Mehr weniger geht nicht

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1 Thassos-Marmor und unbehandelte Weißtanne prägen den minimalistischen Innenausbau Mehr weniger geht nicht Dieses Haus eines Privatkunden ist nach minimalistischen Gesichtspunkten ausgebaut worden. Bauherr, Architekt Wolfgang Brandl und Innenausbauer Günther Schmid bildeten ein stringentes Team. 4

2 Das kubische Gebäude zeigt außen eine großflächig mit Holz-Alu-Fenstern verglaste Skelettarchitektur Die Tür zum Gästebad schlägt flächenbündig in die Wandverkleidung aus Weißtanneleisten ein Auch die Fronten der Küche lösen sich in vertikale Leisten auf: Rücksitig eingefräste Gratleisten stabilisieren das Raster Die Einteilung der Schubkästen überlässt nichts dem Zufall. Zurückgesetzte Blende mit Steckdose im Bandbereich Das von Wolfgang Brandl sanierte und neu gestaltete Gebäude am Stadtrand von Würzburg schafft mit seiner großflächig verglasten Skelettarchitektur die Voraussetzung für den fließenden Übergang des Wohnraums in die Umgebung. Weißtanne und rein weißer Thassos-Marmor sind die prägenden Materialien des Innenausbaus und blieben wie die Fensterrahmen in Fichte gänzlich unbehandelt. Auch die Terrasse wurde mit Weißtanne belegt. Um die Farbe des unbehandelten Holzes zu erhalten und dennoch der Witterung zu trotzen, hat Günther Schmid mehrer Lasuren ausprobiert. Letztlich konnte ein mikropigmentiertes Holzöl überzeugen, das ganz in die Pore eindringt und die weitere Aufnahme von Feuchtigkeit nachhaltig verhindert. Für die Möbel wurden insgesamt 20 Kubikmeter feinjährige Weißtanne aus dem Schwarzwald eingeschnitten, überwiegend im Quartierschnitt, um stehende Jahre zu gewinnen. Der enorme Aufwand wird verständlich, wenn man die minimierte Konstruktion der Korpusmöbel betrach- 5

3 Sichtbare Statik: Mit Gurten bespannte Gestelle tragen bequeme Kissen. Polstermöbel würden den Raum trotz seiner Größe erdrücken Fotos: Michael Jaugstetter Tischbeine und Zargen sind von innen mit Rundstahl verstärkt. Die Armierung mündet in die Platte tet: sie bestehen lediglich aus Rahmenfriesen und Fronten, die sich wiederum in Leisten mit einem quadratischen Querschnitt auflösen. Nicht sichtbar gedübelte Gratleisten stabilisieren das Leistenraster und nehmen die Bänder der Türen auf. Die sind entgegengesetzt zur normalen Montage mit der Aufnahmeplatte auf die Gratleiste gesetzt. Die Idee der puristischen Sitzmöbel hat der Bauherr über viele Jahre weiterentwickelt und in der vorliegenden Form gemeinsam mit Wolfgang Brandl und Günther Schmid perfektioniert. Auch sie entstanden unter der Maßgabe stringenter Reduzierung, was sich auf die Geometrie wie die Detaillierung der Gurte und ihrer Befestigung ausgewirkt hat. Das gilt ebenso für den nüchternen Tisch, dessen grazile Statik durch eine Rundstahlarmierung verstärkt ist. Wolfgang Brandl hat den Entwurfsprozess als fruchtbares Miteinander von Architekt, Bauherr und Innenausbauer charakterisiert. Besonders in der kongenialen Ausarbeitung der Details hat die Schreinerei Günther Schmid ihren Teil zum Ganzen beigetragen. JN Der Spiegel verfährt mit einem Hublift hinter die Trockenbauwand und gibt ein Regal frei Offenes Kleiderregal aus Leitern mit Ablagen aus auf Gratleisten fixierten Leisten Planung und Innenausbau Architekturbüro Wolfgang Brandl Regensburg Tel.: (0941) , Fax: -9 Schreinerei Günther Schmid Abensberg Tel.: (09443) , Fax:

4 Gestaltung Konstruktion Gestaltung Konstruktion Einfache Sockellösung Hausgeräte hinter den aus Leisten gebildeten Fronten stehen auf dem Estrich auf: Die durchgehende Sockelblende wird vorgesetzt und mit Eckleisten an die vertikalen Korpusrahmen geschraubt. Waschmaschine Kleiderstange in Sacklochbohrung im Querfries eingesteckt Sockel, von hinten an Rahmen verschraubt Vertikalschnitt: Einbausituation der Hausgeräte im Korpus Offenes Kleiderregal Das unbehandelte Kleiderregal in Weißtanne erfreut Minimalisten: Kleiderstangen stecken in einfachen Sacklochbohrungen der Querfriese. Die verdeckt gegrateten Böden aus Leisten sind fest mit den Leitern verbunden. Einfach, nicht primitiv. Versteckte Tür zum Gästebad Vertikalschnitt: Regal mit Kleiderstange IM DETAIL Im geschlossenen Zustand verschmilzt die raumhohe Tür zum Gästebad durch das adaptierte Konstruktionsprinzip mit der Wandverkleidung. Gratleiste Horizontalschnitt: Innentür und Wandverkleidung Tectus 310 3D Fotos: Michael Jaugstetter Mehr weniger geht nicht Leisten aus unbehandelter Weißtanne sind das Modul dieses minimalistischen Ausbaus. Die Konstruktionen beeindrucken durch ihre Einfachheit. Details zum Beitrag ab Seite 16. FU Schrankwand 23 Befestigung auf Mauerwerk Knapp Duo46/15 Pendeltürfalle 24 19

5 Gestaltung Konstruktion Horizontalschnitt durch den Spiegelschrank und die Hubmechanik des Spiegels Revisionszugang hinter Schrank Spiegelschrank Hinter der Spiegelfläche im Bad verbirgt sich in einer Wandnische ein Einbauregal aus lackierter MDF. Der Spiegel ist auf einer U-förmigen Hilfskonstruktion montiert, die das Regal umgreift. Sie kann mit einem seitlich angebrachten Hublift (Häfele) elektrisch hinter die Wand aus Gipskarton hochgefahren und abgesenkt werden. angehobenes Spiegelelement Spiegelschrank, Spiegel nach oben verfahrbar Waschtisch, Abfluss in Wand intregriert Küche in Rahmenbauweise Unter der durchgehenden Marmorplatte gliedern offene Rahmen den Stauraum, auf eine Rückwand wurde verzichtet. So ist der gesamte Korpus durchlüftet. Rücksitig eingefräste und verdeckt gedübelte Gratleisten stabilisieren das Raster. Topfbänder sind entgegen der Gewohnheit mit der Montageplatte auf die Gratleisten montiert. Grifffräsung Konstruktionsprinzip aller Korpuselemente im Küchenbereich Vertikalschnitt (links), Frontalschnitt (oben) und Horizontalschnitt durch den Schubkastenkorpus Türband Blum " verdreht eingebaut äußere Leisten nicht durchgenutet Gratleisten Forntalschnitte und Vertikalschnitt eines aus Leisten aufgebauten und verdeckt gegrateten Fachbodens FUV MDF 16 feststehender Teil MDF 16 MDF 19 Hubsäule Häfele Aufnahme modifiziert Vertikalschnitt durch Waschbecken (Sonderanfertigung) und Spiegelschrank Zeichnungen FPY 16 Horizontalschnitt: Flächenbündig einschlagende Tür mit verdeckt montierter Zarge FPY 16 Innentür mit unsichtbarer Zarge Die überbreite Tür zum Schlafzimmer ist flächenbündig mit Tectus-Bändern angeschlagen. Die selbst konstruierte Zarge schließt nahtlos ans Mauerwerk an. Eine Spachtelschicht verdeckt den Übergang. Detailschnitte für dds: Planungsbüro Fink Asperg beweglicher Teil MDF 19 Spiegel Eisenträger vorhanden. Entwürfe: Architekturbüro Wolfgang Brandl Regensburg Konstruktion: Schmid Schreinerei GmbH & Co. KG Abensberg FU 13 MDF 6 MDF 6 Pendeltürschloss Häfele Tectus 240 FZ/1 FU 13 Spachtelung Maler 20 22