Unterdorf 57 CH- 5703 SEON Tel: +4176 341 26 39 E-Mail: info@sarabella.ch Heimtörn Göcek - Kos 01. 11. Okt. 2017 Der Heimtörn von Göcek nach Kos schaute anfänglich so harmlos wie die Törns bevor aus. Doch kaum hatten wir griechische Gewässer, sprich die Ägäis, befahren, war es mit der Gemütlichkeit vorbei. Christiane und René kamen seglerisch voll auf die Rechnung und dank einem Sturmtag in Rhodos sogar noch in den Genuss eines kulturellen Höhepunktes. 40 Meilen zum Einstieg! Wir rechnen mit ungefähr 250 Seemeilen bis Kos, orientierte ich unsere Crew Christiane und René, als sie am Samstagabend auf die Sarabella kamen. Wir müssen also am Sonntag recht früh aufbrechen, das wird bis Ekincik rund 35sm gegen den Wind werden. Und so legten wir am Sonntagmorgen um elf Uhr von der D-Marin ab, nachdem wir am Abend vorher noch ein Fischessen im pickfeinen Restaurant der Marina mit unvergesslichem Ausblick in die Bucht genossen hatten. Bis wir durch die vielen Inselchen aus dem Golf von Fethiye rausgefahren waren, mussten wir noch eine Stunde unter Motor zurücklegen, da der Wind wie gewöhnlich erst um ein Uhr erwachte. Doch dann hiess es kreuzen, kreuzen, kreuzen. Nach 41 Meilen erreichten wir knapp vor Sonnenuntergang um 19 Uhr die My Marina in Ekincik. Wir waren alle einigermassen erledigt und genossen das feine Nachtessen im Restaurant umso mehr. Schönste Segelbedingungen auf dem langen Weg bis Ekincik. Essen in der D-Marin mit Meersicht. (Promobild) - 1 -
Wir sind bald die einzigen am Steg. Die Saison ist in zwei Wochen praktisch zu Ende. Bei Mehmet und seiner Familie (Sailor s Paradise) gehören wir schon fast dazu. Es wird langsam rauher, das Grossesgel ist gerefft. My Marina in Ekincik: Ankerfrauen und Gänse sind die letzten Gäste. In Bozburun war unser letzter türkischer Hafen erreicht. Mehmet hat schon gesagt, dass ihr kommen werdet, begrüsste uns der Sohn des Hafenrestaurants herzlich, obwohl doch Sailor s Paradise im anderen Golf liegt. Die Segelwelt ist eben klein. Noch drei türkische Nächte Gestern war Vollmond, registrierte Regi, jetzt ändert dann sicherlich das Wetter. Und tatsächlich: Während wir bis Ciftlik (20 sm) und bis Sailor s Paradise (34sm) noch einigermassen normale Windbedingungen gehabt hatten, mussten wir für die Fahrt in den Yesilova Golf schon das erste Mal das zweite Reff und Schwimmwesten anziehen. Regi und ich hatten das letzte Bad in Sailor s Paradise genossen, Christine und René werden es bis ans Ende durchziehen. Regi und Christiane sind bereit um in Bozburun anzulegen. Zum ersten Mal tragen wir Jacken. In Bozburun klarierten wir aus und machten uns auf den Weg nach Rhodos. Es wird eine rauhe Überfahrt werden. - 2 -
Rhodos: Weltkulturerbe mit Waschmaschinen-Marina Zwanzig Jahre (!) hatte es gedauert, bis die Marina in Rhodos erbaut worden war. Bis 2016 hatte man sich mit einem Platz im ewig überfüllten Mandraki Hafen ohne jegliche Infrastruktur begnügen müssen. Ein Ankersalat gehörte jeden Morgen zum ganz normalen griechischen Wahnsinn. Dem entsprechend gross waren die Erwartungen an die neue Marina. Gross übergross und von aussen mondän sieht sie aus, doch der Nachteil erwies sich schon bald. Wegen einem mangelhaften Wellenbrecher gegen Nordwinde, der zwar nun nach Aussagen des Managers verbessert werden soll, war das Geschaukel während der Nacht unerträglich. Die unglaublich hohen Stadtmauern und der Eingang zum Grossmeisterpalast. Doch dann waren die Prognosen für den Samstag mit Südwind so schlecht (7-8 Bf), dass wir entschieden, nochmals einen Tag zu bleiben, ein Auto zu mieten und eine Inseltour zu machen. Rhodos Marina erfüllt die Erwartungen leider nicht. Eigentlich hatten wir vor, nur einen Hafentag in dieser Waschmashinenmarina zu verbringen, um die grossartige Altstadt, die wie ein Magnet auf Kreuzfahrtschiffe wirkt, zu besuchen. Wir streunten durch die Gassen, besuchten den einmaligen Grossmeisterpalast und bewunderten die unglaublich hohen Stadtmauern dieser Stadt, die um 1522 erst nach zehnmonatiger Belagerung durch den osmanischen Tyrann Süleyman überwunden werden konnten. Lindos mit seiner viel zitierten Akropolis aus der Griechenzeit, war zwar ein Reinfall. Es herrschte Hochbetrieb mit Kreuzfahrtleuten, die unverkennbar mit roten, gelben oder blauen Armbändlein gekennzeichnet waren und ein unglaubliches Gedränge durch die engen Gassen von Lindos mit ihren unvermeidlichen Souvenirläden verursachten. Die Johanniter kapitulierten, erhielten aber freien Abzug. Sie ließen sich nach ihrer Vertreibung von Rhodos zunächst auf Kreta nieder, bis 1530 Malta zu ihrem neuen Stützpunkt wurde. Seitdem bürgerte sich die neue Bezeichnung Malteserorden ein. - 3 -
der starke Nordwind trug das Seine dazu bei. Die Seestrasse von Rhodos ist bekannt für hohen Wellengang und Schwimmwesten waren heute Sonntag Pflicht. Zum ersten Mal seit zwei Monaten mussten wir im dritten Reff fahren, es war also nichts mit gemütlichem Sonntagsfährtli. Einige Male lief die Sarabella bei den heftigen Böen aus dem Ruder und wenn man die Wellen nicht sauber ansteuerte, blieb man gleich stecken und wurde geduscht. Die Säulenreste der Akropolis von Lindos. Kein gemütliches Sonntagsfährtli. Massenandrang in Lindos für die Burgbesichtigung. Den Hafen werden wir nie anlaufen. Ihr könnt glücklich sein, dass ihr nicht in der Marina gewesen seid, begrüsste uns bei der Rückkehr unser nette Stegnachbar, der mit seinem wunderschönen Holzboot keinen Schritt vom Schiff tat, da es wieder schaukelte und an den Leinen rüttelte diesmal mit Südwind. Er hatte sogar die Marineros organisiert, damit sie unser Schiff besser vertäuen, damit es ja nicht irgendwo anschlägt, was natürlich sehr nett war. Trotz abflauendem Sturm war die Nacht dann noch schlimm genug. Was ist diese Marina doch für eine Fehlkonstruktion! Erleichert waren wir in Symi, als wir einen guten Hafenplatz zugewiesen bekamen und der Anker wider Erwarten gleich beim ersten Anlauf hielt. Wir haben einen guten Hafenplatz in Symi. Jetzt geht es nur nach Nordwesten Wir geben es zu, der Abstecher nach Rhodos hatte sich trotz allem gelohnt, doch jetzt lagen noch etwas 100 Seemeilen gegen den Wind vor uns. Es war auch merklich kühler geworden und Symi ist sehr reizvoll. - 4 -
Nachdem uns Symi im Frühling eine schlaflose Nacht mit Ankerwache beschert hatte, waren wir für einmal mit diesem Hafen versöhnt; es blieb die ganze Nacht praktisch windstill. Dass wir an dem zweiten sehenswerten Ankerplatz auf dieser Insel Panormitis mit seinem berühmten Walfahrtkloster wieder einmal zu einer Ankerwache gezwungen sein würden, hätten wir kaum geglaubt. Die kurze Fahrt ans Südende war zwar ruppig, doch nachts blies es mit Böen bis zu 28 Knoten, so dass wir aus Sicherheitsgründen im Zwei-Stundentakt an Deck blieben. Erst um drei Uhr morgens flaute es ab; ich hatte Glück, das wäre meine Wache gewesen. Regi war dafür ziemlich durchgefroren. Die Hälfte der 100 Meilen war geschafft, jetzt mussten wir noch einen sicheren Platz in Knidos, das am Westende der Datca-Halbinsel liegt, ergattern. Do you have a place on the pier, fragte ich Ali von der Knidos-Taverna an. Yes, no problem. Wie waren wir froh, dass wir nach einer anstrengenden Kreuz mit teilweise hohem, konfusem Seegang die Sarabella am Steg belegen konnten und uns erst mal eine verlängerte Siesta gönnten. Unsere kulturbefliessene Crew raffte sich allerdings auf, das antike Knidos zu besuchen. Wir sind fast die letzten Gäste in Knidos. Der letzte Segeltag nach Kos war dann wieder Bilderbuchwetter: Wenig Welle, regelmässiger Wind und voller Sonnenschein. Nach zwei Uhr legten wir nach 235 Seemeilen glücklich in Kos Marina an. Unsere türkische Saison war mit rund tausend Seemeilen seit mitte August damit zu Ende gegangen. Nächste Woche kommt die Sarabella ins Trockendock und wird gründlich überholt. Törnstrecke: Göcek Ekincik Ciftlik - Sailor s Paradise Bozburun Rhodos Symi Knidos Kos Distanz: 234 sm - 5 -