Pflanzenschutz in Zuckerrüben U. Tilinski

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1 Pflanzenschutz in Zuckerrüben U. Tilinski Mit den vom Institut für Zuckerrübenforschung in Zusammenarbeit mit den Rübenanbauverbänden erarbeiteten Leitlinien des integrierten Pflanzenschutzes im Zuckerrübenanbau wird dem Praktiker ein Material bereitgestellt, das die Aspekte des integrierten Pflanzenschutzes beschreibt. Die Leitlinien schließen vorbeugende Maßnahmen, Überwachungsmethoden, Schwellenwerte, direkte nicht chemische und chemische Bekämpfungsmaßnahmen ein, mit dem Ziel der Begrenzung auf das notwendige Maß und der Vermeidung von Resistenzbildungen. Ebenfalls eingeschlossen sind die Erfolgskontrollen und die Dokumentation. Unkrautbekämpfung Das Ertragsgeschehen beim Zuckerrübenanbau wird entscheidend durch die erfolgreiche Unkrautbekämpfung bestimmt. Ein hoher Unkrautbesatz, besonders der Rapsdurchwuchs, drückt nicht nur den Ertrag, sondern bringt auch erhebliche Probleme bei der Anlieferung und Verarbeitung, da die Rapsstängel Probleme für die Schneidemaschinen bringen. Da Rüben in der Zeit von der Aussaat bis zum Bestandesschluss durch die Unkrautkonkurrenz besonders gefährdet sind, sind Spritzfolgen bei der Unkrautbekämpfung dringend notwendig, wobei sich eine mindestens dreimalige Herbizidbehandlung als notwendig erwiesen hat. Obwohl der Handel eine recht breite Palette von Herbiziden anbietet, ist die auswahl begrenzt und hat sich seit Jahren nicht verändert. Neue Produkte entstanden in der Regel nur durch kombinationen, mit denen versucht wurde, dem Anwender Entscheidungen zu erleichtern. Trotzdem ist es unumgänglich, sich eine Übersicht von der Unkrautflora zu erarbeiten und danach die Produkte auszuwählen (siehe Tab. 1: Auswahl und Wirkpotenz von Herbiziden). Zu den besonders konkurrenzstarken Unkrautarten zählen im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern der Ausfallraps, Weißer Gänsefuß, Kamille, Klettenlabkraut, Knöterich und die Ackerkratzdistel. Leider kommt es bei Nichtbeachtung der Wasserhärte und nicht geprüften Mischpartnern gelegentlich zu Mischbarkeitsproblemen während der Applikation. Zum Teil treten Ausflockungen auf, die ein Applizieren behindern. Deshalb muss dringend auf die vorherige Abklärung von Herbizidmischungen und Flüssigdüngern hingewiesen werden. Die Hinweise der LIZ-Mischtabelle sind unbedingt zu beachten. Eine hohe Wirkungssicherheit der Herbizide setzt eine gute Benetzung voraus - besonders wenn die Unkräuter sich noch im Keimblattstadium befinden, sollte nicht grobtropfig appliziert werden. Empfehlungen zum Herbizideinsatz Tankmischungen und Spritzfolgen aus einer Kombination von blatt- und bodenwirksamen en haben sich auch im letzten Jahr bewährt. Je nach herrschender Bodenfeuchte muss der Anteil blattaktiver e angepasst werden. Optimaler Anwendungstermin ist das Keimblattstadium der Unkräuter, unabhängig vom Entwicklungsstadium der Rüben. Bei frühen Saatterminen (Ende März/Anfang April) ist der rechtzeitige Einsatz von bodenwirksamen Herbiziden dringend geraten. Bei zu erwartenden Nachtfrösten bzw. unmittelbar nach Niederschlägen (ungenügende Wachsschicht auf den Rübenblättern) sollten Behandlungen unterbleiben. In Perioden mit starker Sonneneinstrahlung sind Herbizidbehandlungen in die Abendstunden zu verlegen. Durch den Zusatz von Öl und anderen Additiven (Monfast, Break thru, Mero) kann die Wirkung der Mittel verstärkt werden. Besonders bei Trockenheit und stark ausgebildeter Wachsschicht auf den Unkrautblättern hat sich eine Zumischung von Öl bewährt. Bei Mulchsaat oder dem Anbau im Direktsaatverfahren sind nicht vollständig abgefrorene Zwischenfrüchte oder Altverunkrautungen durch die Anwendung von Glyphosat-haltigen Mitteln zu beseitigen (Tabelle 2). Für Mulchsaat empfiehlt sich eine Behandlung bis 14 Tage vor der Saat. Im Direktsaatverfahren sind die Spritzungen bis 2 Tage vor dem Rübenlegen abzuschließen. Für Glyfos, Glyphos SUPREME, Roundup UltraMax und Roundup TURBO steht weitergehend auch eine Zulassung zur Anwendung bis 5 Tage nach der Saat.

2 Glyphosat-haltige Mittel haben keine nachhaltige Wirkung, so dass neu auflaufende Unkräuter nicht erfasst werden. Der Anwendungstermin von Graminiziden ist vorzugsweise das Zwei- bis Dreiblattstadium der Schadpflanzen. Die Ausbringung erfolgt als Einzelbehandlung oder bei Übereinstimmung der Behandlungstermine in Kombination mit der Unkrautbekämpfung. Dabei ist zu beachten, dass bei der Ausbringung dieser Tankmischungen keine zusätzlichen Stressfaktoren wie Nachtfrost oder intensive Sonneneinstrahlung auftreten. Ferner ist die menge der Gräsermittel zu verringern. Auf einen Ölzusatz sollte verzichtet werden. Mischungen von Graminiziden mit Debut sind nicht zu empfehlen. In der Tabelle 3 ist eine Auswahl von Mitteln aufgeführt. Resistenzprobleme gegenüber Metamitron im Weißen Gänsefuß wurden bei den Untersuchungen in Mecklenburg-Vorpommern noch nicht festgestellt. Damit das auch so bleibt, sollten extreme mengenreduzierungen dieses es keine Anwendung finden. Im Jahr 2012 wird mit Einführung von Betanal maxx Pro ein Herbizid bereitgestellt, das durch eine neue Formulierungstechnologie und den Zusatz von Lenacil als Aktivator ein breiteres Wirkspektrum erwarten lässt. Empfehlungen zum Insektizideinsatz Die Pillierung des Saatkornes sichert im Rübenbau die Pflanzengesundheit in der Auflaufphase, bei einigen Schaderregern bis zum Reihenschluss. Mit den in Mecklenburg-Vorpommern eingesetzten Saatgutpillen werden tierische und pilzliche Schaderreger kontrolliert. Aufgrund des hier zu erwartenden Schaderregerauftretens hat sich der Einsatz von Force magna (Anschlusszulassung kommt) in der Regel als ausreichend erwiesen. Auf Standorten mit zu erwartendem Auftreten von Drahtwürmern (Maisvorfrucht, Feldgras) sind die Saatgutpillen mit Poncho beta oder Cruiser die sichere Wahl. Das Schädlingsauftreten in Zuckerrüben ist stark von der Jahreswitterung abhängig. Auch Nützlinge, wie Marienkäfer, sind in der Lage, z. B. Blattläuse wirkungsvoll zu eliminieren. Deshalb ist vor dem Einsatz von Insektiziden eine genaue Bestandeskontrolle unverzichtbar. Die bewährten Bekämpfungsrichtwerte sollen dann unbedingt Anwendung finden. Bekämpfungsrichtwerte: Rübenfliege 2-3 gefährdete Pflanzen je 25 Pflanzen (gefährdete Pflanzen = 2-8-Blattstadium: die Anzahl der abgelegten Eier ist doppelt so hoch wie die Laubblattzahl) Rübenlaus oder 2-3 gefährdete Pflanzen je 25 Pflanzen Schwarze Bohnenlaus (gefährdete Pflanzen = 2-8-Blattstadium: mehr als 5 Blattläuse pro Pflanze, ab 8-Blattstadium: mehr als 50 % der entfalteten Blätter sind durch lebende Läuse gekräuselt) In Tabelle 4 ist eine Auswahl von Insektiziden zusammengestellt. Empfehlungen zur Behandlung von Blattkrankheiten Die in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführte intensive Befallserhebung auf Rübenschlägen zeigte in Jahr 2011 kein akutes Gefährdungspotential. Zum Zeitpunkt der Bekämpfungsentscheidung - Ende Juli bis Mitte August - wurde der Bekämpfungsrichtwert für pilzliche Schaderreger nur selten erreicht. Die Befallslage zur Abschlussbonitur (Anfang September) ist nachfolgend zusammengefasst. Befall in % befallene Pflanzen Mehltau Cercospora Ramularia Rost Mecklenburg-Vorpommern Region Groß Nemerow Mecklenburg-Vorpommern Region Groß Nemerow Es zeigt sich eine z. T. erhebliche Befallsdifferenzierung in den Jahren. Der späte Befallsbeginn und der bonitierte Endbefall rechtfertigten in der Regel keine Behandlung mit Fungiziden. Der im letzten Jahr durchgeführte Versuch zum Einsatz der Fungizide (Juwel, Capitan, Ortiva Spyrale, Duett Ultra, Cirkon, Score, Sphere, Acapella, Domark) brachte Mehrerträge von 0,5-8,2 %. Die Ergebnisse der Zuckergehalte wiesen einen um 0,2-0,5 % höheren Wert aus.

3 Als Fazit aus der Situation 2011 zeigte sich, dass die durchgeführten Behandlungen auf Praxisschlägen unabhängig vom BRW eine deutliche Verbesserung der Blattgesundheit bis zum Erntetermin brachten. Bei späten Ernteterminen kam es auf unbehandelten Schlägen zu einem z. T. extremen Spätbefall, hauptsächlich durch Ramularia und Cercospora. Bei diesen Beständen zeigte sich dann oft eine Blattneubildung, durch die eine negative Beeinflussung des Zuckergehaltes zu vermuten ist. Die im landesweiten Monitoring zum Auftreten von Blattkrankheiten ermittelten Befallswerte werden im Internet und im Pflanzenschutz-Warndienst zeitnah veröffe ntlicht und können als Entscheidungshilfe genutzt werden (Tabelle 5: Auswahl von Fungiziden). Beispiele für bewährte Spritzfolgen Vorauflaufverfahren in Verbindung mit Nachauflaufbehandlungen - Allgemeine Verunkrautung einschließlich Kamille, Weißer Gänsefuß Vorauflauf l,kg/ha 1. NAK l,kg/ha 2. NAK l,kg/ha Rebell 2,0 oder 2,0 - Allgemeine Verunkrautung einschließlich Kamille, Weißer Gänsefuß, Klettenlabkraut, Knöterich-Arten Vorauflauf l,kg/ha 1. NAK l,kg/ha 2. NAK l,kg/ha Rebell 2,0 Betanal Expert Ethosat 500 0,2 0,3 Nachauflaufverfahren - Allgemeine Verunkrautung einschließlich Kamille, Weißer Gänsefuß, Klettenlabkraut, Knötericharten 1. NAK l,kg/ha 2. NAK l,kg/ha 3. NAK l,kg/ha 0,75 - Rebell Rebell Goltix Super 2,0 Goltix Super 2,0 Goltix Super 2,0 KONTAKT 320 SC 0,5-0,8 KONTAKT 320 SC 0,5 0,8 KONTAKT 320 SC 0,5 0,8 Oleo FC 0,5 Oleo FC Oleo FC - Allgemeine Verunkrautung einschließlich Kamille, Weißer Gänsefuß, Klettenlabkraut, Ausfallraps 1. NAK l,kg/ha 2. NAK l,kg/ha 3. NAK l,kg/ha Öl 2,0 2,0 0,5 DEBUT FHS DEBUT FHS *alternativ: POWERTWIN plus und Oleo FC 0,75 0,03 0,25 0,75 0,03 0,25 Betanal DEBUT FHS Expert* 0,75 0,02 0,17

4 Tabelle1: Auswahl und Wirkpotenzen von Herbiziden gehalt Weißer Gänsefuß Kamillearten Klettenlabkraut Flohknöterich Vogelknöterich Betosip SC Phenmedipham 160 Windenknöterich Gewässerabstand (m) % % % nz Ausfallraps Ehrenpreis Randstreifen (m) bei > 2 % Hang NT- Auflage Preis je l/kg Asket 470 Phenmedipham * * Kontakt 320 SC Phenmedipham * * * Ethosat () Tramat () 5-19 POWERTWIN plus Phenmedipham * * Betanal Expert Phenmedipham Desmedipham Chloridazon Quinmerac * * Rebell VA () () NA * Pyramin WG/ Terlin DF Chloridazon 650 () () Beetix SC Metamitron Metamitron DEBUT Triflusulfuron 486 () g= 28 Goltix Super Betanal Quattro Betanal MAXXPRO Metamitron Phenmedipham Desmedipham Metamitron Phenmedipham Lenacil Desmedipham () () () () LONTREL 100 Clopyralid Anwendungszulassungen beachten!

5 Tabelle 2: Auswahl von Glyphosat-haltigen en gehalt bis zwei Tage vor der Saat bis fünf Tage nach der Saat Streichverfahren Schosser/ Distel - NT-Auflage 50 % 75 % 90 % Dominator NEOTEC 3,0 Glyphosat 360 X 101 Durano 3,0 Glyphosat 360 X 101 ETNA 3,0 Glyphosat 360 X 101 Glyfos 3,0 Glyphosat 360 X X Glyfos SUPREME 2,4 Glyphosat 450 X X Plantaclean 360 3,0 Glyphosat 360 X 101 Roundup TURBO 1,6 Glyphosat 680 X X Roundup UltraMax 4,0 Glyphosat 450 X X TOUCHDOWN QUATTRO *Länderrecht beachten Tabelle 3: Auswahl von Graminiziden 3,0 Glyphosat 360 X gehalt einjährig einkeimblättrige Quecke NT- Auflage - 50 % 75 % 90 % AGIL-S 0 Propaquizafop 100 X Aramo 2,00 Tepraloxydim 50 X X Focus Ultra? 2,50 X - - Cycloxydim 100 5, Fusilade MAX? 0 X Fluazifop 107 2, Panarex 1,25 X Quizalofop 32 2, SELECT 240 EC? 0,75 X Clethodim TARGA SUPER 1,25 X Quizalofop 46 2, Risikominderungskategorien und sklassen beachten!? Zulassung läuft am aus, Aufbrauchfrist beachten Preis je l/kg

6 Tabelle 4: Auswahl von Insektiziden Bulldock 0,3 betacyfluthrin Karate mit Zeon Technologie? 0,075 lambda- Cyhalothrin PERFEKTHION ROGOR 40 L Danadim Progress u.v.a. gehalt g /l o. kg Beißende Insekten Saugende Insekten Blattläuse Rübenfliege Bienenschutz - 50 % 75 % 90 % NT- Auflage B X X X X B * ,4 Dimethoat B Pirimor Granulat 0,3 Pirimicarb X nur Vektoren Trafo WG? 0,15 lambda- Cyhalothrin 50 X - B 4 Risikominderungskategorien und sklassen beachten!? Zulassung läuft am aus, Aufbrauchfrist beachten Tabelle 5: Auswahl von Fungiziden und deren Indikationszulassungen gehalt Cercospora Echter Mehltau Ramularia Preis /ha - B 4 5 * * * - 18 Rost % 75 % 90 % 5 * Randstreifen (m) bei > 2 % Hangneigung CAPITAN 0,6 Flusilazol 250 X * * - 20 Cirkon 1,25 Propiconazol 90 Prochloraz 400 X X * * * - 30 DOMARK10 EC Tetraconazole 100 X X X HARVESAN 0,6 Carbendazim 125 Flusilazol 250 X * * * - 22 Juwel Epoxiconazol 125 Kresoxim-methyl 125 X X 5 * * * 10 Ortiva Azoxystrobin 250 X * * 5 44 SPYRALE? Difenoconazol X X X - Fenpropidin Score 0,4 Difenoconazol 250 X * - Duett Ultra 0,6 Epoxiconazol 187 Thiophanat-met. 310 X X X - - Sphere 0,7 Trifloxystrobin 187 Cypoconazol 80 X X X X 5 * * * - Risikominderungskategorien und sklassen beachten!? Zulassung läuft am aus, Aufbrauchfrist beachten Preis /ha