Zur Restaurierung des Pogrell und Krebel Epitaphs an der Christophorikirche in Breslau / Wrocław (2004)

Transkript

1 An der nördlichen Außenmauer der Christophorikirche zu Breslau / Wrocław befinden sich die beiden im Sommer 2004 restaurierten Epitaphien, die Hans von Pogrell und seine Frau Rosina, einer geborenen von Pritzelwitz und dem Ritter Hieronymus Krebel gewidmet sind. In einer Nische steht das 2,30 m hohe und 1,15 m breite Epitaph, das Hans von Pogrell und Kutscheborwitz auf Nieder Krakowane im Alter von 78 Jahren 1705 für sich und seine dritte Ehefrau Rosina, geb. von Pritzelwitz, an seiner ehemals an der Südseite der Kirche befindlichen Gruft hat errichten lassen. Hans von Pogrell, der im Jahre 1628 geboren wurde, starb am 21. September 1708 im hohen Alter von 81 Jahren. Auch er hatte, einem Trend der Zeit folgend, sein Epitaph Jahre vor seinem Tod anfertigen lassen. Nach der Beseitigung der Pogrellschen Grablege wurde das Epitaph auf dem um die Kirche liegenden Friedhof aufgestellt und wahrscheinlich im Zuge der Sanierungs und Restaurierungsarbeiten 1935 in die Nordwand des Gotteshauses eingemauert. In einem Querovalschild sind über dem Epitaph die Wappen der Pogrell und Pritzelwitz angebracht. Die Schrifttafel ist noch lesbar. Sie war früher durch ein Gitter geschützt. Die Löcher seiner Verankerung erkennt man im oberen Rahmen. Über der Konsole, die ein Totenschädel mit gekreuztem Gebein bildet, findet man die Sentenz: HERR JESU CHRIST DEIN BLUT SO ROTH SEY UNSER TROST IN STERBENS NOTH Das Epitaph für den am Die jubilate 1506, am 13. April 1506, gestorbenen Hieronymus Krebel (Kribel, Krebil) bezieht seine kunsthistorische Bedeutung zum einen aus seinem Alter und zum anderen daraus, daß der Bildhauer die Offenbarung des Johannes 21, in der Kenntnis des Lebens des Verstorbenen bildlich umgesetzt hat. Denn das Epitaph zeigt den Verstorbenen wie einen Ritter zum Kreuzzug gerüstet, kniend anbetend vor dem kreuztragenden Heiland. Über dieser Gruppe findet man zwischen zwei Heiligenfiguren den Heiligen Georg zu Pferd im Kampf mit dem Drachen. Im linken oberen Teil des 2,20 m hohen und 1,15 m breiten Epitaphs, dessen Hintergrund als Landschaft gestaltet ist, sieht man auf einem großen und hohen Berg [ ] die große Stadt, das Heilige Jerusalem (Offb. 21, 10) oder wie rund hundert Jahre später Johann M. Meyfart es in seine Worte faßte: Jerusalem, die hochgebaute Stadt [ ]. Hieronymus Krebel hatte eine Wallfahrt in das Heilige Land unternommen, war zum Ritter geschlagen worden, war mit einem erheblichen Betrag von der Handelsgesellschaft Popplau abgefunden worden, war des weiteren im böhmischen Bergbau engagiert, und außerdem war er Kriegshauptmann seiner Vaterstadt und unterstützte sie mit sechs Pferden gegen die Türken. Auf den halbrunden Konsolen finden sich das Wappen der Krebel mit der Jahreszahl 1509 und das seiner Frau, das Heugelsche. Letzteres fiel mit der Erneuerung der linken Konsole weg. Der untere Rahmen trägt die noch lesbare Inschrift: ANNO DOMINI 1506 IN DIE JUBILATE OBIIT HIERONIMUS KREBEL MILES CUIUS ANIMA REQUIESCAT IN PACE AMEN 1

2 Das Ensemble: Links das Pogrell Epitaph, rechts das Krebel Epitaph. Die Schrifttafel wird entsalzt und entölt. 2

3 Das Pogrell Epitaph vor und nach der Restaurierung. Transkription der Inschrift: Anmerkungen: A 1705 Habe ich Hannß v. Pogrell: u[nd] 1 Kutscheborwitz auff Niederkrackowan in meinem von dem Lieben Gott mir verliehenen hohen 78 Jährigen Alter Diese Grabsta[e]t 2 vor mich u[nd] 1 meine Eheliebste Fr. Rosina Pogrel: lin geb. v. Pritzelwitz auffrichten u[nd] 1 verfertigen lassen. Gott verleihe unseren abgeseelten Co[e]rpern 2 in der Erden eine sanffte Ruhe u[nd] 1 am baldkom[m]enden 3 grossen Gerichtstage eine frohe Aufferstehung zum ewig Leben umb Jesu Christii Willen Amen 1 Das im Original durch ein u mit Abbreviaturzeichen (übergesetzter Kürzungsstrich) und Punkt abgekürzte und ist in eckigen Klammern aufgelöst. 2 Die Superskription des Vokals im Original ist in eckigen Klammern dargestellt. 3 Im Original befindet sich ein Abbreviaturzeichen (übergesetzter Kürzungsstrich) über dem zu verdoppelnden Konsonant, das durch eine eckige Klammer aufgelöst wurde. 3

4 Das Krebel Epitaph vor und nach der Restaurierung. In seinem Zentrum steht die fünfte Kreuzwegstation Christi, in der Simon von Cyrene Christus hilft, das Kreuz zu tragen. Maria, gestützt von dem Jünger Johannes, beweint ihren Sohn, der gegeißelt und von einem römischen Legionär getreten wird, während der geharnischte verstorbene Hieronymus Krebel den Herrn anbetet. Christus ist unter der Last des Kreuzes mit schmerzerfülltem Gesicht zusammengebrochen. Die linke Hand ruht auf dem linken Oberschenkel und stützt so den Oberkörper, während der Legionär gegen den rechten Oberschenkel tritt. 4

5 Rechts: Dreiergruppe am Fuß des Kreuzes: Simon von Cyrene hebt das Kreuz auf, Maria beklagt das Leid ihres Sohnes, während der Evangelist Johannes sie stützt. Haartracht, Kleidung und Falten, z.b. an den Ärmeln, sind gut ausgearbeitet und entsprechen dem Stil des 16. Jahrhunderts. Links: Der gerüstete Ritter Hieronymus Krebel, der zum Gebet den vor ihm liegenden Helm abgenommen hat, bittet den Herrn mit den Worten MISERERE MEI DEUS um Erbarmen (siehe Schriftband in der Abbildung unten). 5

6 Im oberen Teil des Epitaphs kämpft der Heilige Georg (Schutzpatron der Ritter Krebel und Bauern Simon von Cyrene ) mit dem Drachen und errettet die Königstochter. Aus den Schloßfenstern aus den Fenstern der hohen Stadt beobachten die königlichen Eltern die Szene, die auf beiden Seiten von Heiligenfiguren auf gotischen Konsolen wahrscheinlich Petrus und Paulus begrenzt wird. Die errettete Königstochter auf einem Felsen. Ihr zu Füßen ruht ihr Hund. 6