Jesus und die Dankbarkeit

Transkript

1 Jesus und die Dankbarkeit Lk. 17, Liebe Gäste, liebe Gemeindeglieder, 1 ist es nicht seltsam? Schlimme, schmutzige Wörter brauchen Kinder nur ein einziges Mal zu hören, und schon schnappen sie sie auf; aber das schöne Wort "danke" zu sagen, wenn man ihnen etwas gibt, das muß man ihnen z.t. mühsam anerziehen. Das zeigt, daß wir von Natur aus undankbar sind. "Undank ist der Welt Lohn", sagt das Sprichwort nicht zu Unrecht. Wir merken ja auch an uns selbst, daß wir ein Leben lang daran zu lernen haben, dankbar zu sein. Wie ausdauernd können wir Gott um etwas bitten! Und wenn Er das Gebet dann erhört, dann bedanken wir uns als guterzogene Menschen natürlich. Aber anstatt dies auch nur annähernd ähnlich oft zu tun wie das Bitten, ist die Sache dann meist ziemlich schnell vergessen. Hören wir jetzt, wie auch der Herr Jesus einmal diese Undankbarkeit erlebt hat: Lk. 17, Und es geschah, als Er nach Jerusalem reiste, daß Er mitten durch Samaria und Galiläa ging. 12 Und als Er in ein Dorf kam, begegneten Ihm zehn aussätzige Männer, die in der Ferne standen; 13 Und sie riefen laut 2 : "Jesus, Meister, erbarme Dich über uns!" 14 Und als Er sie sah, sagte Er: "Geht, zeigt euch den Priestern!" Und es geschah, als sie losgingen, wurden sie gereinigt. 15 Einer von ihnen aber kehrte zurück, als er sah, daß er geheilt war, und pries Gott mit lauter Stimme, 16 und er warf sich hin 3 zu Seinen Füßen und dankte Ihm; und das war ein Samariter. 17 Und Jesus antwortete 4 : "Sind nicht zehn 5 geheilt worden? Wo aber sind die neun? 18 Haben sich sonst keine gefunden, die umgekehrt sind, um Gott Ehre zu geben, als nur dieser Fremde?" 19 Und Er sagte zu ihm: "Steh auf und geh; dein Glaube hat dich gerettet." 1) Er ist barmherzig (V ) 2) Er tut Wunder (V. 14) 3) Er verdient große Dankbarkeit (V ) 1) Er ist barmherzig (V ) 11 Und es geschah, als Er nach Jerusalem reiste, daß Er mitten durch Samaria und Galiläa ging. 12 Und als Er in ein Dorf kam, begegneten Ihm zehn aussätzige Männer, die in der Ferne standen; 13 Und sie riefen laut 6 : "Jesus, Meister, erbarme Dich über uns!" 1 Seit Kurzem ist jeder erste Sonntag im Monat bei uns ein Familiengottesdienst, an dem auch die Kinder teilnehmen, damit auch die Mitarbeiter des "Regenbogenlandes" (Sonntagsschule) ab und zu eine Predigt hören können. Diese Predigten müssen natürlich mindestens teilweise auf die Kinder abgestimmt werden. 2 wtl.: sie erhoben ihre Stimme und sagten 3 wtl.: er fiel auf sein Gesicht 4 wtl.: Jesus aber antwortete und sprach 5 wtl.: die zehn 6 wtl.: sie erhoben ihre Stimme und sagten Seite 1

2 Mit "aussätzig" ist eine Hautkrankheit gemeint. Wir denken dabei an Lepra; das ist eine schlimme Krankheit, die hauptsächlich in den tropischen Gebieten wie Indien, Afrika und Südamerika vorkommt. Aber die Beschreibungen des Aussatzes in der Bibel zeigen, daß es eine andere Krankheit war, die eigentlich weniger schlimm war. Schlimm war nur, daß Aussätzige aus der Gemeinschaft ausgeschlossen waren. Sie durften sich gesunden Menschen nicht nähern, sondern mußten von weitem "Unrein, unrein!" rufen. Sie konnten keinen Beruf ausüben und mußten betteln. Die Begegnung der Aussätzigen mit Jesus geschah wahrscheinlich am Ortseingang oder knapp davor. Als der Herr Jesus und seine Jünger näherkamen, erkannten sie Ihn. Sie wußten sicher, daß Er Wunder tun konnte und auch sie wieder gesundmachen konnte. Darum war das jetzt für sie die einmalige Gelegenheit, geheilt zu werden. Also riefen sie laut (sie durften Gesunden ja nicht nahekommen): "Jesus, Meister, erbarme Dich über uns!" Sie nannten Ihn "Meister". Dieser Titel wird heute manchmal fast geringschätzig gebraucht: "Na, Meister, wie geht's denn?" Er war aber ein Ausdruck der Ehrerbietung. Die Männer sagten damit sozusagen: "Du stehst weit über uns!" Und dann sagten sie: erbarme Dich über uns! Sich über jemanden erbarmen bedeutet, aus Mitleid mit einem anderen Menschen ihm etwas Gutes tun, etwas, was man nicht tun muß und was der Betreffende nicht verlangen kann, weil er kein Recht dazu hat. Wenn die Männer zu Jesus gesagt hätten: "Hey du, komm mal schnell her und mach uns gesund!" - hätte Er das getan? Wohl kaum. Nein, sie sagten: "Jesus, Meister, erbarme Dich über uns!" Mit anderen Worten: "Wir wissen, wir können das nicht von Dir verlangen; aber hab doch Mitleid mit uns und heile uns bitte!" Wenn ich als Kind zu meinem Vater sagte: "Du mußt das und das für mich tun", dann antwortete er immer: "Ich muß gar nichts." Er wollte mir diesen Ton abgewöhnen, und daß ich lernte, statt dessen um etwas zu bitten. Das werde ich nie vergessen. Und bei Gott können wir so etwas erst recht nicht machen. Wir feiern heute Erntedankfest, weil wir Gott danken wollen für die Ernte an Äpfeln und Birnen, Weizen und Gerste, Erbsen und Bohnen, Kartoffeln usw. Müßten wir nicht eigentlich eher den Leuten danken, für uns z.b. die Kartoffeln aus dem Acker gebuddelt haben? Eher nicht: Die kriegen das bezahlt, weil wir ja die Kartoffeln kaufen müssen. Und sie hätten nichts ernten können, wenn Gott das alles nicht hätte wachsen lassen, was sie geerntet haben. Gott muß das nicht tun - Er tut es, weil Er weiß, daß wir sonst verhungern müßten. Gott ist wie der Herr Jesus barmherzig. So barmherzig wie mit den zehn Aussätzigen ist Er auch mit uns heute. Wir müssen also keine Angst haben, denn Er hat uns fest versprochen: 1. Ms. 8, 22 Von nun an, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Und was Gott versprochen hat, das hält Er auch. Seite 2

3 - nicht nur am Erntedankfest, sondern immer, jeden Tag! 2) Er tut Wunder (V. 14) 14 Und als Er sie sah, sagte Er: "Geht, zeigt euch den Priestern!" Und es geschah, als sie losgingen, wurden sie gereinigt. Es kam vor, daß der Aussatz ganz von selbst heilte. Das Gesetz des Alten Testaments verlangte, daß ein Geheilter von einem Priester untersucht werden mußte, ob wirklich der Aussatz verschwunden war. Wenn ja, dann war alles wieder wie vor der Krankheit. Der Geheilte konnte wieder zurück zu seiner Familie, zu seinen Freunden und zu seinem Beruf. Der Herr Jesus verlangte eine Menge Glauben: Die Männern sollten zu den Priestern gehen, obwohl sie noch aussätzig waren - nichts hatte sich geändert! Stellen wir uns vor, jemand möchte gerne richtig toll Gitarre spielen, hat aber überhaupt keine Ahnung davon - und ich gebe ihm eine Gitarre und sage zu ihm: "Spiel uns etwas vor!" Das würde nicht funktionieren, weil ich nicht Jesus bin. Aber die Aussätzigen wußten, daß der Herr Jesus Wunder tun konnte. Außerdem war das Schlimmste, was ihnen passieren konnte, daß alles so blieb, wie es war. Also gingen sie los, und auf einmal merkten sie, daß sie geheilt waren. Da waren keine Ausschläge mehr auf der Haut, sondern alles sah ganz normal aus. Wahrscheinlich gingen sie weiter zu den Priestern, um ihre Heilung offiziell bestätigen zu lassen, damit sie die Erlaubnis hatten, ins normale Leben zurückzukehren. Jesus tut Wunder! Er hat Kranke geheilt, Tote auferweckt, aus Wasser Wein gemacht, Er ist über das Wasser eines Sees gelaufen, Er hat das mit einem Schwert abgeschlagene Ohr eines Soldaten wieder anheilen lassen; Er hat zweimal dafür gesorgt, daß Petrus und andere am hellichten Tag einen großen Fischfang gemacht hat, was alles andere als normal war. Er hat Tausende Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen sattgemacht. Er ist auferstanden usw. Wenn jemand von uns z.b. aus Wasser guten Wein machen könnte, dann würde er damit im Fernsehen auftreten und berühmt werden. Er würde jede Menge Wein verkaufen und reich werden. Wozu hat der Herr Jesus Wunder getan? Nicht für sich selbst, sondern, weil Er damit Menschen helfen wollte, und weil Er wollte, daß die Menschen merkten, wie wunderbar Gott ist. Tut Er heute auch noch Wunder? Nicht so viele wie damals, als Er auf der Erde war als Mensch, aber z.b. wäre ich nicht hier, wenn der Herr Jesus keine Wunder mehr täte. Als kleines Kind war ich schwer krank, und die Ärzte hatten mich schon aufgegeben, weil sie mir nicht mehr helfen konnten. Ich konnte nicht einmal die Bettdecke auf meinem Leib ertragen. Aber die Gemeinde in Berlin, wo wir damals wohnten, hat viel für mich gebetet, und deshalb bin ich wieder ganz gesund geworden. Ich müßte dem Herrn Jesus eigentlich jeden Tag dafür danken. Und ich habe seitdem viele große und "kleine" Wunder erlebt. Jesus tut Wunder! Deshalb hat Er es wirklich verdient, daß wir Ihm von Herzen dankbar sind. 1) Er ist barmherzig 2) Er tut Wunder 3) Er verdient große Dankbarkeit (V ) 15 Einer von ihnen aber kehrte zurück, als er sah, daß er geheilt war, und pries Gott mit lauter Stimme, 16 und er warf sich hin 7 zu Seinen Füßen und dankte Ihm; und das 7 wtl.: er fiel auf sein Gesicht Seite 3

4 war ein Samariter. 17 Und Jesus antwortete 8 : "Sind nicht zehn 9 geheilt worden? Wo aber sind die neun? 18 Haben sich sonst keine gefunden, die umgekehrt sind, um Gott Ehre zu geben, als nur dieser Fremde?" 19 Und Er sagte zu ihm: "Steh auf und geh; dein Glaube hat dich gerettet." Neun der zehn vom Aussatz Geheilten sind anscheinend sofort nach Hause gegangen. Nur einem fiel ein, daß er sich beim Herrn Jesus bedanken mußte für seine Heilung. Wie dankbar er war, zeigte sich darin, daß er Jesus nicht die Hand schüttelte und locker und beiläufig einfach sagte: "Übrigens, das war nett von Dir, daß Du mich gesundgemacht hast!" Nein, er warf sich zu Jesu Füßen flach auf den Boden als Zeichen seiner tiefen Dankbarkeit und Ehrfurcht. Dieser Mann war ein Samariter. Das bedeutet nicht, daß er zum Arbeiter-Samariterbund gehörte, sondern er kam aus Samarien. Das ist eine Gegend zwischen Galiäa im Norden und Judäa im Süden. Vor einigen Jahrhunderten hatte ein König aus Assyrien (das ist der heutige Irak) fast alle Israeliten aus Samarien nach Assyrien gebracht als Kriegsgefangene und hatte andere Menschen dort angesiedelt. Dadurch entstand eine Art Mischreligion. Sie hatte Ähnlichkeiten mit dem Glauben der Juden, aber sie hatte auch heidnische Dinge; deshalb verachteten die Juden die Samariter. Und der einzige geheilte Aussätzige, der zurückkam, um dem Herrn Jesus für seine Heilung zu danken, war einer dieser verachteten Samariter. Das war schon erstaunlich. Jesus fragte, wo die anderen neun geblieben waren. Aber Er erwartete keine Antwort auf diese Frage. Er brachte damit zum Ausdruck, daß Er verwundert war, traurig und vielleicht auch ärgerlich wegen der Undankbarkeit der neun Männer. Dann sagte Er zu dem Geheilten: "Steh auf und geh!" Wahrscheinlich war er noch gar nicht bei den Priestern gewesen, sondern war sofort umgekehrt, als er gesehen hatte, daß er vom Aussatz geheilt war. Und dann sagte der Herr zu ihm: "Dein Glaube hat dich gerettet". Viele verstehen das so, daß wegen seiner Dankbarkeit und Rückkehr dieser Mann nicht nur vom Aussatz geheilt wurde, sondern auch eine Art Bekehrung erlebt hatte und jetzt für ihn ein neues Leben als Jünger Jesu angefangen hatte. Aber eine Bekehrung war hier noch gar nicht möglich, weil der Heilige Geist noch nicht ausgegossen war. Außerdem bedeutet das Wort "retten" im Neuen Testament auch "aus Gefahren retten" 10 oder "von einer Krankheit heilen". 11 Luther hatte nicht unrecht, als er hier übersetzte: "Dein Glaube hat dir geholfen". Daß Jesus das nur zu dem einen Geheilten sagte, bedeutet nicht, daß die anderen wieder krank geworden sind. Auch ihnen hatte ihr Glaube geholfen. Aber Er konnte es ihnen nicht sagen, weil Er sie wohl nie wiedergesehen hat. Der Aussatz ist ein Bild für die Sünde, dafür, daß wir immer wieder Dinge tun, die Gott uns verboten hat, z.b. neidisch sein auf andere Menschen, als Kinder frech zu den Eltern sein, stehlen (Ladendiebstahl, z.b. als Mutprobe) oder lügen. Solche und andere schlimmen Sachen trennen uns von Gott, weil Er die Sünde haßt. Wir sind getrennt von Gott wie die Aussätzigen, die in keine Stadt, kein Dorf hinein durften. Gott müßte uns eigentlich bestrafen, und dann kämen wir alle in die Hölle, wenn wir sterben. Aber Gott haßt nicht nur die Sünde, die wir tun, sondern Er hat auch die Sünder lieb, die immer wieder so böse sind. Darum hat Er Seinen Sohn Jesus Christus an unserer Stelle bestraft: Er ist für unsere Schuld am Kreuz gestorben. Und nun braucht Gott uns nicht mehr zu bestrafen. Wer ernsthaft zu Ihm sagt: "Danke, daß Du das für mich getan hast! Ich möchte, daß das auch für mich gilt. Ich möchte, daß Du mir alle meine Sünden vergibst. Und ich möchte von jetzt an Dir gehören als Dein Kind", der weiß von dem Augenblick an: Wenn er stirbt, kommt er nicht in die Hölle, sondern in den Himmel. 8 wtl.: Jesus aber antwortete und sprach 9 wtl.: die zehn 10 z.b. Mt. 8, z.b. Mt. 9, 21/ Mk. 5, 23/ Joh. 11, 12/ Apg. 4, 9 Seite 4

5 Für dieses Geschenk können wir Ihm nie genug danken. Wie oft tun wir das? Sind wir nicht oft unzufrieden, neidisch oder mürrisch, anstatt froh und dankbar zu sein für das, was der Herr Jesus für uns getan hat? Ein Christ saß in einem Restaurant. Er hatte gerade sein Essen bekommen. Da kam ein Mann und fragte, ob er sich zu ihm setzen durfte. Der erlaubte es ihm natürlich. Dann neigte er den Kopf und dankte Gott im stillen Gebet für das Essen. Der andere Mann fragte ihn: "Haben Sie Kopfschmerzen?" "Nein, mir geht's gut." "Ist etwas mit Ihrem Essen nicht in Ordnung?" "Nein, ich habe Gott für das Essen gedankt - das tue ich immer, bevor ich meine Mahlzeit beginne." "Ich nicht. Wozu auch? Ich arbeite hart für das Geld, mit dem ich meine Nahrung kaufe. Deshalb fange ich immer ohne Gebet an, zu essen." Da sagte der Christ: "Genauso macht das mein Hund auch." 12 AMEN 13 Copyright (c) 2006 Detlev Fleischhammel Alle Rechte vorbehalten 12 Quelle: 13 Nach der Predigt wurde gefragt, wofür die Gottesdienstbesucher dankbar waren. Die Antworten wurden gesammelt und auf je eine Frucht aus Pappe geschrieben, die dann an einer vorne quer durch den Raum gespannten Schnur aufgehängt wurde. Dann folgte eine Gebetsgemeinschaft, in der für diese Dinge Gott gedankt wurde. Seite 5