Haltung und Vermarktung von Sikawild in Iden - Teil 1

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Jacob Koch
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1 Wolf Fischer LLFG Sachsen-Anhalt Haltung und Vermarktung von Sikawild in Iden - Teil 1 1. Sikawild was ist das? Beschäftigt man sich näher mit der Literatur zu dieser Hirschart erfährt man schnell, dass Sikawild bzw. Sikahirsch nur ein Sammelbegriff ist. Sika bedeutet im japanischen Hirsch, jedoch handelt es sich beim Japanischen Sikahirsch um die Unterart Cervus nippon nippon, (nach TEMMNINCK, 1838). Im Jahr 1870 (nach SCLATER) wurden die Sikas in 13 Subspezies unterteilt: C. n. pseudaxis (Tohkin Sikawild) C. n. taiouanus (Formosa Sikawild) C. n. hortulorum (Pekin oder Dybowski Sikawild) C. n. mantchuricus (Manchurai Sikawild) C. n. mandarinus (Nordchinesisches Sikawild) C. n. nippon (Japanisches Sikawild) C. n. kopschi (Südchinesisches oder Kopsch Sikawild) C. n. grassianus (Shansi Sikawild) C. n. keramae (Kerama Sikawild) C. n. centralis (Hondo Sikawild) C. n. mageshimae (Megeshima Sikawild) C. n. yakushimae (Yakushima Sikawild) C. n. yesoensis (Hokkaido Sikawild) Die internationale Gesellschaft Sikawild berichtet auf ihrer Internetseite: Im Zeitraum , in dem weltpolitisch in Asien ein wachsender europäischer Einfluss zu verzeichnen war, wurden verschiedene Unterarten erst entdeckt. Mit der Überführung in europäische Tiergärten und Zoos oder Umsetzungen in die europäische Wildbahn kam es sogar auf bis zu 70 Beschreibungen von Unterarten und wahrscheinlich auch Kreuzungsprodukten. In Deutschland (HECK briefl.) und z.b. auf den Britischen Inseln hielt man Sikawild mischrassig. In Zoos und Tiergärten wurden nicht nur die Unterarten des Sikawildes gekreuzt, sondern man unternahm auch Kreuzungsversuche mit anderen Arten wie z.b. mit Axis, Schweinshirsch und Rotwild (GLOVER 1956; HECK briefl.). Die erzeugten Hybriden waren fortpflanzungsfähig. Ohne Erfolg blieb dagegen eine Kreuzung Sikamit Damwild im Augsburger Zoo (STEINBACHER, briefl.). Ob solche Hybridformen auch in die freie Wildbahn gelangt sind, ist nicht dokumentiert.

2 Sika - Herkunft, Verbreitung, a) Herkunft Ursprünglich ist Sikawild im südlichen Ussuri-Gebiet der ehemaligen UdSSR, Nord- und Ost-China (Mandschurei bis Kwangtung), Japan und Taiwan bzw. auch in Vietnam (MORRISON-SCOTT 1951 bzw. CORBET 1978) beheimatet. In weiten Teilen seines ursprünglichen Verbreitungsgebiets in Ostasien wurde der Sikahirsch ausgerottet, da sein Bastgeweih als Potenzmittel in der chinesischen Medizin begehrt ist. Deshalb entstanden in Asien (China, Korea, Sibirien) aber auch in Neuseeland Hirschfarmen zur Pantengewinnung. Das Bastgeweih wird am lebenden Hirsch heruntergesägt. Die getrockneten, pulverisierten Bastgeweihe stellen das Panten dar. b) Verbreitung Sikas sind inzwischen durch Importe in ca. 77 Ländern beheimatet. In folgenden Ländern wurden Sikahirsche angesiedelt: Australien, Österreich, Dänemark, Großbritannien, Frankreich, Irland, Tschechien, Ungarn, Neuseeland, Polen, G.U.S, USA (Maryland, Texas, Oklahoma, Wisconsin, Virginia) (FELDHAMMER 1980, NOWAK 1991, WITHEHEAD 1972). In Deutschland sind Wildbestände in folgenden Bundesländern zu verzeichnen: Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Man muss davon ausgehen, dass bei gleichzeitigem Vorkommen von Rotwild und Sikawild, Kreuzungsprodukte entstehen. Oft werden in der Literatur bei Körpermaßen nicht angegeben, um welche Sikaart es sich handelt, oder es fehlen Angaben über das Lebensalter, das Geschlecht und das jahreszeitliche Stadium der Tiere. Die verschiedenen Unterarten des Sikawildes weisen unterschiedliche Größen entsprechend der Herkunftsregion auf, so dass auch das Gewicht beeinflusst wird. Zu beachten sind zudem die großen Gewichtsunterschiede in den verschiedenen Lebensaltern und zwischen den Geschlechtern. Die männlichen Tiere sind etwa 9 % größer als die weiblichen Tiere (FELDHAMMER 1980). Die Größe der Sikaarten nimmt von Norden nach Osten entlang der Küste von China und Sibirien zu. Das Dybowski Wild ist die größte Unterart der Spezies Sika. Tabelle 1: Sikas-Unterartmaße Parameter Unterart C. n. nippon C. n. dybowskii C. n. dybowskii Gewicht (kg) Schulterhöhe (cm)

Dieses feuchte Grünland eignet sich nicht ganzjährig für die Haltung von Damwild, deshalb sollte eine alternative Nutzung mit einer anderen Hirschart getestet werden.

3 2. Ergebnisse Aspekte zur Sikahaltung in Iden Teile des Grünlandes im Idener Gatterkomplexes neigen zur starken Vernässung im Frühjahr. Da bekannt ist, dass das Sikawild auch suhlt, wurde im Jahr 1999 auf diesen Flächen mit dem Aufbau einer Herde Sika Dybowski begonnen. Dieses feuchte Grünland eignet sich nicht ganzjährig für die Haltung von Damwild, deshalb sollte eine alternative Nutzung mit einer anderen Hirschart getestet werden. Gleichzeitig sollte das Fleisch dieser größeren Hirschart die Palette der Direktvermarktung erweitern und ein Interesse und die Neugier der Kunden an Produkten aus der landwirtschaftlichen Wildhaltung steigern. Die Kälber, Tiere und Hirsche sind im Sommerkleid rotbraun und wie gestanzt weiß getupft. Im Winter verschwinden die weißen Flecken in der dunkelbraunen bis grauen Grundfarbe der Winterdecke. Schlamm wird nicht nur von Hirschen sehr gern aufgesucht.

Ohne Not und Druck stehen die Tiere unabhängig von der Jahreszeit im Wasser Tabelle 2: Bestandsentwicklung und -aufbau der Herde 1999 2004 2005 2008 2009 Alttier 4 18 21 35 40 Schmaltier 2 5 12 8 13

4 Ohne Not und Druck stehen die Tiere unabhängig von der Jahreszeit im Wasser Tabelle 2: Bestandsentwicklung und -aufbau der Herde Alttier Schmaltier Spießer Hirsch Wie aus der Tabelle 2 ersichtlich, hat der Bestandsaufbau in Iden im 1999 mit 7 Stück Sika Dybowski aus einem niedersächsischen Bestand begonnen. Lediglich im 2005 wurden in den folgenden Jahren 6 Schmaltiere zugekauft. Die Integration dieser Schmaltiere in die bestehende strukturierte Herde war nicht einfach. Die Alttiere bissen die Neuankömmlinge teilweise wie Pferde.

5 Sie rissen einem Schmaltier regelrecht Haarpartien aus. 2 Schmaltiere wurden nach 4 Wochen geduldet, 3 weitere durften sich nach ca. 2 Monaten endgültig in der Herde bewegen 1 Schmaltier verendete nach einem Monat Dauermobbing. In den vergangenen 10 Jahren Sikahaltung kam es in Iden zu 2 Ausbruchsfällen. Einmal fiel ein Baum durch einen Sturm auf den Außenzaun, ein Hirsch vom 2.Kopf und drei Schmaltiere erkundeten die Freiheit. Die weiblichen Tiere kehrten nach 24 h zurück, der Hirsch nach 4 Tagen. Beim 2. Ausbruch im Juli 2008 übersprangen 20 Alttiere, 2 Hirsche und 2 Spießer den 2 m hohen Geflechtszaun. Bis heute sind die Gründe für den Vorfall unklar. 12 Tiere und 1 Hirsch konnten eingefangen werden. 1 Alttier und 1 Spießer verletzten sich beim Versuch zurück zu springen und verendeten. 4 Tiere und 1 Hirsch wurden durch die Jagdpächter erlegt. Besonders prekär war die Situation mit dem Hirsch. Er verschwand für zwei Monate in einem sschlag, um dann kurz vor der Brunft in den Nächten zu erscheinen. Bei den schweren Kämpfen mit den Hirschen im Gatter wurde der Zaun erheblich strapaziert. Am Tage war der Hirsch nicht auffindbar. Letztendlich musste er geschossen werden, da eine Betäubung (Distanz) nicht möglich war. Das Ende eines Ausbruchs, Hirsch 4. Kopf. Fruchtbarkeit und Aufzucht Die Brunft erstreckte sich stets von Oktober bis Anfang Dezember, dem entsprechend konnten Kalbezeiten von Juni bis August (1 Spätkalbung im Oktober) festgestellt werden. Im Mittel dauerte die Kalbezeit im Sommer 68 Tage. Vor der Brunft und während der Brunft kam es teilweise zu Rangkämpfen zwischen den Hirschen.

Nach dem Fegen des Geweihs, Ende August Mitte September beginnen die Rangkämpfe der Hirsche. Forkelverletzungen im Bauchbereich sind von außen schwer zu erkennen.

Die Fruchtbarkeitsleistung und die Aufzuchtleistung der Herde schwankte von Jahr zu Jahr sehr stark.

Ähnlich differenziert waren die Ergebnisse von 73-100 % aufgezogenen, lebend geborenen Kälbern pro Jahr. Zwillinge konnten nicht festgestellt werden.

6 Nach dem Fegen des Geweihs, Ende August Mitte September beginnen die Rangkämpfe der Hirsche. Forkelverletzungen im Bauchbereich sind von außen schwer zu erkennen. Dieser Hirsch musste notgetötet werden, die Sektion ergab eine Verletzung des Darms und eine eitrige Entzündung zeigte, dass die Verletzung nicht frisch war. Die Fruchtbarkeitsleistung und die Aufzuchtleistung der Herde schwankte von Jahr zu Jahr sehr stark. So kam es bei den Tieren, die geschlechtsreif an der Brunft teilgenommen hatten, zu Ergebnissen von % Kalbungen pro Jahr. Ähnlich differenziert waren die Ergebnisse von % aufgezogenen, lebend geborenen Kälbern pro Jahr. Zwillinge konnten nicht festgestellt werden. Neben Totgeburten im Bereich von 2,0 3,0 kg Geburtsgewicht je Kalb war u. a. das Feststecken von Kälbern im Geburtskanal bei Schmaltieren zu verzeichnen. Aber auch bei der Aufzucht kam es durch weitere, verschiedene Faktoren zu Verlusten. So zogen sich die Kälber durch Stress und Panik Verletzungen an den Geflechtszäunen

Geburtsgewicht in kg Hirschkälber weibliche Kälber x min. - max. 5,7 (3,5-7,0) 5,6 (4,3-6,8) Erhebliche Schäden machten z. B.

7 zu (Außenzaun aber auch Innenzaun). Diese Verletzungen sind wesentliche Gründe für die nicht unerheblichen Aufzuchtverluste. Aus Gründen der Datenerfassung wurden einige Jahre die neu geborenen Kälber gesucht. In einigen Fällen kam es dabei zu Attacken der Mütter, welche sehr mutig ihr Kalb verteidigten. Geburtsgewicht in kg Hirschkälber weibliche Kälber x min. - max. 5,7 (3,5-7,0) 5,6 (4,3-6,8) Erhebliche Schäden machten z. B. auch jagende Kolkraben, vor denen auch die sehr aufmerksamen Sikamütter ihre Kälber nicht schützen konnten. Opfer des Kolkrabenschnabels 10 Kolkraben durften danach behördlich genehmigt geschossen werden. Schmaltier mit Azidose Dieses Tier war krankheitsbedingt gelähmt und konnte nicht aufstehen, die Kolkraben hackten den gesamten Analbereich auf. Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe.

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