien, Anliegen der Ränder der Abdichtmaterialien, Montage der Verschlusspatches)vorgenommen. Diese wurden danach an drei Positionen in axialer Richtung rd. 2 cm breit eingeschnitten. Die Streifen wurden einseitig soweit abgelöst, um eine Klemme mit Kraftmesseinrichtung montieren und die Streifen senkrecht zur Rohrachse abziehen zu können. Die verbliebenen Schrumpfbandabschnitte wurden mit einem Propanbrenner auf C erwärmt und um den gesamten Muffenumfang abgezogen. EuroHeat&Power 41. Jg (2012), Heft 5, S

3 Bild 2. Die zu untersuchenden Rohrverbindungen im Anlieferungszustand Technische Regeln AGFW FW 401 Verlegung und Statik von Kunststoffmantelrohren (KMR) für Fernwärmenetze Teil 3:2007 Bauteile; gerade Verbundmantelrohre Teil 14:2007 Verlegung und Statik von Kunststoffmantelrohren (KMR) für Fernwärmenetze; Bau und Montage Muffenmontage Teil 16:2007 Verlegung und Statik von Kunststoffmantelrohren (KMR) für Fernwärmenetze; Prüfverfahren für Mantelrohrverbindungen AGFW FW 446:2009 Schweißnähte an Fernwärmerohrleitungen aus Stahl Schweißen, Prüfen und Bewerten AGFW FW 603:2007 Muffenmontage an Kunststoffmantelrohren (KMR) und flexiblen Rohrsystemen; Prüfung von Muffenmonteuren AGFW FW 605:2003 Muffenmontage an Kunststoffmantelrohren (KMR) und flexiblen Rohrsystemen; Anforderungen an Unternehmen die Muffenmontagearbeiten ausführen BFW Prüfstättenrichtlinie DVS :2006 Fehler an Schweißverbindungen aus thermoplastischen Kunststoffen Merkmale, Beschreibung, Bewertung DVS Prüfung von Kunststoffschweißern; Schweißen von PE-Mantelrohren Rohre und Rohrleitungsteile EN 253:2009 Fernwärmerohre werkmäßig gedämmte Verbundmantelrohrsysteme für direkt erdverlegte Fernwärmenetze Verbund-Rohrsystem bestehend aus Stahl-Mediumrohr, Polyurethan-Wärmedämmung und Außenmantel aus Polyethylen EN 489:2009 Fernwärmerohre werkmäßig gedämmte Verbundmantelrohrsysteme für direkt erdverlegte Fernwärmenetze Rohrverbindungen für Stahlmediumrohre mit Polyurethan- Wärmedämmung und Außenmantel aus Polyethylen Während des Abziehens bzw. am vollständig entfernten Schrumpfband wurden folgende Bewertungen vorgenommen: visuelle Prüfung der Art der Abdichtung (Dichtmaterial und/oder Schmelzklebstoff), mechanisch-technologische Prüfung der Schälfestigkeit nach AGFW FW :2007 an den Seiten der Muffen, an denen keine Luftdruckprüfung durchgeführt wurde, visuelle Prüfung auf kohäsives und/oder adhäsives Versagen, Vorhandensein von Schmirgelspuren auf dem PE-Mantelrohr und/oder dem Muffenrohr, visuelle Feststellung der Schichtdicken der Schmelzklebstoffe und Dichtstoffe und der Benetzungen der Abdichtungsflächen, visuelle Prüfung der Ausführungen der Schrumpfabdichtungen (Ringspalt am Übergang von Mantelrohr zu Muffenrohr, axiale Kanalbildung in den Abdichtmaterialien durch z. B. Luftdruckprüfung bzw. Zellgasdruck), visuelle Prüfung auf Sauberkeit und Ausführungsqualität bei der Montage (Schmutz- und Lufteinschlüsse o. Ä. im Schmelzklebstoff bzw. in den Dichtstoffen). Schrumpfmuffensystem Die Prüfungen der Abdichtsysteme der Schrumpfmuffensysteme wurden nach BFW-Prüfstättenrichtlinie durchgeführt. Es wurden die Seiten der Muffen gewählt, an denen auch die Dichtigkeitsprüfungen mit Luftüberdruck durchgeführt wurden. Die Bereiche der Überlappungen der Schrumpfmuffen mit den Oberflächen der KMR wurden axial und zusätzlich radial um den gesamten Umfang mit einem Messer eingeschnitten. Die eingeschnittenen Bereiche der Schrumpfmuffen wurden um den gesamten Muffenumfang abgezogen. Während des Abziehens bzw. an den vollständig entfernten Schrumpfmaterialien wurden folgende Bewertungen vorgenommen: visuelle Prüfung der Art der Abdichtung (Dichtmaterial und/oder Schmelzklebstoff), Anpassung des Muffenendes an das Mantelrohr, Austritt von Dich- 40 EuroHeat&Power 41. Jg (2012), Heft 5, S

4 tungsmaterial und/oder Schmelzklebstoff, Dicke der Schmelzklebstoffschicht und deren Benetzung der Abdichtungsflächen, mechanisch-technologische Prüfung der Schälfestigkeit nach AGFW FW :2007, visuelle Prüfung auf kohäsives und/oder adhäsives Versagen, Vorhandensein von Schmirgelspuren auf dem PE-Mantelrohr und der Muffenrohrinnenseite, visuelle Prüfung auf Sauberkeit und Ausführungsqualität bei der Montage (Schmutz- und Lufteinschlüsse o. Ä. im Schmelzklebstoff bzw. in den Dichtstoffen). Schäumöffnungen In EN 489:2009 werden neben den allgemeinen Anforderungen an die mechanische Widerstandsfähigkeit und die Wasserundurchlässigkeit des Muffensystems keine spezifischen Anforderungen an die Schäumlochverschlüsse gestellt. Die mit Schweißstopfen verschlossenen Schaumeinfüll- und Schaumentlüftungsbohrungen wurden nach AGFW FW :2007 und DVS :2006 geprüft: Bei der visuellen Prüfung wird das Erscheinungsbild der Stopfenverbindungen hinsichtlich Kantenversatz, Winkelabweichung, Schweißwulstausbildung und gegebenenfalls weiterer Fehler beurteilt. Falls vorhanden wird auch die Montage einer Schweißstopfenabdeckung (Patch, Fops usw.) überprüft. Die Stopfenauszugprüfung und/ oder Scher-/Schälprüfung wird in Anlehnung an AGFW FW :2007 durchgeführt. Bei beiden Prüfungen werden das Trennverhalten und das Bruchverhalten beurteilt. Die kombinierte HS/ HD-Schweißverbindung muss ein zähes Bruchverhalten (plastische Verformung) aufweisen. Für die Prüfung des s wurden alle Muffenverbindungen vollständig abgemantelt und nach EN 489:2009 und AGFW FW 401 hinsichtlich der Haftung des s zum Muffenrohr und Stahlmediumrohr, Vermischung, Mehrfachschäumung, Lunker, Blasen, Ausstechen des Schaumes an den Rohrenden usw. untersucht. Die Charakterisierung des s wurde nach EN 489:2009 an Prüfkörpern definierter Geometrie durchgeführt. Dazu wurden Schaumproben am Umfang des Muffenschaums verteilt entnommen. Für jede der nachfolgenden Prüfungen wurden aus jeder Muffe jeweils drei Prüfkörper hergestellt: Zellgröße in radialer Richtung entsprechend EN 489:2009 < 0,5 mm, Schaumstoffdichte entsprechend EN 489:2009 $ 60 kg/m 3, Wasseraufnahme entsprechend EN 489:2009 # 10 %, Geschlossenzelligkeit entsprechend EN 489:2009 mindestens 88 %, Druckfestigkeit entsprechend EN 489:2009 bzw. EN 253 $ 0,3 MPa, Gleichmäßigkeit und Schlierenfreiheit, Lunker und Hohlräume sollen nicht gehäuft auftreten, vollständige Ausfüllung der Muffenverbindung, quantitative Zellgasbestimmung. Überwachungssysteme Die in den Rohrverbindungen installierten Überwachungssysteme wurden hinsichtlich Lage der Komponenten, Ausführung der Verbindungen, Befestigung der Abstandshalter usw. untersucht. Schweißmuffensystem Die beiden Schweißmuffensysteme wurden hinsichtlich der Schweißverbindungen zum Mantelrohr wie folgt untersucht: Sichtkontrolle auf innere und äußere Unregelmäßigkeiten nach DVS :2006, Kantenversatz, Durchschweißung usw. nach DVS :2006, Prüfung der Spannungsrissbeständigkeit nach EN 489:2009. Schweißverbindung der Stahlmediumrohre Die Schweißverbindungen der Stahlmediumrohre wurden auf die Anforderungen gemäß AGFW FW 446:2009 hin mit Sichtprüfungen und Durchstrahlungsprüfungen untersucht. Allgemeine Ergebnisse Die vorliegenden Ergebnisse können nicht in Produkt und Verarbeitungsbedingungen bzw. Abfolge der Montageschritte usw. untergliedert werden. Bei der Prüfung der Muffenverbindungen handelt es sich nicht um eine reine Produkt- oder Materialprüfung, sondern um die Prüfung eines Gewerkes, bei der auch die handwerklichen Fähigkeiten des Muffenmonteurs/ PE- Schweißers sowie die äußeren Bedingungen (Wetter, Bedingungen im Rohrgraben) mitgeprüft werden. Aus der Montagepraxis her aus wird ein bedeutender Einfluss auf die Prüfergebnisse darin gesehen, dass die Muffenverbindungen unter teilweise deutlich abweichenden Vor- Ort-Randbedingungen hergestellt wurden. Aufgrund der Einflüsse von Gewerk, unterschiedlichen Montagebedingungen und der Untersuchung anhand von Einzelmuffen ist eine vergleichende Bewertung der Einzelergebnisse hinsichtlich der geprüften Muffensysteme nicht aussagekräftig. Im betreffenden technischen Regelwerk wurden 218 Anforderungen für das Gewerk Rohrverbindung aufgefunden, die wie folgt unterteilt wurden: I. Voraussetzung zur erfolgreichen Muffenmontage (10 Anforderungen) II. Vorbereitung durch den Monteur (9 Anforderungen) III. Mantelrohrverbindung (76 Anforderungen) IV. Wärmedämmung (19 Anforderungen) V. Überwachungssystem (24 Anforderungen) VI. Mediumrohrverbindung (80 Anforderungen) Alle geprüften Muffensysteme sind grundsätzlich als praxistauglich anzusehen. Keine Muffe erfüllte alle überprüften Anforderungen. Eine der acht untersuchten Muffenverbindungen war undicht. Für zukünftige Typprüfungen EuroHeat&Power 41. Jg (2012), Heft 5, S

5 nach EN 489:2009 müssen neben den zu prüfenden Probanden schriftlich aussagefähige, technische Informationen zu den Muffen selbst und zu den verwendeten Materialien (Hersteller, Produktname, Materialbezeichnung usw.) sowie die vollständigen Verarbeitungsanweisungen vorgelegt werden. Es ist sicherzustellen, dass die zu prüfenden Muffen aus den deklarierten Materialien bestehen und nach den Verarbeitungsanweisungen hergestellt wurden. In den Prüfungszeugnissen sind die entsprechenden Daten aufzuführen. Die Kennzeichnung der Muffen ist zu verbessern. Es kann nicht immer nachvollzogen werden, dass die geprüften Muffensysteme den vorliegenden Zeugnissen für Prüfungen nach EN 489:2009 entsprechen. Der Einsatz von qualifizierten Firmen und Fachpersonal war bei den untersuchten Rohrverbindungen gegeben. Die Anforderung»nur kohäsiver Bruch«beim Abziehversuch der Schrumpfmaterialien wird in praxi nicht erreicht. Hier sollte die Anforderung überdacht werden. Hinsichtlich der Überwachung sind die funktionellen Anforderungen nach EN 14419:2009 gegeben; jedoch werden Arbeiten wie das Anbringen von Abstandshaltern und Befestigungen nicht immer ordnungsgemäß ausgeführt. Nur drei Schweißverbindungen der Stahlmediumrohre genügten den in AGFW FW 446:2009 festgelegten Anforderungen. Weiteres Vorgehen In der abschließenden Diskussionsrunde, an der Betreiber, Hersteller/Anbieter und Prüfer teilnahmen, wurde vereinbart, dass folgende Aufgaben und Fragestellungen zu behandeln und eindeutig festzulegen sind: Ist eine Verbundfestigkeit im Muffenbereich aus rohrstatischen Notwendigkeiten zwingend notwendig? Für baustellengeeignete Kurzzeitprüfungen sind Verfahren und Bewertungskriterien zu erarbeiten. Beispielsweise existieren bisher keine Verfahren, um die Festigkeit von wärmeschrumpfenden Abdichtungen standardisiert beurteilen zu können. Bei der Revision der EN-Normen und dem Arbeitsblatt AGFW FW 401 usw. ist die»überreglementierung«zurückzuführen. Zum Nachweis der Qualitäten sind geeignete Prüf- und Bewertungsverfahren anzugeben bzw. zu erarbeiten. Verbesserungen in den Bereichen Kennzeichnung (Wiedererkennung), Dokumentation (Beschreibung, Spezifikation und Kennzeichnung der Materialien usw.) und aussagefähige Verarbeitungsanweisungen. Die Systemhersteller und -anbieter haben die dargestellten Untersuchungen positiv bewertet und angekündigt, aus den Ergebnissen und Absprachen Verbesserungen für ihre Muffensysteme abzuleiten. Literatur [1] Besier, R.; Böhm, A.; Grage, Th.; Meyer, H.-O.; Rührer, P.; Wagner, A.: Prüfung von geraden Kunststoffmantelrohren Qualitätsprüfung von KMR Systembauteilen. EuroHeat&Power 36. Jg. (2007), H. 5, S [2] Besier, R.; Böhm, A.; Grage, Th.; Meyer, H.-O.; Rührer, P.; Wagner, A.: Prüfung von geraden Kunststoffmantelrohren Qualitätsprüfung von KMR Systembauteilen Teil 2. EuroHeat&Power 36. Jg. (2007), H. 10, S [3] Besier, R.; Böhm, A.; Grage, Th.; Meyer, H.-O.; Rührer, P.; Wagner, A.: Straight preinsulated bonded pipes Quality tests on preinsulated bonded pipe system components. EuroHeat&Power English Edition I/2008, pp [4] Besier, R.; Böhm, A.; Grage, Th.; Meyer, H.-O.; Rührer, P.; Tödter, J.; Wagner, A.; Wittorf, J.: Qualitätsprüfung von KMR-Systembauteilen Prüfung von Kunststoffmantelrohr-Formstücken. EuroHeat&Power 37.Jg. (2008), H. 12, S [5] Besier, R.; Böhm, A.; Grage, Th.; Meyer, H.-O.; Rührer, P.; Tödter, J.; Wagner, A.; Wittorf, J.: Quality Test of System Components Testing of Pre-insulated Bonded Pipe Fittings. EuroHeat&Power English Edition I/2009, pp [6] Zeitstandverhalten von Kunststoffmantelrohren Permeations- und Degradationsverhalten, Wechselbeanspruchung, Alterungsgradient, Muffenbewertung, Versagensverhalten; Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben, 2011, ISBN , AGFW-Projektgesellschaft für Rationalisierung, Information und Standardisierung mbh, Frankfurt (Main). j grage@fernwaerme.de fernwaerme.de 42 EuroHeat&Power 41. Jg (2012), Heft 5, S