Regelung und Steuerung von thermoaktiven Bauteilsystemen (TABS)
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- Lars Flater
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1 15. Schweizerisches Status-Seminar «Energie- und Umweltforschung im Bauwesen» Regelung und Steuerung von thermoaktiven Bauteilsystemen (TABS) Jürg Tödtli 1, Markus Gwerder 1, Franz Renggli 1, Werner Güntensperger 1 Beat Lehmann 2, Viktor Dorer 2, Kurt Hildebrand 3 1 Siemens Building Technologies, 6301 Zug (juerg.toedtli@siemens.com) 2 Empa, Abt. Building Technologies, 8600 Dübendorf (beat.lehmann@empa.ch) 3 HSLU T&A, 6048 Horw (kurt.hildebrand@hslu.ch) Zusammenfassung Thermoaktive Bauteilsysteme (TABS) haben eine zunehmende Bedeutung bei der energieeffizienten Kühlung und Heizung von Gebäuden, doch ihre Regelung/Steuerung führt in der Praxis oft zu Problemen. Mit dem Ziel, diese Probleme in den Griff zu bekommen, wurde vor 4 Jahren das Forschungsprojekt TABS-Control gestartet, das heute in der Abschlussphase ist. Es wurden folgende Resultate erarbeitet: Diverse Modelle und Simulationsprogramme zu TABS, inklusive Modellvalidierungen. Performance-Bound Berechnungen für die Zonenregelung. Eine Auswahl von Regel/Steuer-Strategien für die Zonenregelung, aus denen der Planer wählen kann, wozu auch gute Lösungen für das automatische Umschalten zwischen heizen und kühlen, für den Taktbetrieb der Zonenpumpe und für eine Raumtemperaturregelung gehören. Implementierung einiger dieser Strategien als Standardlösungen in einem Gebäudeautomations-System von Siemens. Tests zu diesen Strategien im Labor. Ein neues Verfahren zur integrierten Planung von TABS und ihrer Regelung/Steuerung ( UBB-Planungsverfahren benannt, wobei UBB für Unknown-but-bounded steht). Prototyp eines Excel Planungstools TABSDesign. Richtlinien zur Wahl der Topologie der hydraulischen Schaltung. Eine Methode zum Tunen der Einstellparameter der Regelung und Steuerung in der ersten Betriebsphase (Betriebsoptimierung). Klärung vieler der kontroversen Themen und offenen Fragen. Eine Theorie ( UBB Ansatz benannt), welche die Grundlage bildete für das neue integrierte Planungsverfahren und die neuen Regel/Steuer-Strategien und zur Klärung vieler der kontroversen Themen und offenen Fragen beitrug. Handbuch zur Regelung und Steuerung von TABS (in Arbeit). Diverse Publikationen und eine Patentanmeldung. Summary Thermally activated building systems (TABS) have an increasingly importance in the energy efficient cooling and heating of buildings, but in practice their control often leads to problems. With the goal to overcome these problems the research project TABS-Control was started 4 years ago. The project is now almost finished. The following results have been achieved: Various models and simulation programs for TABS, inclusive model validation. Performance bound calculation for the zone control. A set of control strategies for zone control from which the designer can select; the strategies include a good solution for the automatic switching between cooling and heating, for the pulsed operation of the zone pump and for room temperature feedback control. Implementation of a subset in a Building Automation System of Siemens. Laboratory tests to these strategies. A new method for the integrated design of a TABS and its control (called UBB-planning method, where UBB stands for Unknown-but-bounded ). Prototype of an Excel planning tool TABSDesign. Guidelines for the selection of the topology of the hydraulic system. A method to fine-tune the controller parameters during the first operation phase. Clarification to several controversial topics and open questions. A theory (called UBB approach ) to the design and control of TABS, which was the basis for the new integrated design method, for the new control strategies and for the clarification of the controversial topics and open questions. A guide book on control of TABS (in work). Several publications and a patent application 11./12. September 2008 ETH Zürich 171
2 1. Ausgangslage Thermoaktive Bauteilsysteme (TABS) hatten bereits vor fünf Jahren eine zunehmende Bedeutung bei der energieeffizienten Kühlung und Heizung von Gebäuden, doch ihre Regelung und Steuerung führte in der Praxis oft zu Problemen. Zum Beispiel gelang es oft nicht, das Umschalten zwischen heizen und kühlen so zu automatisieren, dass zu häufiges Umschalten und damit nutzloser Energiebedarf vermieden werden konnte. In vielen Fällen hatte man Komfortprobleme, vor allem im Winter. Zudem gab es viele kontroverse Themen und offene Fragen. Im Folgenden sind einige Behauptungen zur Regelung/Steuerung von TABS aufgeführt, die zeigen wie kontrovers gewisse Themen waren: 0 Ein TABS ist eine sehr energieeffiziente Lösung, die hohen Komfort gibt. 0 Der Selbstregeleffekt genügt. Es braucht keine konventionelle Raumtemperaturregelung. 0 Konventionelle Raumtemperaturregelungen funktionieren nicht, weil das zu regelnde System sehr langsam reagiert. 0 Der Komfort ist ungenügend, und man wird die regelungstechnischen Probleme nie in den Griff bekommen. 0 Es gibt kein Gebäude mit TABS ohne regeltechnische Probleme. 0 Ein TABS ist keine energieeffiziente Lösung, weil Raumtemperaturen unnötig oft über dem Heiz- bzw. unter dem Kühlsollwert liegen. 0 Das Umschalten zwischen Heiz- und Kühlbetrieb muss von Hand vorgenommen werden (automatische Lösungen schalten zu häufig hin und her und vernichten so Energie). 2. Vorgehen Siemens beschloss im Jahre 2002, ein Forschungsprojekt zum Thema Regelung und Steuerung von TABS durchzuführen. Sie suchte nach geeigneten Projektpartnern und startete im Mai 2004 zusammen mit den Projektpartnern Empa Building Technologies und der HSLU T+A (Hochschule Luzern Technik und Architektur, damals HTA Luzern) und mit finanzieller Unterstützung durch den KTI das Forschungsprojekt TABS-Control - Steuerung und Regelung von thermoaktiven Bauteilsystemen. Das Projekt ist heute in der Abschlussphase. Als KTI-Projekt wurde es im November 2007 formal abgeschlossen. Auf Grund der im Abschnitt Ausgangslage erwähnten Situation wurden folgende drei Projektziele gesetzt: 1. Entwicklung von Regel- und Steueralgorithmen für TABS, die zu gutem Komfort bei geringem Energieeinsatz führen. 2. Entwicklung einer effizienten Methode, welche den Planern eines TABS und seiner Regelung/Steuerung erlaubt, für ein gegebenes Gebäude eine gute Lösung zu erhalten, sowie einer Methode zur Inbetriebnahme und Betriebsoptimierung. 3. Erarbeitung einer Position in den kontroversen Themen und offenen Fragen zur Regelung und Steuerung von TABS. Das Projekt ist wie folgt organisiert. Projektleitung: Jürg Tödtli. Leitungsteam: Viktor Dorer (löste Markus Koschenz ab) und Jürg Tödtli. Projektteam: Markus Gwerder, Franz Renggli und Jürg Tödtli von Siemens; Werner Güntensperger und Michael Hediger (zu Beginn) vom Siemens HVAC Laboratory; Beat Lehmann, Anne Haas und Viktor Dorer von der Empa und Kurt Hildebrand von der HSLU T&A. Das Projekt erhält wertvolle Unterstützung durch eine Begleitgruppe mit folgenden Mitgliedern: Tobias Kalb, Markus Koschenz, Robert Meierhans( ), Jürg Herzog (löste Daniel Stadler ab), Erich Schadegg, und Hansjörg Schwarz. Das Projekt wurde in 6 Arbeitspakete (AP) gegliedert: AP1 Grundlagen, AP 2 Entwicklung einer oder mehrerer Lösungen zur Regelung/Steuerung von TABS, AP 3 Entwicklung eines Prototypen, AP 4 Benutzerspezifische Beschreibungen des Steuer/Regelkonzeptes, AP 5 Alpha-Test, AP 6 Administration. Im ersten Jahr, indem das AP1 bearbeitet wurde, entschieden wir uns, parallel dazu in einem zusätzlichen Arbeitspaket als Vorbereitung zum AP2 Lösungsideen und - konzepte zu entwickeln. Dieser Entscheid ist aus heutiger Sicht sehr positiv, erlaubte er doch eine kreative Phase, in der ohne Druck verschiedene Ideen entwickelt und diskutiert werden konnten. 172
3 Aus den entwickelten Lösungskonzepten entschieden wir uns dann für den Unknown-butbounded Ansatz (UBB-Ansatz). Als Folge dieses Entscheides nahm im AP2 die Entwicklung einer neuen Planungsmethode für TABS, inklusive ihrer Regelung/Steuerung viel mehr Platz in Anspruch als ursprünglich geplant. Über das Projekt wurde bereits in [1] bis [6] berichtet. Einige andere Publikationen zum Thema Regelung und Steuerung von TABS sind [7] und [8]. Zum Thema TABS im Allgemeinen findet man Informationen in [9] und [10]. 3. Resultate Überblick/Projektresultate 0 Diverse Modelle und Simulationsprogramme zu TABS, inklusive Modellvalidierungen anhand von Labormessungen. Darüber wurde in [1] und [2] berichtet. 0 Performance-Bound Berechnungen für die Zonenregelung, d.h. Berechnungen des Systemverhaltens, unter der Annahme, dass die Regel- und Steuereinrichtung jederzeit über sämtliche erforderliche Information, inklusive künftiges Wetter, verfügt und damit jederzeit die optimalen Entscheide trifft. Dies gibt eine Schranke für die Güte des Systemverhaltens, die von keiner denkbaren Regel/Steuer-Strategie übertroffen werden kann, und die als Bench-Mark zur Beurteilung neu entwickelter Regel/Steuer-Strategien verwendet werden kann (siehe [1], [2], [4]). 0 Eine Auswahl von Regel/Steuer-Strategien für die Zonenregelung, aus denen der Planer wählen kann. Dazu gehören auch gute Lösungen für das automatische Umschalten zwischen heizen und kühlen, für den Taktbetrieb der Zonenpumpe und für eine Raumtemperaturregelung (siehe [4]). 0 Implementierung einiger dieser Strategien als Standardlösungen im Gebäudeautomations- System Desigo V4 von Siemens. Die Version V4 wird demnächst im Markt eingeführt. 0 Tests zu diesen Strategien im HVAC Laboratory von Siemens in Zug, Schweiz. 0 Ein neues Verfahren zur integrierten Planung von TABS und ihrer Regelung/Steuerung ( UBB- Planungsverfahren benannt), siehe [3], [6] 0 Prototyp eines Excel Planungstools TABSDesign, welches den Planer im UBB- Planungsverfahren unterstützt 0 Richtlinien zur Wahl der Topologie der hydraulischen Schaltung. Es hat sich gezeigt, dass die Topologie einen grossen Einfluss auf den Energiebedarf haben kann (siehe [5]). 0 Eine Methode zum Tunen der Einstellparameter der Regelung und Steuerung in der ersten Betriebsphase (Betriebsoptimierung). 0 Klärung vieler der kontroversen Themen und offenen Fragen 0 Eine Theorie zur Planung, Regelung und Steuerung von TABS ( Unknown-but-bounded Ansatz, kurz UBB Ansatz ), welche die Grundlage bildete für das neue integrierte Planungsverfahren und die neuen Regel/Steuer-Strategien und zur Klärung vieler der kontroversen Themen und offenen Fragen beitrug (Grundideen dieses Ansatzes siehe [1] und [2]). 0 Handbuch zur Regelung und Steuerung von TABS [12] (in Arbeit). 0 Diverse Publikationen und eine Patentanmeldung. Zwei dieser Projektresultate werden im Folgenden etwas vertiefter dargestellt. Regel/Steuer-Strategien In Fig. 1 ist das Prinzipschema einer TABS Anlage mit zwei Zonen und der Wirkungsplan der Steuerung und Regelung gezeigt. Dabei ist die Regelaufgabe aufgeteilt in Zonenregelungen 1 für jede Zone, die Regelung der Wärme- und Kälteverteilung 2/3 und die Regelung der Wärme- und Kälteerzeugung 4/5. Jede Zonenregelung 1 kennt die Vorlauftemperatur 6, die Aussentemperatur 7 und evt. eine Referenzraumtemperatur 8 und wirkt auf die zugehörende Zonenpumpe 9, das zugehörende Heizventil 10 und das zugehörende Kühlventil 11. Mit den Bedarfswerten 12 und 13 kann eine bedarfsabhängige Regelung der Wärme- und Kälteverteilung aufgebaut werden. 173
4 Fig. 1: Prinzipschema einer TABS Anlage mit 2 Zonen mit Wirkungsplan der Steuerung und Regelung Im Forschungsprojekt TABS-Control wurden neue für TABS geeignete Lösungen für die Zonenregelung entwickelt. Dabei wird bereits bei der Anwendung des Unknown-but-bounded Planungsverfahrens im Planungsprozess eine Basisregelstrategie für die Zonenregelung gewählt (vgl. UBB- Planungsverfahren). Der gewählten Basisregelstrategie können dann optionale Funktionen in Form von Modulen hinzugefügt werden, um den Komfort zu verbessern, den Betrieb energie- oder kosteneffizienter zu machen oder die Betriebsoptimierung zu erleichtern. Fig. 2 zeigt dies für die Basisregelstrategie aussentemperaturgeführte Vorlauftemperaturregelung (Module 1 und 4). Optionale Funktionen zur Basisregelstrategie gekennzeichnet durch gestrichelte Rahmen sind dabei: Raumtemperaturregelung Taktbetrieb der Zonenpumpen Fig.2: Modulares Konzept für die Regel-/Steuerstrategie einer TABS Zone am Beispiel der Basisregelstrategie aussentemperaturgeführte Vorlauftemperaturregelung 174
5 Fig. 3 zeigt Testresultate einer neu entwickelten Zonenregelung, ausgeführt im Siemens HVAC- Laboratory in Zug, Schweiz. Die Tage 1, 2, 3 und 6 weisen dabei hohe Wärmegewinne q g (Arbeitstage) auf, Tage 4 und 5 kleine (Wochenende). Die Wetterzonentemperatur oa (entspricht der Aussentemperatur) wird konstant geregelt auf 22 C. Dies ergibt einen Kühlbedarf, wobei dem TABS die Wärme im 24h Taktbetrieb (eine Einschaltphase der Zonenpumpe pro 24h) entnommen wird: Jeweils um 22:00 wird die Pumpe eingeschaltet und ein Spülvorgang (Purge) beginnt. Nach dem initialen Spülen wird der Spülvorgang entweder verlängert (Nächte Freitag/Samstag und Samstag/Sonntag), oder eine Kühlphase wird gestartet. In letzterem Fall liegt die Vorlauftemperatur sw unterhalb der Rücklauftemperatur rw und erreicht den Sollwert sw,spc, PWM. Die Raumtemperatur kann so wie gewünscht im Komfortbereich [ r, SpH, r, SpC] gehalten werden. r Fig. 3: Labortestresultate einer Zonenregelung mit 24h Kühltaktbetrieb Ein neues integriertes Planungsverfahren für TABS und ihre Regelung und Steuerung (das UBB-Planungsverfahren) HLK-Anlagen werden in der Regel in zwei Schritten geplant. In einem 1. Schritt wird die HLK- Anlage selbst, d.h. ohne Regelung und Steuerung geplant und ausgelegt, in dem das stationäre Verhalten bei Volllastbetrieb betrachtet wird. In einem 2. Schritt wird die Regelung und Steuerung entworfen und dimensioniert. Dabei betrachtet man zusätzlich den Teillastbetrieb und das dynamische Verhalten. Planer von TABS wissen schon seit langem, dass ein solches Vorgehen in zwei Schritten bei TABS in der Regel nicht funktioniert, sondern dass eine integrierte Planung nötig ist. Sie drücken es oft so aus, dass man bei der Auslegung von TABS nicht darum herum komme, Simulationen durchzuführen. Der Grund für die Notwendigkeit dieses integrierten Vorgehens liegt darin, dass die Bauteil- und Raumtemperaturen in einem Gebäude mit TABS in der Regel nie einen stationären Zustand annehmen, und dass ihr Verhalten entscheidend von der gewählten Regelung und Steuerung abhängt. Was neu ist an der in diesem Projekt entwickelten Planungsmethode ist deshalb nicht, dass sie integriert ist, neu daran ist, dass der Planer mit weniger iterativen Suchschritten eine gute Lösung finden kann. 175
6 Das Ablaufdiagramm in Fig. 4 zeigt dem Planer, wie er vorgehen soll. Am Beispiel eines Bürogebäudes mit zwei verschiedenen Raumtypen identischer Gösse Normaler Raum (Fenster nur auf eine Seite) und Eckraum (Fenster auf zwei Seiten) wird durch Erläuterung einiger Planungsschritte ein Eindruck des Planungsverlaufes vermittelt. Fig. 4: Ablaufdiagramm des Vorgehens für die Planung und Auslegung von TABS Im Planungsschritt 1 hat der Planer wichtige Daten, welche die beiden Raumtypen und die zugehörigen TABS beschreiben, zusammenzustellen oder zu wählen, z.b. 42% als flächenmässiger Fensteranteil an den Wänden mit Fenstern, 20cm als Abstand zwischen TABS Rohren, und (m 2 K)/W als thermischer Widerstand zwischen Beton und Raum (im Beispiel ein Teppich). Im Schritt 2 hat der Planer für jeden Raumtyp obere und untere Wärmegewinnschranken festzulegen, bei einem Bürogebäude typischerweise je zweimal, einmal für einen Arbeits- und einmal für einen Wochenendtag. Fig. 5 zeigt die Verläufe für die Arbeitstage. Durch Wahl dieser Schranken kann der Planer folgendes berücksichtigen: 1. seine Unsicherheit in der Kenntnis der Wärmegewinne während der Planungsphase, 2. nicht voraussagbare Tag-zu-Tag Variationen der Wärmegewinne (wenn der Planer sie im Voraus kennt, kann er sie so berücksichtigen wie dies im Beispiel für den Wechsel zwischen Arbeits- und Wochenendtagen gemacht wurde), 3. Raum-zu-Raum Variationen der spezifischen Wärmegewinne für Räume in der gleichen Zone. Im Planungsschritt 3 hat der Planer die Basisregelstrategie zu wählen, z.b. aussentemperaturgeführte Vorlauftemperaturregelung, aussentemperaturgeführte Rücklauftemperaturregelung oder aussentemperaturgeführte Bauteiltemperaturregelung. Im 4. Planungsschritt berechnet er die so genannten äquivalenten Wärmegewinnschranken, Zwischengrössen als Vorbereitung auf Berechnungen in folgenden Planungsschritten. Für den Planer von unmittelbarer Bedeutung ist ein Nebenresultat, welches aussagt, mit welcher Variabilität der Raumtemperatur er im ungünstigsten Fall rechnen muss. In unserem Beispiel erhält er 2.6K für den Normalraum und 3.5 K für den Eckraum. Diese Kenntnis unterstützt ihn bei der Festlegung der Komfortanforderungen im Planungsschritt
7 Fällt er eine Wahl nach SIA 382/1 [11] (grüne Kurven in Fig. 7), so liegt er für Tage mit geringem Tagesmaximum der Aussentemperatur mit einer Komfortbereichsbreite von 3.5 K beim Eckraum gerade an der Grenze, jenseits welcher nicht mehr gewährleistet ist, dass die Komfortanforderungen erfüllt sind. Im Planungsschritt 6 werden wichtige Parameter der Regelung und Steuerung berechnet: die Heiz- und Kühlkurven, und die Heiz- und Kühlgrenzen (siehe Fig. 6). Dass der Planer beim Eckraum gerade an der genannten Grenze liegt, ist für ihn auch hier ablesbar, und zwar daran, dass die Heizkurve nicht unter der Kühlkurve liegt, sondern dass sie sich decken. Hätte der Planer bei der Festlegung der Komfortanforderung die errechneten Grenzen von 2.6 K bzw. 3.5 K unterschritten, z.b. für den Eckraum 2.5 K als Abstand zwischen der unteren und oberen Komfortgrenze, so wäre die Heizkurve über die Kühlkurve zu liegen gekommen, und es wäre nicht mehr gewährleistet gewesen, dass die Komfortanforderungen erfüllt werden. Der Pfeil nach oben (Fig. 4) hätte den Planer in diesem Fall aufgefordert, Planungsdaten zu ändern. In kritischen Fällen, die sich dadurch kennzeichnen, dass die Heiz- und Kühlkurven sich decken, oder nahezu decken, wird empfohlen, Jahressimulationen durchzuführen. In unserem Beispiel ist das für den Eckraum der Fall. Weist das Ergebnis der Simulation, wie in unserem Beispiel (Figl. 7) während der Belegungszeiten des Raumes nur wenige Unterschreitung (11 Kh) und wenige Überschreitungen (6 Kh) der Komfortgrenzen auf, werden sich der Planer und der Bauherr wohl einigen, diese zu akzeptieren, und der Planer kann mit Planungsschritt 8 fortfahren. Andernfalls hätte der Planer Planungsdaten zu ändern, was im Ablaufdiagramm (Fig. 4) durch den 2. Pfeil nach oben dargestellt ist. Diese Pfeile nach oben zeigen, dass auch bei diesem neuen Planungsverfahren manchmal iterative Suchschritte nötig sind. Doch es werden in der Regel viel weniger sein. Die Gründe dafür sind: Erstens werden die Werte wichtiger Parameter der Steuerung und Regelung direkt berechnet, müssen also nicht vom Planer in zeitraubenden Simulationsiterationen gesucht werden; zweitens erhält der Planer früh wichtige Informationen, die ihn bei der Festlegung der Komfortanforderungen unterstützen, oder die ihm bei bereits festgelegten Komfortanforderungen die Grenzen aufzeigen, innerhalb der er sich bei der Planung bewegen kann (er muss sich nicht mühsam an sie herantasten). Als dritter Grund, warum das neue Planungsverfahren effizient ist, kommt dazu, dass der Planer seine Unsicherheit in der Kenntnis und die Variabilität in den Wärmegewinnen explizit formulieren und in das Berechnungsverfahren einspeisen kann. Er muss nicht eine grosse Zahl von Simulationen mit verschiedenen Verläufen der Wärmegewinne durchführen, um sich an eine Lösung heranzutasten und um sich vergewissern, dass eine Lösung die Anforderungen erfüllt. Auf die folgenden Planungsschritte und auch auf alle Berechnungsformeln, welche zur Durchführung dieser neuen Planungsmethode nötig sind, wird hier aus Platzgründen nicht eingegangen. Mehr dazu in [3], [6] und [12]. Wie dieses neue Planungsverfahren gefunden und entwickelt wurde, ist in [3] beschrieben. Fig. 5: Verläufe der unteren und oberen Wärmegewinnschranken für Normalraum (links) und Eckraum (rechts), gültig für Arbeitstage 177
8 Fig.6: Heiz- und Kühlkurven (ausgezogene Linien) und dazugehörige Heiz- und Kühlgrenzen (gestrichelte Linien) für Normalraum (links) und Eckraum (rechts), gültig für Arbeitstage und Komfortbereich C Fig. 7: Komfortbereich für Normal- und Eckraum nach SIA 382/1 und simulierte Raumtemperaturen über ein Jahr für den Eckraum, Stundenwerte während der Raumbelegung 178
9 4. Ausblick Für das laufende Projekt, das in der Abschlussphase liegt, sind noch folgende Arbeiten geplant: 0 Abschluss und Herausgabe des Handbuchs für die Planung und Regelung von TABS [12] 0 Markteinführung von TABS Zonenregelungen als Standardlösungen mit Siemens Desigo V4 0 Weitere Publikationen Für künftige Projekte und Arbeiten ist vorgesehen: Quantitative Aussagen zum Nutzen, der durch den Einbezug von Wetterprognosen in die Steuer- oder Regelalgorithmen erzielt werden kann. Implementierung weiterer der entwickelten Regel/Steuer-Strategien als Standardlösungen im Gebäudeautomations-System Desigo von Siemens. 5. Literatur/Referenzen [1] W. Güntensperger, M. Gwerder, A. Haas, B. Lehmann, F. Renggli, J. Tödtli, Control of Concrete Core Conditioning Systems, Clima 2005, Lausanne, 9th 12th October 2005 [2] J. Tödtli, M. Gwerder, F. Renggli, W. Güntensperger, B. Lehmann, V. Dorer, A. Haas, K. Hildebrand, TABS-Control: Regelung und Steuerung von thermoaktiven Bauteilsystemen, In: Proceedings: 14. Schweizerisches Status-Seminar, Energie- und Umweltforschung im Bauwesen (2006), Zürich (Switzerland) [3] J. Tödtli, M. Gwerder, B. Lehmann, F. Renggli, V. Dorer, Integrated Design of Thermally Activated Building Systems (TABS) and of their Control, In: Proceedings: 9th REHVA World Congress Clima (2007), Helsinki [4] M. Gwerder, J. Tödtli, F. Renggli, B. Lehmann, V. Dorer, Control of thermally activated building systems, In: Proceedings: 9th REHVA World Congress Clima (2007), Helsinki [5] F. Renggli, M.Gwerder, J. Tödtli, B. Lehmann, V. Dorer, Effect of the Hydraulic Piping Topology on Energy Demand and Comfort in Buildings with TABS, In: Proceedings: 9th REHVA World Congress Clima (2007), Helsinki [6] M. Gwerder, B. Lehmann, J. Tödtli, V. Dorer, F. Renggli, Control of thermally-activated building systems(tabs), Applied Energy 85 (2008) [7] B.W. Olesen, F. Currô Dossi, Neue Erkenntnisse über Regelung und Betrieb für die Betonkernaktivierung, HLH Bd. 56 Nr. 1 und 3, 2005 [8] P. Sprecher, F. Tillenkamp, Optimisation of Control Parameters for Concrete Core Activation Systems, Clima 2005, Lausanne, 9th 12th October 2005 [9] M. Koschenz, B. Lehmann, "Thermoaktive Bauteilsysteme tabs", Empa Dübendorf, 2000 [10] J. Pfafferott, K. Doreen, Thermoaktive Bauteilsysteme Nichtwohnungsbauten energieeffizient heizen und kühlen auf hohem Komfortniveau, FIZ Karlsruhe GmbH, BINE themeninfo I/2007 [11] SIA 382/1:2007, Lüftungs- und Klimaanlagen Allgemeine Grundlagen und Anforderungen, Zürich, 2007 [12] TABS-Control: Handbuch für die Planung und Regelung von thermoaktiven Bauteilsystemen (Arbeitstitel), wird im Faktorverlag erscheinen. 179
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