Ein solider Schuber Vorbereitungen Lege dir schonmal alle Materialien bereit, die du für den Schuber brauchen wirst: Du benötigst Pappe für den Korpus, ein Material, das als Futter dient, und Bezugsmaterial für außen. Die Pappe sollte wenigsten 1mm dick sein (meine ist 2mm dick). Die Dicke der Pappe ist nicht nur eine Stabilitäts, sondern auch eine Designfrage. Man nimmt eine Pappe, die auch optisch gut zu dem Buch passt. Als Materialien zur Dekoration kommen Papier, (Bucheinband-)Stoff oder dünnes Leder in Frage. Ein wichtiger Schritt zur Vorbereitung: Vermiss dein Buch und schreibe die folgenden Daten auf. Zunächst die Dicke des Buchrückens. Weil es uns darum geht, zu bestimmen wie weit sich der Schuber öffnen soll, miss bei einem gerundeten Rücken nicht über die Rundung, sondern den Abstand der Buchdeckel dort wo sie am Rücken ansetzen. In den Skizzen in dieser Anleitung ist die Dicke immer mit einem d markiert. Dann benötigen wir noch die Höhe des Buches - in den Skizzen markiert mit einem h, und die Breite der Buchdeckel - markiert mit einem w. Vorbereitung des Rohbaus Schneide ein Stück von dem Material für das Futter grob zu. Es sollte breiter sein als zweimal die Breite des Buches plus die Breite des Rückens, und höher als zweimal die Breite des Buches plus die Höhe. In Formeln: größer als (2*d`+w) mal (2*d+h). Die Faserrichtung im Futter sollte parallel zum Rücken des Schubers sein, also parallel zu der zweiten Größe.
Klebe das Futtermaterial auf die Pappe, und achte darauf, die Faserrichtung beizubehalten. Halte einen Moment in der Arbeit inne, und lasse den Klebstoff erst einmal anziehen, bevor es gleich auf der anderen Seite weitergeht. Er muss nicht komplett durchtrocknen, aber du musst so lange warten, bis das Futter sich nicht mehr verzieht, Blasen wirft, oder sich sogar verschiebt, während der Arbeit. Dann drehe die Pappe um, und markiere Faserrichtung auch auf dieser Seite. Als erstes sorge dafür dass eine Ecke wirklich rechtwinklig ist, und markiere sie. Im nächsten Schritt rillen wir die Pappe in Faserrichtung, um den Rücken des Schubers zu formen. Miss and markiere die Breite des Buches (w) an drei oder mehr Stellen. (Dadurch dass man mehr als 2 Punkte anzeichnet reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass man Fehler macht, und hält die Abweichung, die man immer beim Messen hat klein.) Lege dann dein Schneidlineal durch diese Punkte und ritze mit dem Messer in die Pappe. Man schneidet mehrmals flach, und bei jedem Durchgang wird der Ritz ein wenig tiefer bis etwa 1mm Material stehen bleibt. Nach dem zweiten Durchgang sollte der Schnitt deutlich sichtbar sein, und man kann ohne Lineal weiter schneiden. Achte darauf, dass der Schnitt möglichst gleichmäßig tief ist. Die Positionierung des nächsten Ritzes erfordert eine Entscheidung, und muss sorgfältig überlegt werden, denn davon hängt ab, wie fest der Schuber am Ende am Buch sitzen wird. Bruchteile eines Millimeters können hier schon einen wesentlichen Unterschied machen. Allgemein gilt: Ein Schuber soll so am Buch sitzen, dass es mit leisem Zischen, langsam herausrutscht, wenn der Schuber gekippt wird, aber nicht so locker, dass es herausfällt. Im speziellen Fall kann aber auch etwas anderes richtig sein: Die Schuber für meine Reisetagebücher sitzen fester, weil sie ja dafür gedacht sind, auch in einer Tasche noch am Buch zu bleiben. Dann muss man sich aber was anderen einfallen lassen, um das Buch sicher und leicht herauszubekommen wie zum Beispiel ein Rückholbänchen. Eine andere Möglichkeit wäre eine Aussparung am Schuber, damit man das Buch gut greifen kann. An das Vorderkante des Schubers werden die Bezugsmaterialen über die Kante und ein Stückchen in den Schuber hineinreichen. Auch deren Dicke muss also mut bedacht werden. Insbesondere, da Bücher,wenn sie nicht einen gerundeten Rücken haben, obt breiter sind, als am anderen Ende.
Das Innenmaß des Rückens wird letztendlich die Strecken zwischen den beiden Ritzen minus die zweifache Dicke des Materials, das von der Pappe noch da ist (also ungefähr die Dicke der Pappe überhaupt, wenn der Ritz etwa durch die Hälfte der Dicke ging) und minus die zusätzliche Dicke der Einschläge des Überzugmaterials. Daher muss der Schnitt etwa an dieser Stelle sein: Breite des Buchrückens + Pappendicke + Dicke des Futtermaterials + Dicke des Bezugmaterials. Wenn wieder mindestens 3 Punkte in diesem Abstand markiert sind, ritzt man auf die gleiche Weise wie vorher. Dann miss und markiere von diesem zweiten Ritz die Breite des Buches w und schneide dort den Rest der Pappe ab. Nun biege die Pappe an dem ersten der Ritze vorsichtig zunächst auf 90 Grad (evtl. das Futtermaterial schön in die sich bildende Kante reindrücken). Dann biege die Pappe vollständig um, so dass Futter auf Futter liegt, und presse über den Falz mit dem Falzbein, wie man es beim falten von Papier macht. Jetzt kann man sehen, wie gut vorher geritzt wurde. Idealerweise ist der Ritz so flach wie möglich, ohne dass jetzt Pappe am Rücken reißt. Dann wird die Pappe wieder zurückgebogen. Das gleiche wiederhole am anderen Ritz. Wir arbeiten weiter auf der Rückseite (wo die Ritze sind). Zuerst miss und markiere von der oberen Kante die Breite des Buches (w), und markiere die Linie mit einem Bleistift (noch nicht ritzen). Geritzt wird nun zwischen den beiden Ritzen, also am Rücken des Schubers, und dann derteil am Kopf frei geschneiden, indem die beiden ersten Ritze aufgeschnitten werden (rote Linien im Bild).
Rechts und link von diesem dritten Ritz wird nun ebenfalls geritzt, aber um die Pappendicke nach außen versetzt. (siehe Grafik rechts) Die nächste Entscheidung, die es zu treffen gilt, betrifft die Höhe des Schubers. Alle Überlegungen, die bereits zur Breite des Rückens angestellt wurden, müssen auch hier noch einmal gemacht werden: Das Innenmaß des SChubers sollte möglichst nah an der Höhe des Buches sein, ohne es daran zu hindern, leicht in den SChuber hinein und hinauszugehen, und das Innenmaß hänge wieder von der Tiefe der Ritze, dem Futter- und dem Bezugsmaterial ab. Den nächsten Bleistiftstrich (wieder ritzt man nicht sofort, sondern markiert erstmal) macht man also bei etwa der Höhe des Buchblocks (h) plus zweimal der Dicke des Bezugsmaterials plus die Pappendicke plus zweimal die Dicke des Futtermaterials. Am einfachsten ist es, noch vor dem Ritzen erst noch einmal die Breite des Buches abzutragen und den Rest abzuschneiden. Dann wird der Fuß des Slipcases genauso behandelt wie zunächst der Kopf: Man ritzt zwischen den Ritzen, die schon da sind und den Rücken markieren, dann setzt man die Ritze auf den Seiten etwa in Pappendicke ab, und schneidet die Ritze entland dem Boden auf. Nun werden diese Stücke genauso wie vorher umgebogen und nochmal mit dem Falzbein verstärkt. Dann wird an den 4 quadratischen Eckstücken jeweils die Pappe abgestoßen (s. Foto). Dafür klappt man die Pappen vor, und drücken dann in Richtung der Falz. Dann löst sich fast automatisch der Teil der Pappe ab, die man angeritzt hat. Diese Teile bilden Klebelaschen. Die müssen jetzt noch zugeschnitten werden, und zwar sollen sie halb so lang sein, wie der Rücken vom Schuber.
Die Pappe sollte nun ungefähr aussehen, wie rechts auf dem Foto. so Die gute Nachricht: Endlich ist das Messen und Ritzen vorbei! Das Zusammensetzen des Rohbaus Jetzt holen wir mal wieder den Klebstoff hervor. Ich empfehle für diesen Schritt Buchbindeleim pur. Der Klebstoff kommt auf die Schnittseiten der Pappen am Kopf und Fuß des Schubers, die dann auf die Seiten geklebt werden. Achte darauf, dass alle Kanten schön zueinanderpassen. Wenn du vorher ordentlich gemessen hast, ist dann auch alles rechtwinklig. Am Besten funktioniert das, wenn man erst die obere und untere Lasche an eine der Seiten klebt, und dann die andere Seite wie einen Deckel darauflegt. Mit den Händen hält man die Schachtel fest, bis der Klebstoff angezogen ist. (Das Photo rechts zeigt, wie es jetzt ungefähr aussieht. Bei diesem Beispiel sind allerdings offensichtlich die Laschen noch nicht zugeschnitten!
Dann verstreiche Klebstoff auf dem Kopf, biege die Laschen um und klebe sie fest. Benutze ein Falzbeim, um alles schön glatt und eng und gerade zusammenzusetzen. Warte bis der Klebstoff angezogen ist und dann kann man zum Trocknen eine Klammer benutzen. Wenn die Länge der Laschen aus irgendeinem Grunde falsch ist, muss das korrigiert werden. Besonders wenn sie zu lang sind, muss eben nochmal was abgeschnitten werden. Wenn sie zu kurz sind, benutzt man etwas von der abgeschnittenen Pappe (die ja schon die richtige Dicke hat) zum Auffüllen. Alles muss nun mindestens so lange trocknen, bis es nicht von selbst wieder aufgeht. Es macht aber nichts, wenn der Schuber noch nicht ganz durchgetrocknet ist. Beziehen des Schubers Zuletzt muss der Schuber nun bezogen werden. Wie genau man das macht, hängt auch von dem gewählten Bezugsmaterial ab. Grundsätzlich ist es so sehr dem Beziehen der Buchdecke ähnlich, dass ich das nur anreißen werde: Der Schuber wird mit drei Stücken bezogen: Einem Stück für den Rücken und jeweils einem Stück für die beiden Seiten. Mach' den Streifen für den Rücken etwa 3cm länger als zweimal die Breite und einmal die Höhe des Schubers sein, und er sollte etwa anderthalb Zentimeter breiter sein als der Rücken. Die Stücke für die Seiten müssen natürlich groß genug sein, um die Kanten des Rückenmaterial zu verdecken. Wie hoch genau diese Stücke sind, ist aber auch eine ästhetische Entscheidung, und hängt davon ab, wie viel von dem Rückenmaterial auf den Seiten sichtbar bleiben soll. Die Breite ist die Breite des Schubers plus etwa
andertalb Zentimeter für die Einschläge. Streiche Klebstoff als erstes auf das Material für den Rücken. (Was für eine Sorte Klebstoff, oder wie sehr verdünnt hängt natürlich von dem Material ab). Stelle dann den Schuber an das eine Ende auf den Streifen, und rolle ihn auf dem Material ab. Immer wenn sich eine Seite anhebt, wird sie vorsichtig angerieben. Als nächstes wird das Material an verschiedenen Stellen eingeschnitten, um es um- und einzuschlagen. Reibe dann erst das Material an der Mitte der Kanten an, dann kümmere dich um die Ecken. Wie gesagt, hängt es von dem Bezugsmaterial ab, wie genau man die Ecken formt, und das Material zuschneided. Leder wird anders behandelt, als Papier oder Textilecken. Aber das kennst du ja vom Beziehen der Buchdeckel. Die Serie von Bildern weiter unten zeigt, wie man das prinzipiell macht. Je nachdem was man machen so sieh's im Moment aus An den Ecken schneiden man ein bisschen Material weg, aber nicht bis ganz an den Schuber heran, etwa die Dicke der Pappe muss stehen bleiben. Die roten Linien zeigen an, wo man schneiden kann, so dass sich das Material im Inneren nicht überschneidet. Das ist wichtig, wenn man Leder als Material gewählt hat, und es nicht papierdünn ist.
möchte, kann man das dann abändern. Zwei wichtige Prinzipien gilt es zu beachten: Zum einen soll wirklich jedes Stück Pappe hinterher bedeckt sein, nirgenswo soll es grau hervorschimmern. Und zweitens sollte man sich gut überlegen, ob das Material dünn genug ist, dass es im Inneren übereinander liegen sollte. Die Seiten können gefüllt werden bevor sie bezogen werden, das ist aber nicht unbedingt nötig. Auf jeden Fall muss man darauf achten, dass das Material für die Seiten beim Einschlagen nicht reißt, wenn das Rückenmaterial zu dick ist. Aber eigentlich ist das der leichteste Teil: Das Material für die Seiten wird mit Klebstoff eingeschmiert, positioniert, und angerieben. Dann vorne eingeschlagen und in den Schuber hineingeklebt. Warte bis der Schuber vollständig getrocknet ist, bevor du das Buch hineinstellst. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Copyright 2010 by Hilke Kurzke (contact@buechertiger.de) Es ist erlaubt, diese Anleitung frei zu benutzen, und zu diesem Zweck herunterzuladen und auszudrucken. Die unveränderte Weitergabe zu nicht-kommerziellen Zwecken ist erlaubt. Wenn dir diese Anleitung gefällt, würde es mich freuen, davon zu hören. Ich