LLL - Reise nach Belgien vom

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1 LLL - Reise nach Belgien vom Nach dem Erfolg der Strassburg-Tour wollten die meisten Teilnehmer auch im folgenden Jahr wieder eine gemeinsame Reise mit LLL unternehmen. Durch den Besuch des Europa-Parlaments bot sich im Herbst 2009 zwangsläufig das Ziel Brüssel an, sitzt doch hier das administrative Zentrum der Europäischen Union. Frau Kniel und Frau Kreitschmann hatten einen Teil der organisatorischen Vorbereitungen übernommen und standen auch während der Fahrt als Reiseleitung zur Verfügung. So bestiegen am Montag, den 21. September 41 erwartungsfrohe Teilnehmer am Eingang der Universität den Bus von Gossens-Reisen zur Fahrt nach Belgien. Das Königreich Belgien ist eine parlamentarische Monarchie und erst seit 1830 unabhängig. Zuvor hatte es eine bewegte Geschichte. Seit dem 15. Jh. war es dann lange Zeit Teil des spanisch und österreichisch regierten Habsburger Reiches, wurde später von Napoleon annektiert und 1815 auf dem Wiener Kongress in das Vereinigte Königreich der Niederlande eingegliedert. Aber schon 1830 erhob sich die überwiegend katholische und französisch sprechende Bevölkerung des Südens gegen die Vorherrschaft der protestantischen Nordprovinzen. Innerhalb weniger Wochen führte der Aufstand zur Abspaltung der flämischen und wallonischen Landesteile und zur Gründung des belgischen Staates. Die Religions- und Sprachunterschiede sorgen bis heute für Konflikte im Land. Dazu kommen große ökonomische Unterschiede, denn die bis zur Stahlkrise wirtschaftlich starken wallonischen Gebiete gehören heute zum Armenhaus Belgiens. Flandern dagegen blühte auch dank des internationalen Seehafens in Antwerpen mehr und mehr auf. Antwerpen war auch das Ziel unserer Reise, die allerdings mit etwas Verspätung begann, da die obligatorischen Brötchen noch nicht an Bord waren. Dafür schmeckten sie dann auf einer Raststätte in Holland besonders gut. Auf den ebenfalls fehlenden Sekt mussten wir aber leider verzichten. Frühstückspause Burg Steen an der Schelde Hotel Agora Untergebracht waren wir im Agora-Hotel, ein einfaches, aber zweckmäßiges Haus, zentral am Hauptbahnhof gelegen. Da die Zimmer erst ab 14 Uhr zur Verfügung standen, hatten wir bei herrlichem Wetter etwas Aufenthalt an der Schelde für einen Spaziergang durch das Hafengelände. Obwohl die Nordsee noch 85 km entfernt ist, gehört Antwerpen zu den größten und wichtigsten Häfen Europas. Nach dem Einchecken im Hotel war für 16 Uhr eine Stadtführung gebucht. Zuvor nutzten aber viele Gäste die verbleibende Zeit für eine Besichtigung des denkmalgeschützten Bahnhofgebäudes im neobarocken Stil. In 2 Gruppen bummelten wir dann über die Meir, der Haupteinkaufsstraße, vorbei an eindrucksvollen Häusern aus der Gründerzeit, dem Rubenshaus, der Börse, der Liebfrauenkirche und der Burg Steen

2 2 zum Grote Markt. Es ist der zentrale Platz im Herzen der Altstadt und wird von prächtigen Gildehäusern aus dem 16. und 17. Jh. umsäumt, die den Reichtum und die Blüte der Stadt in dieser Epoche dokumentieren. Die gesamte Westseite nimmt die 67 m lange Fassade des Rathauses ein, das als herausragendes Beispiel der flämischen Renaissance gilt. Viele Fahnen der mit Antwerpen handeltreibenden Länder symbolisieren die auch heute noch bestehende internationale Bedeutung der Stadt. Eine große Rolle spielt dabei der Diamantenhandel, denn über 60 % aller Rohdiamanten weltweit werden hier gehandelt. Das zeigt sich auch in den unzähligen Schmuckgeschäften der Stadt. In der Mitte des Marktes steht der Brabobrunnen, der die Legende der Stadtgründung um Silvio Brabo und dem Riesen Antigoon mit der abgeschlagenen Hand erzählt. Rathaus von Antwerpen Liebfrauen Kathedrale Kreuzabnahme von Peter Paul Rubens Weithin sichtbar ist die aus Sandstein erbaute Liebfrauen Kathedrale ( ), die mit ihrem 123 m hohen Turm die größte gotische Kirche Belgiens ist. In ihr befinden sich auch die Gemälde Kreuzaufrichtung und Kreuzabnahme von Peter Paul Rubens, der eng mit Antwerpen verbunden ist, obwohl er 1577 durch die Religionsunruhen in Siegen geboren wurde. Rubens war der berühmteste Maler seiner Zeit, seine Werke sind geprägt durch Licht, Farbenpracht und Sinnlichkeit. Zurzeit fand in der Kathedrale gerade die Ausstellung Reunion statt, eine Wiedervereinigung von Gemälden und sakralen Kunstwerken mit der Kirche, für die sie einst geschaffen worden sind. Den ersten Tag beschloss ein gemeinsames Abendessen in der Nähe unseres Hotels. Dabei und später bei einem gemütlichen Kneipenbesuch mit einer größeren Gruppe wurde auch das leckere belgische Bier probiert. Für den Dienstag war ein Besuch bei der Europäischen Kommission in Brüssel geplant. Durch den erheblichen Verkehr in der Hauptstadt des Landes mit etlichen Staus in den engen Straßen verzögerte sich die Anfahrt, so dass wir etwas verspätet unser Ziel in der Rue van Maerlant erreichten. Ein Mitglied des externen Sprecherteams - Ralf von Ameln, - erwartete uns in einem Sitzungssaal und hielt einen launigen Vortrag über den Weg, die Arbeitsweise und die Säulen der Europäischen Union. Dabei machte er uns besonders auf die Bedeutung des Rates der Europäischen Union - früher Ministerrat - aufmerksam, der als Stimme der z. Zt. 27 Mitgliedstaaten das wichtigste Entscheidungsgremium der EU ist. Natürlich standen auch der noch nicht ratifizierte Vertrag von Lissabon und die Schwierigkeiten der Erweiterung der Gemeinschaft im Mittelpunkt der Diskussion. Die Vereinigten Staaten von Europa wird es jedoch nicht geben. Alle Mitgliedsstaaten bleiben unabhängige, souveräne Nationen, die aber Hoheitsrechte bündeln, um Stärke und einen internationalen Einfluss zu erreichen, den keiner von ihnen allein hätte. So geben sie einen Teil ihrer

3 3 Entscheidungsbefugnisse an die europäischen Organe ab. Die 3 wichtigsten Säulen der EU sind: a) das Europäische Parlament, das die europäischen Bürger vertritt und direkt von ihnen gewählt wird b) der Rat der Europäischen Union, der die einzelnen Mitgliedstaaten vertritt c) die Europäische Kommission, die die Interessen der EU vertritt und wahrt Sie erarbeiten und beschließen politische Programme und Rechtsvorschriften, die in der ganzen EU gelten. Grundsätzlich schlägt die Kommission Rechtsvorschriften vor, die vom Parlament und vom Rat verabschiedet werden. In bestimmten Fällen kann der Rat aber auch alleine handeln. Bei der Europäischen Kommission Zunfthäuser am Grote Markt Führung vor dem Rathaus Beeindruckt fuhren wir von den gläsernen Palästen des Europaviertels weiter zur Innenstadt. Auch hier gibt es einen Grote Markt oder Grand Place, der mit dem gotischen Rathaus und seiner geschlossenen barocken Fassade als einer der schönsten Plätze Europas gilt und sogar in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco aufgenommen wurde. Auch hier hatten wir am Nachmittag eine kurze Stadtführung, bei der natürlich das Rathaus mit dem mächtigen Belfried (Glockenturm) aus dem 15. Jh. und die vielen Zunfthäuser im Mittelpunkt standen. Das Manneken Pis konnte aus Zeitgründen leider nicht aufgesucht werden. Wir spazierten durch die engen Gassen rund um den Platz, an der Börse und den schönen flämischen Bürgerhäusern vorbei, durch die historischen Einkaufspassagen der Galeries St.-Hubert aus der Mitte des 19. Jh. bis zur Kathedrale St. Michel, in dessen Nähe unser Bus stand. Mit diesem machten wir noch eine kleine Stadtrundfahrt und landeten schließlich beim Atomium, dem wohl bekanntesten Wahrzeichen Brüssels. Es wurde zur Weltausstellung 1958 gebaut und stellt ein 165 milliardenfach vergrößertes Eisenkristall dar. Nach einer Restaurierung zum 50. Jubiläum leuchteten die 9 Kugeln in der warmen Abendsonne in alter Pracht. Vor dem Atomium Beim Abendessen Absacker in einer Bar

4 4 Danach fuhren wir zurück nach Antwerpen, denn um 19 Uhr gab es wieder ein gemeinsames Abendessen, natürlich noch mit einem späteren Absacker in der Nähe unseres Hotels. Auch am 3. Tag war uns der Wettergott hold. Es ging nach Brügge und Gent. Die von Kanälen umgebene Altstadt von Brügge ist noch gut erhalten, denn sie ist nie durch Kriege oder großflächige Brände zerstört worden. Brügge war im Mittelalter neben Venedig eine der prachtvollsten und reichsten Städte der Welt, zumal sie durch die Meeresbucht Zwin einen direkten Zugang zur Nordsee hatte. Schiffe der Hanse und der italienischen Handelshäuser gingen hier vor Anker, es war der Umschlagsplatz für die englische Wolle, die in Flandern zu Tuch verarbeitet und exportiert wurde. Die Familie van de Beurse, vor deren Haus sich im 13. Jh. regelmäßig internationale Kaufleute trafen, soll der Börse ihren Namen gegeben haben. Zum Ende des 15. Jh. versandete die Zwin und schnitt Brügge vom Seehandel ab. Die Stadt verarmte und konnte sich erst Ende des 19. Jh. erholen. Heute wird das als Glücksfall angesehen, denn durch den Stillstand über mehrere Jahrhunderte blieb das mittelalterliche Stadtbild erhalten und bildet die Grundlage für den blühenden Tourismus. So ist es kein Wunder, dass auch Brügge 2000 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Die Stadt beherbergt aber auch das renommierte Europakolleg, in dem man sich in einem einjährigen Postgraduiertenstudium auf Tätigkeiten in europäischen und internationalen Bereichen vorbereiten kann. Unser Stadtrundgang in 2 Gruppen führte uns zunächst in den Beginenhof, eine Unterkunft für alleinstehende, weibliche Mitglieder, die in einer ordensähnlichen Hausgemeinschaft lebten. Heute gibt es in einem Teil der schönen Anlage ein Kloster der Benediktinerinnen. In der Liebfrauenkirche befindet sich neben den Gräbern von Karl dem Kühnen und seiner Tochter Maria von Brabant auch die weltberühmte Madonna mit Kind von Michelangelo, das einzige Werk, das zu seinen Lebzeiten über die Alpen gelangte. Michelangelo verkaufte die Figur spontan an einen zufällig anwesenden belgischen Händler, als der Auftraggeber mit seiner Arbeit nicht zufrieden war. Auf dem lebhaften Burgplatz befindet sich das schöne Rathaus im spätgotischen Stil. Gleich daneben die Heilig Blut Basilika, die aus zwei Kapellen besteht und deren unterer Teil aus dem 12. Jh. zu den ältesten Gebäuden Brügges gehört. Sie enthält eine Reliquie mit einem angeblichen Blutstropfen Jesu Christi, die ein Kreuzritter 1150 aus Jerusalem mitgebracht hatte. Natürlich fehlt auch in Brügge nicht ein Grote Markt, auf dem auch gerade Markt abgehalten wurde. Er wird u. a. von der Stadthalle, einem großen Belfried, dem neugotischen Gebäude der ehemaligen Provinzialregierung und schönen Bürgerhäusern umrahmt und stellt den Mittelpunkt der Stadt dar. Das St. Jans Hospital von 1118 ist das älteste Krankenhaus Europas. Die gut erhaltene Apotheke war noch bis Ende des 20. Jh. in Betrieb. Ein Teil des alten Krankenhaussaales ist heute Museum für Hans Memling, einem deutschen Maler der niederländischen Schule aus dem 15. Jh., der lange Zeit in Brügge gelebt hat. Gleich um die Ecke war um 14 Uhr die Abfahrt zu einer Grachtenrundfahrt auf den Kanälen, Reien genannt, denn nur vom Boot entdeckt man die versteckten Gärten, die malerischen Brücken und die verträumten Ecken der Stadt.

5 5 Am Beginenhof Heilig-Blut-Kathedrale Grachtenfahrt in Brügge Wir wären gerne noch länger in Brügge geblieben, aber es wartete ja noch das nicht weit entfernte Gent auf uns. Der Name kommt vom keltischen Wort Ganda und bedeutet Zusammenfluss, liegt doch die Stadt an der Mündung der Leie in die Schelde. Schon im 11. Jh. war Gent ein Zentrum der Textilherstellung. So ist auch hier eine mittelalterliche Bausubstanz erhalten, durch die uns die beiden Führer geleiteten. Die Hauptattraktion ist sicher der Genter Altar. In der Bavo-Kathedrale schuf 1432 Jan van Eyck die Mithilfe seines Bruders Hubert wird mittlerweile angezweifelt auf 12 Bildtafeln ein Meisterwerk der mittelalterlichen Malerei. Die innere Seite mit den geöffneten Flügeln, die nur an Festtagen gezeigt wurde, stellt Jesus als thronenden Weltenherrscher dar mit Maria und Johannes dem Täufer an seiner Seite. Die größte Tafel im Zentrum zeigt die Anbetung des Lamm Gottes. Stifter des Altares war ein Genter Kaufmann, der auch mit seiner Frau neben anderen Figuren auf der Rückseite, also im geschlossenen Zustand, zu sehen ist. Direkt gegenüber befindet sich der 118 m hohe Belfried aus dem 14. Jh., der schon immer ein Wahr- und Unabhängigkeitszeichen der Stadt war. Einige Jahrzehnte später wurde die Tuchhalle dazu gebaut. Alle Tücher, die in der Stadt und in der Umgebung angefertigt wurden, mussten vor dem Verkauf erst dort begutachtet werden. Nur wenige Schritte entfernt steht das prächtige Rathaus mit seinen zwei unterschiedlichen Baustilen. Aber auch der Gang durch die hübschen Gassen der Stadt war lohnenswert. Im alten Vleeshuis von 1408 heute ein Restaurant - hingen Ganda-Schinken vom alten Gebälk. An einer Außenecke der Halle befindet sich das t Galgenhusje, das älteste und kleinste Wirtshaus von Gent. In den beiden Straßen Graslei und Korenlei am alten Hafen erzählen die Zunfthäuser und Speicher Geschichten aus der Vergangenheit. Der mächtige Gravensteen war einst die Burganlage der Grafen von Flandern und ist eine der größten Wasserburgen Europas. In der Nähe auch das Paterhol Viertel, das seine mittelalterliche Struktur besonders gut erhalten hat. Bavo-Kathedrale in Gent Belfried mit Tuchhalle Am alten Hafen

6 6 Etwas fußlahm und müde erreichten wir schließlich unseren Bus an der St. Michielskerk und fuhren zurück nach Antwerpen. Nach dem Abendessen waren wir zum Abschluss wieder mit einem großen Teil der Gruppe in einer gemütlichen Kneipe versammelt und stießen auf gelungene, interessante und abwechslungsreiche Tage an. Am Donnerstag hatten wir bis 14 Uhr Zeit, Antwerpen noch etwas besser kennen zu lernen. Viele besuchten Museen der Stadt, darunter natürlich das Rubens-Haus, den Zoo, noch einmal die Liebfrauenkirche, den Grote Markt und/oder andere Sehenswürdigkeiten. Natürlich wurde auch die berühmte belgische Schokolade als Mitbringsel eingekauft oder vielleicht sogar der eine oder andere Diamantschmuck. Ein kleine Gruppe traf sich gegen Mittag in dem prachtvollen Einkaufszentrum Stadsfeestzaal an der Meir und ließ in der Champagner Bar die Reise stilvoll ausklingen. Gegen 18 Uhr waren wir mit vielen neuen Eindrücken wieder zurück in Essen Gruppenfoto Text: Doris Gugger Fotos: Silvia Kreitschmann und Doris Gugger