Franz Xaver Heinzler beweist, dass es auch Kunstformen zwischen Impressionismus und Expressionismus gibt: die Verbundenheit

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Karoline Meinhardt
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FRANZ XAVER HEINZLER Eine vieldiskutierte Frage ist sie, die Frage nach der Klassifizierung der Epochen und Gattungen.

Schlagwörter wie Klassik, Romantik oder Realismus gliedern unser chronologisches Denken, kleinere Strömungen und individuelle Schöpfungen werden von den großen geschluckt.

Expressionismus eingeordnet wird. Woran macht man den Wandel fest, welches Bild ist in welchem Stil, gibt es eine Übergangsphase?

1 FRANZ XAVER HEINZLER Eine vieldiskutierte Frage ist sie, die Frage nach der Klassifizierung der Epochen und Gattungen. In Kunst, Literatur und Musik wird versucht, den Künstler einzuordnen in seine Zeit, in den Kontext mit seinen Kollegen und in den biografischen Weg. Schlagwörter wie Klassik, Romantik oder Realismus gliedern unser chronologisches Denken, kleinere Strömungen und individuelle Schöpfungen werden von den großen geschluckt. Eine Kategorisierung wird besonders schwierig, wenn ein Künstler im Laufe seines Lebens einem Wandel unterliegt, wie bei Franz Xaver Heinzler, der von der Wissenschaft zwischen Impressionismus und Expressionismus eingeordnet wird. Woran macht man den Wandel fest, welches Bild ist in welchem Stil, gibt es eine Übergangsphase? Franz Xaver Heinzler beweist, dass es auch Kunstformen zwischen Impressionismus und Expressionismus gibt: die Verbundenheit zur Natur, das bildhafte Manifestieren der Naturschönheit und das Formen einer Synthese aus dem Gesehenen und dem emotional Erfühlten kommen in seinen Bildern zusammen und bauen eine Harmonie auf. Ob.li.: GEBIRGSWASSERFALL, 2004, 110 x 90 cm: ob.re.: EXPERIMENT MIT FARBEN, 2006, 70 x 80 cm; u.: JAHRES- ZEIT, 2005, 65 x 75 cm alle Abb.: Öl auf Leinwand MEISTER BILDENDER KÜNSTE Bd. 4 / e-book FRANZ XAVER HEINZLER 01

Form, Raum und Komposition werden untergeordnet zugunsten einer vitalen und spontanen, sich auf die schöpferische Intuition verlassenden Malerei.

2 Das Oeuvre Heinzlers ist also kein Konglomerat aus Stilarten, sondern eine perfekte Legierung zum eigenen Bild. Heinzler bevorzugt - wie auch Vertreter des Fauvismus und des Impressionismus - reine, ungebrochene Farben von starker Leuchtkraft, im Mittelpunkt des Bildes stehen die einzelnen Farbflächen. Form, Raum und Komposition werden untergeordnet zugunsten einer vitalen und spontanen, sich auf die schöpferische Intuition verlassenden Malerei. Dieses schöpferische Element bringt die inneren und geistigen Gefühle zum Ausdruck, die Farben haben ihren eigenen Stimmungswert und vermitteln diesen auch. Die Farben blühen auf und ein Frühlingswind strömt aus, eine beschwingende Leichtigkeit schlendert umher und strahlt Positives aus. Formen lösen sich auf, die Farben werden wie Noten gesetzt, von seinen Landschaften gehen Vibrationen aus, die Assoziationen zur Musik herstellen. Schwingungen werden frei, verlieren sich jedoch nicht in Abstraktion Oben: BÄUME IM PARK, 2003, Öl auf Malpalette, 61 x 80 cm; unten: DER WEG INS TAL, 2006, Hinterglasmalerei MEISTER BILDENDER KÜNSTE Bd. 4 / e-book FRANZ XAVER HEINZLER 02

3 Oben: FRÜHLING IN ABANO, 2007, Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm; unten: SOMMERGARTEN, 1998, Öl auf Leinwand, 90 x 110 cm MEISTER BILDENDER KÜNSTE Bd. 4 / e-book FRANZ XAVER HEINZLER 03

4 Oben: DONAUTALHERBST, Öl auf Leinwand, 2000, 70 x 80 cm unten: SCHNEE IM MÄRZ, 2005, Öl auf Malpalette MEISTER BILDENDER KÜNSTE Bd. 4 / e-book FRANZ XAVER HEINZLER 04

5 FARBFLÄCHEN, 2004, Öl auf Holz und Aufgelöstheit, sondern vereinigen sich zu einem harmonischen Einklang. Die Parallele zur Musik reflektiert sich auch in Kandinskys Aussage, die er 1908, in seiner Murnauer Zeit, macht: Ich dachte wenig an Häuser und Bäume, strich mit dem Spachtel farbige Streifen und Flecken auf die Leinwand und ließ sie so stark singen, wie ich nur konnte. Die Farbflächen sind durch dicke Pinselstriche abgetrennt, die dem Bild eine dimensionale Tiefe geben. Vorwiegend Landschaften werden zu rhythmischen Konturen transformiert, Fläche und Linie spielen miteinander und fügen sich zu einem Ganzen. Formen sind auf ein Minimum reduziert, wirken aber nicht abstrakt, denn nur das Notwendige stark zum Ausdruck zu bringen ist nach Kandinskys Worten auch sein Ziel. Das Notwendige wird bei Heinzler daher einerseits durch Formreduktion und andererseits durch außergewöhnliche und interessante Farbgebung erreicht, ohne dass das Erkennen der Darstellungen verloren geht. In manchen Bildflächen entsteht ein Freiraum, der dem Betrach- MEISTER BILDENDER KÜNSTE Bd. 4 / e-book FRANZ XAVER HEINZLER 05

6 WASSERFALL IN UMBRIEN, 2006, Öl auf Leinwand ter eine Interpretation offen lässt. So kann man einen rotbraunen breiten Strich als eine Hecke in der Landschaft oder auch als Weg deuten - der Maler lädt ein zu einer Entdeckungsreise mit offenem Ausgang, auf der Einem strahlende Farben den Weg leuchten und Linien die Richtung weisen. Künstlerische Inspiration für seine Bilder findet der ausgebildete Maler sowohl in seiner unmittelbaren Umgebung im schwäbischen Inzigkofen, an den bayerischen Seen als auch in Südfrankreich oder in der Toskana. Der ländliche Charakter dieser Gegenden spiegelt sich in den dort entstandenen Bildern, die sich mit denen von Wassily Kandinsky und Gabriele Münter - die ebenfalls im voralpenländischen Murnau gelebt und gewirkt haben - vergleichen lassen. Diese Vorliebe für Landschaftsmalereien - neben Stillleben - verbindet den Künstler auch mit anderen Expressionisten wie Franz Marc und August Macke. Heinzler setzt mit seiner Malweise die Grundlagen der Fauves-Ästhetik um: Das Bild ist eine plane, von Farben in einer bestimmten Anordnung bedeckte Oberfläche, und der Bildgegenstand wird nicht reproduziert, sondern durch bildnerische Äquivalente repräsentiert. MEISTER BILDENDER KÜNSTE Bd. 4 / e-book FRANZ XAVER HEINZLER 06

7 Oben: TOSKANISCH, 2003, Acryl auf Leinwand, 62 x 72 cm; unten: MENSCHEN IM PARK, 2005, Öl auf Leinwand MEISTER BILDENDER KÜNSTE Bd. 4 / e-book FRANZ XAVER HEINZLER 07

8 Oben: KRAFT DER SONNE, 2003, Öl auf Leinwand, 64 x 74 cm Neben seiner Malerei mit Öl spielen auch Aquarelle eine wichtige Rolle in Heinzlers Oeuvre. Mit dieser Technik beweist er seine Sensibilität, Nuancen und Feinheiten auszudrücken. Farben werden erst durch das Wasser zum Leben erweckt, schwimmende Strukturen fließen über das Papier und sind unwiderruflich festgehalten. In einem kreativen Schaffensrhythmus müssen Ideen und Empfindungen spontan und schnell umgesetzt werden, dies erfordert die Wasser-Maltechnik und Franz Xaver Heinzler erweist sich als risikobereiter Meister. Gleiches gilt auch für seine neuen Arbeiten in Hinterglasmaltechnik. Hier nutzt Franz X. Heinzler das Spiel mit dem Licht und der Brechung der Farben. MEISTER BILDENDER KÜNSTE Bd. 4 / e-book FRANZ XAVER HEINZLER 08

9 DER GLÜCKSBRINGER UND ICH, 2004, Öl auf Leinwand, Dyptichon, 130 x 95 cm MEISTER BILDENDER KÜNSTE Bd. 4 / e-book FRANZ XAVER HEINZLER 09

1950-54 Ausbildung zum Restaurator, Mal- und Zeichenstudium bei Prof.

10 DER WEG IN UNSERER STRASSE, 2000, Öl auf Leinwand, 40 x 50 cm Franz Xaver Heinzler biogr. Daten entnommen aus: ALLGEMEINES LEXIKON DER KUNSTSCHAFFENDEN in der bildenden und gestaltenden Kunst des ausgehenden XX. Jahrhunderts, DVD-Gesamtausgabe. * 1931 in Riedlingen Ausbildung zum Restaurator, Mal- und Zeichenstudium bei Prof. Alfred Sohn-Rethel, Sigmaringen und Zeichen-Studium bei André Ficus, Sigmaringen, Friedrichshafen; seit 1972 freischaffender Maler, Restaurator. Mitglied: 1970 Verband freiberuflicher Restauratoren, 1971 VBKW Verband Bildender Künstler Württemberg. Besondere Arbeiten: Entwürfe für sakrale Ausstattungen von Kircheninnenräumen. Öffentliche Ankäufe: Regierungspräsidium Tübingen und Freiburg und priv. Sammlungen. Auszeichnungen: Offener Kunstpreis des Forschungs-Institutes Bildender Künste Nürnberg; Preisträger beim 7. Offenen Kunstpreis zweidimensionale Originale, Verleihung des Phönix in Bad Schmiedeberg; 2001 summa cum laude beim 8. Offenen Kunstpreis; Platz beim 10. OKP und Platz beim 11. OKP. Ausstellungen: 1990 Kunstpreis der Landesbank Sigmaringen in Saulgau, 1991 Landratsamt Ravensburg, 1992 Alte Schule Sigmaringen, 1992 Möbel-Design-Galerie Hohentengen, 1995 Museum im Vorderen Schloss Mülheim a.d. Donau. Beteiligungen an Ausstellungen des VBKW in Stuttgart, Sigmaringen, Ravensburg, Konstanz, Schloss Maurach, Waldbeuren, Oberammergau, Bad Schussenried, Überlingen, Kochel am See, Kloster Benediktbeuren, Albstadt-Ebingen. Studienreisen: jährliche Aufenthalte in Murnau und Kochel am See, Toskana und Umbrien. Literatur: Kataloge: Kunst in der Region Bodensee-Oberschwaben; F.X.H. - Gemälde und Aquarelle, Städtisches Museum im Schloss Mülheim/Donau, 1995; Europäisches Künstlerlexikon, 1995; Magazin KUNST-aktuell 12-1/ ; Meisterwerke zeitgenössischer Kunst, Kalender 1998; Meisterwerke - Künstler unserer Zeit, Kalender 1999 und MEISTER BILDENDER KÜNSTE Bd. 4 / e-book FRANZ XAVER HEINZLER 10

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