Zunächst einmal freut sich Inhaber Klaus Müller über

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1 MARKT The Flemish Cap in Tutzing Für jeden gut einsehbar und off en: die Werkstatt von The Flemish Cap. Foto: The Flemish Cap Purismus fürs Rad»Lage, Lage, Lage«ist das Mantra von Fahrradhändler Klaus Müller, der ursprünglich aus dem Management-Consulting kommt mit Fokus auf Sport und Textil. Sein Anfang April 2017 eröffneter Laden The Flemish Cap in Tutzing am Starnberger See trägt den Zusatz»Der E-Bike Spezialist«. Er selbst ist versierter Rennradler, der die Kurve zum E-Bike kriegte. Rechts geht es bei The Flemish Cap in den großen E-Bike-Showroom, geradeaus zum Bikefi tting. Im Flur ein»wartebereich«mit Stühlen und Prospektständer. Foto: The Flemish Cap Zunächst einmal freut sich Inhaber Klaus Müller über die tolle Lage seines Geschäfts auf dem Lindemann- Areal:»Von diesem zentralen Tutzinger Einkaufspunkt auf dem Gelände einer ehemaligen Textilfabrik aus sind es 400 Meter zum Bahnhof. Mit der S-Bahn ist man in 26 Minuten in München. Der Anbau im Erdgeschoss bietet meinem Laden eine breite Schaufensterfront und macht ihn sichtbar. Und die Poststelle gleich nebenan bringt uns viel Laufkundschaft.«Auch die Filialen von Edeka und Aldi sind nicht weit, alles gruppiert sich um einen großen Parkplatz des Lindemann-Areals herum. Insgesamt ist das Ladenlokal 200 Quadratmeter groß; davon entfallen 72 auf Lager und Büro. Dass der Laden nicht aus einem großfl ächigem Raum besteht, sondern in mehrere kleine Räume aufteilt ist, hat Müller nicht abgeschreckt:»die Wände dieses Baus sind dermaßen dick, die konnte man nicht einfach entfernen. Ich habe das Beste daraus gemacht. Jeder Raum bietet seine eigene Themenwelt.«Große Schaufensterfront mit E-Bikes Beim Betreten des Ladens stößt der Kunde auf jene Produktkategorie, die der Laden als Zusatz im Namen führt: E-Bikes. Nach rechts schaut man auf die im Schaufenster ausgestellten Modelle. Sie stehen in großzügig bemessenen Abständen nebeneinander. Displays, die das Produkt hervorheben würden, sucht man vergebens. Müller sieht das so: Dieser Schnickschnack würde ablenken vom Produkt. Letzteres solle im Mittelpunkt stehen und sonst nichts. Um sich jedes einzeln anschauen zu können, ist zwischen den ausgestellten Produkten genügend Platz. 32 RadMarkt 3/2018

2 Der zentrale Einkaufspunkt von Tutzing auf dem Lindemann-Areal ist auch Heimat von»the Flemish Cap Der E-Bike Spezialist«. Der alte Backsteinbau war einmal eine Textilfabrik. Neu bei The Flemish Cap und somit auch erstmals in Deutschland vertreten ist das von Klaus Müller stolz präsentierte integrierte Bikefi tting-system ID Match. Zwar hängt an der Wand des größten Showrooms ein Fernseher, auf dem Berichte über Radrennen laufen, allerdings hört man beim Betreten des Ladenlokals leise Lounge- Musik. Dazu Müller:»Der Kunde soll zuerst einmal runterkommen, wenn er hier eintritt, und sich wohlfühlen.«dazu soll auch die Atmosphäre des komplett in Weiß gehaltenen Ladens beitragen. Der Inhaber spricht von einer»puristisch wertigen Atmosphäre, die nichts als die Produkte in den Vordergrund stellt«. Werbung und Markenlogos fehlen. Die Verkaufspreise von bis knapp Euro sind nur klein und unscheinbar an den Lenker geklebt, Rabatt gibt es nicht. Rennrad und Bikefitting Vom Eingang aus sieht man die offene Werkstatt. Hinter dem schlauchartigen Schaufenster-Showroom mit E-Bikes befi ndet sich ein kleiner Raum, der dem Thema Rennrad gewidmet ist. Hier setzt Müller nicht nur auf die Eigenmarke Axus (dazu später mehr), sondern auch auf die Premiummarken Argon 18 und Look. Eher quadratisch und etwas versteckt ist der dritte Verkaufsraum. Hier befindet sich seit Ende letzten Jahres die erste Bikefi tting-station von ID Match in Deutschland mit dem»identity Matching System«(ID Match Bike Lab). Nach einer detaillierten Einweisung durch Importeur Grofa ist er begeistert von diesem aus Italien stammenden Bikefi tting- System. An Grofa gefällt ihm die professionelle, echte und ehrliche Partnerschaft mit dem Handel. Darum fi nden sich weitere Grofa-Vertriebsmarken in seinem Laden, wie Giro, Look, Pirelli und Tifosi. Beim Fitting denkt er ebenfalls an Alltagsradler, die oft auf nicht gut angepassten Rädern säßen. Um auch diesen zu ihrem Glück zu verhelfen und weil das durchaus Zeit in Anspruch nehme, setze er beim Fitting auf Terminvereinbarung auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten. Bamberger Konzeptballon Übrigens basiert Die hinter The Flemish Cap stehende Idee basiert auf einem Einzelhandelskonzept, das Klaus Müller einmal für E-Bike-Antriebshersteller Brose entworfen und in einem temporären Laden in Bamberg umgesetzt hatte. Brose wollte damals einen E-Bike-Laden für seine Mitarbeiter. Deshalb führte der von Oktober 2015 bis April 2017 geöffnete The-Flemish-Cap-Laden in Bamberg auch ausschließlich Fahrradmarken wie BH, Bulls, Rotwild und Specialized, die den Brose-Antrieb verbauen. Allerdings war laut Müller die Lage des Ladens nicht gut:»die Erfahrungen, die ich in Bamberg gesammelt habe, konnte ich hier in meiner Heimat Tutzing sofort anwenden. Rund um den Starnberger See gibt es die Berufs- und Einkommensgruppen, die ich als Zielgruppe meines Premiumladenkonzepts sehe.«auch wenn ein Fatty bei unserem Besuch den Blick auf den Rennrad-Showroom teils verstellte: Die puristische Ecke mit wertigen Brillen sowie der dahinter liegende Showroom an sich demonstrieren Klaus Müllers Produktfokussierung. 3/2018 RadMarkt 33

3 MARKT The Flemish Cap in Tutzing suchen. Und mit Stromer setze ich auf schnelle S-Pedelec- Pendler.«Wobei etwa 90 Prozent seiner Kunden das Pedelec 25 wählen. E-Bikes und Rennrad:»Passt scho«im langgezogenen Schaufensterbereich stehen Fokus-E-Bikes und hochwertige Rennräder: Gerade im schönen Süden von München könne er Kunden ansprechen, die etwas Individuelles haben wollten und nicht unbedingt Bikes von der Stange:»Volumen will ich nicht. Und die Mitte stirbt immer als Erstes. Heißt für mich: klein und fein. Mein Laden soll sich mit ausgewählten Produkten profilieren. Dabei will ich mit Lieferanten zusammenarbeiten, die auch mir die Möglichkeit bieten, Geld zu verdienen.«in der abgelaufenen ersten Saison sei der Tutzinger Laden gut angenommen worden. Zuerst hatte er regionale Werbung geschaltet, er kann sich aber auch gut vorstellen, künftig Kunden aus München zu gewinnen. Natürlich habe er für die neue Saison nachjustieren müssen. So hat der Laden neben den bisherigen E-Bike- Marken BH/Easy Motion, Coboc, Klever und Stromer nun auch BESV, Focus und My Esel an Bord, einen österreichischen Holzrad-Newcomer. Den Bereich Urban sieht Müller nicht in seinem Laden:»Mit Coboc wende ich mich eher an regionale Kunden, die ein schickes Zusatzrad Wie aber schafft der Laden den Spagat von E-Bikes zu Rennrad? Ganz einfach:»ich bin Geschäftsmann. Und E-Bike ist gerade das Thema.«Der eingefl eischte Rennradler hat 2011 die Markenrechte der von ihm geschätzten, aber insolventen Regensburger Marke Axus erworben. Seit 2013 wird ein detaillierter Onlinekonfi gurator dafür eingesetzt. Darüber können Kunden Axus-Straßenräder zwar online konfi gurieren, aber nicht kaufen. Seit Eröffnung des eigenen Geschäfts wird die Marke ausschließlich in Tutzing verkauft. O-Ton Müller:»Das Axus-Netzwerk und die Marke leben, werden derzeit aber nicht gepusht.«bei Axus geht es um Karbon und Leichtbau. Das Sortiment umfasst zwei Mountainbikes, zwei Rennräder, ein Aero- und ein Zeitfahrmodell. Ladenkonzept von The Flemish Cap Was den für einen Fahrradladen eher ungewöhnlichen Namen»The Flemish Cap«betrifft, meint Klaus Müller frank und frei:»der Name hat mich einfach angesprochen. Als ich ihn schützen ließ, hatte ich nur die Idee, damit irgendwann etwas Cooles mit Location zu machen.«damals habe er noch nicht an Fahrräder gedacht. Der Fahrradladen läuft, wie die eigene Fahrradmarke Axus, unter dem Dach der von Müller geführten Firma Tinarista Communications. Sollten andere an dem Namen Gefallen fi nden, ließe sich das Konzept auch über Franchise weiterverbreiten. Text/Fotos Jo Beckendorff Klein und fein: hier der (allerdings um zwei Mountainbikes ergänzte) Rennrad-Showroom von The Flemish Cap in Tutzing. 34 RadMarkt 3/2018

4 RadMarkt RadMarkt ISSN H Das Branchenmagazin Jüngere E-Bikes 2018: Zielgruppen im Visier Händlerschulungen E-Bike: Von Continental bis Bosch Fahrradgeschäfte im Porträt: Kompetenz attraktiv verpackt Soziale Netzwerke: Die Botschaft ist wichtig, nicht der Kanal 100 Jahre Humpert: Mit Sicherheit ergonomisch 25 Jahre Bico: Gemeinschaft unabhängiger Händler

5 Starke Bindung Rebellion im Verbandswesen, vor 25 Jahren wohl eher unüblich. Doch als beim Veloring die Benachteiligung der Mitglieder ausgemacht und bekannt wurde, war sein Ende besiegelt. In Scharen wechselten dessen Händler, Lieferanten und Mitarbeiter zur neugegründeten Bico. Seitdem sind Demokratie und Transparenz angesagt und angeschlossene Händler haben zahlreiche Vorteile vom Netzwerk unter dem Namen Bike und Co bei Marketing, Einkauf, Nachfolgeregelung. Und vielem mehr. Seite 20 Neue Wege Der Weg vom simplen Aluminium- oder Stahlrohr hin zum ergonomischen Lenker ist weit. Ebenso wie der, den das Familienunternehmen Humpert in nunmehr hundert Jahren zurückgelegt hat. Was damit begann, der Fahrradindustrie Teile zu liefern, wurde von mehreren Generationen weiterentwickelt zu einem modernen unabhängigen Produktionsbetrieb, der innovativ und umweltbewusst geführt wird. Die Etablierung der Marke Ergotec ist einer der Meilensteine. Seite 16 Wichtige Mission Lebenslanges Lernen ist vorgegeben. Dafür sind neue Produktkategorien wie E-Bikes aufgrund ihrer sich stetig ändernden Technik ein gutes Beispiel. Doch es dient auch dazu, Gefahr von sich und anderen abzuwenden. Dabei bedingt eines das andere, was die Beachtung von Tauschteilelisten ebenso betrifft wie die gesetzlich vorgeschriebene regelmäßige Gefahrgutschulung. Um Händler zu rüsten für ihr schwieriges Handwerk, das auch rechtliche Stolperfallen bergen kann, setzen sich Hersteller, Lieferanten und Verbände unablässig ein. Seite 38, 40, 42 Gute Entwicklung Ein Fahrradhändler kann sich nicht immer aussuchen, welche Art von Geschäft er übernimmt. Doch es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten, dieses den eigenen Vorstellungen und dem jeweiligen Kundenbedarf anzupassen. Die einen schließen sich einem Verband wie Dynamo Retail an, zeigen Profil und werden zu Fahrradspezialisten. Andere profi tieren von den Angeboten der ZEG, kreieren mit Euro Store Design ein neues Ambiente und haben Erfolg damit. Und manch einer gönnt sich den Luxus, ganz von vorn anzufangen und ausschließlich hochpreisig anzubieten. Allen Konzepten gemein ist, dass sie stetig weiterentwickelt werden, denn panta rhei. Seite 28, 32, 35 4 RadMarkt 3/2018

6 INHALT 3/2018 Editorial Komplexe Spaßmaschine 3 News Amer: Rekordumsatz 2017 Cycling-Sparte radelt hinterher 6 Enviolo: Business Development Manager für Mietradsysteme 6 Eurobike 2018: Corratec dabei BBF nicht 7 Decathlon: Weitere Filiale in Dortmund geplant 7 Zusammenlegung führt zu HNF Nicolai 8 Mystromer stärkt Österreich-Vertrieb 8 Pexco: Flächendeckendes Außendienstteam 8 Hase: Lizenz zum Nachrüsten mit Shimano Steps 9 Shimano 2017: Umsatz rauf, Gewinn runter 9 Personalien der Branche 10 BBF-Hausmesse an zehn Standorten 12 Abus Akademie umstrukturiert 12 Merida und Centurion vertreibt Bryton-Radcomputer 13 Fazua: Europaweite Schulungstour 13 Enra stellt neue Vertriebsstrategie vor 14 Magura erweitert Marketing 15 Uvex Sports Group: Finanzchef scheidet aus 15 Zimtstern auf dem Rückzug 15 Markt Humpert wird hundert: Denker und Lenker 16 Geschichte der Bico zum Jubiläum: Verbund Gazelle-Frühjahrsevent 2018: Marke erleben 24 Zweiradhaus Lamberty: Gehobenes Niveau 28 The Flemish Cap: Purismus fürs Rad 32 Dynamos Fahrradspezialisten: Professionelle Ausstrahlung 35 E-Bike Special Händlerschulung von Continental und Cycle Union 38 Bosch-Schulung: Leiser Schub 40 Eurobike Academy: Relevante Systeme 42 Pedelec-Prüfungen bei Hermes Hansecontrol 44 Neue E-Bikes: Smart, clean, belastbar 46 Messe Messe München: Ispo mit Bike 52 Neue Produkte Passendes Zubehör nützlich und schick 54 Fahrradtaschen aus den Niederlanden 56 Betriebsführung Coparts-Tagung Wittich: Digitalisierung und soziale Medien 58 Wissen kompakt: Kurze Tipps für Unternehmer 59 Mini-GmbH: Das Richtige für Sie? 60 Rubriken Inserentenverzeichnis 54 Impressum 57 Branchenticker 66 Titelfoto: Coboc