Pflanzenschutz, Herbizide mit Wirkstoff Metribuzin, Verträglichkeit im Nachauflauf

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1 Saatbauamt Donaueschingen bei der Landesanstalt für Pflanzenbau Villinger Straße Donaueschingen Unkrautbekämpfung bei Kartoffeln Hans-Jürgen Meßmer NSI-Produkt: Kartoffeln Stand: Pflanzenschutz, Herbizide mit Wirkstoff Metribuzin, Verträglichkeit im Nachauflauf Die Kartoffel toleriert nur einen geringen Unkrautbesatz. Auch wenn für diese Kultur noch keine Schadschwellen zur Bekämpfung der einzelnen Unkräuter erarbeitet wurden, kann bereits eine geringe Verunkrautung zu Mindererträgen führen, die weit über den Behandlungskosten liegen. In ihrer Jugendentwicklung vermag die Kartoffel kaum Unkräuter zu unterdrücken. Eine weitgehende Unkrautfreiheit ist also Voraussetzung für gute Erträge. Auch die Erleichterung der Ernte und die Verhinderung einer Verunkrautung der Nachkulturen sind weitere wichtige Faktoren. Die Herbizide werden im Vor- bzw. Nachauflauf angewendet. Die Verfahren und Mittel sind nachfolgend beschrieben. Als Hackfrucht eignet sich die Kartoffelkultur gut für eine mechanische Unkrautregulierung. Da die Schadschwelle bereits bei fünf Unkräutern pro Quadratmeter liegt, muss mit der mechanischen Bekämpfung früh begonnen werden, wenn sie Erfolg haben soll. Vor allem können breitblättrige Unkräuter durch die mechanische Pflegemaßnahmen bei trockenen Bodenbedingungen gut bekämpft werden. Der Erfolg der mechanischen Unkrautbekämpfung ist letztendlich nicht nur von Standortfaktoren abhängig sondern auch von der Erfahrung und dem Know how des einzelnen Landwirts. Oft wird ein kombiniertes Verfahren gewählt: 1. mechanische Bekämpfung bis kurz vor dem Auflaufen 2. Die Bodenherbizide werden nach dem Anhäufeln der Dämme vor dem Auflaufen der Kartoffeln gespritzt (siehe Grafik 1).

2 Centium + Sencor WG * Centium CS Bandur + Sencor WG * Bandur + Centium CS Bandur Boxer + Sencor WG * Boxer Basta Artist + Centium CS Artist Tage vor dem Auflauf Grafik 1: Mögliche Einsatztermine der verschiedenen Vorauflaufherbizide Bemerkung: * vergleichbare Mittel von Sencor WG sind Mistral und Lexone Die Herbizidauswahl ist außerdem noch von weiteren Faktoren abhängig: Unkrautspektrum Bodenart Humusgehalt Feuchtigkeitsverhältnisse Da die Wirkung der Bodenherbizide stark von der Bodenfeuchtigkeit abhängt, findet der Bodenherbizideinsatz bei bestimmten Standortverhältnissen seine Grenzen. Vor allem die Wirkstoffe Flufenacet (Artist) und Prosulfocarb (Boxer) zeigen unter trockenen Bodenbedingungen erhebliche Schwächen auf. Durch die Kombination von Bandur (3,5 l/ha) und Centium CS (,2 l/ha) wird unter extrem trockenen Bodenbedingungen eine gute Wirkungssicherheit erreicht. Bei vorgekeimten Kartoffeln und beim Anbau von Pflanzkartoffeln sollte Centium CS wegen Verträglichkeitsproblemen nicht eingesetzt werden. Die Herbizidanwendung im Nachauflauf gegen breitblättrige Unkräuter wird vorrangig als Ergänzung zu Vorauflaufprodukten oder als Feuerwehrmaßnahme gegen Spätverunkrautung gesehen. Der Einsatz im Nachauflauf speziell mit Metribuzin (Sencor WG /Mistral/Lexone) ist aber aufgrund möglicher ungünstiger Witterungsbedingungen riskant und kann schnell zu Schäden am Blattapparat der Kartoffel führen. Blattschäden mit Aufhellungen oder sogar Verbrennungen sind die Folge.

3 Abb.: Sencorschäden im Nachauflauf: links bei Sorte Nicola, rechts bei Sorte Atica Quelle: Meßmer (SBA) Speziell im Pflanzkartoffelanbau sollte die Verträglichkeit der Maßnahme besondere Beachtung finden. Bei den Sorten Laura und Salome kann sowohl im Vorauflauf als auch im Nachauflauf kein Metribuzin eingesetzt werden. Verträglichkeitsprobleme im Nachauflauf mit Metribuzin sind vor allem bei den Sorten Afra, Edelstein, Exempla, Marabel, Melina, Nicola und Selma möglich. In den nachfolgenden Grafiken ist das komplette Schausortiment vom Standort Donaueschingen und dessen Beeinflussung durch Metribuzin im Nachauflauf dargestellt; die für Baden- Württemberg empfohlenen Sorten sind gelb gekennzeichnet. Schädigungsgrad in % Berber Christa Borwina Frühgold Valetta Juwel Acapella Finka Atica Anuschka Cilena Gala Triumpf Elfe Activa Vienna Mirage Princess Marabel Augusta Grafik 2: Schäden verursacht durch Metribuzin bei sehr frühen und frühen Sorten im Nachauflauf

4 3 25 Schädigungsgrad in % Melina Selma Nicola Quarta Esprit Secura Laura Granola Agria Romanze Rafaela Lolita Lambada Andante Alegria Meridian Krone Edelstein Melody Roxana Bernadette Jelly Grafik 3: Schäden verursacht durch Metribuzin bei mittelfrühen und späten Sorten im Nachauflauf Unter erschwerten Standortbedingungen kann im Nachauflauf der Einsatz des blattaktiven Wirkstoffs Rimsulfuron, der sowohl im Produkt Cato als auch in Escep vorliegt eine sinnvolle Ergänzungsmaßnahme sein. Allerdings können auch hier bei ungünstigen Witterungsbedingungen (starke Temperaturschwankungen zwischen Tag mit über 25 C und Nacht von unter 8 C) und fehlender Wachschicht Schäden am Blattapparat auftreten. Durch den Einsatz von Cato/Escep werden vor allem die typischen Kartoffelunkräuter wie Klettenlabkraut, Bingelkraut, Franzosenkraut, Amarant und Kamille gut erfasst. Nicht bekämpft werden dagegen Knöterich-, Gänsefuß-, Melde- und Ehrenpreisarten. Zur Vervollständigung einer umfassenden Herbizidwirkung hat sich daher eine Spritzfolge von Sencor WG /Mistral/Lexone im Vorauflauf gefolgt von Cato/Escep im Nachauflauf bewährt. Die Mittel zur Ungras- und Unkrautbekämpfung in Kartoffeln finden Sie in den Tabellen 1 und 2. Tabelle 1: Ungrasbekämpfung Anwendungen im 2-4-Blattstadium der Ungräser unabhängig vom Entwicklungsstadium der Kartoffeln. In stark entwickelten Kartoffelbeständen über 2 cm Wuchshöhe besteht die Gefahr, dass die Ungräser abgeschirmt werden. Mittel- Beispiel Ackerfuchsschwanz Flughafer Aufwandmenge in l, kg/ha Hirsearten Ausfallgetreide Quecke Besondere Hinweise Agil-S,75-1, Niedrige Aufwandmenge im Focus Ultra 1,5-2, 2, 1,5 1,5-2, 2-Blattstadium Fusilade MAX,75-1, 2, der Ungräser Gallant Super,4 -,5,4 -,5,5,4 -,5 1, und bei Select 24 EC + Para-Sommer,5 -,75 + 1, - 1,5 1, + 2, wüchsigen Targa Super,75-1,25 2, Bedingungen Cato/Escep + FHS,5 +,3 Nebenwirkung auf Quecke zur Niederhaltung, keine Dauerwirkung Nicht in Pflanz- und Frühkartoffeln. Nachbau von Gelbsenf problematisch.

5 Tabelle 2: Unkrautbekämpfung Das Anwendungsgebiet Kartoffeln ist für das Pflanzenschutzmittel Basagran nicht mehr ausgewiesen. Daher ist die Anwendung von Basagran und der Aufbrauch von Restmengen in Kartoffeln nicht mehr zulässig! Vorauflaufanwendungen erfordern abgesetzte, feinkrümelige und feuchte Dämme. Wirkung gegen Mittel- Beispiel Aufwandmenge l, kg/ha Anwendung Klettenlabkraut Gänsefuß/Melde Knötericharten Kamillearten Hohlzahnarten Bingelkraut Ehrenpreisarten Stiefmütterchen Taubnesselarten Vogelmiere Besondere Hinweise Bandur 4, VA1 +(+) ++ (+) Bandur + Lexone Centium 36 CS + Sencor WG 3,5-4, +,3 -,5 VA (+) ,25 +,5 VA (+) +(+) + +(+) +(+) Sichere Klettenlabkrautwirkung bei 4, l/ha Bandur. In Frühkartoffeln niedrigere Sencor/Mistral/Lexone- Aufwandmenge. Nicht in Pflanzkartoffeln und vorgekeimten Kartoffeln einsetzen. Boxer 3,5-5, VA (+) Erfasst Ausfallraps unzureichend.,5 -,75 VA2 Lexone,3 -,5 NA1 Basta 3, Boxer + Lexone Cato/Escep + FHS 3,5-4, +,3 -,5 + +(+) (+) VA (+) Nur Blattwirkung. VA (+) ,5 +,3 NA2 +(+) Bewertung: ++ : gute Wirkung; +(+) : gute bis befriedigende Wirkung; + : befriedigende Wirkung; (+) : nicht immer befriedigende Wirkung; : nicht ausreichende Wirkung; VA1 = Vorauflauf; VA2 = Vorauflauf bis zum Durchstoßen; NA1 = bis 5 cm Wuchshöhe der Kartoffeln; NA2 = 5 bis 2 cm Wuchshöhe der Kartoffeln Nicht in Sorte Laura und Salome einsetzen. Bei Afra, Edelstein, Melina, Nicola, Selma sind im NA Schäden möglich! In Frühsorten bzw. NA Aufwandmenge max.,5 kg/ha. Sichere Klettenlabkrautwirkung nur ab 4 l/ha Boxer. In Frühkartoffeln jeweils niedrige Aufwandmenge. Nicht in Pflanz- und Frühkartoffeln einsetzen. Ggf. Vorlage von Lexone.