Chuffalong Eine kleine Lok im Schnee
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- Klaus Albert
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Chuffalong Eine kleine Lok im Schnee Thomas, die Tenderlok ist natürlich die am meisten bekannte Geschichte einer kleinen Lokomotive (Originaltitel: Thomas the Tank Engine). Die Kinderbücher des Geistlichen Wilbert Vere Awdry sind im englischen Sprachraum bereits seit langem Klassiker. Reverend Awdry war in den 1950er-Jahren ehrenamtlich bei der walisischen Museumsbahn Talyllyn Railway tätig und verewigte die Lokomotiven und Wagen als Skarloey Railway auf der fiktiven britischen Insel Sodor in seinen Büchern. The Railway Series begann 1945, ein Jahr später folgte der erste Auftritt von Thomas. Bis heute erschienen insgesamt 35 Bücher. Sehr viel weniger bekannt sind die Kinderbüchlein mit Sammy The Shunter von Eileen Gibb oder Chuffalong von Pamela Hawken, illustriert von Jack Atkins. Im Kleinformat mit 29 Seiten erschienen von Chuffalong bei Ian Allan, Shepperton, folgende Heftchen im Querformat für den Preis von 1 Shilling 6 pence oder später 20 Dr. D. Hörnemann, Eisenbahnmuseum Alter Bahnhof Lette, Seite 1 von 7 1
2 1. The Little Engine who wouldn t pull the Milk Train. Die kleine Lok, die den Milchzug nicht ziehen wollte. 2. Chuffalong at the Seaside. Chuffalong am Strand. 3. Chuffalong in the Snow. Chuffalong im Schnee. 4. Chuffalong loses his Job. Chuffalong verliert seine Arbeit. Chuffalong im Schnee Als die kleine grüne Lok eines Tages im Winter aus ihrem Schuppen herausdampfte, gab sie einen Überraschungspfiff von sich. Alles war anders als sonst und mit dickem, weißem Schnee bedeckt. Chuffalong mochte die kalte weiße Masse nicht. Er wäre gerne in seinen warmen Schuppen zurückgefahren. Aber er mußte ja den Neun-Uhr-Zug nach Low Larking befördern. Auf einmal rutschte dicker weißer Schnee vom überhängenden Dach des Bahnhofsgebäudes auf seinen warmen Kessel. Nun fühlte er wirklich die Kälte, auch in seinen Rädern, und er fragte sich, wie er heute an sein Ziel kommen sollte. Er setzte schon zurück, um wieder in den Schuppen zu fahren, da rauschte der Schnellzug an ihm vorbei, großartig anzusehen. Das wollte er auch eines Tages, wenn er groß wäre: Schnellzüge nach London befördern! Doch auf dem Wege dahin mußte er erst einmal eine brave Lok auf der Nebenbahn sein, ohne Angst vor ein paar Dr. D. Hörnemann, Eisenbahnmuseum Alter Bahnhof Lette, Seite 2 von 7 2
3 So schnell er konnte, dampfte er zu seinen Wagen auf Gleis 2. Sie beklagten sich über den heftigen Aufstoß und über die bittere Kälte, sie könnten vor lauter Frost kaum ihre Räder bewegen. Er hätte es ja gut mit seinem warmen Feuer im Bauch. Chuffalong meinte nur, sie sollten sich nicht so anstellen. Und im Sommer wäre so ein Feuer auch nicht gerade angenehm. Als sie den Rangierbahnhof passierten, traf er auf die alte Lok Plodalong, der ihn warnte, wegen der vereisten Strecke ja nicht zu schnell zu Dr. D. Hörnemann, Eisenbahnmuseum Alter Bahnhof Lette, Seite 3 von 7 3
4 Ach was, dachte Chuffalong, der komische Alte würde nie im Leben mehr Schnellzüge befördern, auf ihn brauchte er sicher nicht zu hören. Er gab absichtlich einen so lauten Pfiff von sich, daß er von Plodalongs Ermahnungen nichts mehr hören konnte. Er nahm die Kurven viel schneller, als er eigentlich durfte. Er bildete sich ein, für Schnellzugfahrten zu üben. Er fuhr so schnell, daß er seine Geschwindigkeit vor der Kreuzung der Nebenbahn mit der Hauptstrecke auf den vereisten Weichen nicht verringern konnte. Er versuchte zu bremsen, aber vergeblich. Seine Räder blockierten und er schlitterte dahin. Seine Geschwindigkeit nahm noch mehr zu, da es den Hügel abwärts ging. Er bekam große Angst. Er konnte nicht anhalten. Vielleicht würde er mit einem anderen Zug zusammenstoßen? Hilfe! Hilfe! schrie er. Aber der Wind ließ seinen Schrei ungehört verhallen. Die Wagen, die Reisenden, alle riefen: Anhalten! Anhalten! Doch Chuffalong konnte nicht eher anhalten, als bis er heftig auf etwas Hartes, Weißes traf. Er war mit einer vereisten Schneeverwehung kollidiert. Seine Pufferbohle, die Rauchkammer, sein Kessel alles war plötzlich schneebedeckt. Seinen Wagen und den Reisenden wurde endgültig klar, daß sie heute nicht mehr an ihr Ziel gelangen würden. Nach einer Ewigkeit kam der alte Plodalong langsam angefahren und wurde an den letzten Wagen gekuppelt. Ich habe wirklich geglaubt, Chuffalong, daß Du endlich Vernunft angenommen hättest. Ich habe Dr. D. Hörnemann, Eisenbahnmuseum Alter Bahnhof Lette, Seite 4 von 7 4
5 doch eigens ermahnt, vorsichtig zu sein! meinte die alte Lok. Ich weiß, sagte Chuffalong, sei mir nicht böse, Plodalong! Mir ist so kalt, mein Feuer ist aus, mein Kessel voller Eiszapfen. Kannst Du uns nicht bitte mitnehmen bis zur Station? Tut mir leid! sagte Plodalong. Ich soll nur die Wagen und die Reisenden mitnehmen, von Dir war keine Rede. Die Wagen meinten, es geschähe Chuffalong nur recht, wenn er allein zurückgelassen würde. Die kleine grüne Lok weinte bittere Tränen, die gleich zu Eiszapfen froren. Es schneite immer stärker, so daß er noch mehr im Schneemassen Dr. D. Hörnemann, Eisenbahnmuseum Alter Bahnhof Lette, Seite 5 von 7 5
6 Da war es nicht verwunderlich, daß der Schneepflug ihn übersah und direkt auf ihn auffuhr. Endlich kam der große Schneepflug zum Stehen. Du stehst auf meinen Schienen! murrte er. Du bist ein Hindernis, ich werde Dich melden! Und der Schneepflug verschwand wieder. Es dauerte eine lange Zeit, bis Chuffalong ein immer stärker werdendes Geräusch vernahm. Hoffentlich rast da nicht ein Schnellzug in mich hinein! dachte er. Das donnernde Geräusch kam immer näher und Chuffalong fürchtete schon einen Zusammenstoß, da hörte er plötzlich eine Stimme Hallo! Bist Du der kleine Chuffalong? Ja! rief er, seine Stimme krächzend vor Kälte und Angst. Ich bin Crank, der große Kran. Ich konnte nicht eher kommen, ich mußte zuerst einen anderen Zug wieder auf das Gleis setzen. Er versuchte, ihn an seinen starken Haken zu nehmen und aus der Schneewehe zu ziehen. Doch Chuffalong war so festgefroren, daß zwei Männer ihn mit Schaufeln ausgraben mußten. Dann endlich konnte Crank ihn freibekommen. Sei bloß vorsichtig, Crank! Ich will nicht wieder in den Schnee fallen, rief Chuffalong ängstlich. Doch Crank setzte ihn in aller Ruhe zurück auf die Schienen. Chuffalong wurde an den Hilfszug angekuppelt und zur Station zurückgeschleppt. Dort war kein Mensch zu sehen, niemand begrüßte ihn. Er schlich in den Lokschuppen. Schließlich tauchte Plodalong auf mit zwei heißen Dr. D. Hörnemann, Eisenbahnmuseum Alter Bahnhof Lette, Seite 6 von 7 6
7 Tee. Gut, daß Du wieder da bist! sagte er. Es war doch sehr schwer für mich heute, Deinen Personenzug zu befördern, dann den Milchzug und noch zu rangieren. Meinst Du, es geht Dir morgen wieder besser und Du kannst wieder Deine Züge übernehmen? Chuffalong war überglücklich, er wurde gebraucht, auch wenn er sich manchmal schlecht benahm. Ich werde morgen gut aufpassen und mich ordentlich aufführen. Danke, daß Du meine Züge heute übernommen hast. Schlaf gut, Plodalong! sagte er. Doch der arme alte Plodalong war im warmen Lokschuppen längst eingeschlafen und es dauerte nur noch ein paar Minuten, dann schlummerte auch Chuffalong. P. Dr. Daniel Dr. D. Hörnemann, Eisenbahnmuseum Alter Bahnhof Lette, Seite 7 von 7 7
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