Zeitungsbericht Dr. Marcel Kullmann, Kijabe Hospital Kenia September 2017

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1 Zeitungsbericht Dr. Marcel Kullmann, Kijabe Hospital Kenia September 2017 Am wurde die kleine 12 Wochen alte Lisa* (Name geändert) von ihrer Mutter in der kinderneurochirurgischen Sprechstunde des Kijabe Hospital in Kenia vorgestellt. Ihr sei aufgefallen, dass ihre Tochter seit 3 Wochen nüchtern erbreche und Krampfanfälle entwickelt habe. Zudem schlafe Lisa vermehrt und weine weniger kräftig. Es erfolgte die Vorstellung in einem ihrem Heimatort nahem Krankenhaus, wo eine Computertomographie des Kopfes durchgeführt wurde. Hier zeigte sich ein ausgedehnter Tumor in den Hirnwasserkammern bis zum Hirnstamm reichend, am ehestem einem sog. Plexuspapillom entsprechend. Aufgrund des Tumors kann das Hirnwasser nicht mehr adäquat zirkulieren und es kam zu einem deutlichen Hydrozephalus, umgangsprachlich Wasserkopf. Es erfolgte die Überweisung an das Kijabe Hospital, das eine der wenigen spezialisierten kinderneurochirurgischen Abteilungen in Ostafrika hat wo solche Krankheitsbilder therapiert werden können unter der Leitung des afrikanischen Kinderneurochirurgen Dr. Emmanuel Wegoye. Es erfolgte die Anlage einer externen Ventrikeldrainage (EVD), das ist ein vorübergehender Schlauch, der in die Hirnwasserkammer eingebracht wird, sodass dieses nach außen abfließen kann. Danach ging es Lisa deutlich besser, erbrach nicht mehr und zeigte auch keine Krampfanfälle mehr. Dieser Eingriff stellte jedoch nicht die entgültige Therapie dar. Eine ausgedehnte mikrochirurgische Operation des Tumors wurde geplant, musste jedoch aufgrund fehlender Kapazität der nur 5 Betten zählenden Kinderintensivstation, mehrmals verschoben werden und konnte erst eine Woche später durchgeführt werden. Am 25. September nach knapp 6- stündiger Operation konnte die kleine Lisa nun auf die Intensivstation aufgenommen werden um sich dort von dem Eingriff zu erholen. Mittlerweile geht es ihr sehr gut und konnte bereits wieder nachhause entlassen werden. Der Fall des Mädchens ist kein ungewöhnlicher im 360- Betten Missionskrankenhaus Kijabe- Hospital, das sich es zur Aufgabe gemacht hat, exzellente Medizin auf westlichem Niveau für die arme kinderreiche Bevölkerung Kenias anzubieten und tut dies auch wenn die Versorgung regelmäßig durch fehlendes Equipment und Kapazität erschwert wird. So ist neben dem Bettenmangel auch die Armut der Patienten eine Herausforderung für deren Versorgung und das Krankenhaus auf Spenden angewiesen um diese behandeln zu können. Ebenso angewiesen ist die Abteilung für Neurochirurgie auch auf Freiwillge wie Dr. Marcel Kullmann, Assistenzarzt an der Neurochirurgie Tübingen, der nun schon zum dritten Mal für jeweils einen Monat das dortige Team unterstützt. Prof. Dr. Marcos Tatagiba, Ärztlicher Direktor der Neurochirurgie in Tübingen, ist sehr erfreut darüber, dass mittlerweile eine intensive Kooperation mit dem Kijabe- Hospital enstanden ist. Diese Begann 2013 als der damalige Chefarzt der Neurochirurgie in Kenia zu einer Weiterbildung im Bereich der Kinderneurochirurgie nach Tübingen kam. Beide Seiten profitieren sehr von dieser mittlerweile sehr intensiven Kooperation, meint Dr. Kullmann: Für die 3- köpfige neurochirurgische Klinik in Kenia ist es eine Entlastung wenn ein fachkundiger Arzt sie bei der Durchführung der über 1300 Operationen pro Jahr unterstützt und sie auch im Klinikalltag zwischen Visite, Sprechstunde und Notfallversorgung entlastet. Aber auch für Chirurgen aus dem Ausland ist es eine einmalige Möglichkeit, in einem Dritte- Welt- Land bei uns sehr seltene und deutlich weniger vorkommende Erkrankungen zu sehen und therapieren zu können. Das hat zum einen die Ursache in der mangelnden Vorsorge der Kinder insbesondere während und nach der Schwangerschaft und auch am mangelnden Zugang zur medizinischen Versorgung. So versorgen wir in Tübingen z.b. ein Kind mit einer Spina Bifida (offenes Rückenmark) aufgrund Mangelernährung oder Infektion während der Schwangerschaft nur ca 3-5 mal im Jahr, in Kijabe 3-5 mal pro Woche!

2 Dr. Wegoye ist stolz darauf, dass seine Abteilung trotz mangelnder Finanzen und älteren Medizingeräten und Instrumenten, neurochirurgische Operation von höchster Komplexität auf westlichem Standard anbieten kann. Das Kijabe- Hospital ist jedoch darauf angewiesen, dass Freiwillige wie Dr. Kullmann für einige Wochen im Jahr mitarbeiten um das dortige Team zu unterstützen, so dass die vielen Patienten, die aus weiten Teilen Ostafrikas nach Kijabe kommen, versorgt werden können. Gerne sind auch Sie dazu eingeladen, diese Arbeit durch ihr persönliches Engagement oder finanziell zu unterstützen. Kontaktdetails: AIC Kijabe- Hospital P.O. Box 20, Kijabe 00220, Kenya Die 2016 neu eröffnete Kinderklinik

3 Tägliche Morgenvisite Dr. Wegoye und Dr. Kullmann diskutieren ein CT

4 Bei einer mikrochirurgischen Tumor Operation Ein endoskopischer Eingriff zur Behandlung eines Hydrocephalus

5 Die kleine Lisa noch beatmet nach der ausgedehnten Operation.