Liebe Gemeinde, es geht mir jetzt nicht um Hiob, sondern um unsere eigenen, oft falschen und oft zu kleinkarierten Vorstellungen von Gott.

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Transkript:

ADLISWILER PREDIGT Reformierte Kirche Adliswil 15. September 2013 / Dank-, Dank Buss- und Bettag Text: Markus 8, 27 29 Thema: Für Für das Universum danken? danken? Prof. Arnold Benz

2 Liebe Gemeinde! Ich möchte von einem Text aus der Hiob-Geschichte ausgehen. Sie kennen die Geschichte, Hiob der Gerechte verliert alles, seine Familie, sein Vermögen und am Schluss auch seine Gesundheit. Er klagt Gott in seiner Schlussrede an: Da nahm Hiob noch einmal das Wort und sprach: So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzogen, und.mein Leben verbittert hat (Hiob 27, 2). Darauf antwortet Gott: Wer behauptet, mein Walten sei finster, und redet ohne Einsicht? Gürte deine Lenden wie ein Mann, dann will ich dich fragen, und du lehre mich! (Hiob, 38,2) Knüpfst du die Bande des Siebengestirns, und löst du die Fesseln des Orion? Führst du die Sterne des Tierkreises heraus zur rechten Zeit, und leitest du den Grossen und Kleinen Bären? Kennst du die Gesetze des Himmels, und setzt du auf der Erde seine Herrschaft durch? (Hiob, 38, 31-33) Mit diesen Worten wird auf dem Höhepunkt der Hiob-Geschichte das Verhältnis von Gott und Mensch auf den Punkt gebracht: Hiob hat eine falsche Vorstellung von Gott und redet zu ihm wie zu einem Ebenbürtigen. Die Antwort der Geschichte ist: Gott überragt den Menschen unermesslich. Die Grösse und Tiefe der Schöpfung, vom einzelnen Menschen bis zu den Weiten des Universums, sind überwältigend. Das Staunen, die Bewunderung und das Erschrecken verschlagen Hiob die Sprache: Siehe ich bin zu gering, was könnte ich dir erwidern? Ich lege die Hand auf meinen Mund (Hiob, 40,4). Liebe Gemeinde, es geht mir jetzt nicht um Hiob, sondern um unsere eigenen, oft falschen und oft zu kleinkarierten Vorstellungen von Gott. Im ersten Bild sehen Sie das Siebengestirn (Plejaden) mit einem modernen Teleskop aufgenommen. Es ist ein Sternhaufen mit 6 oder 7 hellen Sternen und etwa 3000 kleineren Sternen. Das Siebengestirn ist 400 Lichtjahre entfernt und etwa 70 Millionen Jahre alt, also relativ jung für Sterne. Wie ist es entstanden? Hier sehen Sie noch Überreste, die darauf hinweisen. Wir kennen jüngere Sternhaufen, die erst 10 Millionen Jahre alt sind. Sie sind noch von der Molekülwolke umgeben, aus der sie entstanden sind. Es ist eine riesige Gaswolke mit über 100 Lichtjahren Durchmesser. In solchen Wolken bilden sich Wolkenkerne, sichtbar als weisse Punkte in dieser Aufnahme im fernen Infrarot.

3 Wolkenkerne sind nur ein Lichtjahr gross und kollabieren zu Sternen, wenn das Gas eine gewisse Dichte überschreitet. Molekülwolken sind dunkle Gebiete in Galaxien. Hier eine Nachbargalaxie mit sehr vielen solchen Wolken, wo heute noch Sterne entstehen. Unser Ort, das Sonnensystem, wäre ungefähr in der Mitte zwischen Zentrum und Rand. Auch in der Nähe des Sonnensystems entstehen heute noch Sterne. Ich möchte zwei mögliche Missverständnisse klären: 1. Ich habe die Astrophysik der Sternentstehung sehr stark abgekürzt oder eigentlich gar nicht richtig erklärt. Es spielen Dutzende von Prozessen dabei ineinander, von Schwerkraft, Chemie, Atomphysik, Plasmaphysik bis zur Kernphysik. Akkretionsscheiben kommen vor, Röntgenstrahlung, Jets und Ausflüsse. Wir verstehen heute bei weitem nicht, wie Sterne entstehen. Das würde Hiob oder die Autoren der Geschichte nicht verwundern, aber muss heute immer wieder gesagt werden. 2. Gott ist nicht sichtbar in den Bildern der heutigen Teleskope. Es gibt kein Bild von ihm, wie er Sterne macht und das man an die Kirchenwand hängen könnte. Hätte das Hiob erwartet? Ich glaube nicht, denn es widerspricht dem jüdisch-christlichen Gottesverständnis, dass man Gott fotografieren und damit dingfest machen kann. Gott ist, der er ist, der er sein wird (1. Mose 3,14). Wir halten fest: 1. Es gibt noch viele Lücken im wissenschaftlichen Verständnis der Sternentstehung. Diese Lücken sind die Forschungsgebiete der heutigen und zukünftigen Astrophysik. Um sie zu füllen, werden neue Teleskope gebaut und eingesetzt. Und es wird wieder neue Lücken geben, denn jede Antwort stellt auch mindestens eine neue Frage. Es gibt wohl keine Lücke, an deren Rand vielleicht noch die Gottes Fingerabdrücke zu finden sind. Weder in der Entstehung von Sternen, noch im Urknall. 2. Gott kommt nicht vor in der heutigen Astronomie. Man braucht ihn nicht zur Erklärung der Entstehung von Sternen. Gott erscheint in den Gleichungen der Astrophysik nicht. Es taucht da nicht plötzlich eine Unbekannte auf, ein riesiges grosses G. Daher finden einige Kollegen den Begriff Gott überflüssig. Wenn man ihn nicht braucht zur Erklärung der Welt, gibt es ihn nicht. Ich komme darauf zurück, warum dieser Schluss nicht zwingend ist. Die Frage von Hiob war: Warum, Gott, tust du mir das an? Hiob hatte die Vorstellung, Gott müsste als Wohltäter von Gerechten und als Bestrafender von Übeltätern auftreten. Hiob leitete also aufgrund dieser vermeintlichen Funktionen von Gott ein Recht her für sich. Als Gerechter erwartet er eine entsprechende Behandlung. Dem widerspricht die Hiobsgeschichte. Die Frage im Raum war damals: Wenn Gott nicht für mein Recht sorgt, wozu dann die Gerechtigkeit, wozu dann Gott?

4 In der Hiobsgeschichte wird dem Leser eindrücklich geantwortet, Gott ist grösser als sich Hiob vorstellte, grösser als ein Polizist und Richter von unbedeutenden Menschen. Heute ist die Frage etwas anders: Wie kann man den Schöpfer in der Natur wahrnehmen und wirkt er in der Welt? Einige glauben, Gott müsste naturwissenschaftlich nachweisbar sein in einer Lücke oder einem intelligenten Design, also einem naturwissenschaftlich beweisbaren Schöpfungsplan. Ich verstehe hingegen die Hiobsgeschichte so, dass auch in der heutigen Gottes Antwort an Mose gilt: Ich bin, der ich bin. Das bedeutet: Gott ist für Menschen nicht greifbar. Gott schafft zwar die Sterne, und auch den Urknall, aber er ist dabei nicht direkt sichtbar. Er ist naturwissenschaftlich nicht fassbar, kein Naturgesetz. Welchen Sinn soll dann der Begriff Gott noch machen? Wir wissen heute, dass Sterne und Planeten nach den nw Gesetzen und Zufall entstanden sind. Die Rolle des Schöpfers ist scheinbar kleiner geworden oder ganz aus der Entstehungsgeschichte verschwunden. Auf der anderen Seite wissen wir aber auch, dass das Universum viel grösser ist, als die Astronomen vor 300 Jahren vermuteten: zehn Billiarden (1016) mal (Newton). Gott muss in unserer Vorstellung ebenfalls grösser werden. Die Botschaft der Hiobsgeschichte wäre heute vielleicht: Gott ist grösser als die Forschungsobjekte der Naturwissenshaft. Es geht heute wieder wie bei Hiob um das Verhältnis von Gott und Welt. Und die Antwort ist dieselbe: Gott ist keine Konstruktion des Verstandes. Dieser sieht Gott immer wieder zu klein. Schöpfung hat mit Erfahrungen und einer Wirklichkeit zu tun, die man direkt wahrnehmen kann. Diese Wahrnehmung ist das Erstaunen und Erschrecken von Hiob. Das ist hier der springende Punkt. Schöpfung ist für mich keine blosse Behauptung, sondern beginnt mit Erfahrungen (erstaunen und erschrecken). Wenn z.b. in einer sternklaren Nacht Jupiter oder Venus am Himmel leuchten wird mir bewusst, wie unglaublich lebensfreundlich unsere Erde im Gegensatz dazu ist. Die vielen Sterne erinnern mich daran, dass es eine ganze Entwicklung und viele Generationen von früheren Sternen brauchte, bis genügend schwere Elemente vorhanden waren, so dass ein Stern von der Grösse der Sonne und ein Planet wie die Erde entstehen konnten. Es wird mir dann plötzlich klar, dass dies alles nicht selbstverständlich ist. Ich staune, dass es unsere Erde gibt, und vor allem dass es mich selbst gibt. Kein Naturgesetz hindert mich am Staunen. Staunen empfinde ich als ein direktes Wahrnehmen der Wirklichkeit. In solchen sternklaren Nächten hatte ich auch schon die Vorstellung, dass die Fingerabrücke zwar nicht an den einzelnen Himmelsobjekten zu sehen sind, sondern dass das ganze Universum vom Urknall bis heute mit seiner wunderbaren Entwicklung ein einziger Fingerabdruck Gottes sei. Gerade weil wir das Universum schon viel besser verstehen als früher, staune ich, dass es funktioniert. Das Staunen ist ein Aha oder ein Wow, aber es ist mit Erschrecken verbunden: Es wäre ja auch denkbar, dass das Universum oder die Erde nicht existierten. Es gibt keinen zwingenden Grund, dass wir hier sind.

5 Ich erfahre das Universum in diesen Augenblicken als ein Geschenk. So können wir auch unser Leben und unsere Lebenszeit als Geschenk empfinden. Wenn ich hier von Geschenk rede, dann ist dies eine bildhafte Beschreibung des Gefühls (staunen und erschrecken): Hier ist etwas Notwendiges und Wichtiges, das ich nicht selbst erzeugen kann. Ein Geschenk auf das ich kein Recht habe. Natürlich ist das Universum nicht nur für mich oder nur für die Menschen ein Geschenk, aber es ist auch für mich persönlich geschenkt. Im Universum können wir vieles als geschenkt empfinden, weil es bei weitem astrophysikalisch nicht selbstverständlich ist und wir es nicht erklären können: Die feine Abstimmung der physikalischen Konstanten, die sich seit dem Urknall nicht veränderten und genau richtig sind sodass Leben entstehen kann, ist sicher erstaunlich. Aber noch viel mehr erstaunt mich die Tatsache, dass es überhaupt Konstante und physikalische Gesetzte gibt, und das grösste Rätsel von allen, dass es die Zeit überhaupt gibt und immer wieder neue Zeit, in der Neues entstehen kann. Zum Bild des Geschenks gehört ein Schenkender, also der Schöpfer, und auf der anderen Seite die Beschenkten. Es ist mir wichtig und ich möchte betonen, dass dies nicht nur eine Konstruktion ist. Das Wahrnehmen des geschenkten Lebens und des geschenkten Universums beruht auf Erfahrungen, die jeder und jede machen kann. Es ist keine zwingende Wahrnehmung, die man beweisen oder auf eine Formel reduzieren kann. Es ist eine primäre Wahrnehmung, an der man teilnehmen kann und zu der man eingeladen ist. Heute ist eidg. Dank-, Buss- und Bettag. Kann oder soll man auch für das Universum danken? Ein Geschenk bleibt immer ein Geschenk, etwas, das wir nicht selbst erworben haben. Wer schon gestaunt hat, dass es Sterne und die Erde gibt, dass es Menschen gibt, und dass es jeden von uns persönlich gibt, hat das Universum schon als Geschenk wahrgenommen und ist dem Schenkenden zu Dank verpflichtet. Dass wir mit diesem Geschenk nicht immer sinnvoll umgegangen sind, könnte dazu anregen, Busse zu tun und umzukehren zu einem angebrachten Verhalten. Das Universum im Grossen ist nicht unter unserem Einfluss, aber unser Planet ist auch ein Teil des Universums und ein ausserordentliches Geschenk. Und schliesslich zeigt das Bild des Geschenks, wie wir auf den Schenkenden angewiesen sind. Alles für uns wirklich Lebensnotwendige haben wir nicht selbst erworben. Und für das Lebensnotwendige können wir ihn gewiss auch bitten. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Dank-, Buss- und Bettag. Amen