Warum verlässliche Rahmenbedingungen für eine gesicherte Arzneimittelversorgung notwendig sind Das Gesundheitssystem muss dafür sorgen, dass zu jeder Zeit für alle Patienten ausreichend Medikamente verfügbar sind. Medikamentenlisten wie die der Salzburger Gebietskrankenkasse behindern diese Versorgung. Sehr kurzfristig wechseln Medikamente zwischen dem Status verschreibbar und nicht verschreibbar, wenn sich deren Preise ändern. Engpässe bei verschriebenen Arzneimitteln können unter diesen Umständen nicht mehr vermieden werden. Arzneimittelengpässe hätten schwerwiegende Folgen für den Gesundheitszustand der Patienten. Um dies zu verhindern, wurde Salzburgs Apothekern von der Salzburger Gebietskrankenkasse zugestanden, ein anderes als das vom Arzt verschriebene Medikament auszuhändigen. Damit wird den Apothekern ein gesetzwidriges Verschreiberecht eingeräumt, das in Österreich den Ärzten vorbehalten ist. Alle Sparmaßnahmen der Gebietskrankenkassen müssen sich vollinhaltlich im gesetzlichen Rahmen bewegen. Gesetzwidrige Maßnahmen, wie die Medikamentenliste der Salzburger Gebietskrankenkasse gefährden die Arzneimittelversorgung. Darüber hinaus werden die Therapieoptionen eingeschränkt, was zu einer Behinderung der ärztlichen Behandlungsfreiheit führt. Mit dem Erstattungskodex steht eine für ganz Österreich geltende Medikamentenliste zur Verfügung. Zusatzlisten einzelner Gebietskrankenkassen sind daher entbehrlich". 1/6
Warum man bei der Umstellung von Medikamenten mit Vorsicht umgehen muss! Ein häufiger Wechsel zwischen Medikamenten kann für viele Patienten unangenehme Auswirkungen haben. Jeder Mensch reagiert auf Medikamente verschieden, selbst wenn sie wirkstoffgleich sind. Medikamentenlisten schränken die Auswahl an Medikamenten ein und erschweren damit eine auf den Patienten abgestimmte Therapie. Welche Auswirkungen die Medikamentenliste der Salzburger Gebietskrankenkasse auf die Patienten gehabt hätte und welche Patientengruppen es am härtesten getroffen hätte, lesen Sie hier: Krebs - Schmerztherapie Die Medikamentenliste der Salzburger Gebietskrankenkasse hätte einen Arzneimittelwechsel in der Schmerztherapie vorgesehen. Der Wirkstoff Fentanyl, der zu den stark wirksamen Opioiden gehört, wird zur Therapie von sehr starken Schmerzen wie Tumorschmerzen eingesetzt. Damit der Patient keine Schmerzen spürt, ist es entscheidend, dass er den Wirkstoff kontinuierlich erhält. Ein Wechsel zwischen verschiedenen Fentanyl- Pflastern unterbricht die Schmerztherapie, da es ein paar Tage dauern kann, bis ein Patient wieder auf die richtige Dosierung des Schmerzmittels eingestellt ist. Der Patient wäre unnötigen Schmerzen ausgesetzt, obwohl Fachinformationen deutlich vor der Gefahr von Arzneimittelumstellungen warnen. - Blutarmut bei Krebserkrankungen Blutarmut (Anämie) in Zusammenhang mit Krebs kann mehrere Ursachen haben. Patienten mit Blutarmut fühlen sich müde, träge und manchmal vollkommen erschöpft. Für die Therapie stehen mehrere biotechnologisch erzeugte Medikamente (Biologicals) zur Verfügung. Die Salzburger Medikamentenliste hätte bei diesem Krankheitsbild nur das billigste Arzneimittel berücksichtigt, auf das umgestellt werden sollte. Es wäre unberücksichtigt geblieben, dass es bei biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln keine wirkstoffgleichen Generika gibt. Verfügbare Biosimilars sind dem original biotechnologischen Wirkstoff zwar nachempfunden, jedoch nicht wirkstoffgleich. Biotechnologisch erzeugte Arzneimittel sollten darum nicht ausgetauscht werden. Epilepsie Menschen mit Epilepsie leiden an spontan auftretenden Krampfanfällen, die ohne erkennbare Ursache ausgelöst werden. Medikamente (Antiepileptika) helfen 60 bis 70 Prozent aller Patienten, anfallsfrei zu bleiben. Die richtige Dosierung ist bei jedem Patienten unterschiedlich und muss vom Arzt individuell beurteilt werden. Die Medikamentenliste der Salzburger Gebietskrankenkasse hätte vorgeschrieben, dass Patienten mit Epilepsie jeweils auf das billigste Medikament umgestellt werden sollten. Das hätte das Risiko von Epileptikern, Anfälle zu erleiden, erhöht. 2/6
Parkinson Die Parkinson-Krankheit ist eine Erkrankung des Nervensystems, die langsam voranschreitet. Parkinson ist bis heute nicht heilbar, die Symptome können aber gelindert werden. Ein Teil der Parkinson-Therapie besteht aus Medikamenten, die helfen, die Lebensqualität der Erkrankten zu verbessern. Die Medikamentenliste der Salzburger Gebietskrankenkasse hätte einen Wechsel zwischen Medikamenten vorgesehen, ohne auf unterschiedliche Dosierungsmöglichkeiten zu achten. Medikamente, die einmal täglich genommen werden müssen, wurden mit Medikamenten verglichen, die man dreimal täglich nehmen muss. Schizophrenie Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung. Erkrankte können zeitweise nicht zwischen eigenen Vorstellungen und der Wirklichkeit unterscheiden. Schizophrenie kann heute mit Medikamenten gut behandelt werden. Für den Behandlungserfolg entscheidend ist die Bereitschaft des Patienten, sich an die Therapieempfehlung des Arztes zu halten. Da vielen Patienten gar nicht bewusst ist, dass sie krank sind, ist diese Bereitschaft jedoch eher gering. Eine wiederholte Medikamentenumstellung, wie die Salzburger Gebietskrankenkasse vorsah, hätte den Behandlungserfolg massiv gefährdet. Schizophrenie-Patienten bestimmen häufig anhand Verpackung, Farbe oder Form der Tablette, ob sie diese einnehmen. Organversagen Organtransplantationen geben Menschen mit Organversagen neue Lebenschancen. Patienten müssen lebenslang Medikamente (Immunsuppressiva) nehmen, damit das neue Organ vom Körper nicht abgestoßen wird. Die richtige Dosierung des Medikamentes ist ausschlaggebend. Eine falsche Einstellung kann verursachen, dass das transplantierte Organ vom Körper abgestoßen wird. Der Patient spürt diesen Abstoßungsvorgang vorerst nicht, da er keine Schmerzen empfindet. Wenn die Schmerzen da sind, ist es meistens zu spät. Ein gut auf sein Medikament eingestellter Patient darf nicht auf Grund reiner Kostenüberlegungen umgestellt werden. Die Salzburger Gebietskrankenkasse hätte Patienten unnötigen Risiken ausgesetzt. 3/6
Medikamente: Zwischen Gesundheit und Kosten Arzneimittel sind ein unverzichtbarer Teil der Gesundheitsversorgung. Die Medizin basiert fast zu 90 Prozent auf der Behandlung mit Medikamenten. Ziel der österreichischen Gesundheitspolitik ist es, allen Österreichern ein Leben und Altern in Würde zu ermöglichen. Eine angemessene medizinische Betreuung ist dafür Voraussetzung. Aus diesem gesellschaftspolitischen Ziel ergibt sich zwangsläufig eine anhaltende Steigerung der Heilmittelverordnungen: Abbildung 1: Heilmittelverordnungen der Krankenkassen Medikamente werden Jahr für Jahr billiger In Österreich wird mit Medikamenten sehr verantwortungsvoll umgegangen. Bestehende Richtlinien und Instrumente der Sozialversicherung führen dazu, dass Medikamentenpreise ständig sinken: Abbildung 2: Medikamentenpreise in Österreich 4/6
Ärzte verschreiben verantwortungsvoll Ärzte müssen bei jeder Verschreibung von Medikamenten zwischen Behandlungserfolg und Therapiekosten abwägen. Sie erfüllen diese Aufgabe ausgesprochen pflichtbewusst, wie der unterdurchschnittliche Arzneimittelverbrauch in Österreich zeigt: Abbildung 3: Arzneimittelverbrauch in Österreich Einsparungen durch Patentabläufe Bis 2013 verlieren 40 Präparate ihren Patentschutz. Das bedeutet, dass Generika auf den Markt kommen und die Original-Hersteller innerhalb kürzester Zeit die Preise an die Generikapreise anpassen müssen. Das wird sich nachhaltig auf die Medikamentenausgaben der Krankenversicherung auswirken und enorm zur Kostendämpfung beitragen. Insgesamt wird sich die Krankenversicherung bis 2013 dadurch zumindest 900 Millionen Euro sparen, ganz ohne zusätzliche Maßnahmen im Medikamentenbereich beschließen zu müssen. 5/6
PK: Medikamentenliste von Salzburger Gebietskrankenkasse zurückgezogen Warum es wichtig ist, die Therapietreue von Patienten zu erhöhen Der Begriff Compliance wird im Deutschen häufig mit Therapietreue übersetzt. Generell wird dabei das kooperative Verhalten des Patienten während seiner Therapie verstanden. Im Englischen wird dabei auch immer öfter das Wort adherence verwendet. Von einer guten Compliance spricht man, wenn der Patient die ärztlichen Ratschläge befolgt, seine Medikamente richtig einnimmt und somit zu einer schnelleren Gesundung aktiv beiträgt. Bevor ein Medikament im Körper des Patienten seine volle Wirkung entfalten kann, müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein. Eine davon ist die korrekte Einnahme des Medikamentes. Diese ist jedoch leider keine Selbstverständlichkeit. So beziffert z.b. die WHO die durchschnittliche Compliance Rate bei chronisch Kranken in entwickelten Ländern mit nur 50 Prozent. In Österreich wurde sogar ein Trend in Richtung Non-Compliance festgestellt. Eine vom Hauptverband der Sozialversicherungen im Jahr 2007 in Auftrag gegebene Studie ergab, dass im Jahr 2005 64 Prozent der Befragten ihre verordneten Medikamente genau nach Vorschrift einnahmen. Im Jahr 2007 waren es nur noch 59 Prozent. Mögliche Konsequenzen dieser Non-Compliance sind allgemein bekannt: Komplikationen im Krankheitsverlauf, Rückfälle, die Bildung von Antibiotika-Resistenzen, Schlaganfall oder Herzinfarkt bei Absetzen von blutdrucksenkenden Arzneimitteln. Neben diesen unangenehmen Folgen für Patienten bringt Non-Compliance darüber hinaus hohe Kosten für das Gesundheitssystem mit sich, so z.b. aufgrund einer längeren Krankheitsdauer, zusätzlichen Klinikeinweisungen, Notfallbehandlungen oder erneuten Operationen. In Deutschland werden die jährlichen Kosten der Non-Compliance auf bis zu 10 Milliarden Euro geschätzt. All diese Zahlen zeigen deutlich, dass hier akuter Handlungsbedarf besteht. Bezeichnender Weise findet das Thema Compliance im aktuellen Regierungsprogramm der Bundesregierung keine Erwähnung. Wir werden daher einen Compliance-Round-Table einrichten, um gemeinsam mit allen relevanten Akteuren konkrete Maßnahmen zur Erhöhung der Therapietreue in Österreich zu erarbeiten. 6/6