Unverkäufliche Leseprobe

Transkript

1 Unverkäufliche Leseprobe Ein Date mir Mr. Darcy Mit Jane Austen den Mann fürs Leben finen von Lauren Henderson ISBN by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG

2 ZUM AUFBAU UND GEBRAUCH DIESES BUCHES I n diesem Buch zeige ich zehn Grundprinzipien aus Jane Austens Büchern auf und erkläre, wie sie dort funktionieren was die Romanfiguren richtig machen, welche Fehler sie begehen und was sie zumindest manchmal aus diesen Fehlern lernen. Auf jedes Beispiel aus einem Jane-Austen-Roman folgen Beispiele aus unserer Zeit: erst ein negatives Beispiel von Menschen, die den Grundsatz missachtet haben, und dann ein positives von Leuten, die ihn erfolgreich umgesetzt haben. Die drei Romanbeispiele pro Kapitel decken eine große Bandbreite an Anwendungsfällen ab. So bekommen Sie viele Anregungen, wie sich der Grundsatz auf Ihr eigenes Leben beziehen lässt und was Sie daraus lernen können. Am Ende jedes Kapitels steht eine Übersicht über die wichtigsten Regeln, die sich aus dem Grundsatz ableiten lassen. Daran schließen sich ein paar Tipps aus meiner eigenen Erfahrung an. Natürlich können Jane Austens Romane keine Fragen beantworten, die mit der größeren Freiheit moderner Frauen zusammenhängen. Wir genießen heute viel mehr Kommunikationsmöglichkeiten und viel größere Unabhängigkeit. In Jane Austens Gesellschaft herrschte große Klarheit darüber, was man tun durfte und was nicht geheime Briefwechsel mit dem Geliebten zum Beispiel waren nicht erlaubt. Als Marianne flehende Briefe an Willoughby schreibt, wird sehr deutlich gemacht, dass sie damit ein Tabu bricht, sofern sie nicht heimlich mit ihm verlobt ist und auch das verstieße wiederum gegen die gesellschaftlichen Regeln! Aber manches wird durch unsere heutigen Möglichkeiten 17

3 auch viel verwirrender, und die Regeln sind viel weniger klar ersichtlich. Also gebe ich Tipps, die Jane Austens Weisheit direkt in die moderne Welt übersetzen als zusätzliche Orientierungshilfe. Ich habe außerdem zwei Tests verfasst. Mit dem einen können Sie herausfinden, welcher weiblichen Figur aus Jane Austens Romanen Sie am meisten ähneln. Der andere sagt Ihnen, welche männliche Figur am ehesten den Mann verkörpert, an dem Sie interessiert sind. In der darauf folgenden Tabelle können Sie nachschauen, ob Sie mit diesem Mann die Chance auf eine glückliche Beziehung haben. Wenn Sie herausgefunden haben, welche Jane-Austen-Typen Sie beide sind, dann können Sie an der Tabelle ablesen, ob Sie zueinander passen oder nicht. Achtung: Bei einigen möglichen Kombinationen steht ein Symbol, das besagt, dass diese beiden Typen nur unter bestimmten Umständen miteinander glücklich werden können. Die Erklärungen nach den Tests gehen darauf näher ein. Wenn Sie zum Beispiel eine Mary Crawford sind, es aber hinbekommen, nicht zu launisch oder manipulativ zu sein; wenn Sie eine Lydia sind, die beschließt, ihre wilde Art zu bändigen und sesshaft zu werden; wenn der Mann Ihres Herzens ein Frank Churchill ist, der Sie aber als die Einzige behandelt und Ihnen kein Gefühl der Unsicherheit vermittelt dann nichts wie los! Doch damit eine gute Beziehung funktionieren kann, müssen Sie Ihre Stärken und Schwächen im Blick behalten und sich selbst gegenüber ehrlich sein. Ein Date mit Mr. Darcy wird Ihnen dabei helfen! 18

4 1. WENN SIE IHN MÖGEN, DANN ZEIGEN SIE ES AUCH»Obwohl Henry inzwischen ehrliche Zuneigung zu [Catherine] verspürte, [ ] muss ich zugeben, dass diese Empfindung auf nichts anderes als Dankbarkeit zurückzuführen war, oder anders ausgedrückt: Nur die Überzeugung, dass [Catherine] ihm wärmere Gefühle entgegenbrachte, hatte ihn dazu bewogen, überhaupt einen ernsthaften Gedanken auf sie zu verwenden.«die ABTEI VON NORTHANGER Dieser Grundsatz ist so bedeutend für Jane Austens Einstellung zu Dating und Beziehungen, dass ich ihn in diesem Buch einfach als Erstes behandeln muss. Austen betont immer wieder, dass eine Frau, die einen Mann mag, ihm das auch deutlich machen sollte natürlich, ohne dabei allzu weit vorzupreschen. Jane Austen hätte keinerlei Verständnis für moderne Dating-Ratgeber, die eine Wissenschaft daraus machen, wie man die Unnahbare spielt. Sicher: Sobald ein Mann Interesse zeigt, gehört ein bisschen Taktik dazu. Das würde sogar Austen zugeben, denn Männer lieben die Jagd. Jeder Mann springt 19

5 eher auf eine Frau an, die genügend Selbstachtung besitzt, sich ihm nicht blindlings an den Hals zu werfen. Tut sie es doch, dann erweckt sie den Eindruck, so verzweifelt auf der Suche nach einem Freund zu sein, dass sie den Mann nicht einmal zunächst als Menschen kennen lernen will. Frauen sollten die Entscheidung, ob sich ein Mann als Partner eignet, nicht überstürzen. Machen Sie sich lieber über mehrere Treffen hinweg ein Bild von seinem Charakter. Als aber Catherine Morland Henry Tilney deutlich zu verstehen gibt, wie sehr sie ihm zugetan ist, lässt Austen keinen Zweifel daran, dass ihre Romanfigur das Richtige tut. Henry hat sich nämlich bereits als Mann erwiesen, der ihrer Zuneigung würdig ist. Auch wenn es im Widerspruch zu allem steht, was Ihnen zu diesem Thema heutzutage ans Herz gelegt wird: Sie handeln richtig, wenn Sie einem Mann zeigen, dass Sie Interesse an ihm haben jedenfalls dann, wenn er Ihnen ähnliche Gefühle signalisiert. Sie glauben mir nicht? Dann schauen Sie sich die folgenden Beispiele aus Jane Austens Romanen an und dazu die Geschichten aus dem richtigen Leben. HENRY UND CATHERINE»[ ] dadurch, dass sie [Henry] unwiderstehlich fand, wurde [Catherine] es selbst.«die ABTEI VON NORTHANGER Henry Tilney, der Held von Die Abtei von Northanger, sieht gut aus, ist charmant und»gutherzig«, wie es Jane Austen ausdrücken würde. Er sucht nicht aktiv nach einer Ehefrau. Doch als er Catherine Morland begegnet, ist er von ihrer offensichtlichen Zuneigung zu ihm angetan. Catherine ist zu jung und naiv, um zu glauben, sie müsse ihre Bewunderung 20

6 für Henry geheim halten. Sie wirft sich ihm nicht in die Arme, zeigt aber mit ungekünstelter Freude, wie sehr sie seine Gesellschaft genießt. Tatsächlich gibt es vieles, das Henry liebenswert macht. Er besitzt viel Humor und bemüht sich, ein angenehmer Gesellschafter zu sein. Catherine ist bescheiden. Zu Beginn ihrer Bekanntschaft kann sie nicht recht glauben, dass Henry ihr den Vorzug vor all den anderen Mädchen seiner Bekanntschaft geben könnte. Sie ist»ganz Einfachheit und Aufrichtigkeit, und das ohne jegliche Einbildung«. Immer, wenn Henry sie zum Tanzen auffordert, nimmt sie ohne Zögern an und zeigt ihre Freude darüber. Er, der gesellschaftlich weitaus gewandter ist, merkt genau, wie sehr sie ihn mag. Je besser sie sich kennen lernen, desto mehr fasziniert Henry die Tatsache, dass Catherine von ihm fasziniert ist. Er verfügt über ein solides Selbstbewusstsein und hält große Stücke auf sich selbst. Dass ein Mädchen ihn mag, lässt sie in seiner Achtung steigen, statt in ihm den Verdacht zu wecken, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Catherine wiederum besitzt ein gesundes Urteilsvermögen in Herzensdingen. Sie schätzt an Henry nicht nur, dass er sie zum Tanzen auffordert und gut aussieht, sondern ebenso seine Intelligenz, seinen Humor, die Werte, nach denen er lebt, und die Gefühle, die er in ihr weckt. Ihren anderen Bewunderer, John Thorpe, durchschaut sie dagegen sofort als unerträglich eingebildeten Menschen, und sie tut alles, um ihn loszuwerden. Dass John sich für sie interessiert, schmeichelt ihr keineswegs, und seine Komplimente verstellen ihr nicht den Blick darauf, was für ein aufgeblasener Idiot er ist. Bewundernd spricht Henry von Catherines»erfrischenden Gefühlen«, und damit hat er Recht. Sie tut weder zynisch noch blasiert, sondern gibt sich offen und aufrichtig. Eines Tages verpasst sie die Gelegenheit zu einem Spaziergang mit Henry und seiner Schwester, weil sie durch einen Trick dazu 21

7 gebracht wird, stattdessen mit John Thorpe auszufahren. In dieser Situation versucht Catherine nicht etwa, Henry eifersüchtig zu machen oder John Thorpe gegen ihn auszuspielen. Im Gegenteil: Sobald sich die Gelegenheit ergibt, gesteht sie Henry, wie sehr sie ihn mag, und entschuldigt sich für ihre unabsichtliche Unhöflichkeit.»Ich wäre zehntausendmal lieber mit Ihnen zusammen gewesen [ ]«, sagt sie,»[ ] wenn Mr. Thorpe nur [die Kutsche] angehalten hätte, wäre ich hinausgesprungen und hinter Ihnen hergelaufen.«henry ist davon bezaubert. Er schätzt Catherine mehr denn je, seit sie ihm ihre Gefühle gestanden hat.»gibt es auch nur einen Henry auf der ganzen Welt, der angesichts einer solchen Erklärung gleichgültig bleiben könnte?«, fragt Jane Austen. Haben Sie bemerkt, dass Jane Austen von»henry«statt von»mann«spricht? Sie behauptet keineswegs, dass jeder Mann so positiv reagieren würde. Natürlich gibt es Männer, die vor lauter Minderwertigkeitskomplexen glauben, wenn eine Frau sie liebt, könne mit ihr etwas nicht ganz stimmen. Aber die anderen also Männer mit einem soliden Selbstbewusstsein werden ein solches Eingeständnis wunderbar finden. Sie müssen selbst abschätzen, ob ein Mann ein notorischer Schürzenjäger ist und eine Frau, die ihn liebt, lediglich in seine Trophäensammlung einsortieren will. Finger weg von dieser Sorte! Zum Glück gibt es genügend Henrys, die ausgesprochen positiv auf nette Frauen reagieren, die ihnen zeigen, dass sie sie attraktiv finden und sie gerne näher kennen lernen möchten natürlich, ohne zu sehr zu drängeln oder zu klammern. 22

8 BASTEI LÜBBE TASCHENBUCH Band Auflage: Mai 2008 Vollständige Taschenbuchausgabe der bei Ehrenwirth erschienenen Hardcoverausgabe Bastei Lübbe Taschenbücher und Ehrenwirth in der Verlagsgruppe Lübbe 2005 by Lauren Henderson Titel der englischen Originalausgabe:»Jane Austen s Guide to Dating«Für die deutschsprachige Ausgabe: 2006 by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach Titelbild: Roxanna Bikadoroff Umschlaggestaltung: Bianca Sebastian Satz: Druck & Grafik Siebel, Lindlar Druck und Verarbeitung: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany ISBN Sie finden uns im Internet unter Bitte beachten Sie auch: Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.