Multimedia KAMERAMANUAL
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- Nicole Hofmann
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Multimedia KAMERAMANUAL
2 Einstellungsgrössen Detail Augen Grossaufnahme Gesicht Nahe Gesicht bis Schulter Halbtotale Kopf bis Hüfte Amerikanische Kopf bis Knie Totale ganze Person Die Einstellung bezeichnet ein Bild in der zeitlichen Begrenzung (von Schnitt zu Schnitt) Die Cadrage bezeichnet die räumliche Begrenzung eines Bildes (von Bildrand zu Bildrand) SF 2008
3 Perspektiven Froschperspektive Die Kamera schaut zum Protagonisten hoch. Protagonisten wirken autoritär, mächtig. Unvorteilhaft, wenn direkt in die Nasenlöcher gefilmt wird. Vogelperspektive Die Kamera schaut weit von oben herab. Bietet einen guten Überblick. Aber: Wenn Menschen aus dieser Vogelperspektive gefilmt werden, dann wirkt das Ganze im wahrsten Sinne des Wortes «von oben herab», sie werden klein und unwichtig. Augenhöhe Normale Perspektive. Kamera und Protagonist sind etwa auf gleicher Höhe, sie sind sich ebenbürtig. Signalisiert kein Machtverhältnis. Schärfe Dutch Angle Hinter dem Dutch Angle verbirgt sich ein bewusst gekippter Bildausschnitt. Der Dutch Angle eignet sich zum einen für die Dynamisierung von Bildern, und zum anderen, um Motiven, die bereits hinlänglich bekannt sind, eine neue Perspektive abzugewinnen. Im Automatik-Modus entstehen Probleme mit der Schärfe, wenn......ungenügende Lichtverhältnisse vorherrschen....im Hintergrund klare Linien dominieren. Der Autofokus holt sich dann die Schärfe dort....sich im Vordergrund etwas bewegt....ein grosses, dominantes Objekt einem kleineren, aber wichtigeren Objekt die Schärfe stiehlt. SF 2008
4 Schwenk Travelling Zoom Schwenk Beim passiven Schwenk lässt sich die Kamera vom vorbeibrausenden Zug leiten. Der aktive Schwenk schweift über unbewegte Sujets. Er eignet sich für ein Panorama, wenn wir zum Beispiel die Skyline einer Grossstadt oder eine Landschaft filmen wollen. Er eigent sich dann, wenn wir aktiv sagen wollen; dieses Haus steht direkt neben der Fabrik. Generell gilt: Ein guter Kameraschwenk darf nicht verwackelt sein. Ein Stativ garantiert eine ruhige Kameraführung. Tipp: Nicht mitschwenken, wenn der Protagonist plötzlich auf etwas zeigt. Vor allem dann nicht mitschwenken, wenn das Gezeigte der Kamera nicht davonlaufen kann. Der zweite Kameramann soll das Objekt filmen. Travelling Eine weitere Variante der Kamerabewegung ist das Travelling. Die Kamera verfolgt ein Sujet, d.h. sie bewegt sich mit. Sie geht oder fährt hinter, vor, neben oder über dem Sujet. Das Travelling transportiert die Bewegung und bringt sehr viel Dynamik ins Bild. Es nimmt den Zuschauer so richtig mit. Ein andere Form des Travellings ist der subjektive Blick. Als Kameramann laufen wir beispielsweise durch den fahrenden Zug und zeigen, was unser Kameraauge alles sieht. Zoom Beim Zoomen wird die Brennweite verlängert, das Sujet erscheint näher. Der Zoom ist ein Fingerzeig, er lenkt den Blick auf ein Sujet. Der Zoom kann eine Grossaufnahme oder ein Travelling zu einer Person etwa ersetzen, erzielt aber als Gestaltungsmittel eine andere Wirkung. Der Zoom sollte selten und mit Bedacht eingesetzt werden. Meist wirkt er künstlich oder gelingt nicht. Genau wie der Schwenk und das Travelling ist der Zoom anfällig für verwackelte Bilder. Auch hier gilt: Das Stativ garantiert ruhige Aufnahmen, muss jedoch mitgetragen werden. SF 2008
5 5-Shot Coverage Weil wir an tausend Dinge gleichzeitig denken müssen, entscheidet eine effiziente Arbeitstechnik oft über Erfolg und Misserfolg. Die Kunst besteht darin, Aktionen, Emotionen, Situationen und die «Location» (Drehort) so zu filmen, dass am Ende die «Magic Moments», also die spannendsten, wichtigsten Bilder zu sehen sind. Zudem soll mindesten 50% Nahaufnahmen, 25% Halbtotale und 25% Totale filmen. Wie können wir diese anspruchsvolle Aufgabe lösen? Die Antwort dazu heisst «5-Shot-Coverage» eine praktische Arbeitsmethode, die hilft, die richtigen Bilder in der richtigen Reihenfolge aufzunehmen. Wir dürfen uns nie ohne Konzept in ein Geschehen stürzen, wir müssen strukturiert denken. Wir setzen diese Reihenfolge um in dem wir die einzelnen Kameras aufteilen in ihren Aufgabenbereich. 1. Kamera vor der Bühne In der ersten Einstellung orientieren wir uns. Wie sind die Lichtverhältnisse, woher bläst der Wind, was passiert? Wir zeichnen die Aktion auf, welche meistens zwischen Kopf und Händen der Protagonisten stattfindet. Wir varieren deshalb zwischen einer Halbtotale, die Kopf und Hände zeigt und einer Nahaufnahme, die den Gesichtsausdruck der Sänger zeigt. Wir versuchen eine Plan-Sequenz (Einstellung, in der eine abgeschlossene Handlung ohne Schnitt gezeigt wird) zu drehen. Wir drehen im Weitwinkel, damit wir von einer möglichst grossen Tiefenschärfe profitieren können. Wir versuchen die Situation einzuschätzen: Wiederholt sich die Handlung? Was geschieht als nächstes? Sind wir richtig positioniert, d.h. haben wir Licht und Wind im Rücken? Es werden nur Sänger gefilmt, zu 70 % wird der Leadsänger gefilmt. 2. Kamera auf der Bühne Als nächstes filmen wir die Emotionen. Wir begeben uns in die «Kampfzone» der Handlung, das heisst in etwa 0,5 bis 2 Meter Entfernung des Geschehens. Diese zeigen sich in den Grossaufnahmen wie der Gitarrist die Seiten zupft und die Finger des Pianisten über die Tastatur fliegt. Diese Aufnahmen sind für die Protagonisten fast unangenehm, denn wir bewegen uns mit der Kamera in ihrer Privatsphäre. Auch müssen wir den kritischen Blicken der Gäste standhalten, denn nur aus nächster Nähe können wir die wichtigen, spektakulären Nahaufnahmen filmen. Es sind unsere stärksten, emotionsreichsten Bilder. Wir erinnern uns: Die Hälfte unserer Aufnahmen sollten Nahaufnahmen sein. Wir filmen eine überraschende und/oder eine Over Shoulder (Blick über die Schulter). Wir suchen eine unerwartete Perspektive auf das Geschehen, etwa eine Aufsicht von oben, eine Vogelperspektive auf das Schlagzeug oder eine Froschperspektive auf den Bass. Hier konzentrieren wir uns wieder voll auf die Kameraarbeit und filmen kreative, überraschende Bilder. angelehnt an 5-Shot-Coverage vom
6 5-Shot Coverage 3. Supervisior In dieser Position, mit der nötigen Distanz, überlegen wir uns, wie können die Protagonisten am besten auf die Leinwand gebracht werden, dass alle im Raum mitbekommen was sie sagen. Die Kamera filmt immer nur den Hauptprotagonisten, wie den MC oder den Preacher. 4. Totale Wir haben eine Kamera die Fix auf die Bühne gerichtet ist und versuchen, mit einer zweiten Kamera aus sicherer Distanz eine situierende Einstellung zu drehen. Wir filmen eine Totale, die die gesamte Umgebung zeigt. 5. Infras Wir filmen eine überraschende und/oder eine Over Shoulder (Blick über die Schulter). Wir suchen eine unerwartete Perspektive auf das Geschehen, etwa eine Aufsicht von oben, eine Vogelperspektive auf das Schlagzeug oder das Piano. Diese sind Kameras sind fix montiert. Der Mischer am Mischpult bringt das Ganze auf die Leinwand. Hinzukommen Videoclips, Visuals und Powerpointfolien. Wir versuchen dies in folgender Reihenfolge zu verwirklichen: Die Totale die Orientierung herstellt. Die Halbtotale die uns die Aktion sofort näher bringt. Die Grossaufnahme die die Emotionen zeigt. Die Visuals als Zwischenlösung wenn keine Kamera bereit ist. Nahaufnahmen sind unsere stärksten Bilder. Wir machen uns den grössten Stress meistens selber. Oft filmen wir viel zu kurze Einstellungen. Diese Arbeit ist eine Meditationsübung. Die Einstellungen müssen immer lange genug aufgenommen werden. Je hektischer das Geschehen, desto ruhiger führen wir unsere Kameras. Wichtig ist auch, das wir bei der Sache sind. Es wirkt befremdend, wenn der Gitarrist ein Solo hat auf der Leinwand und man den Bassspieler sieht der nicht am spielen ist. Jeder Kameramann / jede Kamerafrau kennt seine Kamera und ist auch verantwortlich dass diese richtig eingestellt ist. Weissabgleich gemacht mit dem Saallicht, das während der Predigt ist. Autofokus an bzw. abgestellt. Kein Band in der Kamera, da diese sonst nach einer gewissen Zeit automatisch in den Standby geht. Was von der Regie gesagt wird wird so schnell wie möglich umgesetzt. angelehnt an 5-Shot-Coverage vom
7 Goldener Schnitt Der Goldene Schnitt war bereits in der Antike bekannt und er wurde von bekannten Künstlern wie Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer in ihren Gemälden angewendet. Seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts erkannten viele Designer, Maler oder auch Architekten dessen Bedeutung und daraufhin wurden diese Erkenntnisse auf vielen Gebieten angewendet. Angeblich sollen sich die Proportionen des Goldenen Schnitts auch am menschlichen Körper und allgemein in der Natur wieder finden lassen. Möglicherweise deshalb empfinden wir Bilder oder Gemälde, die nach dem Goldenen Schnitt aufgebaut sind, als harmonisch. Wird eine Linie nach dem Goldenen Schnitt geteilt, entspricht das Verhältnis des längeren Teilstücks zur gesamten Länge exakt dem Verhältnis des kürzeren zum längeren Teilstück. Vereinfacht reicht die Erkenntnis, dass die Teilung nach 62,5 % erfolgt. Da dies von beiden Seiten aus gilt, ergibt sich eine weitere Teilung bei 37,5 % (100 minus 62,5). Dies ist ein Verhältnis von 3 : 5. Teilt man eine Fläche entsprechend auf, ergibt sich eine Art Hilfsraster, welches dann auf die Bildgestaltung angewendet werden kann. Der Goldene Schnitt (lat. sectio aurea) ist ein bestimmtes Verhältnis zweier Zahlen oder Größen: Zwei Strecken stehen im Verhältnis des Goldenen Schnittes, wenn sich die größere zur kleineren Strecke verhält wie die Summe aus beiden zur größeren.
8 ICF Multimedia - Kamera Goldener Schnitt Auf eine Bildfläche angewandt mit einer senkrechten und einer horizontalen Linie, sieht das ganze aus wie in Bild 15. Wer sein (Haupt-)Motiv nicht mittig im Bild platziert, sondern dem goldenen Schnitt entsprechend etwas versetzt, erhält ein sehr viel spannungsreicheres Bild, das trotzdem ausgewogen komponiert ist. Da man beim Dreh allerdings selten ein Lineal zur Hand hat, hat sich in der Praxis die Drittelung durchgesetzt (im Englischen spricht man auch von der Rule of Thirds ). Auch Horizontlinien und ähnliches sollten nach diesem Prinzip im oberen oder unteren Bilddrittel liegen. Aber nicht nur die Bildfläche sollte beim Bildaufbau sinnvoll unterteilt werden, auch die dritte Dimension will berücksichtigt werden. Ein Bild sollte in der Regel mindestens in Vorder- und Hintergrund unterteilt sein, wenn nicht sogar in mehrere Bildebenen, sonst wird das dargestellte flach erscheinen (was natürlich auch ein erwünschter Effekt sein kann).
9 Talking Heads Für die Aufnahme von Sprechersituationen, beispielsweise der Prediger oder bei Dialogszenen, gelten besondere Regeln, um für Ihre Gesprächspartnerin einen bestmöglichen Ausschnitt zu finden. Als Einstellung bietet sich die Nahe an, sodass die Person von der Schulter aufwärts zu sehen ist. Platzieren Sie die Kamera leicht schräg zur Sprachrichtung. Spricht die Person direkt in die Kamera, werden die Zuschauer adressiert, was in der Tagesschau durchaus Sinn macht, sonst jedoch eher ein unerwünschter Illusionsbruch ist. Zu viel Raum über dem Kopf, auch Headroom genannt, macht ebenso Ihren Bildausschnitt kaputt, wie zu wenig Luft zwischen Kopf und Oberkante. Bei der Suche nach dem richtigen Ausschnitt bietet ein leicht versetztes Bild mehr Gestaltungsmöglichkeiten für den Hintergrund und öffnet den Sprecherraum schräg nach rechts (dieser wird oft auch mit dem englischen Begriff Noseroom bezeichnet). Ähnliches gilt übrigens für Profilaufnahmen: Achten Sie bei der Wahl des Ausschnitts darauf, dass in Blickrichtung mehr Raum zur Verfügung steht als umgekehrt. a b c Kleine Unterschiede mit großer Wirkung: Vergleichen Sie das zu mittig gewählte Bild (b) mit dem nach rechts geöffneten, und dadurch spannungsreicheren Ausschnitt (a). Der Bildausschnitt in (c) weist zu viel Headroom auf das Modell scheint aus dem Bild zu rutschen. Wir brauchen in der Celebration oben genügend Platz, damit der Liedertext nicht über dem Gesicht der Protagonisten steht.
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