FRITZ WOTRUBA. Denkmäler, Skulptur und Politik. Wotruba im 21er Haus Ausstellungssaal, Studiensaal und Depot 9. Juli 2015 bis 17.

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1 FRITZ WOTRUBA Denkmäler, Skulptur und Politik Wotruba im 21er Haus Ausstellungssaal, Studiensaal und Depot 9. Juli 2015 bis 17. Jänner 2016 Eine Ausstellung der Fritz Wotruba Privatstiftung Fritz Wotruba, Große Figur. Denkmal für Richard Wagner, 1969 Foto: Heimo Kuchling, Fritz Wotruba Stiftung

2 FRITZ WOTRUBA Denkmäler, Skulptur und Politik 9. Juli 2015 bis 17. Jänner 2016 Eine Ausstellung der Fritz Wotruba Privatstiftung Denkmäler als Orte der öffentlichen Erinnerung und des Gedenkens bedienen sich seit der Antike des Mediums Skulptur. Im 19. Jahrhundert entstand mit dem patriotischen Nationalgedanken ein Denkmalkult, der in Wien seinen Höhepunkt an der Ringstraße erreichte. Deren plastische Monumente untermauerten sowohl imperiale Machtansprüche und den Mythos des habsburgischen Herrscherhauses als auch verewigten sie die Werte des liberalen Bürgertums in den Standbildern von Schriftstellern und Musikern. Seit dem späten 19. Jahrhundert wurde die Skulptur zur massentauglichen Repräsentation gesellschaftlicher und politischer Ideen herangezogen. In der Zwischenkriegszeit übernahmen Denkmäler die Funktion politischer Repräsentanz. Der Kampf zwischen divergierenden politischen Idealen wurde auch über die ideologisch aufgeladenen Monumente ausgetragen. Bei Veränderungen der Machtverhältnisse teilten diese dann auch in vielen Fällen das Schicksal ihrer Auftraggeber und wurden abgesetzt und ausgeschaltet. Nach 1945 blieb in Österreich diese politische Fragmentiertheit bestehen, wich aber in der unmittelbaren Nachkriegszeit einem politisch notwendig scheinenden oberflächlichen Konsens, der sich auch in den Denkmälern und in der Erinnerungskultur dieser Zeit ausdrückt. Fritz Wotruba ( ), der zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts zählt und als Klassiker der modernen Skulptur gilt, setzte sich intensiv mit gesellschaftlichen und politischen Fragen der Zeit auseinander und ließ diese in sein künstlerisches Werk einfließen. Wotruba wies der Kunst eine aufklärerische Mission zur Erneuerung von Kultur und Gesellschaft zu. Diese Auffassung veranlasste ihn, an prominenten Denkmalprojekten teilzunehmen, wobei er sich ganz gezielt auf die Themenbereiche Arbeit, Opfer von politischer Gewalt sowie Künstlergedenken konzentrierte. Im Kontext all dieser politischen Brüche und erinnerungspolitischen Verwerfungen in der Ersten und Zweiten Republik sind auch die Denkmalprojekte Wotrubas zu betrachten. Im heurigen Jahr, in dem wir uns an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 sowie an den Abschluss des österreichischen Staatsvertrages vor 60 Jahren erinnern, stellt die Fritz Wotruba Privatstiftung erstmals explizit den Aspekt der Denkmäler in Wotrubas Werk anhand von 20 Zeichnungen, 18 plastischen Entwürfen und einer umfangreichen Fotodokumentation vor. Im Fokus stehen dabei dreizehn Denkmalprojekte in Österreich und Deutschland von den frühen 1930er-Jahren bis in die 1970er-Jahre, an denen Wotruba beteiligt war. Die präsentierten Arbeiten stammen überwiegend aus dem Nachlass des Bildhauers Belvedere, Wien, Dauerleihgaben der Fritz Wotruba Privatstiftung. Viele von ihnen werden erstmals in einer Ausstellung gezeigt.

3 Zahlreiche Denkmäler Wotrubas stehen bis heute im öffentlichen Raum, wie das kontrovers diskutierte Mahnmal Mensch verdamme den Krieg von 1932 in Leoben in der Steiermark, das 1938 aus politischen Gründen entfernt und 1988 wiedererrichtet wurde, oder das Denkmal für Richard Wagner von 1969 in Mainz sowie zahlreiche von diesem Bildhauer geschaffene Grabdenkmäler auf dem Wiener Zentralfriedhof. Einige der Wotruba-Entwürfe wurden aufgrund seiner sich in ihnen manifestierenden kompromisslosen Haltung gegen die Brutalität des Krieges und die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht verwirklicht, wie z. B. die nackte Figur eines Gefallenen für das Heldendenkmal im Burgtor in Wien 1934, anstatt derer Wilhelm Frass einen heroischen Toten Krieger in der Krypta realisierte. Wotrubas Entwurf für das Denkmal Den Opfern für ein freies Österreich auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde als zu aggressiv und anklagend erachtet. Ein von der Stadt Stuttgart 1965 mit Wotruba geplantes Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus wurde aufgrund von Protesten der Bürger und der Presse, bei denen sich Kritik an der Modernität des abstrakten Entwurf mit einer vielfach dahinter versteckten prinzipiellen inhaltlichen Ablehnung eines NS-Opferdenkmals verband, zu Fall gebracht. Meist waren es die zentralen Denkmalvorhaben seiner Zeit, an denen sich Wotruba beteiligte und über die noch heute ein öffentlicher Diskurs geführt wird. Die Ausstellung beleuchtet die Entstehungshintergründe und die Rezeption dieser Projekte und analysiert die von Fritz Wotruba verwendete Symbolik. Überdies bieten Wotrubas Entwürfe zu Denkmalwettbewerben und -aufträgen einen Überblick über seine künstlerische Entwicklung und charakteristische Formensprache. Nach 14 Jahren kehrt Wotrubas Großes Figurenrelief von 1957/58 wieder an den Ort seiner jahrzehntelangen Aufstellung zurück. Der Bildhauer hatte das siebenteilige monumentale Relief für den österreichischen Pavillon von Karl Schwanzer für die Weltausstellung in Brüssel 1958 geschaffen. Das Gebäude wurde von 1962 bis 2001 als Museum des 20. Jahrhunderts im Schweizergarten in Wien genutzt und Wotrubas Relief im angeschlossenen Skulpturengarten präsentiert. Nach Sanierung, Erweiterung und Neueröffnung des vormaligen 20er Hauses als nunmehr 21er Haus und Museum für zeitgenössische Kunst des Belvedere ist nun auf Initiative der Fritz Wotruba Privatstiftung das monumentale siebenteilige Relief als Leihgabe des museums moderner kunst stiftung ludwig wien wieder im 21er Haus ausgestellt. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, die im Salon für Kunstbuch im 21er Haus erhältlich ist. Ein PDF des Katalogs ist unter (login: pr2015) downloadbar. Kuratorin:

4 AUSSTELLUNGSGESTALTUNG Im Ausstellungsraum werden 13 Denkmalprojekte, an denen Wotruba beteiligt war, vorgestellt. 20 originale Zeichnungen und 16 Plastiken werden ergänzt von einer umfangreichen Fotodokumentation, die verwirklichte Denkmäler Fritz Wotrubas in situ, verwirklichte Konkurrenzentwürfe und Referenzarbeiten anderer Künstler zeigt, sowie von textlichen Erläuterungen. Das Gestaltungskonzept unterstützt das Thema von Denkmälern als Orte der Erinnerung und des Gedenkens und greift die Begriffe Gedenken, Erinnern, Vergehen, Verdrängen, Verhüllen etc. auf. Anstatt mit festen Wänden oder Raumteilern wird mit Stoffbahnen Ausstellungsarchitektur und Raum geschaffen. Die Stoffbahnen als Träger der textlichen Information und der Fotoreproduktionen sind in zwei hintereinanderliegenden Ebenen angebracht und jeweils bedruckt. Die Idee beruht auf dem Zusammenspiel der Inhalte der vorderen und der dahinter angebrachten Stoffbahnen, deren Sujets nach vorne durchscheinen und etwas blasser sind (Verblassen, Erinnerung, Unschärfe). Mit den in räumlichem Zusammenhang positionierten Originalwerken ergibt sich eine Gesamtdarstellung des jeweiligen Denkmalprojekts. Im Tiefhof werden zwei großformatige Reliefs präsentiert: 1) Großes Figurenrelief, siebenteilig, 1957/58 für den Österreich-Pavillon der Weltausstellung in Brüssel 1958 Bronze, 294 x 568 x cm museum moderner kunst stiftung ludwig wien, erworben 1962 Siehe Erläuterung im Text. 2) Marburger Relief, Modelle, Entwürfe für das Stein-Relief für das neue Hörsaalgebäude der Philipps-Universität in Marburg an der Lahn, acht Reliefplatten, 1963/64 Bronze, ca. je 185 x x cm Fritz Wotruba Werknutzungsgesellschaft m.b.h., Wien Kuratorin und Gesamtleitung: Gabriele Stöger-Spevak Gestaltung: Gerhard Veigel Grafik: Lothar Bienenstein, Bernhard Jakšik

5 BEGLEITVERANSTALTUNGEN Mittwoch, 8. Juli Uhr Ausstellungseröffnung FRITZ WOTRUBA - Denkmäler, Skulptur und Politik Mittwoch, 16. September 19 Uhr Mittwoch, 14. Oktober 19 Uhr Mittwoch, 25. November 19 Uhr Mittwoch, 13. Jänner 19 Uhr Samstag, 3. Oktober Uhr 19 Uhr Lange Nacht der Museen Ein Blick hinter die Kulissen Max. 15 Personen Anmeldung Sonntag, 26. Juli Uhr Rundgang Auf den Spuren von Fritz Wotruba am Wiener Zentralfriedhof Treffpunkt: Zentralfriedhof, Haupteingang Tor 2, Portier 15 Euro pro Person, bis 18 Jahre frei Keine Anmeldung erforderlich Sonntag, 23. August Uhr Rundgang Auf den Spuren von Fritz Wotruba am Wiener Zentralfriedhof Treffpunkt: Zentralfriedhof, Haupteingang Tor 2, Portier 15 Euro pro Person, bis 18 Jahre frei Keine Anmeldung erforderlich

6 Sonntag, 1. November Uhr Rundgang Auf den Spuren von Fritz Wotruba am Wiener Zentralfriedhof Treffpunkt: Zentralfriedhof, Haupteingang Tor 2, Portier 15 Euro pro Person, bis 18 Jahre frei Keine Anmeldung erforderlich Mit Hedwig Abraham, staatlich geprüfte Fremdenführerin 21er Haus Kunstvermittlung T M public@21erhaus.at

7 ALLGEMEINE INFORMATIONEN Ausstellungstitel Fritz Wotruba Denkmäler, Skulptur und Politik Ausstellungsdauer 9. Juli 2015 bis 17. Jänner 2016 Ausstellungsort Teilnehmender Künstler Kuratoren Kontakt 21er Haus Ausstellungssaal, Studiensaal und Depot Fritz Wotruba Gabriele Stöger-Spevak (Kuratorin der Fritz Wotruba Privatstiftung) 21er Haus Schweizergarten, Arsenalstraße 1, 1030 Wien T +43 (01) M pulic@21erhaus.at Fritz Wotruba Privatstiftung Mag. Gabriele Stöger-Spevak Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien T +43 (01) (0) 664/ M office@wotruba.at Öffnungszeiten Regulärer Eintritt Presse Mittwoch und Donnerstag 11 bis 21 Uhr Freitag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr An Feiertagen geöffnet 7,- (21er Haus) 21,- (21er Haus Jahreskarte) 21er Haus Presse Iris Mickein T M presse@21erhaus.at Bilder stehen unter kostenlos für Pressezwecke zum Download zur Verfügung (Passwort: pr2015).