Die schönsten Betthupferlgeschichten

Transkript

1 Zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren! Marianne Nienaber (Hrsg.) Fariba Gholizadeh (Illustrationen) Die schönsten Betthupferlgeschichten Lilli und das kleine Gespenst von Manuela Mechtel Jeden Abend, wenn Lilli im Bett liegt und ihre Mama die Tür zugemacht hat, läuft sie die Traumstraße hoch bis über die Wolken. Sie läuft direkt bis zum Wundertraumtütenstand, wie immer. Sie traut ihren Augen nicht, als sie ankommt. Sie ist nicht alleine. Es wimmelt von Gespenstern! Sie drängeln sich um den Wundertraumstand. Alle wollen Traumwundertüten kaufen. Wie Lilli. Sie bezahlen mit bleichen Traumtalern. Lilli wusste gar nicht, dass auch Gespenster träumen. Sie versucht, sich zum Traumwunderstand durchzuquetschen. Das ist gar nicht so einfach. Entschuldigung, sagt sie und schiebt sich zwischen zwei große alte Gespenster mit vergilbten Umhängen. Hallo Lilli, begrüßt sie der Traumwundertütenverkäufer. Ich habe alle Hände voll zu tun. Ich kümmere mich gleich um dich. Ein blasses, dünnes Gespenst kreischt: Was ist denn nun mit meinem Vampirtraum? 1

2 Ein fettes Gespenst schreit: Ich war zuerst dran! Ich wollte nach Schokoladenstadt. Kein Problem, meine Herrschaften, versichert der Traumwunderverkäufer und streckt ihnen zwei Wundertraumtüten entgegen. Wo kommen denn die ganzen Gespenster her?, fragt Lilli. Gespenstertraumnacht, stöhnt der Wundertütenverkäufer. Zum Glück ist das nur einmal im Jahr. Gespenster träumen sonst tagsüber. Er kann kaum zu Ende sprechen. Schon melden die nächsten Gespenster ungeduldig ihre Wunschträume an. Lilli wird es zu eng. Sie quetscht sich wieder nach hinten durch, wo mehr Platz ist. Sie kommt ja sowieso nicht so schnell dran. Immer neue Gespenster kommen angeflogen. Es werden immer mehr. Eines landet vor Lillis Füßen. Es ist ganz klein. Es geht Lilli bis zum Knie. Schon wieder zu spät, jammert es los. Da komm ich ja nie dran! Lilli geht in die Hocke. Hallo, sagt sie zu dem kleinen Gespenst. Das sieht sie erschrocken an: Du lieber Himmel. Man hat dir deinen Umhang geklaut. Lilli lacht. Ich bin kein Gespenst, erklärt sie. Ich bin ein Kind. Ein Kind, ruft das Gespenst. Mein Wunschtraum! Diese Nacht wollte ich in ein Kinderzimmer mit Spielzeug und allem. Dann komm doch mit zu mir, schlägt Lilli vor. Dann brauchst du nicht anzustehen. Wie soll das gehen?, wundert sich das kleine Gespenst. Du hast doch keinen Umhang zum Fliegen? Ganz einfach. Wir nehmen die Traumrutsche, sagt Lilli. Sie nimmt das Gespenst an die Hand, läuft mit ihm zur Traumrutsche und rutscht mit ihm hinunter, genau bis in ihr Bett. 2

3 Hier wohne ich, sagt sie. Das kleine Gespenst findet Lillis Zimmer traumhaft. Es baut mit Lilli Lego. Dann machen sie eine Kuscheltierschlacht. Das kleine Gespenst gähnt. Kann ich nicht für immer bei dir bleiben? Ich brauch auch nicht viel Platz. Lilli nimmt das Gespenst mit ins Bett. Es bekommt sogar ein extra Kopfkissen aus dem Puppenwagen. Was wohl meine Mama dazu sagt?, überlegt sie. Wahrscheinlich gar nichts, murmelt das Gespenst müde. Tagsüber werde ich immer unsichtbar. Und abends kann ich mich ja in deinem Puppenwagen verstecken, oder? Lilli nickt. Das kleine Gespenst schläft ein. Und gerade, als auch Lilli die Augen zugemacht hat, da hört sie ihre Mama rufen: Lilli, wach auf! Es ist viertel nach sieben. Schon?, ruft Lilli und macht die Augen wieder auf. Ich hab doch noch gar nicht geschlafen. Aber ja doch, lacht ihre Mama. Die ganze Nacht, mein Schatz! 3

4 Kater Calogero Das kleine Lamm von Ulrike Klausmann Der Frühling ist da! Ausgelassen springt Calogero durchs hohe Gras. Die Wiesen und Felder leuchten in der Frühlingssonne, alles duftet nach Blüten und Kräutern. Der Kater schnappt mit den Pfoten nach einem zitronengelben Schmetterling. Doch der Falter flattert in die Höhe und lässt sich auf dem Zweig einer Brombeerhecke nieder. Calogero spitzt die Ohren wer meckert da so verzweifelt? Der Ruf kommt aus der Hecke. Ein kleines Lamm hat sich in den dornigen Zweigen verheddert. Hilfe! Ich will zu meiner Mama!, jammert das Tier. Calogero schaut sich um. Auf der anderen Seite der Hecke wandert eine Schafherde langsam über die Weide. Hunde umkreisen bellend die Herde und passen auf, dass kein Tier wegläuft. Der Schäfer stapft mit großen Schritten hinterher. Calogero läuft zu den Schafen. Die Lämmchen spielen Fangen und springen dabei mit allen vieren gleichzeitig in die Höhe. 4

5 Die großen Schafe kauen gleichmütig auf dem Gras herum und schauen den Kater gelangweilt an. Nur eines rennt aufgeregt über die Wiese und lässt immer wieder ein durchdringendes Meckern hören. Suchst du dein Kind?, fragt Calogero. Hast du es gesehen?, fragt die Mutter zurück. Calogero bringt sie zu ihrem Kind, das immer noch mit den dornigen Zweigen der Brombeerhecke kämpft. Gemeinsam gelingt es dem Kater und dem Mutterschaf, das Lämmchen zu befreien. Erleichtert kuschelt sich das Kleine an den wolligen Bauch der Mutter. Danke, mäht es dem Kater zu. Gern geschehen, antwortet Calogero, doch im nächsten Moment erstarrt er vor Schreck. Ein zornig kläffender Schäferhund kommt angerannt. Er tut nichts, beruhigt ihn die Schafsmutter, er will uns nur zur Herde zurücktreiben. Das ist seine Aufgabe. Aber als der Hund den kleinen Kater sieht, springt er zähnefletschend auf ihn zu. Spring auf meinen Rücken!, ruft das Schaf, und in letzter Sekunde rettet Calogero sich in das weiche, dichte Fell des Schafes. Ein gellender Pfiff schwirrt durch die Luft. Augenblicklich verstummt der Hund. Er legt sich ins Gras und wartet gehorsam auf den Schäfer, der mit seiner Trillerpfeife näher kommt. Gut gemacht, Branco!, lobt der Schäfer den Hund. Er wird nie erfahren, dass es Calogero war, der das verirrte Lämmchen gefunden hat. Stattdessen wundert er sich, wie der Kater auf den Rücken des Schafes kommt. Lachend nimmt er den immer noch vor Angst zitternden Calogero auf den Arm. Was bist denn du für ein verrückter Kater, murmelt er und krault Calogero das Fell. Dann setzt er ihn ins Gras. Danke noch mal!, mäht die Schafmutter, aber Calogero hört sie nicht mehr. Er sucht, so schnell er kann, das Weite und macht erst wieder halt, als er sich auf dem Pfosten eines hohen Zaunes in Sicherheit fühlt. Von hier aus beobachtet er, wie der Schäfer das Lamm auf den Arm nimmt und gefolgt von dem Schaf Richtung Herde stapft. Hund Branco geht brav bei Fuß. So ein Ausflug aufs Land ist ganz schön aufregend, denkt Calogero. Erst als der Hund nicht mehr zu sehen ist, klettert er vom Zaun und trottet langsam Richtung Stadt. 5

6 Neugierig geworden? Sie können das Buch im Buchhandel erwerben oder in Ihrer örtlichen Bücherei ausleihen! Marianne Nienaber (Hrsg.) Fariba Gholizadeh (Illustrationen) Die schönsten Betthupferlgeschichten Velber Kinderbuch / Christophorus Verlag ISBN: Gebundene Ausgabe: 112 Seiten Hat Ihnen unsere Geschichte gefallen? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen; schicken Sie uns gerne auch die Meinungen Ihrer Kinder unter: meinpapaliestvor@stiftunglesen.de 6