Erste Befunde aus dem Raum Basel liegen seit 2007 vor. Im Raum Stuttgart und Ludwigsburg wurden die Raupen erstmals 2009 festgestellt.

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1 Der ursprünglich aus Ostasien (China, Korea, Japan) stammende Schmetterling aus der Familie der Zünsler (Pyralidae) wurde vor wenigen Jahren in die Schweiz und nach Baden-Württemberg eingeschleppt. Erste Befunde aus dem Raum Basel liegen seit 2007 vor. Im Raum Stuttgart und Ludwigsburg wurden die Raupen erstmals 2009 festgestellt. Im extremen Befallsjahr 2012 ist der Schädling nahezu im gesamten Kreisgebiet zu finden. Auch aus den benachbarten Landkreisen liegen Befallsmeldungen vor. Der Schädling hat sich in unserer Region etabliert. Dies ist leider nicht mehr rückgängig zu machen. Wer Buchsbäume besitzt und diese erhalten möchte, wird sich künftig auf laufende Befallkontrollen und auf Gegenmaßnahmen einstellen müssen. Textbearbeitung und Abbildungen:, LRA LB Fotos auf Seite 3: Landwirtschaftliches Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg Stand: Juni 2012

2 Situation 2012 Im Jahr 2011 war der Befallsdruck durch den Buchsbaumzünsler landesweit relativ gering. Umso überraschender ist das explosionsartige Auftreten dieses Schädlings im Frühjahr Ursache hierfür ist wahrscheinlich der trockene, warme Herbst und der späte Wintereinbruch Offenbar waren die Bedingungen für Vermehrung und Ausbreitung des Buchsbaumzünslers im vergangenen Herbst besonders günstig. Die größten Schäden im April / Mai 2012 wurden aus dem Großraum Ludwigsburg sowie aus dem unteren Neckar- und Bottwartal gemeldet. Die nördlichen und nordwestlichen Kreisteile sind Vordringungsgebiet und waren im Frühjahr 2012 noch nicht so stark betroffen. Die Raupen des Buchsbaumzünslers sind gelbgrün bis dunkelgrün gefärbt, haben schwarze und weiße Streifen sowie schwarze Punkte und helle Borsten. Die Kopfkapsel ist tiefschwarz. Die Raupen sind (im Gegensatz zu Larven von Spinnern, z.b. Eichenprozessionsspinner oder Goldafter) nicht giftig. Typisch für einen Buchsbaumzünsler-Befall sind die Gespinnste und die gelb-grünen 1 bis 2 mm großen Kotkrümel auf den Pflanzen. Letztere werden irrtümlich oft für Eigelege gehalten. Fraßschaden an jungen Buchstrieben. Die Raupen haben noch einige Blätter und die grüne Rinde übrig gelassen. Schadbild und Erkenunngsmerkmale Die Raupennester bestehen aus mehr oder weniger stark zusammengesponnenen Trieben und Blättern. Auch wenn die Raupe nicht gefunden wird, kann von einem Befall ausgegangen werden, wenn die Gespinnste vorhanden sind und gleichzeitig Kotkrümel gefunden werden. Die Raupen des Buchsbaumzünslers sind relativ gut getarnt und deshalb nur schwer in den unzugänglichen Buchshecken- und Kugeln zu finden. Dies gilt v.a. für die jungen, noch kleinen Raupen, die außerdem noch gerne im Inneren des Strauches leben und nur bei sonniger, warmer Witterung an die Oberfläche kommen. Ausgewachsen ist die Raupe bis zu 5 cm lang. Da es keine anderen Raupen auf Buchsbäumen gibt, sind Verwechslungen nicht möglich.

3 Wird der Zünslerbefall zu spät bemerkt, ist die Wirtspflanze unter Umständen verloren. Die Konsumptionsrate der ausgewachsenen Raupen ist enorm hoch. Das heißt, sie fressen in kurzer Zeit sehr viel Blattmasse. Jede Raupe soll ca. 45 Buchsblätter vertilgen. Das Temperaturoptimum für die Raupenenwicklung und für die Fraßtätigkeit liegt dabei zwischen 18 und 30 C. Bei intakter gründer Rinde können sich die Buchs teilweise wieder regenerieren. Die Buchsbaumzünslerraupen können innerhalb kürzester Zeit den Buchs komplett kahl fressen. Findet die Raupe als Nahrung keine Buchsblätter mehr, wird auch die grüne Rinde der Pflanzen gefressen. Buchs, die lediglich Blattverluste erlitten haben, können sich durch Neutrieb evtl. wieder regenerieren. Wurde aber die Rinde geschädigt, vertrockenen die meisten Pflanzen. Buchshecke mit Totalschaden Buchsbaumzünsler: Biologie Der Zünsler überwintert als junge Raupe in einem Gespinnst zwischen Buchsbaumblättern. Nach der Winterruhe beginnen die Raupen ab März / April mit dem Fraß. Sie nehmen dabei rasch an Größe zu und sind ca. Ende Mai ausgewachsen. Die ausgewachsenen Raupen verpuppen sich Ende Mai. Generationswechsel Anfang Juni Nach einer ca. 2-wöchigen Puppenruhe schlüpfen ab Anfang Juni die Falter des Buchsbaumzünslers.

4 Diese Schmetterlinge suchen nach neuen Wirtspflanzen um Eier abzulegen. Sie wählen hierfür gezielt Buchspflanzen aus, die noch nicht befallen waren, bzw. an denen bereits längere Zeit nicht gefressen wurde. Die Schmetterlinge gelten zwar als gute Flieger; sie breiten sich pro Jahr aber maximal innerhalb eines Radius von 5 km aus. Innerhalb eines begrenzten Gebietes finden sie aber jede Buchspflanze, die als Eiablagestelle in Frage kommt. 2. Raupengeneration ca. 3 cm große Puppe des Buchsbaumzünslers, eingesponnen zwischen Blättern. Eigelege und Jungraupen des Zünslers, auf der Blattunterseite der Buchspflanzen. Abb: LTZ Augustenberg Ausgewachsener Schmetterling: die Falter sitzen meist auf der Blattunterseite. Sie halten sich auf den Buchsbäumen und auf Nachbargehölzen auf. Abb: LTZ Augustenberg Da sich die Zünsler nicht gleichmäßig entwickeln, finden sich vom Frühsommer bis in den Herbst verschiedene Entwicklungsstadien des Schädlings gleichzeitig auf den Buchspflanzen: Eier, Jungraupen, ältere Raupen, Puppen und Falter. Dies erschwert die Bekämpfung während des Sommers, weil nur junge Raupen gut bekämpfbar sind; alle andere Stadien des Schadschmetterlings werden durch die heute zugelassenen Pflanzenschutzmittel nicht oder nur unzureichend erfasst. GegenmaSSnahmen Im Frühjahr (April), im Frühsommer (zur zweiten Raupengeneration) und evtl. nochmals im Herbst, sind die Buchs verstärkt auf Neubefall zu kontrollieren. Raupen- und Puppennester, die dabei gefunden werden, sollten abgesammelt und vernichtet werden. Größere Raupen lassen sich teilweise abschütteln und vom Boden aufsammeln. Mechanische Hilfsmittel können die Arbeit des Absuchens erleichtern. Teilweise liegen gute Erfahrungen vor über die Verwendung von Industriestaubsaugern, von Gartenrechen mit schmalen Zinken, bis hin zum Gebrauch von Hochdruckreinigern. Es ist auf jeden Fall darauf zu achten, die Buchspflanzen dabei nicht zu schädigen. Das Absammeln alleine wird (zumindest bei größeren Buchsbeständen und Hecken) nicht ausreichen. Deshalb wird sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln häufig nicht vermeiden lassen. Natürliche Feinde Die Veröffentlichungen über Fressfeinde (Prädatoren) des Buchsbaumzünslers sind derzeit widersprüchlich. Gartenrotschwänze und Sperlinge sollen die Raupen fressen, wenn man sie ihnen vorlegt. Ansonsten scheinen heimischen Vögel die Raupen eher zu verschmähen. Die Parasitierung der Buchsbaumzünsler-Eier durch Schlupfwespen (Trichogramma) wurde im Labor nachgewiesen; möglicherweise gibt es hier Bekämpfungsansätze für die Zukunft.

5 Pflanzenschutzmittel In starken Befallsjahren wie 2012 wird die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln fast unvermeidlich sein, wenn es gilt, größere Buchsbestände zu erhalten. Im Fachhandel sind neben herkömmlichen Insektiziden auch Mittel mit natürlichen Wirkstoffen im Handel, z. B. Präparate auf Basis von Pyrethrum, Neem-Öl oder Bacillus thuringiensis. Über die Wirkstoffe sollte der Anwender folgendes wissen: Die gängigen Mittel wirken als Kontakt- und Fraßgift. Junge Raupen sind besser bekämpfbar als große, fast ausgewachsene Raupen. Falter, Puppen und Eier sind mit derzeit zugelassenen Mitteln nicht bekämpfbar. Die Anwendung ist nur bei Temperaturen um 18 C und darüber erfolgversprechend. Reine Fraßgifte werden bei kühleren Temperaturen nicht aufgenommen und können nicht wirken. Gegen ausgewachsene Raupen sollte nicht mehr gespritzt werden, weil es i.d.r. zu einer Notverpuppung kommt und sich die Tiere trotzdem weiterentwickeln. Wichtig ist eine gleichmäßige, feine Verteilung der Spritzbrühe auf der gesamten Pflanze, auch auf der Unterseite der Blätter und im Kroneninneren. Eine gute Spritze, mit der das Spritzmittel unter Druck (über 2 bar) ausgebracht wird und ein gewissenhaftes Arbeiten sind entscheidend für den Erfolg. Einige Spritzmittel sollten aus Resistenzgründen nur max. 1-2 mal pro Jahr angewendet werden. Bitte beachten Sie diesbezüglich die Packungsbeilage! Bei Bedarf mit anderen Wirkstoffen abwechseln. Den Erfolg der Behandlung nach 8 bis 10 Tagen nachkontrollieren und die Spritzung bei hohem Befallsdruck wiederholen. Folgende Pflanzenschutzmittel haben derzeit in Deutschland eine Zulassung für den Haus- und Kleingartenbereich und sind für die Indikation Gehölze im Freiland zugelassen: Handelsname Wirkstoff Bemerkungen Bayer Garten Schädlingsfrei Calypso Thiacloprid max. 2 Anwendungen pro Saison Schädlingsfrei Careo Acetamiprid max. 3 Anwendungen pro Saison Neem Azal TS Bayer Garten Schädlingsfrei Neem Spruzit verschiedene Hersteller Dipel ES Xen Tari * Azadirachtrin Pyrethrine Bacillus thuringiensis (B.t.) natürlicher Wirkstoff des Neem- Baumes natürlicher Wirkstoff aus Chrysanthemum-Arten spezielles natürliches Raupenmittel Dipel ES ist seit 2012 mit einer Anwendung pro Saisonzur Bekämpfung von Schmetterlingsraupen Gehölzen im Freiland zugelassen. (* XenTari, das B.t.-Produkt eines anderen Herstellers ist gleichermaßen wirksam, hat derzeit aber keine Zulassung für diesen Anwendungsbereich.) Rückschnitt Buchsbäume haben i.d.r. ein gutes Regenerationsvermögen. Nur wenn die Rinde sehr stark geschädigt wurde, ist ein Neuaustrieb unwahrscheinlich. Schnittgut kann wie normaler Grünabfall entsorgt werden. Besondere Bestimmungen hinsichtlich des Zünslers gibt es nicht. Vorteilhaft wäre natürlich, wenn die verschiedenen Stadien des Zünslers vernichtet werden können, z.b. in der Müllverbrennung. In der Praxis ist diese Entsorgung aber häufig nicht praktikabel. Literatur: Dr. R. Albert, Th. Lehneis, LTZ Augustenberg in landinfo 3/2012 : Der Buchsbaumzünsler, ein neuer Problemschädling in Baden-Württemberg Dr. R. Albert, Th. Lehneis, LTZ Augustenberg: Informationen für Hobbygärtner Informationsblatt Der Buchsbaumzünsler der Stadtgärtnerei Basel und der Universität Basel. Klaus Nasilowski und Renate Veth: Vorsicht Buchsbaumzünsler, Taspo 34/2010. Informationen im Internet: