Gottesdienst am : Exaudi im Marquartstein, Erlöserkirche um 9.30 Uhr. Liebe Gemeinde!

Transkript

1 Gottesdienst am : Exaudi im Marquartstein, Erlöserkirche um 9.30 Uhr Lieder: 451, 1-5; 801/11; ; 501, 1-4; 136, Der Predigttext steht in den Abschiedsreden Jesu, Joh. 15, 26-16,4. Christus spricht zu seinen Jüngern: Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir. Und auch ihr werdet meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen. Das habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht Ärgernis nehmt. Sie werden euch in den Bann tun. Ja, es kommt die Stunde, dass, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit. Und das werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen. Aber dies habe ich zu euch geredet, damit, wenn die Stunde kommen wird, ihr daran denkt, dass ich's euch gesagt habe. Zu Anfang aber habe ich es euch nicht gesagt, denn ich war bei euch." Liebe Gemeinde!

2 Ziemlich verwegen, was der Mensch da auf der Skulptur macht. Er steht ganz freihändig auf einer riesigen Hand. Dabei schaut er in den Himmel. Die Hände sind nach oben ganz offen. Er braucht keinen Halt auf der Erde, denn er steht wirklich in Gottes Hand. Carl Milles hat diese Skulptur geschaffen. Sie steht im Västand Sund in Stockholm. 1 Ziemlich verwegen, was der Mensch da auf der Skulptur macht. Er schaut er in den Himmel, versichert sich also noch nicht einmal eines Haltes auf der Erde. Kühn und unerschrocken, ihres Gottes gewiss - so dürfen gläubige Menschen sein durch das Evangelium. Unser heutiges Evangelium macht uns immer wieder bedrückten Menschen dazu Mut: 2 Als Jesus seine Jünger verlässt, ist die Stimmung gedrückt. Die Freude über seine Auferweckung, die Freude an seinem neuen, völlig unerwarteten Dasein ist ja noch längst nicht verklungen. Aber bald schon stimmt Jesus seine Jünger auf Neues ein. Sie werden euch verfolgen, sagt er, ihr werdet irrewerden an mir und am Vater, ihr werdet um die Wahrheit ringen müssen. Solange ich bei euch bin, sagt Jesus, bin ich selbst euer Trost. Wenn ich zum Vater gegangen bin, dann sende ich euch den Tröster, den Heiligen Geist. Der wird mich bei euch vertreten. Ein schwacher Trost, denkt man unwillkürlich. Jesu direkte Nähe wäre uns lieber. Und was genau ist nun der Tröster? 3 Die Hand erzählt es uns. Niemand wird jemals aus Gottes Hand fallen, wie verwegen er oder sie sich auch anstellen. Wir sind überall in Gottes Hand. Und das gerade auch da, wo wir unseren Kräften vertrauen. Aber auch da, wo wir ganz allein sind, ganz unten, wie der Mann im Traunsteiner Krankenhaus auf der Überwachungsstation, der am Freitag zu mir sagte auf meine Frage: Wie geht s Ihnen? Beschissen!. Für den Leib wird hier alles getan, aber wer sorgt für die Seele? Deswegen bin ich da, habe ich geantwortet, dann hat er gelächelt. Der Tröster ist, zu wissen: Wir sind in Gottes Hand. Ich kann nicht tiefer fallen. 4

3 Das muss man sich nur sagen. Immer wieder. Am besten jeden Morgen und jeden Abend, wie Martin Luther es empfiehlt. Seit Jesus nicht mehr direkt neben uns ist, sind seine Worte noch bedeutungsvoller. Und das nicht nur gelegentlich, sondern immer wieder. Worte und Versprechen wollen wiederholt werden. Wir haben es nötig, uns immer wieder der Worte und Versprechen Jesu zu vergewissern. Zumal wir Menschen heutzutage offenbar dazu neigen, uns selbst alles Gute zuzuschreiben und bösen Mächten alles Schlechte. Wer aber erst im Augenblick der Not nach Gott fragt und sucht, wird es schwerer haben mit der Antwort als diejenigen, die jeden Tag ihres Lebens suchen und fragen. 5 Wir leben mit und wir leben in Gottes Hand. Mein siebenjähriger Enkel hat nach der Himmelfahrtspredigt auf dem Westerbuchberg meiner Frau und mir Himmelfahrt erklärt: Oma und Opa, eigentlich war Jesus bei Gott. Dann hat ihn Gott auf die Erde geschickt, um den Menschen Verstand bei zu bringen. So ist er runter gegangen und hat dafür gesorgt, dass sie netter zueinander sind und miteinander teilen. Aber das hat dem König nicht gefallen. Dem sind alle Menschen weggelaufen. Da ist er eifersüchtig geworden. Er ihn hat umbringen lassen. Am Kreiz! Aber dann ist er auferstanden. Und jetzt ist er wieder bei Gott. Und hilft denen von oben, die an ihn glauben. 6 Und die anderen? Die Mangel erfahren und Not durchleben müssen? Und nicht glauben und nicht ganz bei Trost sind? Die brauchen gerade Trost: Die brauchen die tröstende Hand der Mutter oder des Vaters, manchmal auch deren Strenge, die nicht zu allem Ja und Amen sagt. Der große jüdische Glaubenslehrer und Philosoph Martin Buber erzählt eine wunderschöne Legende vom Trösten bei Rabbi Sussja: Meine Mutter Mirl, der Friede über ihr, wusste nicht aus dem Gebetbuch zu beten. Nur den Segen wusste sie zu sprechen. Und wo sie am Morgen den Segen sprach, da ruhte tagsüber der Lichtschein der Heiligen Schechina. Liebe Gemeinde, so erklären Juden den Heiligen Geist, den Geist Gottes, den Geist der Wahrheit, wofür mein Enkel sagt: Vernunft, es ist vernünftig, an Gott zu glauben, der dumme, der törichte Mensch tut s nicht. Aber die Schechina, d.h. die Einwohnung des Geistes Gottes in der Gemeinde, die Einwohnung Gottes bei seinen geliebten Menschen gibt dem Menschen inneren Halt. Genauso hat es der Jude Jesus an seine Jünger weitergegeben: Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir.

4 Und auch ihr werdet meine Zeugen sein Wie werden wir seine Zeugen? Wie hört sich dieses Zeugnis an? In Trauergesprächen frage ich manchmal erwachsene Kinder: Was war Ihnen eigentlich an Ihrer Mutter besonders liebenswert? Und manchmal erhalte ich dann die Antwort: Sie war immer für mich da ; und manchmal folgt der Zusatz: Und gerade dann, wenn ich sie gebraucht habe. So ist Gott: Immer für uns da Aber liebe Gemeinde, Trösten ist nicht auf das Mutter-Kind-Verhältnis begrenzt. Jeder Mensch braucht jeden Tag Zuspruch und Trost. Auf die Kirchentagsfrage Mensch, wo bist du? möchte ich antworten: Wo auch immer, Mensch, in der Kirche bist du beim Gott des Trostes. Denn jeder Mensch ist auf Trost hin geschaffen. Wer nicht genug Trost erfahren hat, ist oft nicht ganz bei Trost. 7 Dennoch sind auch sie in Gottes Hand, auch wenn sie das vielleicht gerade nicht so empfinden. Wir dürfen ihnen diese Empfindung nicht aufdrängen. Gott drängt sich niemandem auf. In einem Text zum Abitur in evangelischer Religionslehre hieß es vor ein paar Jahren: Das Eigenschaftswort allmächtig wird im biblischen Schrifttum relativ selten auf Gott angewendet Unter dem Allmächtigen stellt man sich heute oft eine Vervielfachung menschlicher Herrschaftsausübung vor Aber Gott ist kein göttlicher Superdiktator Der allmächtige Gott, der sich in dem gekreuzigten Jesus Christus offenbart, geht auf Abschaffung jeder Macht aus, die nicht zugleich Gerechtigkeit, nicht Liebe ist. Solange dieses Ziel nicht erreicht ist, ist der all-mächtige zugleich der all-leidende Gott, er ist der mit allen Unterdrückten, Geopferten, Entrechteten leidende Gott, der nicht mit den Wölfen, sondern mit den Lämmern solidarisch ist. Für sie beten wir: Als Bewahrte und Beschützte nehmen wir Menschen ins Gebet, dass die Bedrängten spüren dürfen, wie sehr sie in Gottes Hand sind. Unerschrocken, bisweilen verwegen, immer ihres Gottes gewiss - so sind Gläubige manchmal. Und das ist schön. Wer sich heute so empfindet, dankt dem Schöpfer und bittet um sein Erbarmen für die, die Erbarmen dringend nötig haben. So werden wir zu Zeugen für den Herrn, der nicht sichtbar neben uns ist, aber alle in seiner Hand hält. Konfirmanden werden seine Zeugen beim Fürbittengebet und Kirchenvorsteher bei der Evangeliums - Lesung. Lasst uns alle immer wieder seine Zeugen werden. Amen.

5 Fürbitten Lasst uns bitten um den Heiligen Geist, durch den unser herz und die Welt neu wird und anders, liebevoller und gerechter. Lasst uns rufen: Komm, Heiliger Geist! 1. Es gibt so viele, die Angst haben, Angst vor dem Scheitern in der Schule, Angst zu kurz zu kommen. Wir bitten für sie um den Geist der Hoffnung und rufen: Komm, Heiliger Geist! 2. Es gibt so viel Traurigkeit und Schlechtreden unter uns bei Schülern und Erwachsenen. Wir bitten um den Geist der Freude und rufen: Komm, Heiliger Geist! 3. Es gibt so viel Lüge in unserer Welt und viele Menschen, die andere verdächtigen und verleumden. Wir bitten um den Geist der Wahrheit und rufen: Komm, Heiliger Geist! 4. Es gibt so viel Verwirrung in unserer Welt und viele Menschen, die sich nicht mehr zurechtfinden. Wir bitten um den Geist des Vertrauens und rufen: Komm, Heiliger Geist! 5. Es gibt so viel Sehnsucht in der Welt und viele Menschen, die nur an sich denken. Wir bitten um den Geist der Liebe für junge und alte Menschen, für Einsame, Kranke und besonders auch für unsere heutigen Jubilare. Komm, Heiliger Geist!