Erasmus 2007/ 08 in Córdoba. Erfahrungsbericht. von Linda Wang

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1 Erasmus 2007/ 08 in Córdoba Erfahrungsbericht von Linda Wang Die Zeit meines Auslandsaufenthaltes ist rasend schnell vergangen. Im Rückblick nehme ich viele wunderschöne Erlebnisse und bereichernde Erfahrungen mit nach Hause. Nicht immer ist alles auf Anhieb glatt gelaufen, doch für jede Situation lässt sich auch eine Lösung finden. Mit dieser Einstellung und einer gehörigen Portion Vorfreude sollte man seinen Auslandsaufenthalt beginnen. Im August 2007 bin ich nach Córdoba, der drittgrößten Stadt Andalusiens geflogen. Zuvor hatte ich, wie alle Erasmusstudenten, an den Infoveranstaltungen der hiesigen Universität teilgenommen und mich darum bemüht, alle nötigen Unterlagen, so auch das Learning Agreement, an die Universität in Córdoba zu schicken. Zuhause hatte man uns gesagt, dass das fristgerechte Eintreffen der Dokumente von allergrößter Wichtigkeit sei, da die Beauftragten vor Ort sich strikt nach den Terminen richten würden. Umso mehr traf mich der erste große Schock, als ich in der ersten Woche in der Universität auftauchte und meine Post offenbar nicht eingetroffen war. Durch die Mitarbeiter im Sekretariat konnte ich mir leider keine weiterbringende Hilfe erhoffen, da sie selbst mit hundert tausend anderen Dinge beschäftigt schienen. Die Situation bereitete mir zu Beginn meines Aufenthaltes große Sorgen, weil ich nun nur über telefonischen Kontakt mit meiner Heimatuniversität verbunden war und Sorgen hatte, durch den Verlust der Dokumente einige Schwierigkeiten zu bekommen. Nach knapp zwei Wochen und hundertmaligem Auflaufen im Sekretariat tauchten meine Unterlagen dann unter einem Stapel von anderen Dokumenten im Sekretariat plötzlich wieder auf. Woher sie nun kamen und warum niemand sie schon vorher entdeckt hatte, konnte mir leider keiner sagen. Nun, ich war glücklich, dass sich alles wieder zum Guten aufgelöst hatte. Diese erste Erfahrung in Spanien hat mich zu Beginn meines Aufenthaltes gezeigt: Manchmal können die Dinge in einem neuen Land wie Spanien etwas chaotisch verlaufen, doch mit etwas Geduld kann sich alles zum Guten wenden, man darf nur den Mut nicht verlieren. Mit dieser Ansicht bin ich später auch alle anderen Situationen angegangen und es hat mir sehr viel Gelassenheit gegeben. 1

2 Für alle, die das Glück haben, in die wunderschöne Stadt Córdoba zu kommen, möchte ich im Folgenden gerne ein paar allgemeine Tipps und Hinweise geben, wie sich der Aufenthalt angenehm und unkompliziert gestalten lassen kann. Für Anreisende aus Deutschland sind die Flughäfen von Sevilla oder Málaga die sinnvollsten Anflugsorte in Andalusien. Von dort aus gelingt es schnell und mit wenigen Unkosten nach Córdoba zu gelangen. Am besten, man fährt komfortabel mit dem Zug (Bahngesellschaft Renfe lässt sich auch im Internet finden) oder bedient sich der noch günstigeren Variante mit dem Bus. Wenn man in Córdoba angekommen ist, lohnt es sich, einen der vielen kleinen Touristenstände aufzusuchen. In diesem bekommt man immer einen kostenlosen Stadtplan und eine freundliche Beratung. Die ersten Tage habe ich gemeinsam mit einer Kommilitonin in einem Hotel, direkt gegenüber der bekannten Mezquita (Hauptsehenswürdigkeit und zentraler Punkt der Altstadt) gewohnt. Die Kosten für eine Übernachtung betrugen damals 40 für zwei Personen. Für die nächsten anreisenden Studenten würde ich jedoch empfehlen, in die zwei Straßen weiter gelegene Jugendherberge (Albergue Juvenil De Córdoba, Plaza de Juda Leví, Córdoba) zu gehen, dort kostet eine Übernachtung inkl. Frühstück knapp 16. Es gibt noch weitere Jugendherbergen in der Stadt, aber die eben genannte ist aufgrund ihrer zentralen Lage und dem Preisleistungsverhältnis denke ich empfehlenswert. Die weitere Wohnungssuche kann dann von dort aus weitergeführt werden. Wegen der Wohnungssuche würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen. Alle fünf Kommilitoninnen, die mit mir nach Córdoba gereist sind, haben meines Wissens nach erst dort vor Ort mit der suche begonnen. Die erste Anlaufstelle ist die Universität, genauer, die Facultad de Filosofía y Letras. Dort befindet sich ein Erasmusbüro. In diesem arbeiten einige sehr hilfsbereite und freundliche spanische Studenten. Sie geben einem Adressen und Telefonnummern von Leuten, die ein Zimmer oder eine Wohnung zu vergeben haben. Nicht immer entsprechen die Angebote dem, was wir als deutsche Studenten gewohnt sind. Aber wenn unter den Angeboten eben nichts Richtiges dabei ist, lohnt es sich immer auch einen Blick auf die großen schwarzen Bretter zu werfen, an denen zahlreiche Wohnungsangebote stehen. Ansonsten kann man auch auf privatem Wege und mit etwas Glück, durch Gespräche mit anderen Studierenden, eine schöne Wohnung finden. Alles ist möglich, man sollte nur die Augen offen halten. Die Mietpreise können meiner Erfahrung nach zwischen 150 und 300 2

3 variieren. Wir haben zu dritt in einer sehr alten Wohnung gelebt und pro Person 150 bezahlt, allerdings ohne Nebenkosten wie Strom, Gas oder Internet hinzuzuzählen. Córdoba hat viele sehr alte Häuser und Wohnungen, die auf den ersten Blick für manche deutschen Studenten vielleicht irritierend wirken können. In vielen Haushalten wird mit Gas geheizt und gekocht. Dafür muss man in regelmäßigen Abständen die Gasflaschen (Butano) bestellen. Nähere Informationen zu den Lieferanten usw. findet ihr aber ohne Probleme durch die Spanier, in deren Wohnung ihr einzieht. Angesichts der sehr starken Temperaturunterschiede, die euch im Sommer (bis +45 C) und im Winter (min. 7 C) erwarten, würde ich euch empfehlen, auf eine Klimaanlage oder Heizungsvorrichtung in der Wohnung zu achten. Sonst müsst ihr, so wie wir, auf teure, stromschluckende Heizungslüfter zurückgreifen. Diese und alles andere, was man braucht, kann man übrigens in dem großen Eroski kaufen. Das ist ein großes Einkaufszentrum, in dem man alles von Matratzen und Geschirr, bis hin zu Lebensmitteln und Handykarten bekommt. Übrigens, an dieser Stelle ein wichtiger Verweis. Ich schlage allen Erasmusstudenten vor, sich zu Beginn ihrer Reise ein günstiges Handy mit einer spanischen Karte zuzulegen. Mit dieser erleichtert man sich den Kontakt zu anderen Studenten und kann bei einem geeigneten Anbieter auch Angebote finden, günstig nach Deutschland zu telefonieren. An dieser Stelle möchte ich noch einmal kurz was zu den Banken in Córdoba sagen. Wir haben damals für den Zeitraum von 10Monaten ein Wg-Konto in einer der spanischen Bankfilialen (Santander, Plaza de las Tendillas 5) eröffnet. So konnten verschiedene finanzielle Abläufe besser gestaltet werden. Ich persönlich griff immer zu Anfang des Monats auf mein privates Konto in Deutschland zurück. Die Sparkasse verlangt jedoch bei jedem Mal Geldabheben eine Gebühr von ca. 5. Von anderen Studierenden habe ich erfahren, dass es sich daher anbietet, ein Konto bei der Deutschen Bank zu eröffnen, da diese auch Filialen in Spanien besitzt. Aus eigener Erfahrung kann ich aber leider nichts weiter dazu sagen. Werfen wir nun noch einmal einen Blick auf die die Universität. Für uns Studenten aus dem Bereich der romanischen Philologien ist die Facultad de Filosofía y Letras die Anlaufstelle. Die Uni befindet sich in einem sehr alten Gebäude, welches durch seine Eingangstore direkt in den eigenen kleinen Innenhof mit Brunnen in der Mitte führt. Das hört sich romantisch an ist es auch. Die Uni unterscheidet sich in ihrem Äußeren tatsächlich sehr von der uns hier bekannten Fakultät. Sie beinhaltet eine kleine Mensa, in der man aber eher nur ein kleines Frühstück zu sich nimmt. Wenn man in die Uni hineinkommt, geht man direkt rechts um nach einigen Schritten das Sekretariat vorzufinden. Im hinteren Teil des Gebäudes befindet sich die 3

4 Bibliothek. Hierbei gilt es zu beachten, wenn man ein Buch einen Tag nach Ablauf der Ausleihfrist zurückgibt, kann man dieses Verhalten nicht wie bei uns in der Universitätsbibliothek mit einer Mahngebühr von 3 wieder gut machen, sondern man darf dann erst einmal für einige Tage keine Bücher mehr ausleihen. Um dieser Erfahrung vorzubeugen, gebt die Bücher einfach pünktlich zurück. Bei seinem ersten Besuch in der Bibliothek, kann man sich einen Bibliotheksausweis anfertigen lassen. Ebenso ist es gut zu wissen, dass man in den Seminaren eine sogenannte Ficha abgeben muss, auf der dein Name und ein Foto drauf sind (die Fotos haben eine bestimmte Größe, bitte beachten!). Diese werden von allen Dozenten von allen Seminarteilnehmern eingesammelt. Falls ihr zu Anfang eures Auslandsaufenthaltes Mühe haben solltet, die Dozenten oder andere Personen sprachlich zu verstehen, dann macht euch keine Sorgen, denn mit der Zeit gewöhnt man sich automatisch an den andalusischen Akzent. Ebenso darf es nicht verwundern, dass sehr viele Veranstaltungen in der spanischen Universität frontal gehalten werden und man als Student in jeder Sitzung (vor allem in sprachwissenschaftlichen Seminaren) eine Menge schriftlicher Aufzeichnungen anfertigen muss. Aber das alles ist meiner Erfahrung nach eine Frage der Gewohnheit und gerade was die literaturwissenschaftlichen Seminare angeht, kann man hier auch beim Zuhören eine Menge interessanter Dinge erfahren. Zum Ende möchte ich nun noch etwas zu der Stadt Córdoba selbst sagen. Das Stadtbild zeichnet sich vor allem durch ihre kleinen, weißen Gässchen, den blühenden Innenhöfen, den durch Eisen verzierten Fenstern und vielen alten Häusern und Gebäuden aus. Allem voran die Mezquita zeigt den großen maurischen Einfluss, der noch heute in der Architektur mancher Gebäude zu sehen ist. Die Stadt strahlt mit seinen Pferdekutschen und den kleinen spnaischen Bars etwas Romantisches und auch Gemütliches aus. Für junge Leute, Spanier und auch Erasmusstudenten bietet die Stadt eine Auswahl typischer, spanischer Cafés, Tapas Bars (Plaza de la Corredera) oder kleinere Clubs (Víal) und auch zum Einkaufen kann man immer zum Plaza de las Tendillas gehen, von dem aus die verschiedenen Einkaufsstraßen abführen. Außerdem gibt es ein kleines, sehr altes Kino, in dem gelegentlich besondere Vorstellungen ausländischer Filme (so, auch deutsche) stattfinden. Der Eintritt kostet nur 90Cent und die Programme liegen überall aus. Zum Leben und zum Wohnen bietet die Judería, das alte jüdische Viertel, in dem sich sowohl die Mezquita, als auch die Universität befindet einen wunderbaren Ort. Von hier aus kann man alles problemlos zu Fuß erreichen. Die Judería ist für Touristen und Cordobesen wie ein 4

5 eigenes kleines Zentrum, in dem sich alles trifft und in dem die Gemütlichkeit und Schönheit der Stadt ihren Höhepunkt findet. Ich wünsche allen Studierenden, die das Glück haben in eine so wunderschöne Stadt wie Córdoba zu kommen, viel Spaß und eine unvergessliche Erasmuszeit! 5