Evangelisch-Lutherische Freikirche Zionsgemeinde Hartenstein

Transkript

1 Evangelisch-Lutherische Freikirche Zionsgemeinde Hartenstein Predigt zum Erntedankfest (2013) über Ps 34,1-10 Pastor M. Müller DIE FREUNDLICHKEIT GOTTES KANN MAN SCHMECKEN mit der Zunge mit dem Herzen

2 Predigttext (Ps 34,1-10): "Von David," "als er sich wahnsinnig stellte vor Abimelech und dieser ihn von sich trieb und er wegging." Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen. Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen! Als ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden. Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten. Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus. Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel. Liebe Gemeinde, Wenn man in einen saftigen Apfel aus dem eigenen Garten beißt, kann man förmlich den Sommer schmecken. Wer sich frische Pilze aus dem Wald geholt hat, und sich daraus eine leckere Pilzpfanne brät, der kann förmlich den Wald schmecken. Was ist doch Gottes Schöpfung für ein Wunder! Für jeden Geschmack ist da etwas dabei. Jeder von uns hat wohl sein Lieblingsessen, woran er sich kaum satt essen kann. Und wie reich das Angebot an Früchten und Speisen ist, dass Gott uns macht! Und wie gut es Gott uns gegenwärtig gehen lässt! Das sehen wir heute wieder einmal hier an den Erntegaben in unserer 2

3 Kirche. Wir dürfen nicht nur Kartoffeln und Getreide, Fleisch und Obst genießen, was in unserem Land wächst, sondern wir können im Supermarkt die exotischsten Früchte und Kaffee aus Übersee kaufen. Wenn man sich einen Werbespruch für das Erntedankfest ausdenken müsste, könnte man vielleicht sagen: Schmecke die Vielfalt von Gottes Gaben! Der Psalmbeter David geht noch ein Stück weiter. Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist (Ps 34,9). Wenn wir dieser Aufforderung des König Davids nachkommen, werden wir sehen, dass man die FREUNDLICHKEIT GOTTES nicht nur mit der Zunge, sondern auch mit dem Herzen schmecken kann. (1.) Am heutigen Erntedankfest liegt es natürlich auf der Hand. Die FREUNDLICHKEIT GOTTES können wir natürlich zunächst einmal mit der Zunge schmecken. Jeder Apfel, in den wir beißen; jedes Schnitzel, was wir uns genehmigen, jedes Glas Wein, was wir genießen, jede Mahlzeit, die wir uns schmecken lassen, zeigt uns GOTTES FREUNDLICHKEIT. Es ist ausdrücklich sein Wille, dass wir uns die Erde untertan machen. Dass wir genießen und verzehren, was auf ihr wächst und gedeiht, was unser freundlicher Gott uns schenkt. Der Vater im Himmel hat als Schöpfer eine wunderbare Welt gemacht. Schon unser Planet Erde ist an sich ein Wunder. Wissenschaftler bestätigen, dass Leben auf der Erde nur möglich ist, weil viele Faktoren perfekt zusammenpassen, damit überhaupt Leben auf der Erde möglich ist. So hat die Erde zum Beispiel genau den richtigen Abstand zur Sonne. Wäre er nur ein wenig größer oder kleiner, wäre das Leben auf unserem Planeten nicht möglich. Weiter: die Erdachse steht schräg zur Um- 3

4 laufbahn um die Sonne. Dadurch entstehen die Jahreszeiten. Und erst weil es Jahreszeiten mit unterschiedlichem Niederschlag und Temperatur gibt, ist Landwirtschaft möglich. Gott hat eine perfekte Welt gemacht. Für uns! Nur für uns! Nicht für sich selbst! Er braucht diese Welt nicht als Wohnort! Wir dürfen uns an dieser Welt freuen. An Gottes wunderbarer Schöpfung können wir die Freundlichkeit dessen erkennen, der das alles für uns gemacht hat. Ja wir können GOTTES FREUNDLICHKEIT schmecken, wie David das sagt, in Form von hunderter verschiedene Früchte und Pflanzen, Gewürzen und Nahrungsmitteln. Aus diesem Grund können wir heute dankbar Erntedankfest feiern. Doch es wäre viel zu wenig, Gott nur heute danken zu wollen. Wie sieht es sonst aus mit unserer Dankbarkeit wenn gerade nicht Erntedankfest ist? Es gibt ja diese kleine, lustige Geschichte, in der ein kleines Kind gefragt wird, woher die Milch kommt. Und die kleine antwortet: Na, das ist doch ganz klar: aus dem Tetrapack! Weißt du richtige Antwort auf die Frage: Woher kommt das, was Tag für Tag auf deinem Tisch und Teller liegt? Bist du der Meinung, dass du dir das alles ganz allein schwer verdient hast? Kann es nicht sein, dass wir auch manchmal den aus den Augen verlieren, der Tag für Tag, Jahr für Jahr, Wachstum und Gedeihen auf Feldern gibt?! Kann es sein, dass wir uns so sehr an das reiche Angebot in den Supermärkten und Onlineshops, gewöhnt haben, dass wir es als selbstverständlich hinnehmen?! Und etwas als selbstverständlich hinzunehmen führt früher oder später zur Undankbarkeit. David lenkt unseren Blick auf noch etwas anderes. Er sagt in unserem Psalm: Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel (Ps 34,9). Könnten wir diesen Satz bedingungslos unterschreiben? Die ihn fürchten, d.h. an Gott glauben, haben keinen Mangel. Würden wir nicht 4

5 manchmal sagen: Natürlich leide ich manchmal Mangel! Der eine von uns mag sagen: Ich empfinde einen Mangel an Gesundheit! Der andere vielleicht: Ich leide Mangel an Gemeinschaft! Ich bin oft allein! Wieder ein anderer denkt vielleicht doch, dass er materiellen Mangel hat. Stimmt es, was David sagt, oder betrügt er sich selbst und uns? Die ihn fürchten, haben keinen Mangel (Ps 34,10). Ja, liebe Gemeinde, es geht aus hier um den HERRn: Die ihn (den HERRn) fürchten. Die sich ganz und gar auf ihn verlassen, die werden keinen Mangle leiden. Überlassen wir es seiner Weisheit, seiner Liebe und Freundlichkeit, was er für richtig hält für. Er meint es gut mit uns. Es kann kein Fehler sein, sich in seine Hände fallen zu lassen. Wenn wir uns an dem genügen lassen, was er für ausreichend hält, dann wird Segen darauf liegen. (2.) König David hat diesen Psalm aus einem konkreten Anlass geschrieben. Als er noch nicht König von Israel war, musste er vor Saul ins Ausland fliehen. So landete er einmal am Hof des Philisterkönigs. Dort wird David als Held erkannt. Sein Ruhm eilte ihm voraus. Auch im Philisterland war bekannt, was man in Israel über David sang: Saul schlug tausend, David aber zehntausend (1Sam 21,) Plötzlich bekommt David Angst, dass die Philister ihm etwas antun und so stellt er sich wahnsinnig. Der König jagt ihn von sich und er kommt mit dem Leben davon. Dafür dankt David nun in diesem Psalm: Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen (Ps 34,2f). Und wir werden gleich aufgefordert mit ihm in das Gotteslob einzustimmen: Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen! (Ps 34,4). 5

6 Was David erlebte nicht nur das Ereignis am Hof des Philisterkönigs zeigte ihm immer wieder die Freundlichkeit Gottes. Gott hat ihn freundlich und gütig bewahrt schon als Hirtenjunge gegen die wilden Tiere, die seine Schafe reißen wollten. Dann im Kampf gegen den Gotteslästerer Goliath. Dann als Saul ihn umbringen wollte. An David lernen wir: GOTTES FREUNDLICHKEIT kann man nicht nur mit der Zunge, sondern auch mit dem Herzen schmecken. David hatte in seinem Leben erfahren, dass Gott freundlich, barmherzig und gnädig ist. Dass er in Not und Gefahr helfen will und kann. Was hast du mit deinem Gott erlebt? Wo und wann hast du die FREUNDLICHKEIT GOTTES geschmeckt? Bedenke: Gottes Freundlichkeit geht weit über das hinaus, wofür heute zum Erntedankfest danken. Das tiefste Wesen von Gottes Liebe und Freundlichkeit schmecken wir eben noch nicht, wenn wir in einen saftigen Apfel beißen. Gottes Freundlichkeit in seiner ganzen Tiefe und Weite erkennen wir nicht in der Schöpfung. Das geht nur mit dem Herzen. Nur im Glauben erkennen ich Gottes Liebe. David betont das ausdrücklich in seinem Psalm: Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! (Ps 34,9). Und auf unseren freundlichen Gott dürfen wir trauen. Auf ihn dürfen wir uns verlassen. Gott ist wie eine große, feste Burg. Bei ihm dürfen wir uns verstecken. Bei ihm dürfen wir Zuflucht suchen vor allem was uns Not uns Angst macht, vor dem eigenen schlechten Gewissen, vor den Beschuldigungen von Menschen. Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! (Ps 34,10) ruft uns David zu. Das heißt nicht: Habt Angst vor Gott!, sondern glaubt an den HERRn! Vertraut ihm, setzt eure Hoffnung ganz auf euren freundlichen Gott, ihr seine Heiligen! Denn er hat euch zu Heiligen in seinem Volk gemacht. Er hat eure Schuld, eure Unzufriedenheit, eure vieles-für-selbstverständlich-nehmen, eure 6

7 Unheiligkeit abgetan. Der Herr lässt euch nicht in eurer Angst zurück. Er hat seinen Plan mit eurem Leben auch wenn ihr nur Not und Elend seht in eurem Leben. David sagt uns auch, wie Gott das tut: Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus (Ps 34,8). Der Engel des Herrn ist hier mehr als nur ein geschaffener Engel. Denn: Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten Auch hier geht um Glauben. Engel bedeutet eigentlich Bote, Gesandte. Der Engel des HERRn ist der besondere Bote des HERRn: Jesus Christus. Gott hat ihn gesandt, um dich zu erlösen, um für dich in dieser Welt zu leben, zu sterben und aufzuerstehen. Und zu ganz besonderen Anlässen hat Gott seinen besonderen Boten auch schon zur Zeit des Alten Testaments losgeschickt zum Trost und zur Stärkung seiner Gläubigen. Als Engel des Herrn, als Bote des Herrn tröstete Christus Hagar, die von ihrer Herrin Sara verstoßen worden war (1Mose 16). Als Engel des HERRn verhinderte Christus auf dem Berg Morija, dass Abraham seinen Sohn Isaak tötete (1Mose 22). Und an diesen Engel des HERRn, diesen besonderen Gesandten des HERRn sollst du tatsächlich glauben. Denn er ist dein Heiland. Er lagert sich um dich her mit seinem Evangelium, das dich von allen Anklagen freispricht. Jeder Zweifel, jede Not muss daran zerbrechen an dem Schutzwall, den dein Heiland um dich her aufbaut. Denn er sagt dir: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen (Joh 10,14.27f). Und er sagt dir: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben (Joh 10,25). Wir feiern heute fröhlich das Erntedankfest. Wofür können wir Gott danken? Kurz gesagt für seine Freundlichkeit. Wenn 7

8 du in einen saftigen Apfel beißt, dann schmeckst du Gottes Freundlichkeit mit deiner Zunge. Wenn du auf Christus schaust, dann schmeckst du die FREUNDLICHKEIT GOTTES mit dem Herzen. Amen. Predigtlied: Lobet den Herren, denn er ist sehr freundlich (LKG 308) Zionsgemeinde Hartenstein Kontakt: Pastor M. Müller Kleine Bergstr Hartenstein Tel.: /4211 Funk: 01577/ pfarrer.mmueller@elfk.de Sie finden uns im Internet unter: Die Predigt können Sie auch im Internet nachhören oder lesen. 8