Törn Kos Göcek 30. Aug Sept. 2014

Transkript

1 Unterdorf 57 CH SEON Tel: Törn Kos Göcek 30. Aug Sept Wenn die Koffer nicht ankommen Der erste Törn nach der Sommerpause sollte uns zum ersten Mal in die Türkei führen. In der ersten Woche segelten wir mit unseren Meilentörnler Jens und Rolf bis nach Rhodos, wo Jens Frau Grit noch zur Crew stiess. Das erste Mal in dieser Saison waren die Winde nicht so stark, ohne dass wir die ganze Zeit reffen mussten. Der Reiz lag diesmal im Entdecken von neuen Buchten und Ankerplätzen. In dieser Hinsicht kamen wir voll auf die Rechnung. Hallo Jens, wo ist denn dein Gepäck?, fragte Regi unsere erste Crew, als Jens mit einem Seesäcklein unterm Arm am Samstagnachmittag ankam. Ich weiss es nicht, wahrscheinlich noch in Basel, meinte er resigniert. Doch zuerst hatten wir noch ein anderes Problem zu lösen. Unser Vorsegel liess sich nur noch mittels Elektrowinch einrollen. Christos, der Leiter der Istion Charterbasis in Kos war und diesen Winter für unsere Schiff schauen wird, meinte: We will fix it, it is dangerous to go sailing like this. Doch die Aufgabe war schwieriger als gedacht. Der Fockroller klemmt! Ein Arbeiter musste in den Masttop steigen, zuerst das Vorsegel abschäkeln um den verklemmten Roller mit dem Hammer frei zu bekommen und runter zu lassen. Unterdessen war Rolf mit seinem Abendflug auch noch angekommen; mit Gepäck! If you are lucky, you can go sailing tomorrow, sagte der Reparaturchef Nicolas. Mit viel WD40-Spray gelang es schliesslich am nächsten Morgen, den Fockroller wieder gängig zu machen. Jetzt fehlte nur noch Jens Koffer, aber auch das Problem lösten wir elegant: Wir entschieden uns für einen Schlag Richtung Pserimos um dann am Nachmittag wieder noch Kos zurück zu segeln. So konnten Jens und Rolf die Sarabella mal testen und Wenden und Halsen so viel sie wollten. Am Abend konnten sie rund dreissig Seemeilen im Logbuch gutschreiben

2 Jens und Rolf geniessen die ersten Meilen mit der Sarabella. Als wir im Restaurant der Marina zum Nachtessen sassen, tauchte dann auch noch Jens Koffer auf, worüber er sehr glücklich war. Die Nordschlaufe Ein Meilentörn soll ja kein Ponyhof sein; am Ende möchte man gerne nach zwei Wochen segeln um die 400 Meilen und jede Menge Manöver aufschreiben können. Der Cruising Club Schweiz (CCS), der für die korrekte Durchführung solcher Törns ein Mandat vom Bundesamt für Seeschifffahrt hat, machte da klare Vorschriften. Vergleich GPS und Positionsbestimmungen von Hand. Am späteren Nachmittag legten wir uns in unserer Lieblingsbucht auf Leros (Xenocampus) an eine Mooringboje, die von den Restaurants ausgelegt werden. Doch diesmal hatten wir Pech. Das war das schlechteste Nachtessen seit langem, meinte Regi. Na ja, wenigstens war die Bucht ideal zum Baden. Wir liegen an einer Mooringboje in Xenocampusleider an derjenigen von der falschen Taverna. Diese Manöver und noch mehr muss ein Hochseeschein-Kandidat können. Auf der Fahrt nach Leros konnten Jens und Rolf mal Peilübungen machen und die Positionsbestimmungen mit den GPS- Daten vergleichen. Die nächsten Herausforderungen am folgenden Tag auf dem Weg nach Kalymnos hielten sich mangels Wind in Grenzen: Ein erneutes Mooringmanöver vor Telendos, der kleinen, weltentrückten Insel, wo die Zeit stillgestanden zu sein schien und ein römisch-katholisches Manöver mit Buganker im grossen Hafen von Kalymnos

3 dem Heck die Betonplatte. Nur dank vereintem Schieben konnte grösseres Unheil vermieden werden. I m sorry, I m sorry, sagte der Marinero entschuldigend. Dabei war das Desaster noch viel schlimmer als nur ein paar Kratzer, die schnell mit Spachtel und Farbe repariert waren. Telendos, die kleine Insel gegenüber Kalymnos, ruhig und weltentrückt. Das verpatzte Anlegemanöver in der Marina Kos, schön aufgezeichnet von Rolf. Wir haben wieder mal im Hafen von Kalymnos angelegt, wo man immer alle Arten von Yachten antrifft. Planänderung und ein grauenhafter Marinero Am nächsten Tag hätte die Reise eigentlich nach Astipalaia, der östlichsten Kykladeninsel weitergehen sollen. Doch da der Wind auch heute grösstenteils ausblieb, entschieden wir uns die Nordschlaufe mit dem erneuten Besuch von Kos zu beenden. Heute war Jens an der Reihe mit der Marina-Einfahrt. Wie gewöhnlich wies uns der Marinero den Platz zu. Keep free from the pier, we have South wind, wies er uns an. Alles klar, wir stoppten die Sarabella im sicheren Abstand vor der Pier und der zweite Marinero nahm die Heckleinen in Empfang. Doch plötzlich wollte er die Bugleine auf der anderen Seite durchgeben und schon war es passiert. Die Sarabella drehte seitwärts und touchierte mit Am nächsten Morgen bemerkte Regi, dass die falsche Mooringleine nicht lose war, sondern entweder am Kiel oder noch schlimmer am oder im Propeller hing. Ein kurzer Schnorchelgang von Jens bestätigte das letztere. Glücklicherweise konnte Jens die aufgewickelte Leine mit unserem messerscharfen Notfallmesser losschneiden. Ein Unsicherheitsfaktor blieb aber: Hatte die Leine die Dichtung zum Getriebe verletzt. Nicolas von Istion beruhigte uns und meinte, es reiche, wenn wir sie ende Saison ersetzen würden. Von jetzt an musste ich jeden Tag den Ölstand im Getriebe messen. Die Katzeninsel und die Mönchsinsel Am Donnerstag stand der längere Schlag nach Tilos auf dem Plan. Diesmal waren uns die Winde günstig gesinnt und wir konnten mit dem Wind raumschots auf Tilos zu segeln. Berühmt ist diese Insel aber nicht wegen ihrer Katzen, sondern eher wegen den Zwergelephanten, die Ausgrabungen zufolge hier bis vor 3000 Jahren gelebt haben mussten

4 Doch einmal in diesem kleinen, netten und meist halb leeren Hafen angelegt, der zwischendurch, wenn eine Regatta stattfand, proppevoll sein konnte, interessierte mehr die Gegenwart als die Geschichte. Wie schon letztes Mal schlichen schnell einmal Katzen ums Schiff und ganz mutige wagen es sogar über die Gangway an Bord zu kommen. Regi konnte diesen bettelnden Blicken nicht widerstehen, kaufte Futter und war natürlich sofort von zehn Katzen umzingelt. Für Freitag war nochmals eine besondere Insel vorgesehen: Symi. Am Südende liegt eine Bucht namens Panormitis, die fast vollständig von Land umschlossen ist und wegen ihres gleichnamigen Klosters und ihren wertvollen Reliquien bei Wallfahrern sehr beliebt ist. Es hat viel Wind und ich muss selber in die Buchteinfahrt von Panormitis steuern. Die Einfahrt in die Bucht ist bei Seegang spektakulär und ich getraute mich bei den heutigen hohen Wellen nicht, sie unseren Lehrlingen zu überlassen. Mit Vollgas fährt man durch die kaum hundert Meter breite Lücke und ist unmittelbar im geschützten Wasser. Steuer rum und Anker runter, war dann noch das Dessert. Den Besuch des Klosters verschoben wir auf nächste Woche, wenn wir auf dem Weg in die Türkei hier nochmals vorbeikommen werden. Die Bettelkatzen und ihre Retterin Regi. Im Hafen von Tilos. Meist halb leer. Das berühmte Kloster von Symi (Panormitis) in der gleichnamigen Bucht

5 Der letzte Hafen von Griechenland: Rhodos Die Strecke von Symi nach Rhodos hatten wir schon vor der Sommerpause abgesegelt. Die Strasse von Rhodos ist bekannt für ihren Seegang und wenn man mit dem Wind segelt, braucht es einiges an Steuerarbeit um die Yacht auf Kurs zu halten. Und so war es auch dieses Mal. Jens und Rolf wechselten sich am Steuer ab und waren nach den dreissig Meilen ziemlich geschafft. Rolf am Steuer, Jens ist verantwortlich für die Navigation. Im Hafen von Rhodos hatten wir gottseidank einen Platz vorreserviert. Hello Nicos, ETA (estimated time of arrival) 1500 hours, meldete ich an die Agentur, die uns einen Platz zuhielt. Und tatsächlich, Nicos stand schon bereit, nahm uns die Leinen ab und erledigte den Papierkram mit der Hafenpolizei, da wir ja von hier für die Türkei ausklarieren wollten. Doch vorher warteten wir auf die Ankunft von Grit, gingen fein auswärts essen und genossen den anschliessenden Hafentag, denn Rhodos bietet als UNESCO Weltkulturerbe natürlich einiges: Grossmeisterpalast, mittelalterliche Stadtmauern und natürlich viele Souvenirläden. Grossmeisterpalast, Stadtrundblick mit Stadtmauer und eine der Souvenirlädenstrasse

6 Der illegale Klosterbesuch Now you can leave Greece, sagte die charmante Assistentin der Agentur, als sie uns die Ausklarierungspapiere und die Pässe am Montag zurückbrachte. How much does it cost?, fragte ich. 120 Euro with two nights in the harbour. Ok, gleich viel werden wir am nächsten Tag beim Einklarieren in Datca zahlen; allerdings ohne angelegt oder übernachtet zu haben! Doch vorher wollten wir nochmals die Klosterbucht auf Symi anlaufen und an Land gehen. (Das war zwar ein bisschen illegal, aber wer kontrolliert das schon.) Der Klosterbesuch abends, als alle Touristenschiffe gegangen waren, war schon eindrücklich. In der Kapelle fand gerade eine Messe mit diesen seltsamen Singgebeten statt. In der klostereigenen Bäckerei konnten wir gleich noch zwei tolle, holzofengebackene Brote kaufen. Das erste Mal in der Türkei Am nächsten Morgen lichteten wir dann um neun Uhr den Anker, um rechtzeitig zum Einklarieren in Datca zu sein. Die türkische Flagge mit der gelben Einklarierungsflagge wird gehisst. Die riesige Klosteranlage mit den alten Klausen, die heute als einfache Hotelzimmer von einheimischen Touristen gebraucht werden. Datca, sogenannter Port of Entry, ein Hafen zum Einklarieren. Achmet, der Agent wird uns dort empfangen und uns einklarieren. Leider kann man das seit einigen Jahren nicht mehr selber machen, da die Türken die Einreisebestimmungen drastisch erhöht haben. Einer der wenigen Mönche, die noch hier leben

7 If the police want to do face control, I will tell you, sagte er, als wir vor dem Hafen ankerten und die Crew, die noch nicht an Land durfte, auf mich wartete. Buchtentingeln Von Dienstag an war nun Buchtensegeln angesagt. Zuerst gingen wir vor Ogün s Place vor Anker. Ogün ist ein guter Bekannter von uns Segellehrern und ein Mann der ersten Stunde. Mit seinem ausgezeichneten Restaurant, das er mit seiner Familie seit 1980 betreibt, gehen wir immer wieder gerne in diese Bucht namens Hayit Bükü. Das begehrte Transitlog mit der wichtigen Bluecard für die Fäkalienwasserentsorgung. Nun, es dauerte geschlagene drei Stunden, bis alles in Ordnung war und auf die Gesichtskontrolle hatte die Polizei gnädigerweise verzichtet. Vergiss nicht die Bluecard, ermahnte mich Achmet, sonst kriegst du 3000 Euro Busse!. Die Bluecard ist eine Neuerfindung der Türken um die Leute anzuhalten, ihre Fäkalientanks nicht in der Bucht zu entleeren sondern an den Absaugstationen in den Ohne die Bluecard wird man gebüsst! Marinas. Eigentlich eine löbliche Idee, da einige Buchten wegen den vielen Ausflugsbooten (Gülets) wirklich vor dem Kollaps standen. Das Problem war nur, dass es von diesen Stationen viel zu wenige gibt und sie manchmal gar nicht funktionieren. Im Klartext heisst das, man schaut irgendwie, dass diese Bluecard gestempelt wird um dem Gesetz Genüge zu tun. Ogüns Place in der Bucht Hayit Bükü, eine Lieblingsbucht mit besten Restaurant. Doch diesmal war die Attraktion nicht Ogün, sondern der kleine Dackel Zorro auf einem belgischen Schiff, der jedesmal vom Bug der Yacht ins Wasser sprang, sobald jemand schwimmen ging. Der Sprungdackel Zorro, die Attraktion der Bucht. Am Mittwoch war dann die grosse Bucht Bozukkale dran, die so beliebt ist, dass gleich vier Restaurants um die Gunst der Gäste buhlen. Fahnen schwenkend versuchen sie, die Segler an ihren Steg zu lot

8 sen. Aus anderen Jahren wusste ich, dass das Loryma, das hinterste Restaurant am besten war. Es hatte sogar Mooringleinen und einen urigen Holzsteg, der ob der Last der Boote gefährlich knarrte. Aber die Leute sind wahnsinnig freundlich, gleich schon bei Ankunft wurde man mit einem Gläschen Tee begrüsst. Kumlu Bükü, eine sehr sichere und ruhige Bucht mit dichtem Wald. Letzte Badegelegenheit. Wassertempearatur: 28 Grad! Zum letzten Mal konnten wir hier im 28- grädigen Wasser (!) baden, bevor wir am Freitag die 35 Meilen nach Göcek unter den Kiel nahmen, wo wir am Freitagabend anlegten. Die Bucht Bozukkale, eine sehr beliebte Bucht. Kulinarisch wurden nicht enttäuscht: Der gut zwei kg schwere Red Snapper war so ausgezeichnet, dass unsere Crew noch am nächsten Tag davon schwärmte. Vom Preis reden wir lieber nicht, es führte aber dazu, dass wir in der nächsten Bucht (Kumlu Bükü) wieder mal selber kochten, was zwar bei Regis Kochkünsten gar nicht schlechter war, dafür günstiger. Rolf und Jens machen die Segel bereit für die letzte Strecke bis Göcek. Unsere Törnstrecke von Kos nach Göcek: Kos-Leros-Kalymnos-Kos-Tilos-Symi-Rhodos-Symi-Datca-Hayit Bükü- Bozukkale-Kumlu Bükü-Göcek. Strecke 375sm, 270 sm gesegelt, 105 motort